Bürgerinformationssystem
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Antrag der Verwaltung
1. Der Kreistag nimmt den Bericht zum Zukunftsforum Oberkochen zur Kenntnis.
2. Vorbehaltlich eines finalen Beschlusses nach Vorlage der entsprechenden Vereinssatzung befürwortet der Kreistag den Beitritt des Ostalbkreises zu einem noch zu gründenden Trägerverein für den Betrieb des Zukunftsforums.
3. Die Verwaltung wird beauftragt, für das Zukunftsforum Oberkochen einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 100.000 EUR pro Jahr für die ersten acht Jahre ab Inbetriebnahme in den Haushalt einzustellen.
Sachverhalt/Begründung
Ausgangssituation Die Region Ostwürttemberg ist eine bedeutende Industrieregion, die sich durch ihre wirtschaftliche Vielfalt und Innovationskraft auszeichnet. Im Ostalbkreis sind 46,4 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im produzierenden Gewerbe tätig, 26,3 % in Hochtechnologiebranchen. Die industriellen Schwerpunkte im Ostalbkreis liegen in der Produktion von optischen und elektronischen Erzeugnissen, der Herstellung von Metallerzeugnissen sowie in der Automobilzulieferindustrie und im Maschinenbau. Besonders prägend sind die regionalen Innovationscluster in den Bereichen Photonik, Laser- und zunehmend auch Quanten-Technologien sowie in den Querschnittstechnologien Materialwissenschaften und Künstliche Intelligenz. Die hohe Innovationskraft der Region zeigt sich insbesondere im bundesweiten Spitzenplatz bei der Patentdichte, die deutlich über dem deutschen und baden-württembergischen Durchschnitt liegt. Diese Innovationskraft bildet die Grundlage für den weiteren Fortschritt und die Wettbewerbsfähigkeit der Region, die sich den Herausforderungen des demographischen Wandels sowie der ökologischen und digitalen Transformation stellt. Diese Transformation erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und politischen Akteuren, um innovative Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich tragfähig sind. Die zukünftige Stärke unseres Wirtschaftsstandorts wird maßgeblich durch Innovation, Bildung und Forschung geprägt sein. Unser Fokus ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Ostalbkreises insgesamt, in dem wir Zukunftsfelder und Zukunftsbranchen in ihrer Entwicklung unterstützen. Wir arbeiten intensiv mit den regionalen Akteuren zusammen, um so auch für die Anschlussfähigkeit unserer Spezialisierungsfelder an Strategien der nächst höheren Ebenen zu sorgen.
Im Januar 2025 stellte die EU-Kommission den „Kompass für Wettbewerbsfähigkeit“ vor, einen neuen Fahrplan zur Wiederherstellung der Dynamik Europas und zur Förderung des Wirtschaftswachstums. Darin enthaltene Initiativen der EU-Kommission wie der Clean Industrial Deal unterstreichen, dass Dekarbonisierung weiterhin eine hohe Priorität in der europäischen Wirtschaft haben wird. Mittels innovativer Technologien und der Schaffung von sauberen, nachhaltigen Produktionsmethoden soll gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum ermöglicht werden. Die Industrie und der Mittelstand werden in diesem Übergang unterstützt, um globalen Klimazielen besser gerecht zu werden.
Der Standort Ostalbkreis hat die Chance, eine Vorreiterrolle in dieser nachhaltigen Transformation zu übernehmen, indem er seine starke industrielle Basis ebenso wie Handwerk und Dienstleistung mit innovativen Lösungen kombiniert und vernetzt, um so aus neuen Technologien und klimafreundlichen Produkten neue Wertschöpfung zu generieren. So genannte „GreenTech“-Lösungen verbinden Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz mit Technik. Ziel der Landesregierung ist es, Baden-Württemberg als „Musterland für GreenTech“ zu etablieren. Das Land soll weltweiter Leitmarkt dieser grünen Technologien werden.[1] Besonders die Bauwirtschaft sieht sich einem grundlegenden Wandel gegenüber, der durch technologische Innovationen, wie Künstliche Intelligenz, Robotik und die digitale Transformation, sowie durch den Druck, umweltfreundlichere Lösungen zu finden, vorangetrieben wird. In diesem Zusammenhang gewinnen Green Tech und Bioökonomie zunehmend an Bedeutung, da sie Schlüsseltechnologien für eine nachhaltige Zukunft darstellen. Green Tech fördert die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien, die Ressourcen schonen und den CO₂-Ausstoß reduzieren, während die Bioökonomie auf die Nutzung erneuerbarer biologischer Ressourcen setzt, um nachhaltige Produkte und Prozesse zu schaffen.
Zielsetzungen und Angebote des Zukunftsforums Das Zukunftsforum Oberkochen setzt genau hier an: es bietet regionalen Unternehmen Hilfestellungen, um auf diese tiefgreifenden Veränderungen reagieren zu können, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und gleichzeitig einen positiven Beitrag zu einer nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Zukunft zu leisten. Das Ziel ist, einen Austauschraum zu schaffen, der neue grüne Technologien vorantreibt, Wissen teilt und der Stadt, den Unternehmen sowie der Region als Impulsgeber dient.
Neben der Förderung von Innovationen durch einen Wissensaustausch bis hin zu konkreten Kooperationsmöglichkeiten mit der Wissenschaft werden regionale und überregionale Kompetenzen vernetzt, um neue Technologien und Innovationsfähigkeit voranzutreiben, regionale Wertschöpfung zu erhöhen und Kreislaufwirtschaft zu optimieren. Einen weiteren Schwerpunkt des Zukunftsforums bilden Weiterbildungsmöglichkeiten und Berufsorientierungsangebote, um Fachkräfte in der Region zu halten und anzuwerben. Auch für Schülerinnen und Schüler und die allgemeine Öffentlichkeit werden Aktionen zum klimapositivem Verhalten und zur Bildung für nachhaltige Entwicklung im Zukunftsforum stattfinden. So wird das Zukunftsforum zu einem lebendigen Zentrum für Wissens- und Technologietransfer, das sowohl Unternehmen als auch der Bevölkerung zugutekommt und mit vielfältigen Formaten wie Fachausstellungen, Workshops, Bildungsangeboten, Informationsveranstaltungen, Vorträgen oder Kleinkonferenzen zur Bereicherung der Stadt und Region beiträgt. Aufgrund der erfolgreichen Beteiligung des Ostalbkreises am Wettbewerb RegioWIN 2030 stehen der Stadt Oberkochen Zuschüsse in Höhe von bis zu 6,6 Mio. EUR aus europäischen EFRE-Mitteln (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) und Landesfördermitteln in Aussicht, um das Zukunftsforum Oberkochen zu realisieren.
Standort: Dreißentalstraße in Oberkochen Mit einem Waldanteil von über 75 Prozent an der Gemarkung ist Oberkochen eine der waldreichsten Kommunen in Baden-Württemberg und identifiziert sich stark mit dem nachhaltigen und vor Ort erzeugten Rohstoff Holz. Oberkochen gilt als Wiege des Bohrermacherhandwerks: Ausgehend vom Lehrbetrieb des „Bohrerfabrikanten“ Jakob Christoph Bäuerle entwickelten sich mehrere auf die Herstellung von Maschinenwerkzeugen spezialisierte Unternehmen in Oberkochen. Oberkochen ist bis heute ein Zentrum der werkzeugherstellenden Industrie u. a. mit dem Weltmarktführer LEITZ, der auf Maschinenwerkzeuge zur Holzbearbeitung spezialisiert ist. Auch aus anderen Branchen haben Weltmarktführer ihren Sitz in Oberkochen (z. B. Zeiss, Hensoldt) ebenso wie die neue Forschungsgruppe Aktive Laserfasern der Abteilung Lasertechnologie des Fraunhofer Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, was Oberkochen zu einem besonders forschungsstarken Ort im Ostalbkreis macht. Die räumliche Nähe zur Hochschule Aalen als eine der forschungsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland ist ebenso gegeben wie - mit Fokus auf das Thema Holz - zum Forstlichen Bildungszentrum Königsbronn.
Das Zukunftsforum wird in der Stadtmitte von Oberkochen errichtet werden. Dort wird die alte Feuerwehrwache nach dem Umzug in ein neues Blaulicht- bzw. Rettungszentrum abgebrochen und somit Platz für das Zukunftsforum geschaffen.[2] Der Baustart ist im Jahr 2026 vorgesehen. Die Fertigstellung des Gebäudes soll bis spätestens Ende 2028 erfolgen.
Der Standort in der Dreißentalstraße ist zentral gelegen und fußläufig vom Bahnhof aus erreichbar. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Dreißental-Schulzentrum sowie die gerade im Neubau befindliche Dreißental-Halle als multifunktional nutzbare Veranstaltungshalle für Oberkochen.
Architektur: Demonstratorbauwerk des Exzellenzclusters Architektur der Universität Stuttgart Das Zukunftsforum wird als wissenschaftliches Demonstrationsprojekt in Kooperation mit dem Exzellenzcluster Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur (IntCDC) der Universität Stuttgart (Prof. Achim Menges) entstehen. Das Zukunftsforum macht die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft des digitalen Holzbaus in Baden-Württemberg konkret fassbar und dient der Akzeptanz der Bauwende sowie der überregionalen Verbreitung der breiten architektonischen Möglichkeiten im Holzbau mit Strahlkraft in die Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft hinein.
In der Bauphase soll der Fachwelt die Innovation im Bauwesen anhand des Baufortschritts durch Begehungen vor Ort, Workshops und Informationsveranstaltungen näher vermittelt werden. Die Wissensvermittlung in der Bauphase ist ein erfolgskritischer Faktor, um ein gesteigertes Interesse bei gewerblichen KMU aus der Bauwelt und angrenzenden Branchen, Kommunen, Architektenbüros, Bauherren usw. für die Transformation zu wecken und damit diese Zielgruppen für die Bauwende im Allgemeinen zu überzeugen. Nach Fertigstellung des Zukunftsforums als Innovationsobjekt der Bauwende wird das Gebäude als Wissens- und Transferzentrum wirken. Ergebnisse aus Forschungsarbeiten sowie klimarelevante und ressourcenschonende Innovationen sollen hierüber verbreitet, diskutiert und angewendet werden. Sie sind der Motor für eine Bau- und Nachhaltigkeitswende.
Betrieb: Verein und Bildungsträger Bauherr und Eigentümer des Zukunftsforums wird die Stadt Oberkochen sein. Der Betrieb des Zukunftsforums wird an einen noch zu gründenden Trägerverein als unentgeltlicher Auftrag übergeben. Neben den geplanten Hauptträgern des Vereins, der Stadt Oberkochen und dem Ostalbkreis, steht auch allen die Mitgliedschaft offen, die Interesse daran haben, die Entwicklung und das Angebot des Zukunftsforums aktiv mitzugestalten (z. B. Unternehmen, Privatpersonen, Bildungsträger). Durch eine breite Beteiligung soll eine starke Vernetzung zwischen den regionalen Akteuren entstehen, die den Austausch von Ideen fördert, Innovationen unterstützt und die langfristige Zukunft der Region auch mit besonderem Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen gemeinsam sichert.
Der Trägerverein schreibt den Betrieb des Zukunftsforums aus. In einer vorbereitenden Markterkundung zeigte sich der Graduate Campus der Hochschule Aalen (gGmbH) interessiert, den Betrieb des Zukunftsforums zu übernehmen. Als „Blaupause“ dient hier der Betrieb der EULE in Schwäbisch Gmünd durch die Technische Akademie.
Der Graduate Campus der Hochschule Aalen ist die Weiterbildungseinrichtung der Hochschule Aalen und gestaltet seit 15 Jahren vielfältige berufliche wissenschaftliche Lernangebote. Das breite Spektrum reicht von kompakten Weiterbildungskursen über umfangreiche Zertifikatsprogramme bis hin zu berufsbegleitenden Bachelor- und Masterstudiengängen in den Bereichen Technik, Informatik und Wirtschaft. Erste Weiterbildungsangebote im Bereich Green Tech sind bereits etabliert in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg. Der Graduate Campus beschäftigt derzeit 23 Mitarbeitende und ist ein wirtschaftlich unabhängiges Unternehmen. Gesellschafter sind die Hochschule Aalen und der Förderverein der Hochschule. Die Gesellschaft verfolgt das gemeinnützige Satzungsziel der beruflichen Bildung in der Region Ostwürttemberg und darüber hinaus.
[1] https://um.baden-wuerttemberg.de/de/umwelt-natur/umwelt-und-wirtschaft/ressourceneffizienz-und-greentech/greentech [2] Abbruch erfolgt außerhalb des Fördervorhabens. Finanzierung und Folgekosten
Die geschätzten Baukosten inkl. technischer Gebäudeausstattung von ca. 16 Mio. EUR werden im Rahmen von RegioWIN mit voraussichtlich 4,4 Mio. EUR aus EU-Mitteln (EFRE) und 2,2 Mio. EUR aus Landesmitteln gefördert. Die verbleibenden Baukosten in Höhe von 9,4 Mio. EUR trägt die Stadt Oberkochen. Der Grundsatzbeschluss für die Investition zur Errichtung des Zukunftsforums sowie für die Bereitstellung ergänzender Mittel für den laufenden Betrieb wurde vom Gemeinderat der Stadt Oberkochen in der öffentlichen Sitzung am 31.03.2025 getroffen.
Für den Betrieb des Gebäudes ist die Gründung eines Trägervereins vorgesehen, der über eine Ausschreibung einen geeigneten Betreiber mit der Umsetzung beauftragt. Es ist vorgesehen, dass der Ostalbkreis - ergänzend zur Stadt Oberkochen - den Anlauf des Betriebs in den ersten acht Jahren mit jeweils 100.000 EUR pro Jahr unterstützt. Die Ausgaben sind frühestens ab dem Haushalt 2028 im Ergebnishaushalt entsprechend einzuplanen. |
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