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Vorlage - 069/2023  

 
 
Betreff: Neubau Integrierte Regionalleitstelle Ostwürttemberg - Sachstandsbericht
Status:öffentlich  
Federführend:D e z e r n a t VII   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung Kenntnisnahme
03.05.2023 
Sitzung des Ausschusses für Umweltschutz und Kreisentwicklung zur Kenntnis genommen   
Anlagen:
Verschiedene Außenansichten - Integrierte Regionalleitstelle Ostwürttemberg

Antrag der Verwaltung

 

Der Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung nimmt den Bericht zum Neubau der Integrierten Regionalleitstelle Ostwürttemberg (IRLS) zur Kenntnis.

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

  1. Verfahrensgang

Am 28. Juli 2020 hat der Kreistag des Ostalbkreises dem Grundsatzbeschluss zum Neubau der IRLS in Aalen grundsätzlich zugestimmt und die Verwaltung damit beauftragt, die dafür notwendigen Umsetzungsschritte zu vollziehen und den zuständigen Gremien des Kreistages über den Umsetzungsstand fortlaufend zu berichten.

Die Landkreisverwaltung wurde zudem beauftragt, die Feuerwehren und die im Rettungsdienst sowie im Katastrophenschutz tätigen Organisationen im Ostalbkreis bei der Raumplanung und dem Betriebskonzept der künftigen neuen IRLS intensiv mit einzubeziehen.

Am 20. Juli 2020 stimmte auch der Kreistag des Landkreises Heidenheim dem Vorhaben des DRK-Kreisverbands Aalen e. V. einstimmig zu, einen Neubau für die IRLS zu erstellen. Der Bereichsausschuss für den Rettungsdienst im Ostalbkreis stimmte am 13. Juli 2020 dem Neubau der IRLS zu.

Dem Beschluss ging die Abstimmung in einer Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Krankenkassen, der Landkreise Heidenheim und Ostalbkreis sowie dem DRK-Kreisverband Aalen e.V. als Betreiber der IRLS voraus. Die Arbeitsgruppe tagte am 16.01.2020 und am 03.03.2020. Mittels eines in Auftrag gegebenen Standorts- und Raumbedarfsgutachtens für einen Neubau der IRLS wurden die Eckpunkte definiert, die innerhalb des Bereichsausschusses von allen leistungserbringenden Organisationen mit dem Beschluss vom 13. Juli 2021 so akzeptiert wurden.

Auf Seite der Feuerwehren fand ein Gespräch am 17. März 2021 mit der Landkreisverwaltung und dem Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes sowie mit den stellvertretenden Kreisbrandmeistern statt. Bei diesem Gesprächstermin wurde die Raumstruktur für den Neubau der IRLS im Grundsatz bestätigt.

Mit dem Satzungsbeschluss zur Bebauungsplanänderung im Bereich Ecke Bischof-Fischer-Straße und Parkstraße hat der Gemeinderat der Stadt Aalen am 22. Juli 2021 das Planungsrecht für die Baumaßnahme der IRLS geschaffen.

Der Kreistag beschloss in seiner Sitzung am 30. November 2021 die Vergabe der Planungsleistungen für den Neubau der IRLS.

Am 2. Juni 2022 wurden in einer Sitzung der AG Neubau des Bereichsausschusses das genaue Raumprogramm für die IRLS diskutiert, abgestimmt und beschlossen. Zudem wurde eine Prüfung der geplanten Baumaßnahme in Bezug auf bauliche und sicherheitstechnische Maßnahmen vorgestellt.

In einer weiteren Sitzung der AG Neubau des Bereichsausschusses wurden die Vorplanungen (LPH 2) vorgestellt.

 

  1. Sachstand:

Kurze Zusammenfassung des bisherigen Projektverlaufs:

Von Februar bis Juni 2022 wurden die Planungsgrundlagen (LPH1) ermittelt und das Raum- und Flächenprogramm entwickelt. Von Juni - September 2022 wurden Grundrissvarianten und Varianten der Gebäudekubatur entwickelt und analysiert, im Dezember 2022 die Fachplanungskonzepte vor allem bei der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik sowie bei der Tragwerksplanung. Zur Analyse von Betriebskonzepten wurden neu in Betrieb genommene Leitstellen in Mannheim, Ludwigshafen und Karlsruhe besichtigt. Von Dezember 2022 bis Februar 2023 wurde die Freianlagenplanung, die Fassadengestaltung, das Materialkonzept sowie das Brandschutzkonzept erarbeitet. Im März 2023 wurde die Vorplanung abgeschlossen.

Der offizielle Projektstart war am 23. Februar 2022 - ein Tag vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Seit diesem Zeitpunkt ergab sich ein sehr volatileres Planungsumfeld als es zuvor ohnehin schon gegeben war. Dies betraf Entwicklungen wie die Corona-Pandemie, gestörte Lieferketten, Auswirkungen der Inflation, Auswirkungen des Fachkräftemangels, die historisch einmalige Steigerung der Baupreise in den letzten drei Jahren, die schwer abzuschätzende Dynamik der zukünftigen Preissteigerungen, die verschärfte internationale und nationale Sicherheitslage, neue verschärfte Sicherheitsanforderungen an kritischer Infrastruktur mit konkreten Auswirkungen auf die weitere Objektplanung (z.B. KRITIS-Dachgesetz).

Trotzdem konnte ein zügiger und qualitätsvoller Planungsprozess mit folgenden Schwerpunkten vollzogen werden: Hohe Qualität der nutzungsspezifischen Funktionalitäten, Wirtschaftlichkeit und optimierte Betriebskosten, Skalierbarkeit, Operative Belastbarkeit, Nachhaltigkeit.

Von Seiten der Projektleitung wurde auf die hohe fachliche Kompetenz, eine flexible und ergebnisoffene Herangehensweise, sowie eine Fokussierung auf die komplexen, nutzungsspezifischen Anforderungen seitens des gesamten Fachplanungsteam im bisherigen Planungsprozess ausdrücklich hingewiesen.

 

Ergebnisse der Planungen:

-            Variantenauswahl: Drei unterschiedliche Grundrissvarianten wurden in der Tiefe untersucht und mittels einer Wertungsmatrix mit verschiedenen Kriterien objektiv bewertet. Die Variante mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis wurde im Rahmen der Vorplanung weiterentwickelt und trägt den Arbeitstitel „DREI plus ZWEI“. Architektonisch und städtebaulich präsentiert sich die Variante mit einem dominanten Kopfbau in Richtung des bestehenden Rettungszentrums und einem niedrigeren, zurückgesetzten Bereich, der die Körnung der umliegenden Wohnbebauung aufnimmt.

 

-            Objektplanung mit Thermischer Bauphysik, Schallschutz und Raumakustik, Materialkonzept, Außenanlagen, Brandschutzkonzept: Aufgrund der spezifischen, objektbezogenen Anforderungen lässt sich eine Umsetzung in Massivbauweise (Stahl-Beton) wirtschaftlicher realisieren als eine Umsetzung in Holzbauweise. Daneben ergeben sich auch Vorteile beim Brand- und Schallschutz. Durch die Nutzung von Recyclingbeton ist eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft möglich. Im Hinblick auf die Fassade wird aktuell mit einer sehr haltbaren, vorvergrauten Holzfassade geplant. Diese ist aktuell die günstigste, wartungsfreie vorgehängte Fassadenlösung. In Bezug auf den Wärme- und Kältebedarf wurden verschiedene Varianten untersucht.

 

-            Variantenauswahl Energiekonzept und Stand Lüftungs-, Energie- und Komfortkonzept: Es wurden mehrere Varianten für das Energiekonzept untersucht:

  • Fernwärme + Kältemaschine
  • Pellets/Hackschnitzel + Kältemaschine,
  • Wärmepumpen (heizen/kühlen) mittels Geothermie/Sonde
  • Wärmepumpen mit Geothermie/Körbe,
  • Luft-Wärmepumpe,
  • Wärmepumpe mit Eisspeicher-Technologie
  • Wärmepumpe (Abwasser/Kanal),
  • Wärmepumpe (Grundwasser).

 

Die favorisierte Lösung stellt eine Wärmepumpe mit Eisspeicher-Technologie dar. Diese kann im Winter heizen und im Sommer kühlen. Die Technologie ist in der Bevölkerung noch nicht so bekannt, aber längst gängiger Standard bei Bauprojekten und bietet das beste Verhältnis zwischen Investitionssumme, Nachhaltigkeit und laufenden Betriebskosten. Sämtliche andere Heiz- und Kühl-Kombinationen hatten in der Gesamtbilanz ein schlechteres Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Das System ist hinsichtlich der Wärmeausbeute deutlich weniger von der Umgebungstemperatur abhängig als klassische Wärmepumpen, was die Effizienz steigert und den Stromverbrauch senkt. Alle zentralen HKL-Systeme sind redundant ausgelegt.

 

-            PV-Planung: Die Berechnung der aktuellen PV-Anlagen-Kapazität, unter Zugrundelegung der maximal nutzbaren Dachflächen, führt zu einem Autarkiegrad des Gebäudes bei der Stromversorgung von ca. 66% des Gesamtenergiebedarfs (20 MWh/a) bei 100% Eigenverbrauchsanteil. Weitere Aufstellflächen oder ggf. Aufständerungen werden in LPH 3 geprüft.

 

-            Fassadenintegrierte PV-Anlagen: Im Rahmen der Entwurfsplanung wird die Heizlastberechnung detailliert und die technische Auslegung der Planung für die technische Gebäudeausrüstung optimiert. Gleichzeitig sollten Maßnahmen zur fassadenintegrierten PV-Flächen mit Südausrichtung untersucht werden. Dafür stehen auf Südseite ca. 100 m² zur Verfügung. Diese sollten einstrahlungsoptimiert entwickelt werden. Evtl. sind weitere Planungsstudien (z.B. Besonnungsstudie) erforderlich.

 

-            Leitstellen- und Elektroplanung: Es wurden verschiedene Varianten für den Betriebsraum der IRLS und die Partnerleitstelle entwickelt und die optimale Raumausnutzung und Ausrichtung der Einsatzleitplätze, abhängig vom Betriebskonzept der Nutzerschaft, analysiert. Darüber hinaus wurde bereits die Planung des Technikkonzepts weiter vorangetrieben (Technikraum, Belegung Serverschränke, Notstrom/Redundanzkonzept, Zuführungskonzept, Versorgungskonzept, Trassenplanung, Beleuchtungsplanung).

 

-            Stand HLSK-Planung (Heizung - Lüftung - Sanitär - Klima): Dem Thema Wirtschaftlichkeit wurde bereits in der Vorplanung größte Priorität eingeräumt. So konnte aufgrund einer umsichtigen Redundanzplanung bereits auf ein zweites Dach-Lüftungsgerät für den Betriebsraum der IRLS verzichtet werden. Zudem wurden weitere Gebäudetechnische Anlagen untersucht und Festlegungen mit der Nutzerschaft getroffen (RLT-Geräte - Wärmeversorgungsanlagen - Kältetechnische Anlagen - Trinkwasseranlagen - Abwasseranlagen - Gebäudeautomation - MSR).

 

-            Stand Tragwerksplanung: Neben einer Massivbauvariante wurde auch eine Variante mit Holzbau ab EG untersucht. Die Beton-Stahl-Skelettbauweise hat sich als bauphysikalisch überlegen und letztlich auch als wirtschaftlicher erwiesen.

Schwierige Gründungs- und Grundwasserverhältnisse bedeuten einen erhöhten Aufwand, der hinsichtlich der Tragwerksplanung für die Gründung der Bodenplatte und machen zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen erforderlich. Aufgrund der knappen Platzverhältnisse im Bereich der Baugrube wird im weiteren Planungsverlauf zwingend ein Baugrubenverbau mit entsprechender Tragwerksplanung erforderlich werden.

 

-            Raumprogramm: Aufgrund des aktuellen Planungstands ergeben sich folgende Flächen: 1251 qm Nutzfläche, 520 qm Technikflächen, 627 qm Verkehrsfläche, 398 qm Konstruktionsfläche. Die Brutto-Grundfläche (BGF) beläuft sich auf 2.796 qm. Einsparungen ergeben sich durch die aktuelle Planung im Bereich der Nutz- und Konstruktionsflächen. Zuwächse gab es im Bereich der Technik- und Verkehrsflächen. Die Bruttogrundfläche konnte gegenüber der Machbarkeitsstudie sogar um fast 100 qm reduziert werden.

 

-            Kostenentwicklung: Aufgrund der aktuell sehr hohen Risiken und kaum zu kalkulierenden Unsicherheiten soll für eine Darstellung der voraussichtlichen Kostenentwicklung die vertiefte Kostenberechnung am Ende der Entwurfsplanung (LPH 3) im September 2023 abgewartet werden, um eine verlässliche Zahl zu erhalten. Diese wird dann im Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung bzw. im Kreistag vorgestellt.

 

  1. Weiterer Terminplan:

Der zeitliche Ausblick für die nächsten Planungsschritte sieht die Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung) von März 2023 bis September 2023 vor und die Leistungsphase 4 (Genehmigungsplanung) von August 2023 bis Februar 2024. Die Leistungsphase 5 (Ausführungsplanung) ist von September 2024 bis Februar 2025 geplant. Für die Leistungsphase 6 und 7 (Ausschreibung und Vergabe) ist aktuell ein Zeitraum von März 2024 bis August 2025 vorgesehen. Ab April 2024 schließt sich nach den aktuellen Planungen die Ausführung an. Der Beginn des Wirkbetriebs wird aktuell auf Juni 2027 terminiert.

Der Abschluss der Vorplanung hat sich zugunsten größerer Planungs- und Kostensicherheit um ca. 2 Monate verzögert.

Es soll weiterhin ein ausgewogenes Verhältnis zwischen stringentem Planungsprozess und größtmöglicher Planungssicherheit angestrebt werden. Aufgrund verschiedener Abhängigkeiten besteht immer das Risiko, dass es zu Abweichungen der im Rahmenterminplan in Bezug auf die dort ausgewiesenen Zeiträume kommt.


Finanzierung und Folgekosten

 

Im Haushalt 2022 sind beim Auftrag 712606000005 (Neubau Leitstelle) 600.000 und im Haushalt 2023 400.000 € berücksichtigt. Für die Haushaltsjahre 2024, 2025 und 2026 sind je Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 1.500.000 € geplant.


Anlagen

 

Verschiedene Außenansichten - Integrierte Regionalleitstelle Ostwürttemberg

 

Sichtvermerke

 

gez. Wagenblast, Dezernat VII

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landrat

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Verschiedene Außenansichten - Integrierte Regionalleitstelle Ostwürttemberg (559 KB)