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Vorlage - 030/2025  

 
 
Betreff: Struktur und Projekte des Sachgebiets "Gesundheitsplanung, -versorgung und -förderung"
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Gesundheit   
Beratungsfolge:
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und des Jugendhilfeausschusses Kenntnisnahme
17.03.2025 
Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und des Jugendhilfeausschusses zur Kenntnis genommen   
Anlagen:
Schaubild SG Gesundheitsplanung_neu

Antrag der Verwaltung

 

Der Ausschuss für Soziales und Gesundheit und der Jugendhilfeausschuss nehmen den Bericht über die Struktur und Projekte des Sachgebiets „Gesundheitsplanung, -versorgung und -förderung“ sowie die Antragstellung zur Verstetigung des Projekts „Gesunde Chancen für Kinder und Familien“ im Rahmen der Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Präventionsnetzwerken gegen Kinderarmut zur Kenntnis.

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Das Sachgebiet „Gesundheitsplanung, -versorgung und -förderung“ des Geschäftsbereichs Gesundheit setzt seit 2019 verschiedene Maßnahmen und Projekte um. Die Grundlage dafür bilden das Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGDG) sowie das Landesgesundheitsgesetz (LGG) des Landes Baden-Württemberg. Hier ist festgeschrieben, dass die Gesundheitsämter auf Basis der Gesundheitsberichterstattung und der Gesundheitsplanung konkrete Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsversorgung entwickeln, durchführen und evaluieren.

 

Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) soll durch eine Vernetzung an den Schnittstellen der ambulanten und stationären Versorgung sowie durch eine verstärkte Patientenorientierung und Regionalisierung eine bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige gesundheitliche Versorgung gewährleisten. Durch Gesundheitsförderung und Prävention, die gleichberechtigt neben der medizinischen Versorgung stehen, sollen die Gesundheit, die Lebensqualität, die Selbstbestimmung und die Beschäftigungsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger erhalten und gestärkt werden.

 

Aktuell befindet sich das Land Baden-Württemberg in einem Transformationsprozess für den ÖGD. Ziel ist es, eine vernetzende, initiierende und steuernde Rolle bei der Bewältigung regionaler Fragen rund um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung einzunehmen. Das Land sieht den ÖGD als ideales Bindeglied des Gesundheitssystems und möchte dessen aktive Rolle in der sektorenübergreifenden Gestaltung der regionalen Versorgung vor Ort stärken.

 

In untenstehender Abbildung ist die Struktur des Sachgebiets „Gesundheitsplanung, -versorgung und -förderung“ dargestellt.

 

Kommunale Gesundheitskonferenz

Das Leitungsgremium der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) des Ostalbkreises setzt sich aus delegierten Vertretungen der örtlichen Institutionen und Einrichtungen aus Gesundheitsförderung und Prävention, der gesundheitlichen Versorgung sowie aus dem Sozialbereich zusammen. Die KGK berät, koordiniert und vernetzt, entwickelt Ziele und gibt Empfehlungen für die Bereiche Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsversorgung mit örtlichem Bezug. Einmal jährlich wird ein Thema für die öffentliche Kommunale Gesundheitskonferenz ausgewählt. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung für alle Bürgerinnen und Bürger, bei der über wichtige gesundheitliche Themen informiert und eine Plattform für Austausch und Diskussion mit Expertinnen und Experten geboten wird. Im Jahr 2024 wurde das Thema „Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ behandelt.

 

Steuerungskreis ärztliche Versorgung

Der Steuerungskreis ärztliche Versorgung setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Landratsamts, der Kliniken Ostalb und des Vorstands der Ärzteschaften Aalen und Schwäbisch Gmünd zusammen. Er entscheidet über Empfehlungen, die von den nachfolgend aufgeführten Arbeitsgruppen ausgearbeitet werden. Die Arbeitsgruppen, die von den Mitarbeitenden des Sachgebiets „Gesundheitsplanung, -versorgung und -förderung“ geleitet werden, sind für die Konzeptionierung, Durchführung und Evaluation der Maßnahmen zuständig. Dies geschieht unter Mitwirkung und in guter Zusammenarbeit mit den Ärzteschaften Aalen und Schwäbisch Gmünd, den Kliniken Ostalb sowie den Kommunen des Ostalbkreises.

 

AG Nachwuchsförderung und -gewinnung

Das Ziel der Arbeitsgruppe ist es, attraktive Angebote zu erarbeiten, um Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner für den Ostalbkreis zu gewinnen, dort zu halten und diese zu fördern. Maßnahmen, die bereits umgesetzt wurden, sind u.a. die Gründung des Weiterbildungsverbunds Allgemeinmedizin Ostalbkreis sowie die Einführung eines Stipendienprogramms für Medizinstudierende, die sich dazu verpflichten, später hausärztlich im Ostalbkreis tätig zu werden. Im Rahmen der Kooperation mit dem Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Ulm absolvieren Medizinstudierende regelmäßig ihre Blockpraktika in Hausarztpraxen im Ostalbkreis. Angebote, die 2024 erstmals für Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner durchgeführt wurden, waren die Famulaturplus und die Fortbildungsveranstaltung „Medizin im Ostalbkreis erleben“. Um bereits Schülerinnen und Schüler aus dem Ostalbkreis für die Medizin zu begeistern, werden weitere Maßnahmen, wie etwa Informationsveranstaltungen zum Medizinstudium sowie die Bewerbung der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten und des Medizinstudiums bei Ausbildungs- und Studienmessen, umgesetzt.

 

AG Hausärztliche Versorgung

Aufgabe der Arbeitsgruppe Hausärztliche Versorgung ist es, die aktuelle Versorgungssituation zu erheben, Planungen von Seiten der Ärztinnen und Ärzte sowie Kommunen für die kommenden Jahre in Erfahrung zu bringen, die Zusammenarbeit der Akteure vor Ort weiterzuentwickeln und individuelle Handlungsmöglichkeiten und Versorgungsmodelle für die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung zu erarbeiten. Die sogenannten Teilraumkonferenzen dienen dabei als Austauschveranstaltungen für die Hausärztinnen und -ärzte und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus den jeweiligen Teilräumen. Aus der Arbeitsgruppe hervor ging die Gründung der Genossenschaften MEDWALD eG, VirnMED eG und KocherMED eG. Die Genossenschaften betreiben hausärztliche Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und leisten so einen Beitrag zur Sicherstellung der Versorgung.

 

AG Sektorenübergreifende Notfallversorgung

Nachdem im Januar 2025 ein neues Gutachten für die Weiterentwicklung der Landeskrankenhausplanung in Baden-Württemberg veröffentlicht wurde, wurde die AG Sektorenübergreifende Notfallversorgung ins Leben gerufen. Ziel ist es, gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, der Kliniken Ostalb und der Rettungsdienste sektorenübergreifende Ansätze zu entwickeln, um die präklinische Patientensteuerung zu stärken und somit die Rettungsdienste und die Notaufnahmen zu entlasten.

 

AG Fachärztliche Versorgung

Ziel der Arbeitsgruppe ist das Monitoring der ambulanten fachärztlichen Versorgungssituation, die Sicherstellung einer hochwertigen Versorgung und eine strukturierte Kommunikation mit den einzelnen Facharztgruppen, z.B. bei Praxisabgaben. Auch die Vernetzung ambulant-stationär sowie die Einbeziehung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in die Umsetzung des Zukunftskonzepts der Kliniken Ostalb werden im Rahmen der Arbeitsgruppe behandelt.


Physician Assistants

Physician Assistant (PA) ist eine aus dem internationalen Sprachgebrauch entlehnte Bezeichnung für einen hochschulisch qualifizierten Gesundheitsberuf. Ziel des Berufsbildes ist es, Ärztinnen und Ärzte durch die Übernahme delegierbarer Aufgaben zu entlasten, sodass diese den Fokus auf ihre Kernkompetenzen legen können. Der Bachelorstudiengang Physician Assistant wird seit dem Wintersemester 2022/2023 an der Hochschule Aalen angeboten. In jedem Semester gibt es Praxismodule, die bei ausgewählten Kooperationspartnern u.a. den Kliniken Ostalb absolviert werden. Der Ostalbkreis beteiligt sich an der Finanzierung von zwei sogenannten Gemeinsamen Professuren für den Studiengang. Das Sachgebiet „Gesundheitsplanung, -versorgung und -förderung“ unterstützt Aktivitäten der Hochschule Aalen und weiterer Akteure, die das Ziel haben, die Absolventinnen und Absolventen für eine Tätigkeit im Ostalbkreis zu gewinnen.

 

Kampagne zur Ärztegewinnung

Unter dem Motto "Suchst du noch oder praktizierst du schon?" haben sich die Kliniken Ostalb und das Landratsamt Ostalbkreis zusammengetan und eine gemeinsame Kampagne gestartet. Ziel der Kampagne "LAND.KREIS.ARZT." ist es, neue Ärztinnen und Ärzte für die ambulante und stationäre medizinische Versorgung im Landkreis zu gewinnen. Es werden die unterschiedlichen Möglichkeiten vorgestellt, im Ostalbkreis ärztlich tätig zu werden. Auch Angebote für Schülerinnen und Schüler und Medizinstudierende, wie etwa Stipendienprogramme, Veranstaltungen oder Praktika, werden beworben. Ein Fokus liegt dabei auf den Sozialen Medien. In Videos und Bildbeiträgen berichten beispielsweise Landärztinnen und -ärzte, warum sie sich für eine Tätigkeit im Ostalbkreis entschieden haben.

 

Servicestelle und Homepage www.mediportal-ostalbkreis.de

Medizinstudierende, Ärztinnen und Ärzte sowie Kommunen können sich mit allen Fragen und Anliegen rund um die ärztliche Versorgung an die Servicestelle wenden, die von den Mitarbeitenden des Sachgebiets betreut wird. Medizinstudierende erhalten beispielsweise Unterstützung beim Finden einer geeigneten Stelle für Praktika oder die Facharztweiterbildung. Ärztinnen und Ärzte werden bei der Suche nach einer passenden Praxis für eine Niederlassung oder Anstellung unterstützt. Auch bei der Suche nach einer Wohnung, einem Bauplatz oder einem Kitaplatz hilft die Servicestelle weiter. Unterstützung gibt es außerdem bei der Organisation von ärztlichen Zusammenschlüssen und Praxisvergrößerungen, der Gewinnung von Fördermitteln oder der Suche nach einer Nachfolge. Die Website www.mediportal-ostalbkreis.de gibt einen Überblick über die Maßnahmen und Projekte zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung im Landkreis. Zudem gibt es eine Stellenbörse, auf der aktuelle ambulant-ärztliche Stellenausschreibungen veröffentlicht werden. Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinstudierende können sich so bequem über Möglichkeiten der Niederlassung, Anstellung oder Aus- und Weiterbildung im Ostalbkreis informieren. Darüber hinaus wird über verschiedene Fördermöglichkeiten informiert.

 

Ostalb bewegt Kinder

Seit dem Jahr 2022 werden im Rahmen der Initiative „Ostalb bewegt Kinder“ verschiedene Maßnahmen zur Bewegungsförderung bei Kindergartenkindern umgesetzt. Das Sachgebiet arbeitet dabei eng mit dem Turngau Ostwürttemberg, dem Sportkreis Ostalb und der AOK Ostwürttemberg zusammen. Ziele des Projekts sind u.a. die Erhöhung der Anzahl an 3- bis 6-jährigen Mitgliedern in den Sportvereinen, die Schulung von pädagogischem Fachpersonal zum Thema Bewegung sowie die Förderung von Kooperationen zwischen Kindergärten und Sportvereinen. Damit sollen die Bewegung und ein gesundes Aufwachsen gefördert und ein wichtiger Beitrag zur sozial-emotionalen Persönlichkeitsentwicklung der Kinder geleistet werden. Bausteine von „Ostalb bewegt Kinder“ sind beispielsweise der jährlich stattfindende Kongress „Bewegungsförderung im Kindergarten“, der Bewegungspass, das Mini-Sportabzeichen, die „Turni Tobe Halle“ und die Projektbroschüre zur Bewerbung der Angebote.

 

Gesunde Chancen für Kinder und Familien

Der Ostalbkreis konnte im Oktober 2021 erstmals die Förderung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg für das Projekt "Gesunde Chancen für Kinder und Familien - Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut im Ostalbkreis" gewinnen. Im Rahmen des Projekts soll unter Miteinbezug aller für das Thema Kinderarmut relevanten Akteure und Organisationen flächendeckend ein Präventionsnetzwerk aufgebaut werden. Das Projekt zielt auf die Erhöhung der Teilhabechancen sowie die Verbesserung der Gesundheit von armutsgefährdeten und von Armut betroffenen Kindern zwischen 0 und 10 Jahren und deren Familien ab. Gemeinsam mit den Netzwerkpartnerinnen und -partnern werden verschiedene Angebote in den Bereichen Ernährung, Bewegung, psychische Gesundheit und soziale Teilhabe umgesetzt. Auch die Sensibilisierung für Auswirkungen von Armut und armutssensibles Handeln stehen im Fokus. Um das Projekt zu verstetigen, wird der Ostalbkreis im April 2025 einen Antrag für eine dritte Förderphase beim Sozialministerium Baden-Württemberg einreichen (gemäß Verwaltungsvorschrift über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Präventionsnetzwerken gegen Kinderarmut). Ist der Antrag erfolgreich, wird das Projekt bis 31. August 2026 weiterlaufen. Die Zielgruppe wird dabei voraussichtlich auf die Altersgruppe der 0- bis 14-Jährigen ausgeweitet.

 

Hitzeaktionsplan

In vielen Kommunen in Deutschland hat die Hitzebelastung bereits spürbar zugenommen. Durch den Klimawandel steigt die Zahl von heißen Sommertagen und tropischen Nächten weiter an und es kommt immer häufiger zu intensiven Hitzewellen. Dies stellt eine wachsende Bedrohung für den Menschen dar, denn extreme Hitze kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Aus diesem Grund hat das Sachgebiet gemeinsam mit einer Projektgruppe, an der stellvertretend auch zwei Kommunen des Ostalbkreises teilnehmen, die Initiative ergriffen und einen Hitzeaktionsplan für den Ostalbkreis entwickelt. Der Hitzeaktionsplan enthält verschiedene Maßnahmenvorschläge, die als Orientierung für die Kommunen im Ostalbkreis dienen können. Das Sachgebiet steht gerne bereit, die Kommunen bei allen Fragen rund um das Thema Hitze zu beraten und zu unterstützen. Zudem werden verschiedene Maßnahmen zur Sensibilisierung der Bevölkerung zum Thema Hitze und Hitzeschutz umgesetzt.

 

Ich kann kochen!

Seit 2015 begeistert "Ich kann kochen!" Kinder für eine vielseitige Ernährung, indem pädagogische Fachkräfte aus Kitas, Grundschulen und Horten zu Genussbotschafterinnen und -botschaftern fortgebildet werden. Die Initiative der Sarah Wiener Stiftung und der BARMER gibt den Fachkräften alles an die Hand, was sie brauchen, um in ihrer Einrichtung mit den Kindern praktische Ernährungsbildung umzusetzen. Auch im Ost-albkreis wird die Initiative seit 2024 umgesetzt. Für die Ausbildung zu Genussbot-schafterinnen und Genussbotschaftern werden kostenfreie Team-Fortbildungen angeboten.

 

 

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Die Projekte und Maßnahmen des Sachgebiets „Gesundheitsplanung, -versorgung und -förderung“ werden über den Haushalt des Landkreises, Kostenstellen 4140010001 „Gesundheitsförderung“, 4140010003 „Gesundheitsversorgung“ und 1270010000 „Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum“ finanziert. Zudem werden für die Initiative „Ostalb bewegt Kinder“ sowie die Projekte „Gesunde Chancen für Kinder und Familien“ und „Ich kann kochen!“ Fördergelder von Dritten genutzt.

 


Anlagen

 

Schaubild - Sachgebiet Gesundheitsplanung, -versorgung und -förderung

 

 

 

Sichtvermerke

 

gez. Schönsee, Geschäftsbereich Gesundheit

gez. Urtel, Dezernat V

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landrat 

Anlagen:  
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