Bürgerinformationssystem

Vorlage - 150/2023  

 
 
Betreff: Erfahrungsbericht zur generalistischen Pflegeausbildung im Ostalbkreis
Status:öffentlich  
Federführend:Beratung, Planung, Prävention   
Beratungsfolge:
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und des Jugendhilfeausschusses Kenntnisnahme
10.10.2023 
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und des Jugendhilfeausschusses zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme.

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

I. Ausgangssituation

 

Das Pflegeberufegesetz führt die bisherigen Berufsausbildungen der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zusammen. Am 1. Januar 2020 wurde die neue Pflegeausbildung zur „Pflegefachfrau“ und zum „Pflegefachmann“ eingeführt. Die Ausbildung in Vollzeit dauert drei Jahre.

 

Ziel der Ausbildung ist die Vermittlung von Kompetenzen, die zu einer selbständigen, umfassenden und prozessorientierten Pflege von Menschen aller Altersstufen, in akut und dauerhaften stationären sowie ambulanten Pflegebereichen, befähigen. Außerdem soll die Attraktivität der Pflegeberufe gesteigert werden.

 

Im Jahr 2023 beendet der erste Ausbildungsjahrgang die generalistische Pflegeausbildung. Die Befragung der Pflegeschulen sowie der Ausbildungsträger im Ostalbkreis zeigt, dass neben den vielseitigen Chancen der Ausbildung nach wie vor Herausforderungen in der Umsetzung bestehen.

 

II. Erfahrungen im Ostalbkreis

 

Die Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann erfolgt im Ostalbkreis an den sieben Pflegeschulen sowie bei den Trägern der praktischen Ausbildung (27 Träger mit 51 stationären und teilstationären Pflegeeinrichtungen sowie 42 Träger mit 55 ambulanten Pflegediensten), wobei nicht alle - insbesondere kleinere - Träger ausbilden.

 

Der Start der generalistischen Pflegeausbildung fand unter den besonderen Bedingungen der Corona-Pandemie statt, welche die Durchführung der Ausbildung in den letzten Jahren beeinflusste.

 

Die Anzahl der Ausbildungseintritte an den Pflegeschulen im Ostalbkreis ist unbeständig. Während 2021 die Anzahl der Ausbildungseintritte zunahm, ist im Jahr 2022 ein leichter Rückgang zu verzeichnen.

 

 

 

Die Entwicklungen im Ostalbkreis spiegeln sich auch in den Zahlen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wider. Der größte Teil der Auszubildenden, die die Ausbildung aufnehmen, ist weiblich. Nur etwa 20 % der Auszubildenden sind männlich.

 

 

Die Rückmeldungen der sieben Pflegeschulen im Ostalbkreis auf die Frage, wie sich die Ausbildungszahlen in den vergangenen Jahren verändert haben, weisen Abweichungen auf. Zum einen hat die Zahl der Bewerbungen abgenommen. Die Zahl der Ausbildungsabbrüche hingegen nahm zu. Hervorgehoben wird in diesem Zusammengang die hohe Abbruchquote sowie die hohe Anzahl an langzeiterkrankten Teilnehmenden. Auch die Qualität der Bewerberinnen und Bewerber nahm ab. Zudem war es mit Mühe verbunden, geeignete Auszubildende zu finden.

 

Andere Pflegeschulen verzeichnen einen starken Anstieg an Bewerberinnen und Bewerbern. Die nötigen Voraussetzungen zur Aufnahme der Ausbildung wurden jedoch vermehrt nicht erfüllt.

 

Weitere Pflegeschulen gaben keine signifikanten Veränderungen und stabile Anmeldezahlen an.

 

Im Jahr 2023 beendet der erste Ausbildungsjahrgang die generalistische Pflegeausbildung. Beim Vergleich der Anzahl der Ausbildungseintritte 2020 mit der Anzahl der Berufsabsolventen 2023 wird die beschriebene Abbruchquote der Pflegeschulen deutlich. Ca. 33 % der Auszubildenden, welche 2020 die Ausbildung aufgenommen haben, haben diese abgebrochen.

 

 

Es zeigt sich, dass nach wie vor Herausforderungen in der Umsetzung der generalistischen Pflegeausbildung bestehen. Herausforderungen sehen die Pflegeschulen und Ausbildungsträger im Ostalbkreis unter anderem im hohen Bürokratie- und Verwaltungsaufwand durch die Vorgaben aus der Ausbildungs- und Prüfungsordnung, dem hohen Organisationsaufwand aufgrund der Neukonzipierung der gesamten Ausbildung sowie dem hohen Kommunikationsaufwand aufgrund der vielen Kooperationspartner. Außerdem wird der Mangel an geeigneten und qualifizierten Lehrkräften, an fehlenden Praxisanleitenden sowie nicht ausreichenden Praktika-Plätzen hervorgehoben. Vor allem der bestehende Personalmangel führt trotz aller Anstrengungen nicht zu einer Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufs.

 

Die Umsetzung der generalistischen Pflegeausbildung ist besonders für kleine Träger sowie Schulen aufgrund des hohen Verwaltungs- und Koordinationsaufwands sowie der begrenzten Einsatzmöglichkeiten im ländlichen Raum erschwert. So ist der Bedarf an Praxiseinsatzstellen insbesondere im Bereich der ambulanten und pädiatrischen Einsätze groß.

 

Die Pflegeschulen verzeichnen seit Beginn der generalistischen Pflegeausbildung einen gestiegenen Anteil an internationalen Auszubildenden. Oftmals sind die Sprachkenntnisse für die Aufnahme der Ausbildung jedoch zu gering. In der Folge muss die Ausbildung in der Pflegehilfe vorgeschoben werden. Die Ausbildungszeit bis zum Abschluss als Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann verlängert sich entsprechend.

 

Neben den Herausforderungen bietet die neue Ausbildung auch vielseitige Chancen für die Pflege im Ostalbkreis. Hervorzuheben sind die Freistellung der Praxisanleitenden für die Anleitung der Auszubildenden, die europaweite Anerkennung, die Aufwertung des Images der Pflege in der Bevölkerung durch die Zusammenführung der drei Ausbildungsrichtungen, die Steigerung der Attraktivität des Berufes sowie die Steigerung der Professionalisierung. Chancen werden ebenso in der Entwicklung von Kooperationen sowie der gemeinsamen hohen Ausbildungsqualität gesehen. Durch Einblicke in die verschiedenen Settings erhalten die Auszubildenden mehr Verständnis für Situationen der einzelnen Bereiche, welche in der Pflege beteiligt und verbunden sind. Ein gemeinsames, sektorenübergreifendes Professionsverständnis sowie bereichsübergreifende Kompetenzen sind das Ergebnis.

 

III. Fazit

 

Seit Anfang 2020 wird in Deutschland in der Pflege generalistisch ausgebildet. Dies bringt vielseitige Chancen für ein neues gemeinsames Berufsverständnis. Die generalistische Pflegeausbildung eröffnet den Auszubildenden unter anderem mehr berufliche Möglichkeiten. Durch die veränderten Praxiseinsätze benötigen die Auszubildenden nach Beendigung der Ausbildung jedoch zunehmend eine Nachqualifizierung im jeweiligen Arbeitsbereich. Trotz der vielschichtigen positiven Aspekte im Hinblick auf die wechselnden Praxiseinsätze ist insbesondere der Aufbau einer Identifikation mit dem Ausbildungsträger mit viel Mühe verbunden.

 

Die Pflegeschulen sowie Ausbildungsträger im Ostalbkreis sehen sich insgesamt auf einem guten Weg. Spannend wird die Entwicklung der kommenden Jahre.


Finanzierung und Folgekosten

 

---

 


Anlagen

 

---

 

 

 

 

 

 

 

Sichtvermerke

 

gez. Joklitschke, Stabsstelle V/01

gez. Urtel, Dezernat V

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landra