Bürgerinformationssystem

Vorlage - 194/2023  

 
 
Betreff: Wärmeverbund des Kreisberufsschulzentrums Ellwangen mit dem Schulzentrum Eugen-Bolz-Realschule und Hariolf-Gymnasium in Ellwangen
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Hochbau und Gebäudewirtschaft   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Bildung und Finanzen Entscheidung
04.12.2023 
Sitzung des Ausschusses für Bildung und Finanzen ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

 

  1. Der Ostalbkreis beteiligt sich mit dem Kreisberufsschulzentrum Ellwangen an einem Wärmeverbund mit den städtischen Schulgebäuden Eugen-Bolz-Realschule und Hariolf-Gymnasium.

 

  1. Die Holzhackschnitzelanlage inklusive Betriebsgebäude und Hackschnitzelbunker wird zu diesem Zweck an die Stadtwerke Ellwangen verpachtet.

 

  1. Die Verwaltung wird mit den Verhandlungsgesprächen und dem Abschluss des erforderlichen Wärmelieferungsvertrages sowie des Pachtvertrages über die Holzhackschnitzelanlage beauftragt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Im Ellwanger Klosterfeld wurde in den 1970er-Jahren ein großes Schulzentrum aus den städtischen Schulen (Eugen-Bolz-Realschule, Hariolf-Gymnasium, Klosterfeld-Grundschule) und dem Kreisberufsschulzentrum Ellwangen geschaffen. Am Galgenberg liegen die Rundsporthalle und die städtischen Außensportanlagen, welche auch von Schülerinnen und Schülern des Kreisberufsschulzentrums genutzt werden.

 

Überlegungen zu einem Wärmenetz im Klosterfeld

 

Im Jahr 2015 hat die Stadt Ellwangen ein Ingenieurbüro mit einem vom Bund geförderten Quartierskonzept für das Klosterfeld beauftragt. Für das Quartierskonzept wurden die im Gebiet Klosterfeld vorhandenen Wärmeerzeugungsarten mit den Verbrauchsmengen über eine Abfrage erfasst und eine Bürgerinformationsveranstaltung durchgeführt.

Der Ostalbkreis wurde als Schulträger des Kreisberufsschulzentrums Ellwangen wegen der dort seit dem Jahr 2003 betriebenen Holzhackschnitzelanlage in die Konzeptentwicklung von Beginn an aktiv einbezogen. Eine große Lösung mit einem Wärmenetz für das Klosterfeld kam damals jedoch nicht zustande, da außer den Schulgebäuden von privater Seite nur ein sehr geringes Interesse vorlag und darauf verwiesen wurde, dass eigene Wärmeerzeuger in den privaten Gebäuden vorhanden sind.

 

Überlegungen zu einem Wärmenetz Ellwanger Schulen

 

Die Stadt Ellwangen hat die Idee eines großen Wärmenetzes im Klosterfeld deshalb zurückgestellt. Die Gespräche mit der Landkreisverwaltung zu einem möglichen und zunächst kleineren Wärmenetz und den Schulgebäuden wurden dennoch fortgesetzt.

 

Der Gemeinderat der Stadt Ellwangen hat am 26.10.2023 den kommunalen Wärmeplan festgestellt. Darin wird als mögliches Teilprojekt ein Wärmeverbund zwischen den städtischen Schulgebäuden und dem Kreisberufsschulzentrum Ellwangen vorgeschlagen. Im Folgenden werden die Rahmendaten eines solchen Wärmeverbundes vorgestellt.

 

Ausgangslage

 

Das Kreisberufsschulzentrum Ellwangen besteht aus den beiden beruflichen Schulen Techma (Berufliche Schule für Technik und Management) und GLP (Berufliche Schule für Gesundheit, Labor und Pflege). Das Schulzentrum mit einer Fläche von 14.848 m² besuchen im aktuellen Schuljahr 1.566 Vollzeit- und Teilzeitschüler.

 

Bei den beiden städtischen Schulgebäuden Eugen-Bolz-Realschule (5.908 m², 452 Schüler) und Hariolf-Gymnasium (6.274 m², 351 Schüler) erfolgt die Wärmeversorgung vollständig aus fossilen Energien über Erdgaskessel.

 

Seit dem Jahr 2003 wird am KBSZ Ellwangen eine Holzhackschnitzelanlage betrieben, die rund 70 % des jährlichen Wärmeverbrauchs aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und damit nahezu CO2-neutral bereitstellt. Die restliche Wärmemenge wird über einen Erdgaskessel erzeugt.

Die Holzhackschnitzelanlage hat sich in ihrer Betriebszeit von mittlerweile rund 20 Jahren sowohl ökologisch wie ökonomisch als sehr vorteilhaft erwiesen. Bei den Holzhackschnitzeln kam es zu keinen so starken Preissteigerungen wie in den immer noch andauernden Hochpreisphasen von Erdgas und Holzpellets. Bei den Holzhackschnitzeln handelt es sich um Reststoffe, die ohne den bei Holzpellets erforderlichen Aufwand direkt gewonnen und verwertet werden können.

 

Wärmeversorgung im Bestand:

 

 

Auf der linken Seite der Erdgaskessel und rechts daneben der vorhandene Pufferspeicher (18 m³).

 

 

 

Auf der linken Seite der Holzhackschnitzelbunker mit Laderampe und in der Mitte

das Betriebsgebäude mit Holzhackschnitzelkessel. Rechts die Kranbahn zur Ascheentsorgung.

 

Die Holzhackschnitzel werden über einen hydraulischen Stempel dem Brennraum zugeführt.

 

 

Blick in die Brennkammer des Holzhackschnitzelkessels (thermische Leistung von 500 kW).

 

 

Blick auf die Holzhackschnitzelanlage von der Grundstücksgrenze des Kreisberufsschulzentrums

zu den angrenzenden städtischen Schulen Eugen-Bolz-Realschule und Hariolf-Gymnasium aus.

Überlegungen zu einem gemeinsamen Wärmenetz der Schulen im Klosterfeld

 

Bei den Gesprächen zwischen Landkreisverwaltung und Stadtverwaltung wurde die Idee eines zunächst kleineren Wärmenetzes zwischen den drei Schulgebäuden entwickelt.

 

Ziel ist es, eine ökologisch sinnvolle Wärmebereitstellung unter Nutzung von erneuerbaren Energien zu erreichen und eine wirtschaftlich für alle Projektbeteiligten vorteilhafte Lösung zu finden.

 

Bei der Herstellung des Wärmenetzes (vergleiche nachfolgende Skizze der Stadtwerke Ellwangen) würde die gemeinsame Heizzentrale Eugen-Bolz-Realschule / Hariolf-Gymnasium an die bestehende Holzhackschnitzelanlage des Kreisberufsschulzentrums zur Mitversorgung angeschlossen werden. Die Holzhackschnitzelanlage würde inklusive Betriebsgebäude und Hackschnitzelbunker an die Stadtwerke Ellwangen verpachtet und von den Stadtwerken betrieben werden. Die Stadtwerke Ellwangen würden sich um die Beschaffung der Holzhackschnitzel und den technischen Betrieb der Anlage und des Wärmenetzes kümmern und das Produkt Wärme an den Ostalbkreis und die Stadt Ellwangen liefern.

 

Die Schaffung des Wärmenetzes würde zu einer CO2-Reduzierung von 118 Tonnen pro Jahr auf städtischer Bilanzseite führen. Dies entspricht einer Reduzierung von rund 35 % des Gesamtausstoßes der städtischen Schulen. Beim Kreisberufsschulzentrum Ellwangen würde sich zunächst keine CO2-Reduzierung ergeben, da bereits bisher rund 70 % der Wärme aus den Holzhackschnitzeln stammt und dieser Anteil mit dem vorhandenen Hackschnitzelkessel nicht gesteigert werden kann.

Allerdings würde sich für den Ostalbkreis der Vorteil ergeben, dass sich die Stadt Ellwangen bei zukünftigen Instandhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an der Holzhackschnitzelanlage beteiligen und die Stadtwerke Ellwangen die Betriebsführung inklusive Störungsbehebung übernehmen würden.

 

 

Mögliches Wärmenetz mit neuer Wärmeverbundleitung zwischen Holzhackschnitzelanlage und der

gemeinsamen Heizzentrale von Eugen-Bolz-Realschule und Hariolf-Gymnasium.


Kostenteilung und Betreibermodell

 

Die Stadtwerke Ellwangen haben im Austausch mit der Landkreisverwaltung und der Stadtverwaltung Ellwangen verschiedene Überlegungen zur Wärmeerzeugung und -verteilung (Pufferspeicher, Einbindung Erdgas-BHKWs, Steuerungstechnik) angestellt und eine Vorplanung erstellt.

 

Dabei wurde eine Kostenschätzung für das das oben dargestellte Wärmenetz erstellt, die sich auf rund 500.000 € beläuft.

Außerdem wurden verschiedene bestehende Förderprogramme geprüft. Nach einem möglichen Grundsatzbeschluss müssten die ab 2024 voraussichtlich im Zusammenhang mit kommunalen Wärmeplänen geltenden Förderprogramme erneut geprüft und Fördermittel beantragt werden.

 

Die Investitionskosten für das Wärmenetz sollen wie folgt aufgeteilt werden:

 

Ostalbkreis

30.000 €

direkt zuzuordnende Investition

Stadt Ellwangen

105.000 €

direkt zuzuordnende Investition

Allgemeinkosten

365.000 €

 

 

Die Allgemeinkosten sollen als Baukostenzuschuss auf die jeweilige Partei umgelegt werden.

 

Der Ostalbkreis soll einen Anteil von 30 % der Allgemeinkosten übernehmen, da die Investition als Startschuss für eine zukünftige Wärmeversorgung aus einer neuen - noch zu errichtenden - Heizzentrale gesehen werden könne. Es bestehen dazu Überlegungen der Stadtwerke Ellwangen und der Stadt Ellwangen, in einigen Jahren eine neue Heizzentrale auf dem städtischem Grundstück der beiden Schulen zu errichten, um dann die Holzhackschnitzelanlage des Kreises außer Betrieb nehmen zu können.

 

Diese neue Heizzentrale ist unter den dann gültigen technischen und finanziellen Rahmenbedingungen zu prüfen und zu planen. Angedacht wurden bisher auf Erzeugungsseite der Einsatz von Großwärmepumpen, Wasserstoff und Holzhackschnitzeln oder eine Kombination aus mehreren Energieträgern.

In diesem Zusammenhang wäre dann ebenfalls zu prüfen, ob das Wärmenetz über die Schulgebäude als Abnehmer hinaus im Gebiet Klosterfeld erweitert werden kann.

 

Für das zunächst vorgesehene Wärmenetz zwischen den Schulgebäuden im Klosterfeld würde sich folgende Kostenteilung ergeben:

 

 

Direktanteil

Allgemeinkosten

Gesamt

Ostalbkreis

30.000 €

110.000 €

140.000 €

Stadt Ellwangen

105.000 €

255.000 €

360.000 €

Gesamt

135.000 €

365.000 €

500.000 €

 

Auf den Ostalbkreis würde nach der Kostenschätzung somit ein Anteil von rund 140.000 € als Baukostenzuschuss zu finanzieren sein. Hierbei sind mögliche Fördermittel noch nicht berücksichtigt.

Betreibermodell

 

Zum Betreibermodell und zur Kostenteilung wurde abgestimmt, dass die Beschaffung der Holzhackschnitzel wie bisher über eine Ausschreibung und die Abrechnung ebenfalls wie bisher über einen Wärmemengenzähler erfolgen soll. Die Brennstoffkosten sollen ohne Gewinnaufschlag an die Verbraucher (Ostalbkreis, Stadt Ellwangen) durchgereicht werden, sodass sich hier für den Ostalbkreis keine Verschlechterung ergibt.

 

Für den Betrieb und die Störungsbeseitigung der Holzhackschnitzelanlage und des Wärmenetzes soll ein Dienstleistungsvertrag mit den Stadtwerken Ellwangen abgeschlossen werden. Somit entfiele auch die Betreuung der Holzhackschnitzelanlage durch den Hausmeisterdienst des KBSZ Ellwangen. Die Kosten dieser Dienstleistung sollen anteilig nach der verbrauchten Jahresenergiemenge umgelegt werden.

 

Damit die Stadtwerke Ellwangen die Holzhackschnitzelanlage inklusive Betriebsgebäude, Hackschnitzelbunker und technischen Nebeneinrichtungen (Hydraulikstempel, Kranbahn zur Ascheentsorgung, Steuerungstechnik, Pumpen) betreiben und für deren Instandhaltung sorgen können, ist ein Pachtvertrag zwischen dem Ostalbkreis und den Stadtwerken Ellwangen vorgesehen.

 

Schließlich wäre nach einem erfolgten Grundsatzbeschluss des Ausschusses für Bildung und Finanzen und einem entsprechenden Beschluss des Gemeinderates der Stadt Ellwangen am 07.12.2023 ein Wärmelieferungsvertrag auszuhandeln, um alle Parameter der Wärmelieferung (Versorgungs- und Ausfallsicherheit, Preisgestaltung Wärmelieferung und Dienstleistung, Aufgabenverteilung und Mitwirkungspflichten) zu definieren und zu vereinbaren.

 

 

Empfehlung der Verwaltung

 

Auf Grund der Verteilung der Instandhaltungskosten der Holzhackschnitzelanlage auf mehrere Schultern, der Synergieeffekte einer gemeinsamen Wärmeerzeugung und der ökologischen wie ökonomischen Vorteile des vorgeschlagenen Wärmenetzes empfiehlt die Verwaltung den Grundsatzbeschluss zur Errichtung des Wärmenetzes der Ellwanger Schulen im Klosterfeld zu fassen.

 

 

Weiteres Vorgehen und Ausblick

 

Sofern der Ausschuss für Bildung und Finanzen sowie der Gemeinderat der Stadt Ellwangen am 07.12.2023 zustimmen, so könnten im Jahr 2024 die Detailplanung des Wärmenetzes, die Prüfung und Beantragung von Fördermitteln und die Ausschreibung der Baumaßnahmen erfolgen. Eine bauliche Umsetzung wäre dann ab dem Jahr 2025 möglich.

 

 



Finanzierung und Folgekosten

 

Nach der Kostenschätzung der Stadtwerke Ellwangen entfällt für den Anschluss an das Wärmenetz ein Baukostenzuschuss von 140.000 € auf den Ostalbkreis. Da das Jahr 2024 für Planung und Ausschreibung der Baumaßnahme genutzt werden soll, müssten die Mittel im Haushaltsplan 2025 eingeplant werden.

 


Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

gez. Bihr, Geschäftsbereichsleiter

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landrat