Bürgerinformationssystem

Vorlage - 166/2022  

 
 
Betreff: Fachkräftebedarf und Qualifizierung
Status:öffentlich  
Federführend:Jobcenter Ostalbkreis Beteiligt:D e z e r n a t V
Beratungsfolge:
Ausschuss für Arbeit und Grundsicherung Kenntnisnahme
04.10.2022 
Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Grundsicherung zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Fachkräftebedarf im Ostalbkreis

 

Die Region steht in den nächsten Jahren vor enormen wirtschaftlichen Umbrüchen. Die strukturellen Umwälzungsprozesse müssen zeitnah bearbeitet werden, um mögliche Wohlstandsverluste und deren negative Begleiterscheinungen abzuwenden. Neben Innovation, Technologietransfer, Forschung und Bereitstellung von Infrastruktur ist es besonders wichtig, den Fachkräftebedarf für die Zukunft zu sichern und auszubauen.

 

Nachfrage nach Arbeitskräften

 

Die Gesamtnachfrage nach Arbeitskräften hat im letzten Jahr wieder stark angezogen. Im Juli 2022 sind die gemeldeten Arbeitsstellen bei der Agentur für Arbeit im Vergleich zum Vorjahresmonat um 92,4 % von 1.893 auf 3.643 Stellen angestiegen. Bei rund 78 % der offenen Stellen werden Fachkräfte und Experten nachgefragt.

 

Angebot an Arbeitskräften - Struktur der Arbeitslosen

 

Im Gegensatz zur Entwicklung der offenen Stellen ging die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,2% zurück. Besonders auffällig ist hierbei die Diskrepanz zwischen qualifizierten Fachkräften und Menschen ohne formale Qualifikation. Im Bereich der Arbeitsagentur sind rund 37% der gemeldeten Arbeitslosen ohne Berufsabschluss. Betrachtet man den Bereich des Jobcenters, haben 71% der Hilfebedürftigen keine Berufsausbildung. Über die Hälfte der beim Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen sind zudem langzeitarbeitslos und damit weiter vom allgemeinen Arbeitsmarkt entfernt. Offene Stellen und Arbeitssuchende passen daher nur bedingt zusammen (sog. „Mismatch“). Diesen Entwicklungen gilt es, mit vielfältigen Qualifizierungsmöglichkeiten in und außerhalb von Betrieben zu begegnen.

 

Qualifizierung

 

Qualifizierungschancen und moderne Angebote in der Aus- und Weiterbildung sind die relevanten Antworten auf einen Transformationsprozess, der in Zukunft viele Betriebe und Beschäftigte der Region beeinflussen wird. Sowohl die Arbeitsagentur als auch das Jobcenter setzen in der Förderung und Beratung Schwerpunkte bei der Qualifizierung. Der Mittelansatz für berufliche Weiterbildung wurde beim Jobcenter in den letzten beiden Jahren auf 650.000 Euro verdoppelt. Bei einem aufnahmefähigen Arbeitsmarkt ist es jedoch für beide Rechtskreise eine große Herausforderung, Menschen von der Wichtigkeit einer Qualifizierung zu überzeugen. Der Wunsch nach einer Arbeitsaufnahme im Helferbereich mit einem auskömmlichen Arbeitsentgelt steht häufig im Vordergrund und kann derzeit auch realisiert werden.

 

Der Entwurf des neuen Bürgergeldgesetzes sieht deshalb gleich mehrere Ansätze vor, um Geringqualifizierte auf dem Weg zu einer Berufsausbildung oder Weiterbildung zu unterstützen. Der bisher geltende Vermittlungsvorrang soll abgeschafft werden, damit kurzfristige Beschäftigungen vermieden werden. Über den Bürgergeldbonus und das Weiterbildungsgeld sollen finanzielle Anreize geschaffen werden, um die Qualifizierungsbereitschaft zu fördern. So sollen Arbeitssuchende bei der Teilnahme an einer berufsabschlussbezogenen Weiterbildung monatlich 150 Euro und Teilnehmende an nachhaltigen Integrationsmaßnahmen monatlich 75 Euro zusätzlich erhalten. Zudem wird im SGB II und SGB III ermöglicht, bei Bedarf in drei Jahren eine Umschulung im Rahmen einer geförderten beruflichen Weiterbildung zu besuchen anstatt wie bisher in zwei Jahren.

 

Aktivitäten im Ostalbkreis und in Ostwürttemberg

 

Gemeinsame Bildungszielplanung der Agentur für Arbeit Aalen und der Jobcenter Heidenheim und Ostalbkreis

 

Für 2023 wurde eine gemeinsame Bildungszielplanung erarbeitet. Die Bildungszielplanung orientiert sich an den Bedarfen des regionalen Arbeitsmarktes und richtet sich an Beschäftigte, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Arbeitssuchende, Arbeitslose, Berufsrückkehrende, Bildungsträger sowie die Beratungs- und Vermittlungsfachkräfte.

Gemeinsames Ziel der Agentur für Arbeit Aalen, des Jobcenters Ostalbkreis und des Jobcenters Heidenheim ist es, durch frühzeitige und individuell passgenaue Qualifizierung Arbeitslosigkeit zu vermeiden bzw. entstandene Arbeitslosigkeit zu beenden. Ebenso sollen Arbeitssuchende und Beschäftigte durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen zukunftssicher aufgestellt werden und es sollen neue Perspektiven eröffnet werden. Ein zeitnahes Fachgespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Kammern sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen soll weitere Impulse geben, die in die Bildungszielplanung einfließen.

 

Zukunftsoffensive Ostwürttemberg

 

Für eine erfolgreiche Transformation in Ostwürttemberg wurde das Projekt „Zukunft Ostwürttemberg“ ins Leben gerufen. Die großen Kreisstädte Aalen, Ellwangen, Giengen, Heidenheim und Schwäbisch Gmünd sowie die beiden Landkreise Heidenheim und Ostalbkreis, die IHK Ostwürttemberg, Handwerkskammer Ulm, WIRO, Regionalverband, Start-up Region, Digitalisierungszentrum, Südwestmetall, Gewerkschaften, die regionalen Hochschulen und Forschungszentren, Agentur für Arbeit, Jobcenter Heidenheim und Ostalbkreis bündeln in dieser Initiative ihre Kräfte. Die Prozesse sind in die Entwicklung und Umsetzung von Sofortmaßnahmen und die strategische Begleitung des Strukturwandels unterteilt. In acht unterschiedlichen Themenfeldern werden zukunftsfähige Konzepte und Maßnahmen erarbeitet. Die Fachkräftesicherung und -qualifizierung bildet einen wichtigen Bestandteil des Projektes. Eines der Ziele ist es, eine Qualifizierungsoffensive für Ostwürttemberg an den Start zu bringen.

 

Ausblick

 

Um den Fachkräftebedarf in der Region nachhaltig zu sichern, bedarf es mehrerer Bausteine. Neben der Aus- und Weiterbildung sind dies auch die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland. Dazu müssen jedoch auch die bürokratischen Hürden bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen abgebaut werden.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

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Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

gez. Koch, Geschäftsführer

gez. Urtel, Sozialdezernentin

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landrat