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Beschlussantrag
Der Verwaltungsrat der Kliniken Ostalb sowie der aktuelle Kreistag der Legislaturperiode 2019-2024 empfehlen / der Kreistag der Legislaturperiode 2024-2029 beschließt:
Die Umsetzung der Personalmaßnahmen soll sozial verträglich erfolgen. Der Vorstand berichtet dem Verwaltungsrat regelmäßig über den Umsetzungsstand der Sofort- und Übergangsmaßnahmen sowie über die tariflichen und über die über- und außertariflichen Kosten, die durch die o.g. Maßnahmen entstehen.
Sachverhalt/Begründung
In der Beschlussbegründung und Herleitung wurde aber auch verlangt, die Grund- und Basisversorger raumschafts- und standortbezogen nach Bedarf weiterzuentwickeln und inhaltlich zu konkretisieren, unter Berücksichtigung von Einwohnerdichte und Fallzahlen.
Zwischenzeitlich sind folgende Erkenntnisse miteinzubeziehen: - Gutachten zum Standortauswahlverfahren mit einer nachweislichen Erreichbarkeit für 88 % der Bevölkerung des Landkreises zum neuen Regionalversorger in 30 PKW-Fahrminuten. - Weitere Konkretisierung der Bundes- und Landeskrankenhausplanung mit Leistungsgruppen. - Fallzahlprognosen für den Ostalbkreis mit sinkenden OP-Zahlen und eine dramatische wirtschaftliche Entwicklung der Kliniken Ostalb. - Das in Zielvariante 1 beschriebene Medizinkonzept entspricht den Eckpunkten des Kreistagsbeschlusses, steht jedoch in Zielkonflikten mit den neuen Erkenntnissen. Die Vorgaben des Erhalts bisheriger Leistungsangebote, einer Verbesserung der finanziellen Betriebsergebnisse und des Erhalts der qualitativen Anforderungen (G-BA) der Leistungserbringung lassen sich mit Variante 1 nicht erreichen. - Zielvariante 2 versucht diesem Zielkonflikt zu begegnen. An dieser Stelle ist auf die ausführliche Darstellung und Bewertung der Varianten in der Anlage zu verweisen. Insbesondere auch die Bewertung der IST-Situation der Standort mit Blick auf die anstehenden Leistungsgruppenzuweisungen durch die Länder.
1. Zielbild Variante 1
Standort Essingen Leistungsumfang: Zentralversorger Am neuen Regionalversorger in Essingen (Fertigstellung ca. 2035) soll künftig das gesamte somatische Leistungsangebot und Psychosomatik der Kliniken Ostalb angeboten werden. Umfassend soll die Versorgung von Geburten und Kindern ab Level 1 dort erfolgen. In der Notfallmedizin (angestrebt wird höchste Stufe der Notfallversorgung) sollen insbesondere alle Schlaganfälle des Kreises in der regionalen Strokeunit inkl. einem neuroradiologischen Thrombektomieangebot (Kopfzentrum), alle Herzinfarkte und alle Schwerstverletzten im regionalen Traumazentrum inkl. einer Neurochirurgie und Gefäßchirurgie versorgt werden. Die Intensivmedizin soll auf der höchsten Versorgungsstufe, komplex, betrieben werden. Ergänzend zur Alterstraumatologie soll der geriatrische Schwerpunkt mit angegliederter geriatrischer Frührehabilitation in Essingen angesiedelt werden. Elektiv sollen alle Fächer rund um ein onkologisches Zentrum (Darm, Gyn, Brust, Prostata, Niere, Pankreas, Hämatologie, Kopf) und Psychosomatik dort zentral angesiedelt werden. Eine stationäre onkologische Versorgung an den anderen Standorten ist nicht vorgesehen. Weitere hochelektive Medizin wie Wirbelsäuleneingriffe, Endoprothetik inkl. Wechselendoprothetik soll in Essingen angeboten werden.
Zielbild Variante 1 - Standort Mutlangen Leistungsumfang: Grundversorger und Geburtshilfe Am Standort in Mutlangen soll in Variante 1 noch eine internistische Versorgung (geriatrische Ausrichtung), eine unfallchirurgische Versorgung und eine Geburtshilfe Level 4 angeboten werden. Ergänzend sollen 6 Intensivbetten betrieben werden. Die vorgehaltene Notfallversorgung entspricht der G-BA Basisnotfallversorgung. Alle anderen Leistungen (Kinderklinik Level 1-3, lokale Strokeunit, Herzkatheter 24/7, Gefäßchirurgie, Viszeralchirurgie, Innere Medizin mit Kardiologie, Onkologie, Pneumologie, Gastroenterologie und Komplexe Intensivmedizin) werden in Essingen zentralisiert.
Zielbild Variante 1 - Standort Ellwangen Leistungsumfang: Grundversorger und Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinderpsychotherapie und Psychosomatik Am Standort in Ellwangen soll in Variante 1 eine internistische Versorgung (geriatrische Ausrichtung), eine unfallchirurgische Versorgung inklusive Endoprothetik und Wirbeläuleneingriffe, Schmerztherapie und die Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinderpsychotherapie und Psychosomatik (KJPPP) angeboten werden. Ergänzend sollen 6 Intensivbetten betrieben werden. Alle anderen Leistungen (Urologie, Viszeralchirurgie, Geburtshilfe und Gynäkologie) werden in Essingen zentralisiert. Die vorgehaltene Notfallversorgung entspricht der G-BA Basisnotfallversorgung.
2. Zielbild (neu) Variante 2
Standort Essingen Leistungsumfang: Zentralversorger Am neuen Zentralversorger in Essingen (Fertigstellung ca. 2035) soll künftig das gesamte somatische Leistungsangebot und Psychosomatik der Kliniken Ostalb angeboten werden. Umfassend soll die Versorgung von Geburten und Kindern ab Level 1 dort erfolgen. In der Notfallmedizin (angestrebt wird höchste Stufe der Notfallversorgung) sollen insbesondere alle Schlaganfälle des Kreises in der regionalen Strokeunit inkl. einem neuroradiologischen Thrombektomieangebot (Kopfzentrum), alle Herzinfarkte und alle Schwerstverletzten im regionalen Traumazentrum inkl. einer Neurochirurgie und Gefäßchirurgie versorgt werden. Die Intensivmedizin soll auf der höchsten Versorgungsstufe, komplex, betreiben werden. Im Vergleich zu Variante 1 ist mit einem größeren Bettenbedarf in Essingen zu rechnen. Ergänzend zur Alterstraumatologie soll der geriatrische Schwerpunkt mit angegliederter geriatrischer Frührehabilitation in Essingen angesiedelt werden.
Elektiv sollen alle Fächer rund um ein onkologisches Zentrum (Darm, Gyn, Brust, Prostata, Niere, Pankreas, Hämatologie, Kopf) und Psychosomatik dort zentral angesiedelt werden. Eine stationäre onkologische Versorgung an den anderen Standorten ist nicht vorgesehen. Weitere hochelektive Medizin wie Wirbelsäuleneingriffe, Endoprothetik inkl. Wechsel sollen abweichend von Variante 1 ausschließlich in Essingen angeboten werden. Zielbild Variante 2 - Standort Mutlangen Leistungsumfang: Grundversorger Am bisherigen Standort in Mutlangen soll in Variante 2 eine internistische Versorgung (geriatrische Ausrichtung) und eine unfallchirurgische Versorgung angeboten werden. Ergänzend sollen 6 Intensivbetten betrieben werden.
Alle anderen Leistungen (Kinderklinik Level 1-3, lokale Strokeunit, Herzkatheter 24/7, Gefäßchirurgie, Viszeralchirurgie, Innere Medizin mit Kardiologie, Onkologie, Pneumologie, Gastroenterologie und Komplexe Intensivmedizin) werden in Essingen zentralisiert. Die vorgehaltene Notfallversorgung entspricht der G-BA Basisnotfallversorgung.
Zielbild Variante 2 - Standort Ellwangen Leistungsumfang: Level 1i –Klinik und Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinderpsychotherapie und Psychosomatik (KJPPP) Am bisherigen Standort in Ellwangen soll in Variante 2 eine internistische Versorgung (geriatrische Ausrichtung), eine Schmerztherapie und die KJPPP angeboten werden. Alle anderen Leistungen (Unfallchirurgie, Endoprothetik, Intensivmedizin, Urologie, Viszeralchirurgie, Geburtshilfe und Gynäkologie) werden in Essingen zentralisiert. Es soll eine Notfallpraxis 24/7 betrieben werden.
3. Bewertung
Einordung der Varianten - Variante 1 Durch die Parallelangebote an den weiteren Standorten können die klassischen betriebswirt-schaftlichen Skaleneffekte (größere Patientenanzahl im Verhältnis zum Vorhalteaufwand in jeder einzelnen Disziplin) nur beschränkt gehoben werden. Dies hat neben Kosteneffekten auch Auswirkungen auf die Stabilität der 24/7-Vorhaltung. Je größer die Patientenzahl ist, desto mehr Personal kann vorgehalten werden. Die Belastungen für den einzelnen Mitarbeiter insbesondere durch Schichteinsätze wird geringer bzw. auch Ausfälle von einzelnen Mitarbeitern im Team sind leichter zu kompensieren. Bei reduzierter Fallzahl am Standort Essingen, verursacht durch die Parallelangebote in Mutlangen und Ellwangen, wird weniger Personal refinanziert. Diese Situation stellt die Kliniken Ostalb bereits aktuell vor massive Herausforderungen, die kleine Teams nicht auffangen können und so immer wieder Honorarkräfte eingesetzt werden müssen. Mittelfristig kann davon ausgegangen werden, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter verschärft und immer weniger Arbeitskräfte verfügbar sein werden. Weiter steigende Strukturvorgaben zur Personal- und Gerätevorhaltung erhöhen den Druck und führen dazu, dass kleinteilige Strukturen nicht aufrechterhalten werden können.
Insbesondere die Vorhaltung einer weiteren Geburtshilfe in Mutlangen ist besonders personalaufwendig. So muss neben einem 24/7 Arzt- und Stationsbetrieb der Kreißsaal sowie der OP mit komplettem Team rund um die Uhr betrieben werden. Trotz dieser großen Vorhaltung kann damit aber noch nicht der Sicherheitsstandard angeboten werden, den Geburtshilfeeinrichtungen mit einer Kinderklinik vorhalten. Dies ist insbesondere mit der überschaubaren Fahrstrecke von ca. 20 min zum Regionalversorger nach Essingen zu bewerten. Unter anderem sollten alle Risikogeburten zwingend in der Geburtshilfe mit angeschlossener Kinderklinik betreut und versorgt werden. Insgesamt zeigt sich der Trend, dass sich Familien die Geburtskliniken insbesondere nach der Vorhaltung einer Kinderklinik auswählen. Dies ist derzeit in Ellwangen zu beobachten. Die Geburtsklinik ohne angeschlossene Kinderklinik wird kaum mehr in Anspruch genommen. Das ist auch die klare Empfehlung der gynäkologischen Chefärzte der Kliniken Ostalb.
In der Notfallmedizin (sofern dies lebensgefährliche Erkrankungen und Verletzungen betrifft), werden bereits heute die Patienten über größere Strecken in die dafür eingerichteten Zentren gebracht. In diesen Zentren stehen 24/7 entsprechend erfahrene interdisziplinäre Teams zur Verfügung. Schwerstverletzte müssen oftmals von diversen Fachabteilungen betreut werden, die in solchen Behandlungen möglichst erfahren sein sollten. Schlaganfälle und Herzinfarkte werden schon heute nicht in Ellwangen betreut. Schwere Kopfverletzungen können jetzt schon nur in Aalen behandelt werden. Größere Gefäßverletzungen/-erkrankungen oder auch die intensivmedizinische Versorgung von Kindern erfolgt seit vielen Jahren für den gesamten Kreis in Mutlangen.
Für Teile der Schlaganfallpatienten ist eine Interventionelle Behandlung mit der sog. Throm-bektomie notwendig, bei der Neuroradiologen mittels Katheter die Durchblutungsstörungen im Gehirn beseitigen können. Da diese Experten aber sehr selten sind und ein aufwendiges Team vorgehalten werden muss, macht es nur Sinn, dieses zentral zu organisieren.
Bei diesen sog. Tracerdiagnosen gilt die „golden hour“ innerhalb derer die Behandlung dieser Patienten ab Zeitpunkt des Ereigniseintritts in der spezialisierten Klinik erfolgen soll. Dies wird über ein suffizientes Netz der präklinischen Rettungsdienste organisiert.
Bei der Schaffung von lokalen Versorgungsangeboten in Mutlangen und Ellwangen, geht es also nicht um die Versorgung von lebensgefährlichen Notfällen, sondern um wohnortnahe Gesundheitsangebote für die jeweilige Bevölkerung. Die allgemeine Innere Medizin in Ellwangen und Mutlangen spielt einen relevanten Faktor für die wohnortnahe Versorgung. Die stationäre Versorgung von vor allem älteren Menschen mit Erstdiagnostik und Weiterleitung im Verbund über Behandlungspfade oder Weiterbehandlung insbesondere in den Krankheitsbildern Delir, Schwäche, COPD bietet eine gute Versorgung vor Ort an, die ohne die Vorhaltung von diversen Teams und Geräten einhergeht.
Der Vorstand empfiehlt, die Variante 1 aus den dargestellten Gründe nicht weiterzuverfolgen. Wir halten diese Variante für medizinisch, wirtschaftlich und personell nicht sinnvoll. Die Zentralisierung wird in dieser Variante auf ein Minimum beschränkt, viele Leistungen (24/7-OP-Betrieb, Intensivmedizin, Innere, Unfallchirurgie, Anästhesie, Radiologie, Labor) müssen weiter 3-fach vorgehalten werden.
Einordung der Varianten - Variante 2 Die Erreichbarkeit des Zentralversorgers in Essingen ist als sehr gut zu bezeichnen. Komplexe Notfälle werden in allen Varianten künftig im großen Zentrum (Level 3) versorgt. Bereits heute werden schwere Notfälle über größere Strecken in die Zentren transportiert (Herzinfarkt, Schlaganfall, Polytrauma, schwere Kopfverletzungen, Risikogeburten). Höhere Fallzahlen durch Zentrenbildung führen zu Steigerungen von Qualität, Effizienz und erleichtern die Erfüllung von Strukturvorgaben. Größere Teams führen zu mehr Stabilität in der Einsatzplanung und zu mehr Spezialisierung. Die Reduzierung von 24/7-Vorhalteeinrichtungen hat einen reduzierteren Personalbedarf in Randzeiten zur Folge und macht einen effizienteren Personaleinsatz möglich. Die Konzentration von Leistungsangeboten führt zur vermehrten Nutzung von Synergien und damit in Folge zu einer Reduzierung an technischer Vorhaltung. Die Vorhaltung einer sehr guten internistischen Basisversorgung und dem Angebot einer 24/7 Notfallversorgung bei leichten Notfällen mit weiteren, auch ambulanten, Vor-Ort-Angeboten weisen dem Standort Ellwangen die Funktion einer Portalklinik zu. Fachklinische Ausprägung erfährt der Standort Ellwangen zusätzlich durch das Angebot der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und Psychosomatik mit angeschlossener Tagesklinik sowie dem Angebot der Chronischen Schmerztherapie im stationären und ambulanten/tagesklinischen Umfang.
Im Umfang des Leistungsangebotes eines Grundversorgers mit einer G-BA Basis-Notfallstufe können Patienten am Standort Mutlangen, der Raumschaft mit der höchsten Bevölkerungsdichte im Landkreis und einem hohen Notfallaufkommen versorgt werden. Auch hier ist die Vorhaltung einer sehr guten internistischen Basisversorgung und einer chirurgischen Basisversorgung im Leistungsangebot des Klinikstandortes.
Auf Basis der Zielvariante 2 können einige Restrukturierungsmaßnahmen im Sinne von Zentrenstrukturen für mehr Qualität, besseren Personaleinsatz und bessere Wirtschaftlichkeit bereits jetzt angegangen werden.
Rechtsvorgaben und G-BA-Richtlinien beeinflussen bereits heute in zunehmendem restriktivem Maße die Leistungserbringung an den Kliniken. Beispielsweise ist die operative Versorgung von Patienten mit Schenkelhalsfrakturen am Standort Ellwangen auf Grund nicht ausreichender Strukturvorgaben derzeit nicht mehr möglich. Eine Verlegung des Patienten an den Standort Aalen oder Mutlangen muss umgehend erfolgen.
In der anstehenden Krankenhausreform bestimmen Fallzahlen, vorgehaltene Strukturen und Fachkompetenz pro Standort insbesondere in hochspezialisierten Bereichen (z.B. Onkologie, Neonatologie, Gefäßchirurgie, Geburtshilfe, Kardiologie, Intensivmedizin) die Zuweisung der Leistungsgruppen durch das Land und damit die Möglichkeit der Patientenbehandlung an den Klinikstandorten. Eine fehlende Zuordnung hat zur Konsequenz, dass die Patienten in anderen Kliniken, die hierfür vom Land die Zuordnung der Leistungsgruppe erhalten haben, behandelt werden müssen.
Leistungskonzentration in diesen hochspezialisierten Bereichen ist der einzig zukunftsfähige Weg für die Kliniken Ostalb zur Herstellung einer erforderlichen Marktposition. Dieses Handlungsgebot ist für den Ostalbkreis als großer Vorteil eines vorhandenen Wachstumspotentials zu werten. Ein Abwarten bis zur Fertigstellung und Bezug des Regionalversorgers und der hierdurch möglichen maximalen Konzentration von medizinischen Leistungen ist auf Grund der zu erwartenden Zuweisung von Leistungsgruppen durch das Land (spätestens 2025) ausgeschlossen.
Prämisse „Abbau Mehrfachvorhaltung“ Variante 2 sieht Mutlangen als Grundversorger, Ellwangen als sektorenübergreifender Versorger vor. Zur Vermeidung großer Residualkostenvolumina sind, wann immer möglich, Strukturen so zusammenzulegen, dass ganze Abteilungen bzw. Funktionsbereiche nicht mehr betrieben werden müssen. Dies betrifft insbesondere den OP-Bereich in Ellwangen als auch den Fachbereich Geburtshilfe im Rahmen einer Mehrfachvorhaltung am Standort Mutlangen. 4. Restrukturierungs- und Übergangsmaßnahmen
Der Vorstand sieht in Variante 2 die Einhaltung kreispolitischer Vorgaben einer zukunftsfähigen klinischen Versorgung der Bevölkerung des Ostalbkreises bestmöglich erfüllt. Insbesondere mit Blick auf die Punkte demographische Entwicklung, Fachkräftebedarf, zunehmende Anforderungen in Struktur- und Personalvorgaben und den Anforderungen zu Struktur, Qualität, Personal, Landes- und Bundesvorgaben der geplanten neuen Krankenhausreform.
Die Kliniken Ostalb werden vermutlich im Jahr 2024 mit einem Betriebsdefizit von - 60 Mio. EUR abschließen. 2023 konnte das Betriebsdefizit wegen Sondereffekten in Höhe von 14,5 Mio. EUR noch bei rund - 39 Mio. EUR gehalten werden. Der Kreistag hat deshalb 2023 ein Restrukturierungsgutachten in Auftrag gegeben, welches nach dem Hinweis auf nicht ausreichende Finanzmittel durch den Bund und das Land auch auf dringend notwendige strukturelle und operative Maßnahmen des Klinikträgers sowie dem Klinikvorstand verwiesen hat. Diese müssen, um die Finanzierbarkeit des Landkreises und seiner Kommunen auch in Zukunft zu sichern, jetzt sofort eingeleitet werden. Mit dem zuvor vorgestellten Zukunftsbild der Kliniken Ostalb 2035 lassen sich jetzt sofort Maßnahmen bei der St. Anna-Virngrund-Klinik einleiten. Ferner müssen die beiden anderen Klinikstandorte als zwei Teile einer Einheit mit „sauberer“ Trennung bzw. Spezialisierung in der Übergangszeit betrieben werden.
Da die Restrukturierungsmaßnahmen auch stark von baulichen Gegebenheiten abhängen, müssen bis zur Inbetriebnahme des neuen Zentralversorgers insbesondere die zwei bisher großen Häuser in Mutlangen und Aalen voll in Betrieb bleiben. Der Standort Aalen geht mit Inbetriebnahme des Standortes Essingen vollständig außer Betrieb.
In der Planung soll der Standort Ellwangen bereits in der Übergangsmaßnahme zum sektorenübergreifenden Versorger verändert und der stationäre OP-Betrieb zeitnah eingestellt, ggf. kurzfristig im Übergang noch ambulant genutzt werden. So lassen sich massiv Kosten sparen und Personal sinnvoller an den anderen Standorten einsetzen. Insgesamt sollen Leistungen zwischen den Standorten konsolidiert und Schwerpunkte gebildet werden.
Sämtliche Maßnahmen müssen personell, räumlich, rechtlich (Sozialplan, Nachteilsausgleich) und insbesondere im Hinblick auf die Versorgungssicherheit (Erreichbarkeit und ausreichende Kapazitäten) möglich sein und müssen in mehreren Etappen umgesetzt werden.
6. Zuständigkeit
Der bisherige und aktuell noch amtierende Kreistag des Ostalbkreis hat am 25.07.2023 das Zukunftskonzept grundsätzlich bis im Grundsatz beschlossen. Mit dem Beschluss zum Standort des Regionalversorger in Essingen am 05.03.2024 wurde ferner bereits ein Umsetzungsbeschluss auf der Basis des Zukunftskonzeptes getroffen. Der nächste Umsetzungsbeschluss der nun ansteht, ist die Festlegung bzw. Konkretisierung des Medizinkonzeptes für das entwickelte Zielbild mit Regionalversorger und dezentraler Versorgung in Mutlangen und in Ellwangen. Dieses ist nun weiterentwickelt und beschlussfähig. Der neue Vorstand und insbesondere der Vorstandsvorsitzende hat nach dem Beschluss zum Standort unverzüglich mit der Konkretisierung des Medizinkonzeptes (Medizinkonzept 2035) begonnen. In der letzten Woche und Ende Mai trafen notwendige Berechnungen ein, mit dem Sozialministerium konnten diese am 10.06.2024 besprochen werden.
Zwischenzeitlich erfolgte aber am 09.06.2024 die Kommunalwahl und damit ziehen neue Kreistagsmitglieder in den Kreistag ein, so dass der bisherige Kreistag nur noch kommissarisch im Amt ist, bis der neue Kreistag ins Amt kommt. In dieser Übergangszeit soll der bisherige Kreistag nur solche Grundsatzentscheidungen fällen, die nicht aufgeschoben werden können. Die kommenden Entscheidungen stehen in engem Zusammenhang mit der Grundsatzentscheidung des aktuellen Kreistags weshalb der Folgebeschluss zum Medizinkonzept inhaltlich dringend erfolgen muss. Noch gewichtiger und noch dringender ist aber die finanzielle Situation der Kliniken Ostalb und deren Auswirkungen auf den Kreishaushalt. Die Restrukturierungs- und Übergangsmaßnahmen dulden keinen Aufschub. Wären die Kliniken Ostalb nicht in der Trägerschaft des Kreises müssten wir Insolvenz anmelden. Nach aktuellen Prognosen muss mit einem Betriebsdefizit von vermutlich - 60 Mio. EUR gerechnet werden. 2023 konnte das Defizit wegen Sondermaßnahmen in Höhe von 14,5 Mio. EUR bei rund - 39 Mio. Euro gehalten werden. Diese Beträge kann der Kreishaushalt nicht mehr abdecken, auch eine Erhöhung der Kreisumlage in Höhe von weiteren vier Punkten schnürt den Kommunen die Luft ab. Auf der anderen Seite ist unklar, wann der neue Kreistag eingesetzt werden kann. Wir haben uns als Ziel den 22.07.2024 gesetzt. Die Wahlprüfung steht noch aus, auch die Anfechtungsfrist läuft noch.
Es können auch nicht einzelne Restrukturierungsmaßnahmen beschlossen werden, ohne das Gesamtkonzept der Restrukturierung festzulegen. Das Gesamtbild der Restrukturierung setzt wiederum das zukünftige Medizinkonzept voraus, damit nicht jetzt Angebote geschaffen oder geschlossen werden, die dann in Zukunft dort wieder stattfinden. Dies bedeutet, dass die Beschlüsse Ziffer 1-3 zusammenhängen.
Um dieser besonderen Situation, aber auch der Dringlichkeit der Maßnahmen gerecht zu werden, wird vorgeschlagen, dass sowohl der bisherige als auch der neue Kreistag in die Beschlussfassung eingebunden werden. In der Übergangszeit finden daher vorberatende und empfehlende Beschlüsse des aktuellen Gremiums statt, während die verbindliche Entscheidung dann der neue Kreistag zum frühestmöglichen Zeitpunkt (Sondersitzung am 23.07.2024) treffen kann. Vor einem Beschluss des Kreistags wird der Koordinierungsausschuss der St. Anna-Schwestern angehört.
Finanzierung und Folgekosten
1. Wirtschaftliche Effekte 2035 - Regionalversorger mit optimalen Wegen, optimierter Personalvorhaltung, redu-zierter Dopplungen zeigt in diversen anderen Standorten eine massiv verbesserte Wirtschaftlichkeit (derzeit alle defizitär, teilweise aber bis zu 2/3 besser). - Größere Abteilungen sind wettbewerbsfähiger und werden durch Patienten bes-ser angenommen - verbesserte Effizienz - Ellwangen ausschließlich konservativ zu positionieren, wirkt sich wirtschaftlich mit ca. 10-15 Mio. EUR positiv p.a. nach Umsetzung aller Maßnahmen aus -durch Wegfall Vorhaltekosten -durch höhere Auslastung in Essingen - Die Zusammenführung der Geburtshilfe 2035 erbringt mindestens einen positiven Effekt von ca. 2,5 Mio. EUR p.a. - Die Strukturen eines Neubaus ermöglichen den optimalen Personaleinsatz und geben die Möglichkeit für die notwendige Zentralisierung. - Die weiterhin im Übergang notwendigen Doppelvorhaltungen können dann weiter massiv reduziert werden - Deutlich reduzierter Personalbedarf, mindestens 55 Vollkräfte - Altersbedingte Fluktuation überschreitet schon jetzt den künftigen Personalbedarf - Mit dem zunehmenden Fachkräftemangel müssen Vorhaltungen möglichst personalsparend geplant werden 2. Wirtschaftliche Effekte aus Restrukturierungsmaßnahmen und Zielkonzept Positive Ergebnisse - Wegfall OP-Ellwangen, bessere Auslastung Aalen bis zu 11,5-14 Mio. EUR p.a.* - Fusion Stroke-Units: 1,1 Mio. EUR - Fusion Kinderkliniken 2 Mio. EUR - Fusion Herzkatheter: 1 Mio. EUR - Weitere Effekte aus Einkauf, Digitalisierung - Erfüllung Strukturvorgaben - Erfüllung Vorgaben Leistungsgruppen - Deutlich verbesserte Marktpositionen, starke und wettbewerbsfähige Zentren - Robotik-Konzept umsetzbar - reduzierter Personalbedarf durch konsequente Spezialisierung der beiden Standorte Aalen und Mutlangen *Nach kompletter Stilllegung OP und Intensiv und sämtlicher dafür notwendigen personeller und strukturellen Optimierungsmaßnahmen, inkl. teilweise Leistungsverlagerung nach Aalen und Mutlangen. Versorgungsstrukturen werden über Aalen (Labor, Radiologie, Küche, Lager) abgebildet.
Notwendige Investments - OP-Sanierung Aalen - Erweiterung Kinderklinik Aalen - Erweiterung ZNA Aalen - Urologische Ambulanz Mutlangen - Personalmaßnahmen (Vorteilsausgleiche, Wechselprämien, etc.) - Anschaffung Robotik-System - Allgemeine Umzugskosten
Mit dem Sozialministerium Baden-Württemberg wurde am 10.06.2024 sowohl das Zukunftskonzept als auch das Restrukturierungs- und Übergangskonzept besprochen. Das Sozialministerium hat signalisiert, dass sie dem Zielbild (Neu) Variante 2 zustimmen und die geplanten Änderungen im Übergang als medizinisch sinnvoll erachten. Zustimmung gab es auch bezüglich notwendiger Kosten für die dargelegten Übergangsmaßnahmen.
Anlage
Präsentation Zukunftskonzept Kliniken Ostalb-Medizinkonzept und Restrukturierung Sichtvermerke
gez. Heisig, Assistenz Vorstandsvorsitzender gez. Rieß, Vorstandsvorsitzender gez. Pansow, Vorständin gez. Dr. Bläse, Verwaltungsratsvorsitzender
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