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Vorlage - 089/2023  

 
 
Betreff: Betriebskostenzuschuss für Strukturveränderungen MVZ Kliniken Ostalb gGmbH 2022
Status:öffentlich  
Federführend:Kliniken Ostalb gkAöR   
Beratungsfolge:
Verwaltungsrat Kliniken Ostalb gkAöR Entscheidung
15.06.2023 
Sitzung des Verwaltungsrats Kliniken Ostalb gkAöR ungeändert beschlossen   

Beschlussantrag

 

Der Verwaltungsrat ermächtigt den Vorstand der Kliniken Ostalb gkAöR in der Gesellschafterversammlung der MVZ Ostalb Kliniken gGmbH einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von TEUR 380 der Kliniken Ostalb gkAöR an die MVZ Ostalb Kliniken gGmbH zu beschließen.

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

Die MVZ Ostalb Kliniken gGmbH ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Kliniken Ostalb gkAöR und betreibt seit 2019 Medizinische Versorgungszentren. Aktuell besteht das Unternehmen aus vier Medizinischen Versorgungszentren mit insgesamt 10 Kassenarzt-Sitzen.

Die MVZ Ostalb Kliniken gGmbH startete Anfang 2019 mit dem MVZ Ellwangen. Zum 01.10.2019 folgte das MVZ Westhausen. Der gastroenterologische Teil des MVZ Aalen nahm seinen Betrieb am 01.01.2021 auf, der rheumatologische Teil folgte am 01.01.2022. Das gastroenterologische MVZ Schwäbisch Gmünd begann im zweiten Quartal 2022 mit der fachlichen Patientenversorgung.

Praxen wurden und werden dann übernommen, wenn eine adäquate freiberufliche Praxisnachfolge nicht gelingt und der medizinische Fachbereich zum stationären Versorgungsangebot der Kliniken Ostalb passt. Die MVZ Ostalb Kliniken gGmbH fokussiert sich auf den fachärztlichen Bereich. Das hausärztliche MVZ Westhausen stellt eine Ausnahme dar, da hier zum einen die hausärztliche Versorgung in der Region Westhausen auf dem Spiel stand und zum anderen aktuell diese Praxis neben der hausärztlichen Versorgung auch einen wichtigen Beitrag zur Patientenversorgung in der Suchtmedizin leistet und die ärztliche Versorgung des zur Kliniken Ostalb gkAöR gehörenden Pflegeheims für Menschen im Wachkoma in Bopfingen sicherstellt.

Die fachärztlichen MVZ sollen an den Klinikstandorten lokalisiert sein und hier eine wichtige Rolle bei der Verzahnung von ambulanter und stationärer Medizin übernehmen. Ein wichtiger Aspekt sind hier Teilanstellungen von Ärztinnen und Ärzten im MVZ, je nach familiärer Situation und persönlichen beruflichen Entwicklungszielen.

Die MVZ Ostalb Kliniken gGmbH wurde im Jahr 2018 mit der Mindestkapitalausstattung von TEUR 25 gegründet. Investitionen in Praxiserwerbe, Medizingeräte und sonstige Ausstattungen werden über Kredite finanziert. Kreditkosten und Abschreibungen belasten das Jahresergebnis insbesondere in den Jahren bis zur vollständigen Abschreibung der Praxiserwerbe entsprechend (TEUR 157 in 2022).

In den Jahren 2019 und 2020 konnte die MVZ Ostalb Kliniken gGmbH positive Jahresergebnisse erzielen (TEUR 45 in 2019 und TEUR 140 in 2020). Im Jahr 2021 wurde ein Jahresverlust in Höhe von TEUR -99 verzeichnet. Im Jahr 2022 TEUR -426.

Das Jahr 2022 war für die MVZ Ostalb Kliniken gGmbH wirtschaftlich in besonderer Weise herausfordernd. Die Praxen innerhalb der MVZ gGmbH sind wie freiberufliche Praxen von der sich kontinuierlich verschärfenden wirtschaftlichen Lage betroffen. So sind z.B. die von der KVBW ausgeschütteten Honorare für GKV-Patienten allein im vierten Quartal 2022 gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal insgesamt um 136 Mio. EUR (-9,3 % über alle Fachgruppen) gesunken. Das entspricht ca. TEUR 100 für die MVZ Ostalb Kliniken gGmbH in einem Quartal.

Daneben führten umfangreiche Strukturveränderungen in einzelnen Praxen der MVZ Ostalb Kliniken gGmbH zu einer zusätzlichen temporären wirtschaftlichen Belastung im Jahr 2022:

  • Im MVZ Ellwangen haben ehemalige Praxisinhaber ihre Arbeitszeiten als angestellte Ärzte reduziert. Nachbesetzungen waren herausfordernd und sind erst mit zeitlicher Verzögerung gelungen. So konnten die maximal 2,5 KV-Sitze nicht ganzjährig besetzt werden. Dies führte in 2022 erstmals zu spürbaren Erlösrückgängen im MVZ Ellwangen. Ab 2023 sind alle Facharztstellen über die Kooperation mit den Frauenkliniken Aalen und Schwäbisch Gmünd und durch weitere Anstellungen/Teilanstellungen von Fachärztinnen und Fachärzten wiederbesetzt.

 

  • Die kleine und damit unwirtschaftliche Betriebsgröße der Außenstelle des MVZ Ellwangen in Bopfingen führt bisher jährlich zu einem strukturellen Defizit. Die Sprechstunden in Bopfingen konnten erst ab 2023 durch teilangestellte Ärztinnen erweitert werden. Urlaubsvertretungen gelangen 2022 nicht vollständig, so dass an einzelnen Tagen keine Sprechstunde stattfinden konnte. Die strukturelle finanzielle Lücke durch die Zweigpraxis Bopfingen muss durch den Standort Ellwangen erwirtschaftet werden, was im Jahr 2022 nicht möglich war.

 

  • Im MVZ Westhausen wurde nach positiven Ergebnissen in den Jahren 2019 und 2020 ab 2021 ein Fehlbetrag erwirtschaftet. Die Geschäftsjahre 2021/2022 waren von einer Umstrukturierung bedingt durch die schrittweise Reduktion der Arbeitszeit des ehemaligen Praxisinhabers und seinem Ausscheiden zum 30.09.2022 geprägt. Die Nachbesetzung der frei werdenden Stellenanteile gelang zeitlich verzögert mit der Folge deutlicher Erlösrückgänge. Mit den handelnden Personen hat sich auch das Leistungsspektrum der Praxis verändert und einen Umstrukturierungsprozess des hausärztlichen medizinischen Settings erfordert. Dies hat temporär Auswirkungen auf die Erfolgssituation. Mittlerweile sind in Westhausen die freien Stellenanteile vollständig nachbesetzt und die Praxis ist auf die aktuellen Anforderungen umstrukturiert.

 

  • Am Standort Ostalb-Klinikum konnte das MVZ Aalen um einen rheumatologischen Sitz erweitert werden. Dies ist für die Versorgung der Patientinnen und Patienten im Ostalbkreis sehr positiv, da im weiteren Umkreis bisher keine internistisch rheumatologische Praxis existierte. Der komplette Neustart der Praxis im Laufe des ersten Quartals 2022 führte aber zu Anlaufverlusten. Erfahrungsgemäß sind ca. 1.000 Patientenscheine erforderlich. Diese Größenordnung wird aber erst im Laufe des Jahres 2023 zu erzielen sein. Die Genehmigung zur Aufnahme des MVZ Aalen in die ambulant spezialfachärztliche Versorgung (ASV) Rheumatologie Alb-Donau/Ulm wird im Jahr 2023 erwartet. Im Jahr 2022 bedarf es aus den vorgenannten Gründen einer strukturellen Anschubfinanzierung für diese, am Versorgungsbedarf gemessen, sehr wichtige fachärztliche Disziplin.

 

  • Der gastroenterologische Teil des MVZ Aalen konnte auch im Jahr 2022 noch kein positives Ergebnis erzielen, da der ehemalige Praxisinhaber seinen Beschäftigungsumfang stark reduzierte und die Nachfolge über teilangestellte Ärztinnen und Ärzte zunächst geregelt werden musste.

 

Der Jahresverlust 2022 der MVZ Ostalb Kliniken gGmbH in Höhe von TEUR -426 kann nicht aus dem freien Eigenkapital (Gewinnrücklage) in Höhe von TEUR 86 finanziert werden (vgl. auch geringe Eigenkapitalausstattung und Startkosten durch Praxiskäufe und erforderliche Investitionen in Medizintechnik). Durch den Jahresverlust 2022 ergäbe sich eine bilanzielle Überschuldung der Gesellschaft in Höhe von TEUR -315. Damit die Fortführung der Gesellschaft gesichert werden kann, ist ein Betriebskostenzuschuss des Gesellschafters erforderlich. Der Aufsichtsrat der MVZ Ostalb-Kliniken gGmbH hat in seiner Sitzung am 15.05.2023 die Thematik beraten und einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von TEUR 380 empfohlen. Umfassende Maßnahmen sind eingeleitet, um der stark defizitären Entwicklung des Vorjahres konsequent entgegenzuwirken.

 


Finanzierung und Folgekosten

Der von der Klinken Ostalb gkAöR gewährte Betriebskostenzuschuss an die MVZ Ostalb Kliniken gGmbH hat den Charakter einer nicht rückzahlbaren Zuwendung.

 


Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

gez. Heisig, Assistenz Vorstandsvorsitzender

gez. T.Schneider, Vorstand

gez. Dr. Bläse, Verwaltungsratsvorsitzender