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Antrag der VerwaltungDer Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht zum aktuellen Stand im Projekt „Gesunde Chancen für Kinder und Familien - Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut im Ostalbkreis“ zur Kenntnis.
Sachverhalt/Begründung
Etwa jedes fünfte Kind in Baden-Württemberg ist von Armut bedroht, was langfristige Auswirkungen auf die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe sowie auf die Gesundheit der betroffenen Kinder haben kann. Der Ostalbkreis konnte im Oktober 2021 die Förderung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg für das Projekt „Gesunde Chancen für Kinder und Familien – Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut im Ostalbkreis“ gewinnen. Das Förderprojekt befindet sich momentan in der zweiten Förderphase, die zum 31. August 2025 endet. Bis 2030 sollen in allen Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg Präventionsnetzwerke etabliert sein. Zum jetzigen Stand haben bereits 25 Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg ein Präventionsnetzwerk aufgebaut oder befinden sich noch im Aufbau. Im Rahmen des Projekts wird angestrebt, unter Einbindung sämtlicher relevanter Akteure, Akteurinnen und Organisationen, ein Präventionsnetzwerk für den gesamten Ostalbkreis aufzubauen. Die Zielgruppe des Projekts sind Kinder im Alter von 0 bis 10 Jahren aus Familien mit Migrationsgeschichte und/oder mit alleinerziehenden Elternteilen. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Teilhabechancen zu erhöhen sowie die Gesundheit der armutsgefährdeten oder von Armut betroffenen Kinder zu verbessern.
Innerhalb des Projekts wurden bereits folgende Meilensteine umgesetzt:
Einrichtung eines Steuerkreises und einer Netzwerkgruppe Der Steuerkreis des Präventionsnetzwerks setzt sich aus Entscheidungsträgerinnen und -trägern einzelner Geschäftsbereiche des Landratsamtes Ostalbkreis sowie dem Deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Aalen e.V., der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und Psychosomatik der St. Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen zusammen. Das Steuerungsgremium tagt einmal pro Quartal und ist während des gesamten Projektverlaufs aktiv bei der Steuerung und Planung einzelner Arbeitsschritte beteiligt. Im Präventionsnetzwerk fungiert die Netzwerkgruppe als Plattform für den fachlichen Dialog und die gemeinsame Entwicklung neuer Angebote zur Armutsprävention innerhalb der Präventionskette. In verschiedenen Arbeitsgruppen zu den Themen Gesunde Ernährung, Austausch mit der Politik, Soziale Teilhabe, Seelische Gesundheit sowie Armutssensibilität werden gemeinsam neue Ideen geplant und realisiert. In der Netzwerkgruppe sind aktuell 40 Personen vertreten.
Strukturierte Bestandsaufnahme sowie Bedarfe und Bedürfnisse der Zielgruppe Zu Beginn des Jahres 2022 wurde eine systematische Erfassung der bestehenden Strukturen, Angebote und Unterstützungsmaßnahmen für Kinder und ihre Familien im Ostalbkreis durchgeführt. Diese umfasste die Bewertung von Bildungs- und Unterstützungsleistungen sowie von (Freizeit-)Angeboten in den Bereichen Ernährung, Bewegung und seelische Gesundheit. Die Untersuchung ergab, dass der Ostalbkreis bereits über eine breite Palette an Angeboten verfügt, darunter Vergünstigungen, Freizeitaktivitäten und Beratungsangebote von verschiedenen Anbieterinnen und Anbietern im Landkreis. Durch Studierende regionaler Hochschulen im Ostalbkreis wurde das Projekt von April bis Juni 2022 wissenschaftlich begleitet. Es wurden Analysen zu den Bedarfen und Bedürfnissen von Kindern und ihren Familien, die von Armut bedroht sind, durchgeführt. Dadurch konnte das Ziel erreicht werden, Lücken in der bereits bestehenden Angebotslandschaft zu identifizieren. Auf Grundlage der Bedarfs- und Bedürfnisanalysen konnten wiederum Maßnahmen für die Zielgruppe abgeleitet werden.
Veranstaltungen innerhalb des Projekts Anfang Mai 2022 fand die Auftaktveranstaltung innerhalb des Projekts statt. Verschiedene Praxisakteurinnen und -akteure des Ostalbkreises wurden eingeladen, das Projekt "Gesunde Chancen für Kinder und Familien“ näher kennenzulernen. Im Rahmen eines World Cafés wurde gemeinsam in Kleingruppen erarbeitet, wie die Prävention von Armut im Ostalbkreis umgesetzt werden kann. An der Auftaktveranstaltung nahmen etwa 40 Personen teil. Im Oktober 2022 fand ein Fachtag zur Aufklärung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema Kinderarmut und Kindergesundheit statt. Über 40 Personen nahmen die Gelegenheit wahr, sich bei unterschiedlichen Impulsvorträgen über das Thema Kinderarmut und Kindergesundheit zu informieren. Im November 2023 wurde der zweite Fachtag „Gesunde Chancen für Kinder und Familien“ abgehalten. Auch bei diesem wurden anhand von verschiedenen Impulsvorträgen relevante Themen rund um Kindergesundheit und Kinderarmut betrachtet. Zudem fand ein „Markt der Möglichkeiten“ statt, auf dem sich die Teilnehmenden über Beratungs-, Unterstützungs- und Freizeitangebote im Ostalbkreis informieren konnten. An der Veranstaltung nahmen über 50 Personen teil.
Ziele der zweiten Förderphase Während der zweiten Förderphase sollen im Ostalbkreis weiterhin die armutsgefährdeten Kinder von alleinerziehenden Elternteilen sowie Kinder mit Migrationsgeschichte erreicht werden. Die Netzwerkarbeit soll vertieft und durch eine gezielte Gewinnung weiterer potenzieller Netzwerkpartnerinnen und -partner, vorwiegend aus dem Freizeit- und Ehrenamtsbereich (z.B. Kinder- und Jugendzentren), ausgebaut werden. Im Rahmen der Netzwerkarbeit sollen im Verlauf der Weiterentwicklung des Präventionsnetzwerks zudem neue Angebote und Maßnahmen zur Prävention von Kinderarmut und deren Folgen eingerichtet und umgesetzt werden. Die Themenfelder für neue Angebote sollen sich vorwiegend auf den Freizeitbereich der Kinder, insbesondere auf Freizeitaktivitäten wie Schwimmen oder musikalische und erlebnispädagogische Angebote beziehen. Aus den durchgeführten Bedarfsanalysen und den bisherigen Erfahrungen der Netzwerkarbeit wurde deutlich, dass vor allem in diesen Bereichen Handlungs- bzw. Unterstützungsbedarf besteht. Von Armut betroffene alleinerziehende Elternteile und Familien mit Migrationsgeschichte stehen häufig vor der Herausforderung, ihren Kindern das Erlernen von Grundfertigkeiten wie Schwimmen (z.B. das Absolvieren des Seepferdchens) sowie Freizeitaktivitäten in unterschiedlichen Vereinen, Kunst- und Musikschulen oder weiteren Einrichtungen mit erlebnispädagogischem Hintergrund zu ermöglichen. Weitere Ziele der zweiten Förderphase sind die erneute Vergabe von kriterienbasierten Anschubförderungen in den Handlungsfeldern Ernährung, Bewegung und seelische Gesundheit sowie die Planung neuer Maßnahmen in den Arbeitsgruppen des Netzwerks.
Kriterienbasierte Anschubförderung von Projekten und Maßnahmen Seit September 2022 fördert der Ostalbkreis Maßnahmen und Projekte in den drei Handlungsfeldern Ernährung, Bewegung und seelische Gesundheit. Für die Förderung können sich unter anderem kommunale Verwaltungen, Bildungseinrichtungen, gemeinnützige Organisationen sowie ehrenamtliche Initiativen im Ostalbkreis bewerben. Pro Maßnahme stehen maximal 2.000 € zur Verfügung. Auch durch Spenden der Firma Traub sowie der Kreissparkasse Ostalb konnten verschiedene Projekte gefördert werden. Während der ersten Förderphase wurden 15 Anschubförderungen für Maßnahmen und Projekte vergeben. Dabei konnten über 639 Kinder und 215 Eltern und pädagogische Fachkräfte erreicht werden. Auch in der zweiten Förderphase konnten bereits sechs Anschubförderungen vergeben werden. Die Themen und Inhalte der Anschubförderungen der ersten und zweiten Förderphase sind beispielhaft in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.
Angebote und Maßnahmen der Arbeitsgruppen In den bereits erwähnten Arbeitsgruppen zu den Themen gesunde Ernährung, seelische Gesundheit, Armutssensibilität, soziale Teilhabe und Austausch mit der Politik werden verschiedene Angebote und Maßnahmen gemeinsam geplant und umgesetzt. In der Arbeitsgruppe zur gesunden Ernährung findet im Juni 2024 ein gemeinsamer Ausflug in Kooperation mit dem Solotutti Café - Netzwerk für Alleinerziehende der a.l.s.o. e.V. Schwäbisch Gmünd in den Himmelsgarten nach Wetzgau statt. Hierbei werden die teilnehmenden Eltern gemeinsam mit ihren Kindern ein Gericht zubereiten und erhalten anschließend in einem theoretischen Teil Tipps und Tricks rund um gesunde Ernährung. In Kooperation mit der Dreißentalschule in Oberkochen wurde zudem ein Theaterstück entwickelt, das im Juli 2024 aufgeführt wird. Das Stück bringt Kindern Themen wie gesunde Ernährung und Bewegung näher.
In der Arbeitsgruppe zur seelischen Gesundheit wurden für die Kindertageseinrichtungen im Ostalbkreis zwei Resilienztrainings ausgeschrieben. Diese werde noch in diesem Jahr von einer ausgebildeten Resilienztrainerin durchgeführt. Hierbei sollen Kinder an zwei Terminen lernen, mit den eigenen Gefühlen, aber auch Konflikten besser umgehen zu können. Am dritten Termin erhalten die pädagogischen Fachkräfte der jeweiligen Einrichtung einen theoretischen sowie praktischen Input zum Thema Resilienz. Um auch die pädagogischen Fachkräfte anderer interessierter Einrichtungen im Ostalbkreis zum Thema Resilienz zu stärken, wird im Herbst 2024 eine Fortbildungsveranstaltung für diese durchgeführt. Die Arbeitsgruppe befindet sich aktuell in der Planung der Veranstaltung.
Innerhalb der Arbeitsgruppe zur Armutssensibilität soll eine Fortbildungsreihe für pädagogische Fachkräfte zum Thema armutssensibles Handeln entstehen. Hierbei wurde in Kooperation mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration und weiteren Präventionsnetzwerken in Baden-Württemberg eine Ausschreibung für ein Curriculum entwickelt, das voraussichtlich im nächsten Jahr für den Ostalbkreis zur Verfügung steht. Für das Jahr 2025 ist zudem ein Kongress für pädagogische Fachkräfte zum Thema Armutssensibilität angedacht.
Die Arbeitsgruppen zur sozialen Teilhabe sowie zum Austausch mit der Politik befinden sich noch in der Ideensammlung und Abstimmung.
Finanzierung und Folgekosten
Die Zuwendung erfolgt in Form eines Zuschusses des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg als Projektförderung im Wege der Anteilsfinanzierung in Höhe von bis zu 70 Prozent an den zuwendungsfähigen Ausgaben. Grundsätzlich müssen 30 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben durch eigene Mittel und/oder durch Drittmittel erbracht werden. Die Eigenmittel sind im Haushalt unter der Kostenstelle 4140010001 „Gesundheitsprojekte“ eingestellt (Beschluss des Ausschusses für Soziales und Gesundheit vom 07.03.2023).
Anlagen
Flyer „Gesunde Chancen für Kinder und Familien - Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut im Ostalbkreis“
Sichtvermerke
gez. Barth, GB Gesundheit gez. Urtel, Dezernat V gez. Kurz, Dezernat II gez. Dr. Bläse, Landrat
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