Bürgerinformationssystem

Vorlage - 088/2024  

 
 
Betreff: Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten - Aktueller Stand
Status:öffentlich  
Federführend:Jobcenter Ostalbkreis Beteiligt:D e z e r n a t V
Beratungsfolge:
Ausschuss für Arbeit und Grundsicherung Kenntnisnahme
17.06.2024 
Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Grundsicherung zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat im November 2023 einen Aktionsplan zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten, den sogenannten „Job-Turbo“, ins Leben gerufen. Durch verschiedene Maßnahmen soll dadurch die berufliche Integration beschleunigt werden.

 

Viele Geflüchtete, vor allem aus der Ukraine, haben in den letzten Monaten ihren Integrationskurs absolviert oder beenden diesen demnächst.  Mit dem Aktionsplan wird eine zeitnahe Arbeitsaufnahme nach dem Integrationskurs – auch ohne gute Deutschkenntnisse – angestrebt. Langfristige Sprachförderung soll nicht, wie in der Vergangenheit, vor der Arbeitsaufnahme erfolgen, sondern während der Beschäftigung stattfinden. Durch die Arbeit sowie den Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen kann die erlernte Sprache besser ausgebaut werden und soziale Kontakte erleichtern den gesellschaftlichen Anschluss. Die Unternehmen in der Region spielen dabei eine wichtige Rolle.

 

Für den Ostalbkreis hat das Jobcenter folgende Ziele festgelegt:
 

-       Schnellere Arbeitsaufnahmen und vielfältige Beschäftigungsangebote
ermöglichen

-       notwendige Qualifizierung von geflüchteten Menschen zukunftsorientiert und berufsbegleitend umsetzen

-       Gewinnung von Arbeitsstellen bei den Unternehmen forcieren

-        Ergänzende Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen

-        Beteiligung aller Netzwerkpartner am Arbeitsmarkt einfordern

 

 

Umsetzung im Jobcenter Ostalbkreis - Aktueller Stand

 

Das Jobcenter Ostalbkreis hat ein Strategiepapier entwickelt, in dem auch die Eckpunkte des Aktionsplans des BMAS eingeflossen sind. Geflüchtete Absolventinnen und Absolventen der Integrationskurse, die Bürgergeld beziehen und eine Arbeit aufnehmen können, sollen schnellstmöglich Erfahrungen in der Arbeitswelt machen. Die Umsetzung läuft auf „Hochtouren“ und hat bereits erste gute Ergebnisse erzielt. Im Einzelnen sind dies:

 

  • Beratung aller Geflüchteten über Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten
    im Ostalbkreis
     

-       Die Beratungsfachkräfte des Jobcenters sind regelmäßig in den Sprachkursklassen vor Ort und bereiten die Teilnehmenden auf die Aufnahme einer Beschäftigung vor. Bisher haben 20 dieser Vor-Ort-Termine stattgefunden.

-       Einzelgespräche finden bereits während der letzten Sprachkursphase und im Anschluss daran in einem 2-4-wöchigen Rhythmus bis zur Aufnahme einer Beschäftigung statt. Neben der gemeinsamen Suche nach konkreten Arbeitsangeboten geht es vor allem um Informationen zur Orientierung am deutschen Arbeitsmarkt. Sofern eine Arbeitsaufnahme nicht zeitnah gelingt, erfolgen Zuweisungen in die vielfältigen Maßnahmeangebote des Jobcenters. Seit Juni 2022 wurden 770 Menschen in Maßnahmen gefördert.

 

  • Zukunftsorientierte Qualifizierungsangebote für Geflüchtete mit Sprachniveau B2
     

-       Wird während der Phase der beruflichen Orientierung ein realistischer Qualifizierungswunsch für Berufe mit besonders hohem Fachkräftebedarf entwickelt, wird dieses Ziel weiterverfolgt. Dies gilt insbesondere für angestrebte Tätigkeiten in der Erziehung, der Pflege oder in den Bereichen Mechanik und Elektrotechnik. Sofern das notwendige Sprachniveau erreicht ist, folgt die Förderung der beruflichen Weiterbildung. Das Jobcenter hat bisher Qualifizierungen für 62 Personen gefördert.

 

  • Arbeitgeberkontakte in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit
     

-       Gemeinsam mit dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Aalen finden an allen Jobcenter-Standorten regelmäßig Bewerbertage statt. Die Stellenangebote der interessierten Unternehmen werden vorgestellt und die Kontaktaufnahme mit den Arbeitgebenden angebahnt.

-       Zusätzlich werden Unternehmen regelmäßig bewerberorientiert nach Beschäftigungsmöglichkeiten angefragt.

 

  • Ergänzende Beschäftigungsmöglichkeiten bei Trägern, Kommunen
    und Unternehmern schaffen
     

-       Rund 15 geflüchtete Menschen wurden in Arbeitsgelegenheiten bei Trägern gefördert. Die Arbeitsgelegenheiten werden als ergänzende Maßnahmen vor oder zwischen den Sprachkursmodulen angeboten.

-       Im Mai 2024 sind 161 Geflüchtete aus der Ukraine geringfügig beschäftigt. Die Beschäftigung findet häufig ergänzend zum Sprachkurs statt.

 

  • Beteiligung aller Netzwerkpartner aktiv angehen und einfordern
     

-       Die Unternehmen werden über den Job-Turbo, das Arbeitskräftepotenzial und die vielfältigen Fördermöglichkeiten der Arbeitsverwaltung und des Jobcenters im Rahmen von Veranstaltungen bei Kammern und Arbeitgeberverbänden informiert.

-       Es finden regelmäßige Treffen mit den Sprachkursträgern statt, um den Übergang in eine Beschäftigung zu beschleunigen.

-       Im laufenden Austausch mit Bildungsträgern werden Qualifizierungsangebote für die Zielgruppe geschaffen und ausgebaut.

 

 

  • Information der Öffentlichkeit und politischer Akteure
     

-        Das Jobcenter hat sich zum Ziel gesetzt, jeden Monat 2-3 erfolgreiche Integrationen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Aktivitäten hatten bereits mehrere Veröffentlichungen in der lokalen Presse zur Folge. Im Oktober 2024 werden diese Erfolgsgeschichten in einer Broschüre vorgestellt.

 

Mit der Umsetzung der genannten Maßnahmen wurde im Jobcenter Ostalbkreis bereits Anfang Oktober 2023 begonnen. Bis Mitte Mai 2024 konnten über 400 geflüchtete Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden. Bis zum Jahresende soll die Zahl auf mindestens 750 ansteigen.

 

 

Herausforderungen bei der beruflichen Integration von Geflüchteten

 

Die Herausforderungen bei der Integrationsarbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine sind komplex und vielfältig:

 

  • Sehr hohe Durchfallquoten bei den Integrationskursen

Ein Teil der Menschen weiß noch nicht, ob sie in Deutschland bleiben wollen. Dies hat Auswirkungen auf die Motivation beim Erlernen der Sprache. Weitere Gründe liegen in der Homogenität der Integrationskursklassen und der fehlenden Übung.

 

  • Fehlende berufliche Orientierung

Die Anforderungen in Berufen und Tätigkeiten in der Ukraine sind selten gut mit den Anforderungen am deutschen Arbeitsmarkt vergleichbar.

 

  • Entwicklung realistischer beruflicher Ziele

Die in der Ukraine erworbene und oft selbst finanzierte Qualifizierung wird am Arbeitsmarkt häufig nicht nachgefragt. Dennoch wünschen sich die Menschen eine ausbildungsadäquate Beschäftigung auf Fachkräfteniveau. Eine Umorientierung oder Beschäftigung im Helferbereich wird von den Geflüchteten oft als „Abstieg“ gewertet.

 

  • Fehlendes Vertrauen

Das Vertrauen in Behörden und den deutschen Arbeitsmarkt muss noch wachsen. Vorurteile und Falschinformationen sind vielfach vorhanden. Der Kündigungsschutz in der Ukraine ist beispielsweise im Vergleich zu Deutschland eher schwach ausgeprägt. Die Menschen haben oft Angst davor, schnell wieder arbeitslos zu werden und dann möglicherweise keinen Zugang mehr in das Sozialsystem zu bekommen.

 

  • Beschäftigungsbegleitende Aus- und Weiterbildung

Die Möglichkeiten von Spracherwerb und Aus- und Weiterbildung während einer Beschäftigung oder auf dem zweiten Bildungsweg sind noch nicht hinreichend bekannt. Die Menschen gehen davon aus, dass ihnen diese Wege nach einer Arbeitsaufnahme nicht mehr möglich sind und sie dauerhaft in einer Helfertätigkeit feststecken.

 

Damit die berufliche Integration zunehmend besser gelingt, muss diesen Herausforderungen mit viel Überzeugungsarbeit, Informationen und guten Strategien im Beratungsprozess

begegnet werden. Hierzu ist es auch notwendig, von erfolgreichen Ansätzen aus anderen Regionen zu lernen. Das Jobcenter ist hier auf einem guten Weg.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Die zur Qualifizierung und Förderung der Arbeitsaufnahme geplanten Eingliederungsmaßnahmen für Geflüchtete wurden bei der Aufstellung des Arbeitsmarkprogramms 2024 bereits berücksichtigt und konnten durch die zusätzlichen Mittelzuteilungen Anfang des Jahres ausgebaut werden. Für die klassischen Eingliederungsleistungen stehen in 2024 Bundesleistungen in Höhe von insgesamt 7.550.000 € zur Verfügung.

 


Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

gez. Wible, Stellv. Geschäftsführerin Jobcenter

gez. Urtel, Dezernat V

gez. Kurz, Dezernat II 

gez. Dr. Bläse, Landra