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Vorlage - 513/03  

 
 
Betreff: Förderung von Projekten in der Dritten Welt und Osteuropa
Status:öffentlich  
Federführend:D e z e r n a t V   
Beratungsfolge:
Sozialausschuss Vorberatung
04.12.2003 
Sitzung des Sozialausschusses einschl. Widerspruchsausschuss      

Antrag der Verwaltung:

 

1. Kenntnisnahme zu I. und II.

 

2. Zustimmung zu den Verwaltungsvorschlägen unter III.


Sachverhalt/Begründung:

 

I. Ausgangssituation

 

Im Kreishaushalt des Jahres 2003 sind unter der Haushaltsstelle 2.4980.9870000.4 50.000,-- € zur Förderung von Hilfsprojekten in der Dritten Welt und Osteuropa eingestellt.

 

In seiner Sitzung am 01.07.2003 hat der Sozialausschuss des Kreistags insgesamt 26.500,--€ für 4 Hilfsprojekte bewilligt. Im Einzelnen handelt es sich dabei um die Missionsstation Mangloralto von Schwester Isabel Dietrich aus Neuler (7.000,-- €), die Bubenstadt in Esmeraldas/Ecuador (6.500,-- €), ein Beschäftigungsprojekt der Kolpingsfamilie Schwäbisch Gmünd in Sao Paulo/Brasilien (10.000,-- €) und das “Social-Service-Centre” in Katmandu, das vom Arbeitskreis “Mission, Entwicklung und Frieden” der Pfarrei St. Michael in Schwäbisch Gmünd unterstützt wird (3.000,-- €).

 

Nach Rücksprache und im Einvernehmen mit den Kreistagsfraktionen wurde dem Heuchlinger Helferkreis ein Betrag in Höhe von 5.000,-- € zur weiteren Unterstützung eines Hilfsprojektes in Indien zur Verfügung gestellt. Frau Erika Waidmann, Vorsitzende des Heuchlinger Helferkreises hatte sich im August an Landrat Pavel gewandt und um eine erneute Förderung der Arbeit von Pfarrer Philipp Nedumpuram gebeten. Pfarrer Philipp hielt sich im September/Oktober im Ostalbkreis auf und hat Herrn Landrat Pavel die Schwerpunkte seiner Arbeit eindrucksvoll aufgezeigt. Die Zuwendung des Ostalbkreises wird für den Neubau eines Wohnheimes Verwendung finden, in dem künftig mehr als 150 Jungen im Alter zwischen 8 und 18 Jahren untergebracht werden.

 

Bereits 2002 hatte die Verwaltung über das Hilfsprojekt “Dorfgemeinschaft ZIREM” des Rotary-Clubs Ellwangen-Aalen informiert. Die gemeinnützige Stiftung ZIREM mit Sitz in der türkischen Hauptstadt Ankara richtet seit 33 Jahren Rehabilitationszentren für geistig behinderte Kinder und Jugendliche ein. Seit 1982 unterhält sie in Antakya ein Regionales Zentrum. Am 03.10.2003 konnte im Beisein von Landrat Klaus Pavel das neueste Projekt, das auch mit Unterstützung des Ostalbkreises finanziert wurde, eingeweiht werden. Es handelt sich dabei um eine Einrichtung für erwachsen gewordene Behinderte die dort unter Anleitung von Betreuern in den Ausbildungs- und Arbeitsprozess eingegliedert werden. Die Kosten für die Errichtung der Anlage betrugen 110.000,-- € wovon 80.000,-- € vom Rotary-Club Ellwangen-Aalen durch Spenden aufgebracht wurden.

 

Vielen Behinderten und auch ihren Familien ist es nicht möglich, Eigenbeiträge zu den Kosten der Unterbringung und Versorgung in der Dorfgemeinschaft ZIREM zu leisten. Der Ostalbkreis, die Stadt Aalen, die Stadtwerke Aalen und der Rotary-Club Ellwangen-Aalen haben sich deshalb bereit erklärt, für jeweils einen jugendlichen Behinderten eine Patenschaft für die Dauer von 3 Jahren mit eines Jahresbetrag von je 2.000,-- € zu übernehmen. Landrat Pavel hat dies für den Ostalbkreis zugesagt.

 

Unter Berücksichtigung dieser Verpflichtung und der bereits getätigten Auszahlungen stehen im Haushaltsjahr 2003 noch 16.500,-- € an Restmitteln zur Verfügung.

 

II. Noch nicht bewilligte Anträge

 

Derzeit liegen der Verwaltung folgende, bislang nicht berücksichtigte Zuwendungsanträge vor:

 

1.Antrag des Arbeitskreises Solwodi (Solidarität mit Frauen in Not) - Ostalb auf Förderung von Hilfsprojekten in Kenia und Ruanda

 

2.Förderantrag des Vereins “Hilfe für Togo” auf Förderung einer Dorfschule im Südwesten von Togo

 

3.Förderantrag des Freundeskreises “Küche der Barmherzigkeit” zur Unterstützung eines Hilfsprojektes in Armenien

 

4.Förderantrag des Evangelischen Kirchenbezirks Schwäbisch Gmünd zur Unterstützung eines Krankenhausprojektes in Südindien

 

5.Antrag der Stiftung Pro vita aus Schwäbisch Gmünd zur Förderung eines Ausbildungs- und qualifizierungsprogramms in Nepal

 

6.Antrag des Deutsch-Georgischen Traumaprojektes “IMEDI” zur Förderung eines Hilfsprojektes in Georgien.

 

III. Stellungnahme der Verwaltung zu den vorliegenden Anträgen und Förderempfehlung

 

Mit den Restmitteln des Haushaltsjahres 2003 ist es nicht möglich, allen vorliegenden Zuwendungsanträgen auch nur einigermaßen gerecht zu werden. Die Verwaltung schlägt deshalb vor, mit der Stiftung Pro vita, dem Projekt von Solwodi Ostalb und dem Krankenhausprojekt des Evangelischen Kirchenbezirks Schwäbisch Gmünd zunächst 3 Maßnahmen zu fördern. Die restlichen Anträge sollten zurückgestellt werden.

 

Unter Berücksichtigung dieser Verfahrensweise werden folgende Zuschussvergaben vorgeschlagen:

 

1.Ausbildungs- und qualifizierungsprojekt für nepalesische Mädchen und junge Frauen durch die Stiftung Pro vita aus Schwäbisch Gmünd

 

Jedes Jahr werden in Nepal ca. 10.000 bis 12.000 junge Mädchen im Alter zwischen 8 bis 20 Jahren aus ihren Familien herausgerissen, nach Indien verschleppt und dort in Bordellen der Großstädte zur Prostitution gezwungen. Die Umstände und Motive des grausamen Mädchenhandels sind vielseitig.

 

Organisierte Schlepperbanden ziehen durch abgelegene Dörfer des Himalaja und locken mit Arbeitsplätzen als Serviererinnen, Zimmermädchen, Küchen- oder Haushaltshilfen in Indien oder den Golfstaaten. In Nepal, in dem über 45 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben, in dem nur 40 % der Menschen lesen und schreiben können und das nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, ist der Menschenhandel zu einem lukrativen Geschäft geworden. Die Lebensumstände der zumeist minderjährigen Opfer, die zur Prostitution gezwungen werden, sind erschütternd. Die Zahl der mit HIV/Aids infizierten Frauen liegt bei 75 bis 80 %. Viele von ihnen sterben daran oder an anderen Krankheiten wie Hepatitis oder Tuberkulose.

 

Die Stiftung pro vita aus Schwäbisch Gmünd zur Bekämpfung weltweiter Armut und zur Förderung menschenwürdiger Lebensbedingungen hat es sich zur Aufgabe gemacht, zur Besserung der Situation nepalesischer Mädchen und junger Frauen beizutragen. Die Stiftung unterstützt und fördert im Regelfall nur kleinere überschaubare und nachvollziehbare Entwicklungsprojekte. Dabei ist es ihr sehr wichtig, mit verantwortungsvoll handelnden Personen oder Organisationen “vorort” zusammen zu arbeiten.

 

Maiti Nepal ist eine nepalesische “Entwicklungspartner-Organisation” mit Sitz in Katmandu, die sich die Bekämpfung von Menschenhandel, Verschleppung und Kinderprostitution zur Aufgabe gemacht hat. Im Zuge dieser Partnerschaft soll es nepalesischen Mädchen und jungen Frauen, die Opfer des Kinderhandels geworden sind oder als Waisenkinder den Weg zu Maiti Nepal gefunden haben, möglich gemacht werden, ein Ausbildungs- und Qualifizierungsprogramm in Deutschland zu absolvieren. Die Gründerin von Maiti Nepal, Anurada Koirala hat bei verschiedenen Deutschlandbesuchen, unter anderem auch in Schwäbisch Gmünd über die extremen Menschenrechtsverletzungen in Nepal berichtet. Ihrer konsequenten Öffentlichkeitsarbeit ist es zu verdanken, dass die geschilderten Probleme mehr und mehr bekannt werden, aber auch hoffnungsvolle Hilfeansätze im Gange sind.

 

Am 15. Dezember 2003 werden die 18-jährige Pooja Nepali und die 23-jährige Hima Devi Chaulagain in Schwäbisch Gmünd ankommen und dort für 1 Jahr Praktiken absolvieren.

 

Nach einen intensiven Deutsch-Sprachkurs werden die beiden jungen Frauen Praktikantenstellen erhalten, um sich entsprechend ihrer persönlichen Vorstellungen in den Berufsfeldern zu qualifizieren, die sie später in Nepal ausüben wollen.

 

Nach den von der Stiftung vorgelegten Unterlagen beläuft sich das notwendige Gesamtbudget für dieses Projekt auf rd. 17.000,-- €. Die Stiftung hat um einen Zuschuss des Ostalbkreises gebeten.

 

 

Die Verwaltung schlägt vor, das Projekt mit 8.000,-- € zu unterstützen.

 

 

 

2.Antrag des Arbeitskreises Solwodi-Ostalb auf Förderung eines Hilfsprojektes in Kenia

 

“Solgidi”- Solidarity with girls in Distresse - Solidarität mit Mädchen in Not - heißt das neueste Projekt des Solwodi-Dachverband Deutschland. Es richtet sich an junge Mädchen, Töchter von alleinerziehenden Müttern in Kenia, die oftmals den Lebensunterhalt für ihre Familie verdienen müssen. Dieser Verdienst ist unregelmäßig und reicht oft nicht aus, den Lebensunterhalt zu sichern. Während Söhne in der Regel zur Schule geschickt werden, müssen die Töchter im Haushalt helfen und anderweitig Geld verdienen. Nicht wenige davon landen in der Prostitution.

 

Als Vorbeugung und als Hilfe wird für die betroffenen Mädchen das Schulgeld übernommen. Dieses wird direkt in der Schule bezahlt und die Teilnahme am Unterricht kontrolliert. Außerdem bekommen die Schülerinnen Schuluniform und Schulbücher gestellt. Wo es sich organisieren lässt, können die Schülerinnen auch an der Schulspeisung teilnehmen.

 

Die Leiterin des Projektes vor Ort, Agnes Mailu, zahlt in Auftrag von Solwodi das Schulgeld und kontrolliert, ob die Schülerinnen regelmäßig am Unterricht teilnehmen. Sie bespricht mit den Lehrerinnen und Lehrern die Leistungen und besucht die Kinder zuhause, um ihre Lebenssituation in Erfahrung zu bringen.

 

Das Solwodi Zentrum in Mombasa hilft überkonfessionell Mädchen und jungen Frauen, sich eine neue Lebensperspektive aufzubauen. Neben den Schulbesuchen werden auch Ausbildungen z.B. im Schneider- oder Friseurhandwerk ermöglicht.

 

Frau Dr. Annette Speidel von der Solwodi Kontaktstelle Ostalb hatte im Frühjahr diesen Jahres Gelegenheit, sich vor Ort über das Projekt zu informieren. Der tiefste Eindruck für die Aalener Ärztin war es, “die erbärmliche Lebens- und Wohnsituation der Frauen hautnah zu sehen. Zusammengepfercht in armseligen Lehmhütten ohne Wasser, Strom und Kanalisation”.

 

Ein anderes Hilfsprojekt von Solwodi läuft seit mehreren Jahren in Ruanda. Als die ethnischen, politischen und menschlichen Krisen in Ruanda Mitte der 90iger Jahre ein vorläufiges Ende fanden, gab es viele Witwen und noch mehr Waisenkinder. Um nicht große, anonyme Waisenhäuser einzurichten, ging man dazu über, mit den Frauen, die Witwen geworden waren, neue Formen des Zusammenlebens zu erarbeiten. Frauen nahmen zu ihren Kindern weitere Kinder auf und wurden dabei entsprechend unterstützt. Neben der Sicherung des Lebensunterhalts ist ein großes Problem nach wie vor das zu zahlende Schulgeld. In Ruanda muss für jedes Kind Schulgeld bezahlt werden.

 

Allein im Jahr 2002 wurden über Solwodi für rd. 170 Schülerinnen die Schulgeldzahlungen übernommen, außerdem wurden in einem weiteren Projekt mehr als 70 Witwen bei einkommenschaffenden Maßnahmen unterstützt, um die Lebenssituation und die der Kinder auf Dauer zu verbessern. So taten sich beispielsweise mehrere Frauen zusammen und betreiben zwischenzeitlich einen Kiosk mit Lebensmitteln und Getränken. Andere unterhalten einen Kleinverkauf von Kartoffeln und Gemüse, wieder andere einen Getränkeausschank.

 

Jährlich werden für dieses Schülerinnen- bzw. Witwenprojekt rd. 17.000,-- € nach Ruanda überwiesen. Zwei mal im Jahr wird das Projekt von Solwodi genauestens abgerechnet und dokumentiert.

 

Die Verwaltung schlägt vor, das Projekt Solgidi in Kenia und das Witwen- und Waisenprojekt in Ruanda mit jeweils 2.000,-- € zu unterstützen.

 

 

3.Förderantrag des Evangelischen Kirchenbezirks Schwäbisch Gmünd zur Unterstützung eines Krankenhausprojektes in Südindien

 

Seit fast 8 Jahren unterstützt der Evangelische Kirchenbezirk Schwäbisch Gmünd ein Krankenhausprojekt im südindischen Nandyal. Rd. 80.000,-- €, die in dieser Zeit als Spenden nach Nandyal geflossen sind, haben die Gesundheitsversorgung in der Stadt und im Umland wesentlich verbessert. Nandyal ist mit etwa 100.000 Einwohnern eine der mittelgroßen Städte im südindischen Bundesstaat Andrah Pradesh. Aus der dort ansässigen Leitung einer der 21 Diözesen der protestantischen Kirche von Südindien kam die Anregung zu einem regelmäßigen Austausch mit einem Kirchenbezirk in Württemberg. Pfarrer Werner Fieber aus Heubach konnte sich beim Besuch im Februar diesen Jahres ein aktuelles Bild von der Situation des Krankenhauses und der Stadt machen.

 

Der Partnerschaftsvertrag, den der Kirchenbezirk Schwäbisch Gmünd mit der südindischen Kirche abgeschlossen hat, wird von der Bezirkssynode bis 2008 verlängert werden. Das Hauptprojekt der Hilfe wird auch künftig die Erneuerung des Krankenhauses mit der Wöchnerinnen- und der Frauenstation und als Ergänzung eine Pädiatrische Abteilung sein.

 

Nachdem ein wichtiger Teil der Krankenhausarbeit darin besteht, Patienten ambulant vor Ort im ländlichen Umfeld von mehr als 100 Kilometern zu betreuen, steht die Beschaffung eines gebrauchten Fahrzeuges an erster Stelle der Prioritätenliste.

 

Pfarrer Werner Fieber beziffert den Preis für dieses Fahrzeug auf ca. 12.000 € und hat dafür eine Zuwendung des Ostalbkreises beantragt.

 

Seitens der Verwaltung wird vorgeschlagen diese Beschaffung mit einem Beitrag von 4.500,-- € zu fördern.

 

 

 

 

 


Finanzierung und Folgekosten:

 

Die Zuwendungen werden aus Haushaltsmitteln des Jahres 2003 finanziert.


Anlagen:

 

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Sichtvermerke:

 

 

Fachdezernent__________________________________________________

Rettenmaier

 

Hauptamt__________________________________________________

Wolf

 

Kämmerei__________________________________________________

Hubel

 

Landrat__________________________________________________

Pavel