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Vorlage - 196/2022  

 
 
Betreff: Einrichtung des Bildungsgangs Kaufleute im Gesundheitswesen in Substitution mit dem Bildungsgang Sozialversicherungsfachangestellte an der Kaufmännischen Schule Schwäbisch Gmünd ab dem Schuljahr 2023/2024
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Bildung und Kultur   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Bildung und Finanzen Entscheidung
05.12.2022 
Sitzung des Ausschusses für Bildung und Finanzen ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

 

  1. Der Ausschuss für Bildung und Finanzen stimmt dem Antrag auf Einrichtung des Bildungsgangs Kaufleute im Gesundheitswesen in Substitution mit dem Bildungsgang Sozialversicherungsfachangestellte an der Kaufmännischen Schule Schwäbisch Gmünd ab dem Schuljahr 2023/2024 zu.
     
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, dazu die Zustimmung des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport gem. § 30 Schulgesetz einzuholen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Kaufleute im Gesundheitswesen

 

Kaufleute im Gesundheitswesen planen und organisieren Verwaltungsvorgänge, Geschäftsprozesse und Dienstleistungen im Gesundheitswesen. Hierfür wenden sie sozial- und gesundheitsrechtliche Regelungen an, informieren und betreuen Kunden bzw. Patienten und beobachten das Marktgeschehen im Gesundheitssektor. Sie erfassen Patientendaten und rechnen Leistungen mit Krankenkassen und sonstigen Kostenträgern ab.

 

Zudem kalkulieren sie Preise und beschaffen bzw. verwalten Materialien und Produkte. Sie entwickeln Marketingstrategien und wirken beim betrieblichen Qualitätsmanagement mit. Daneben üben sie im Finanz- und Rechnungswesen und in der Personalwirtschaft allgemeine kaufmännische Tätigkeiten aus, wenn sie z.B. den Jahresabschluss erstellen oder Personalstatistiken führen.

 

Einführung des Bildungsgangs im Ostalbkreis

 

Die Tatsache, dass die Kaufmännische Schule Schwäbisch Gmünd schon jahrzehntelang Standort für den Ausbildungsberuf „Sozialversicherungsfachangestellte/-er“ ist, hängt eng mit der Barmer Ersatzkasse zusammen, die in Schwäbisch Gmünd vormals als GEK ihren Hauptsitz hatte und seit der Fusion weiterhin einen wichtigen Stützpunkt ihrer Geschäftstätigkeit mit über 1.000 Beschäftigten vor Ort betreibt.

 

Die Barmer wird ab dem kommenden Ausbildungsjahr komplett vom Ausbildungsberuf „Sozialversicherungsfachangestellte-/er“ auf „Kaufmann/Kauffrau im Gesundheitswesen“ (KiG) umstellen. Somit verbleiben nur noch 4-5 Sozialversicherungsfachangestellte je Ausbildungsjahr von anderen Kassen am Schulstandort in Schwäbisch Gmünd. Der Beruf wird in dieser Form somit nicht mehr gehalten werden können.

 

Die Expertise im Bereich Gesundheitsverwaltung an der Schwäbisch Gmünder Berufsschule soll durch die Einrichtung des Standorts „Kaufleute im Gesundheitswesen“ weiterhin bestehen bleiben.

Die Barmer Ersatzkasse sichert für die Zukunft jährlich 9 Auszubildende als KiG zu. Mit den anderen Ausbildungsbetrieben, die bereits jetzt im Bereich Ostwürttemberg den KiG ausbilden und weiteren Einrichtungen, die für den Beruf noch gewonnen werden sollen, ist ausreichend Potential für die Etablierung des neuen Berufs am Standort Schwäbisch Gmünd zu erwarten. Der nächstgelegene und im Regierungsbezirk Stuttgart einzige Schulstandort ist die KS1 in Stuttgart.

Bezüglich der eigenen Lehrerressourcen aus dem Sozialversicherungsfachangestellten heraus ist ein Übergang und damit eine Gewährleistung der Beschulung zum Kaufmann/Kauffrau im Gesundheitswesen für die Kaufmännische Schule Schwäbisch Gmünd sichergestellt.

 

1. Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen

 

Das deutsche Gesundheitswesen erwirtschaftete im Jahr 2020 rund 12,1 % des Bruttoinlandsprodukts und wuchs dabei seit Jahren deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft. Gleichzeitig ist es Arbeitgeber für rund 7,4 Millionen Menschen in Deutschland.

 

Die zunehmende Spezialisierung der Verwaltung im Gesundheitswesen machte im Jahre 2001 die Einführung des kaufmännischen Ausbildungsgangs „Kaufmann/Kauffrau im Gesundheitswesen“ (KiG) notwendig.

 

Einsatzgebiete:

 

Mögliche Einsatzgebiete für KiG finden sich in/bei:

 

Krankenhäusern, stationären/teilstationären/ambulanten Pflegeeinrichtungen, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen, Krankenkassen, Medizinischen Diensten, ärztlichen Organisationen und Verbänden, ärztlichen Gemeinschaftspraxen, MVZ, Rettungsdiensten und Verbänden der freien Wohlfahrtspflege, Abrechnungsdienstleistern, Gesundheitsämtern, Sanitätshäusern, Behindertenhilfe, Heilmittelanbietern und weiteren

 

2. Was macht ein Kaufmann/ eine Kauffrau im Gesundheitswesen?

 

Bei Krankenkassen:

 

Arbeiten KiG bei einer Krankenkasse, sind sie z. B. im Versicherungswesen tätig. Dabei führen sie die Antragsbearbeitung und das Vertragsmanagement gesetzlich und freiwillig Versicherter durch und müssen neben betriebswirtschaftlichem Prozesswissen auch Kenntnisse im Versicherungsrecht haben. KiG können ebenso in der Neukundengewinnung eingesetzt werden.

 

Im Beitragswesen führen Sie die Abwicklung und Überwachung der Beitragszahlungen der Versicherten und deren Arbeitgeber durch.

 

In der Kundenberatung klären Sie Kunden über Leistungsansprüche und eine optimale gesundheitliche Versorgung auf. Im Versorgungsmanagement übernehmen KiG z. B. die enge Betreuung von chronisch kranken Versicherten.

 

Im Abrechnungsbereich der Krankenkassen prüfen Sie die Leistungsanträge der Ärzte und Krankenhäuser und veranlassen die resultierenden Zahlungen.

 

KiG berechnen und überwachen Krankengeldzahlungen der Versicherten und die Entgeltfortzahlung.

 

Im Marketing planen sie z.B. Sportveranstaltungen und betriebliche Gesundheitstage und führen sie durch.

 

In Kranken-/Pflegeeinrichtungen:

 

In diesen Häusern sind KiG unter anderem in der Patientenaufnahme mit allen dazu gehörenden administrativen Prozessen tätig.

 

Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten der KiG in diesem Sektor ist die Erfassung und Abrechnung der medizinischen Leistungen mit Krankenkassen und Patienten. Dabei arbeiten die KiG an den Schnittstellen zu Ärzten und dem Pflegepersonal.

 

KiG können ebenso Tätigkeiten im Beschaffungswesen dieser Einrichtungen ausführen. Ihre kaufmännischen Kenntnisse kommen ihnen auch bei der Entwicklung von Marketing-Strategien zugute, wenn es beispielsweise darum geht, neue Gesundheitsdienstleistungen wie spezielle Therapien oder Operationsmethoden anzubieten.

 

Nicht zuletzt erledigen Kaufleute im Gesundheitswesen allgemeine kaufmännische Tätigkeiten, z. B. in der Personalabteilung oder im Rechnungswesen.


 


3. Was lernt ein Kaufmann / eine Kauffrau im Gesundheitswesen in der Berufsschule?

 

Die Stundentafel des baden-württembergischen Lehrplans der KiG orientiert sich am bundesweiten KMK-Rahmenlehrplan dieses Berufs und ist im berufsfachlichen Bereich in Lernfelder gegliedert.

 

1. Ausbildungsjahr:

 

Lernfeld 1:  Den Betrieb erkunden und darstellen

 

Lernfeld 2:  Die Berufsausbildung selbstverantwortlich mitgestalten

 

Lernfeld 3:  Geschäftsprozesse erfassen und auswerten

 

Lernfeld 4:  Märkte analysieren und Marketinginstrumente anwenden

 

2. Ausbildungsjahr:

 

Lernfeld 5:  Dienstleistungen und Güter beschaffen und verwalten

 

Lernfeld 6:  Dienstleistungen anbieten

 

Lernfeld 7:  Dienstleistungen dokumentieren

 

Lernfeld 8:  Dienstleistungen abrechnen

 

3. Ausbildungsjahr:

 

Lernfeld 9:  Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern

 

Lernfeld 10: Personalwirtschaftliche Aufgaben wahrnehmen

 

Lernfeld 11: Investitionen finanzieren

 

 

Daneben finden sich wie in allen neu geordneten Berufen als länderspezifische Ergänzung für Baden-Württemberg Kompetenzbereiche im Bereich „Wirtschaft- und Sozialkunde“, in denen gesamtwirtschaftliche Inhalte aus den Lernfeldern sowohl vertieft als auch ergänzt werden.

 

Substitution mit der Fachklasse „Sozialversicherungsfachangestellte“(Sofa)

 

Die Einrichtung des Ausbildungsberufs Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen erfolgt in Substitution mit der Fachklasse Sozialversicherungsfachangestellte (Sofa).

 

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Die Ausstattung ist in der Schule bereits vorhanden bzw. wird über das Schulbudget abgedeckt.

 

 

 

 


Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

gez. Freytag, Geschäftsbereichsleiterin

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landrat