Bürgerinformationssystem
Antrag der Verwaltung
Der Ausschuss für Bildung und Finanzen nimmt den Bericht über die Schüleranmeldezahlen für das Schuljahr 2022/2023 im Vollzeit- und Teilzeitbereich und über die Lehrkräfteversorgung an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises zur Kenntnis.
Sachverhalt/Begründung
1. Ausgangslage
Als Fortführung der 2006 begonnenen Information über die Entwicklung der Schülerzahlen im Vollzeit- und Teilzeitbereich an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises wird auch 2022 diese Sitzungsvorlage dem Ausschuss für Bildung und Finanzen zur Kenntnis gegeben. Zum achten Mal werden auch die Schülerzahlen der vier Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), der früheren Sonderschulen, dargestellt.
2. Schülerzahlen der Schulen in der Trägerschaft des Ostalbkreises im Einzelnen:
a) Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ)
Die Schülerzahlen haben sich vom Jahr 2010 an wie folgt entwickelt:
Der Trend der steigenden Schülerzahlen im Bereich der SBBZ‘s mit Ausnahme der Heideschule Mutlangen setzt sich weiterhin fort. Die Schulleitungen unserer SBBZ stellen fest, dass die Eltern die Fördermöglichkeiten für ihre Kinder in einem SBBZ erkennen und deshalb die Beschulung in einem SBBZ der inklusiven Beschulung bevorzugen. Die hohe Zahl der Schülerinnen und Schüler an der Klosterbergschule erfolgte durch Kinder, welche den Schulkindergarten durchlaufen haben und durch Kinder mit Migrationshintergrund.
Um den Bedarf an Schulplätzen im Bereich der körperlichen und motorischen Entwicklung abzudecken, hat der Ostalbkreis als Schulträger der Jagsttalschule Westhausen den Antrag auf Einrichtung dieses Förderschwerpunktes beim Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg gestellt. Das Staatliche Schulamt Göppingen genehmigte die Einrichtung zum Schuljahr 2021/2022 mit Schreiben vom 28.10.2021. Im Schuljahr 2021/2022 besuchten bereits 9 Schülerinnen und Schüler im Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung die Jagsttalschule Westhausen. Im aktuellen Schuljahr sind es 15 Schülerinnen und Schüler.
b) Berufliche Schulen
Die Schülerzahlentwicklung im Teilzeit- und Vollzeitbereich hat sich vom Jahr 2009 an wie folgt entwickelt:
Siehe hierzu auch die beigefügte Grafik.
Teilzeitbereich Der seit 2010 anhaltende kontinuierliche Rückgang der Schülerzahlen im Teilzeitbereich konnte zwar 2019 gestoppt werden und stieg im Schuljahr 2019/2020 um 85 Auszubildenden mehr als im Vorjahr, allerdings reduzierte sich die Zahl der Auszubildenden bereits im Schuljahr 2020/2021 um 130 auf 5.958. Aufgrund der recht schwierigen Lage im Bereich der Wirtschaft aufgrund der Corona-Pandemie sank die Zahl im vergangenen Schuljahr weiter. Die derzeitigen Anmeldezahlen liegen bei insgesamt 5.316 Auszubildenden (-325 zum Vj.). Es wird davon ausgegangen, dass sich diese Zahl noch deutlich erhöhen wird, da die IHK und die Kreishandwerkerschaft eine deutliche Steigerung der eingegangenen Ausbildungsverträge melden.
Immer noch haben die Betriebe Schwierigkeiten, geeignete Bewerber/innen zu finden. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen können ihre Ausbildungsplätze immer schwerer besetzen. Dies zeigen auch die Ausbildungszahlen im Bereich der IHK und im Bereich des Handwerks. In Zusammenarbeit mit den Beruflichen Schulen und der Agentur für Arbeit Aalen führt der Ostalbkreis jährlich Ausbildungsplatzmessen in Aalen und Ellwangen durch. Von Seiten der ausstellenden Betriebe erfahren diese Messen eine immer größer werdende Nachfrage. Auch viele Städte und Gemeinden, allgemein bildende Schulen und Betriebe führen Veranstaltungen zur Berufsorientierung und zur Kontaktaufnahme mit den Ausbildungsbetrieben und den Beruflichen Schulen durch. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass sich die Schulabgänger/innen rechtzeitig über Ausbildungsmöglichkeiten und Ausbildungsangebote informieren können. Durch Schnupperpraktika wird den Schülerinnen und Schülern darüber hinaus die Möglichkeit gegeben, ihre Fähigkeiten und Neigungen auszuloten. Aufgrund Corona waren jedoch diese Maßnahmen nicht oder nur in geringer Form spätestens seit Mitte März 2020 bis Mitte 2021 möglich.
AVdual Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg hat jüngst verkündet, dass der Übergang Schule - Beruf in Baden-Württemberg neugestaltet werden soll. Hierfür wird das Land Baden-Württemberg 5,2 Mio. Euro in 30 Stadt- und Landkreisen investieren.
Der Ostalbkreis war bereits 2014 eine der ersten Modellregionen, die AVdual an den Beruflichen Schulen und ein Regionales Übergangsmanagement eingerichtet haben. AVdual-Begleiter/innen unterstützen die Lernbegleiter/innen an den Schulen.
„Die Bereitschaft auszubilden ist über alle Branchen hinweg weiter hoch. Die Unternehmen suchen händeringend nach Auszubildenden, im August waren noch fast 30.000 Ausbildungsstellen offen“, stellt die Wirtschafts- und Arbeitsministerin Hoffmeister-Kraut in einer Pressemitteilung vom 13. September 2022 fest. „Mit dem Reformkonzept für den Übergang Schule-Beruf stärken wir die berufliche Orientierung, damit Betriebe und Jugendliche auch zueinander finden. Dabei sind Betriebspraktika das A und O, das gilt in besonderer Weise für AVdual. 100 Schulen im Land bieten AVdual und damit bestmögliche Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf für Jugendliche mit Förderbedarf an“.
„Unser Ziel ist, dass noch mehr Jugendlichen der direkte Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf gelingt und dass Jugendliche mit Förderbedarf hierbei bestmöglich unterstützt werden. Mit unserem Reformkonzept zur Neugestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf erhalten junge Menschen passgenaue Unterstützung, um sich eine berufliche Zukunft aufzubauen. Praxisphasen binden frühzeitig die Betriebe vor Ort ein und leisten damit einen Beitrag zur Fachkräftesicherung. Wir werden das Konzept bis zum Jahr 2025 flächendeckend in Baden-Württemberg umsetzen“, so Hoffmeister-Kraut weiter.
Der einjährige, vollschulische Bildungsgang im Übergangsbereich der Beruflichen Schulen mit der Bezeichnung AVdual (duale Ausbildungsvorbereitung) wird seit dem Schuljahr 2017/2018 flächendeckend im Ostalbkreis angeboten. Zielgruppe von AVdual sind Jugendliche, die im Anschluss an die allgemeine Schulpflicht noch Förderbedarf haben, um eine Ausbildung beginnen zu können. Die Schülerzahlen im AVdual sind insgesamt stabil.
Der Ostalbkreis erhält hierfür vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus für das Schuljahr 2022/2023 eine Förderung der AVdual-Begleiter/innen in Höhe von 160.500 Euro und für das Regionale Übergangsmanagement 64.500 Euro.
Neuausrichtungen Zum Schuljahr 2021/2022 erfolgte in enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart und dem Kreisberufsschulzentrum Ellwangen die Teilung dieses in zwei selbstständige Schulen, der zunächst als Gewerblich-kaufmännischen Schule Ellwangen und Gewerblich-hauswirtschaftlichen Schule Ellwangen benannten Schulen. Die Besetzung der Stellen der Schulleitungen und der Stellvertretungen erfolgten rechtzeitig zum Schuljahresbeginn 2021/2022. Viele organisatorische, strukturelle und zukunftsorientierte Aufgaben konnten im abgelaufenen Schuljahr angegangen werden. In der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Finanzen am 19.07.2022 wurde die Namensgebung der Schulen in techma - Berufliche Schule für Technik & Management Ellwangen und glp - Berufliche Schule für Gesundheit, Labor und Pflege einstimmig beschlossen.
Vollzeitbereich Die Anzahl der Anmeldungen im Vollzeitbereich ist im Vergleich zum Vorjahr um 16 Schülerinnen und Schüler auf 3.973 Schülerinnen und Schüler zurückgegangen. Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Schülerzahl aufgrund geburtenstärkerer Jahrgänge in wenigen Jahren wieder steigen wird.
Die Anzahl der Eingangsklassen an den Beruflichen Gymnasien im Ostalbkreis entsprechen ca. denen im Vorjahr. Für die Bewerber für die Beruflichen Gymnasien und der Berufskollegs wurde wiederum das „Online-Bewerberverfahren (BewO) im Ostalbkreis durchgeführt. So wurden bereits im Frühjahr die Halbjahreszeugnisse der Bewerber gesichtet und bei Vorliegen der Voraussetzungen eine vorläufige Zusage an die Bewerber herausgegeben. Nach Vorlage der Abschlusszeugnisse wurden Ende Juli die endgültigen schriftlichen Zusagen an die Bewerber versandt.
Im aktuellen Schuljahr setzen sich die Schülerzahlen im Vollzeitbereich wie folgt zusammen:
Berufliches Schulzentrum Aalen
Kreisberufsschulzentrum Ellwangen
* Bildungsgang ausgelaufen, keine Neubildung erlaubt. ** 1BKT konnte 2022/2023 nicht gebildet werden.
Berufliches Schulzentrum Schwäbisch Gmünd
Von Seiten der Agentur für Arbeit Aalen wird mitgeteilt, dass in der Summe im Ostalbkreis in diesem Vermittlungsjahr 2.310 Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. Dies sind 160 Ausbildungsplätze weniger (- 6,5 %) als im Vorjahr. Im Vermittlungsjahr 2021 standen im Ostalbkreis 2.483 Ausbildungsplätze zur Verfügung was eine prozentuelle Veränderung von -21,4 % zu 2020 bedeutete. Derzeit gibt es noch 995 (Vorjahr: 843) nicht besetzte Ausbildungsstellen. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber (1.513) verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 98 (- 6,1 %). Nach Einschätzung der Agentur für Arbeit werden voraussichtlich viele offene Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können. Ein endgültiges Ergebnis kann jedoch erst Ende Oktober vorgelegt werden, da erst dann das Berichtsjahr der Agentur für Arbeit endet.
Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres, Anfang September, berichtet die IHK Ostwürttemberg, dass die bei ihr eingetragenen Ausbildungsverträge für den Bereich des Ost-albkreises um 71 (+ 6,6 %) auf 1.139 (Vj.1.068) gestiegen sind. Die Ausbildungszahlen sind nur vorläufig zu verstehen, denn die IHK verzeichnet nach wie vor einen Eingang an Ausbildungsverträgen. Für Ostwürttemberg insgesamt ergibt sich aktuell eine Steigerung der Ausbildungsverträge um 7,1 % von 1.429 auf 1.531 bisher abgeschlossener Verträge (Stand 31.08.2022).
Wie die Kreishandwerkerschaft Ostalb berichtet, sind für den Bereich des Ostalbkreises bei der Handwerkskammer Ulm insgesamt 528 neue Ausbildungsverträge eingegangen. Im vorangegangenen Ausbildungsjahr beliefen sich die neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse zu diesem Zeitpunkt auf 500. Dies stellt eine Steigerung um 5,6 % gegenüber dem Vorjahr dar. Darüber hinaus ist aber nicht auszuschließen, dass zum Ende des Vermittlungsjahres, Ende September 2022, noch in geringem Umfang weitere Ausbildungsverhältnisse eingegangen werden, da vermutlich bisher nicht alle Betriebe eine Meldung gemacht haben. Diesen 528 neu eingegangenen Ausbildungsverhältnissen stehen aktuell noch 94 (Vj. 138) offene Stellen im Handwerk gegenüber. Für Ostwürttemberg insgesamt ergibt sich aktuell eine Steigerung der Ausbildungsverträge um 4,7 % von 687 auf 719 bisher abgeschlossener Verträge (Stand 31.08.2022).
3. Lehrkräfteversorgung:
Zu Beginn des neuen Schuljahres führte die Verwaltung bei den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises eine Umfrage bezüglich der Lehrkräfteversorgung durch. Von den Schulen wurden die in der Anlage 2 aufgeführten Zahlen zur Lehrkräfteversorgung mitgeteilt. Aus der Übersicht ergibt sich, dass aufgrund der Stellenzuweisungen das Deputatedefizit im neuen Schuljahr, sich im Vergleich mit dem Vorjahr leicht reduziert hat. Insgesamt fehlen 8,0 Deputate (Vorjahr: 9,8 Deputate) an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises für eine vollständige Unterrichtsversorgung.
Die vier Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren des Ostalbkreises berichten von einer Lehrkräfteversorgung im aktuellen Schuljahr, die weitgehend den Pflichtbereich abdeckt. Dies wird durch die Aussage des Staatlichen Schulamtes Göppingen, dass es einen besonderen Fachkräftemangel an Sonderpädagogen gebe, unterstrichen.
Allgemein haben die Schulen nach wie vor Probleme, geeignete Bewerber zu finden. Es stehen nicht genügend ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung, da junge Lehrerinnen und Lehrer vermehrt Anstellungen in den Ballungsräumen suchen und Spezialisten für Technik, Gewerbe oder Betriebswirtschaftslehre häufig in die Wirtschaft abwandern.
4. Fazit:
Nach den vorliegenden Zahlen sind vor allem im Bereich der dualen Ausbildung noch viele freie Ausbildungsstellen zu verzeichnen. Durch die weitsichtige und vorausschauende Planung des Ostalbkreises und seiner Beruflichen Schulen gelingt es nahezu allen Schülerinnen und Schülern ein schulisches Angebot bzw. eine duale Ausbildung anzubieten oder eine verbesserte Qualifizierung zu ermöglichen.
Auch zukünftig ist es immens wichtig, dass alle an der beruflichen Bildung beteiligten Akteure bemüht sind, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.
Auch zukünftig wird der Ostalbkreis in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, den Kammern, den Innungen und den Schulleitungen dafür Sorge tragen, dass die Jugendlichen einen Ausbildungs- bzw. einen Schulplatz erhalten, um eine erfolgreiche Ausbildung starten zu können.
Finanzierung und Folgekosten
Keine.
Anlagen
Anlage 1: Schülerzahlentwicklung im Teilzeit- und Vollzeitbereich im Ostalbkreis Anlage 2: Übersicht über die Lehrkräfteversorgung
Sichtvermerke
gez. Freytag, Geschäftsbereichsleiterin gez. Kurz, Dezernat II gez. Dr. Bläse, Landrat
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