Antrag der Verwaltung

Kenntnisnahme.

Sachverhalt/Begründung

1. Ausgangssituation und Allgemeines

Die Auswirkungen des demografischen Wandels sind auch im Ostalbkreis deutlich zu spüren. Aktuell leben rund 66.100 Menschen im Ostalbkreis, die 65 Jahre und älter sind. 2005 waren es noch 8.790 weniger. Und nach der Bevölkerungsvorausrechnung wird diese Altersgruppe bis zum Jahr 2035 nochmal um 22.000 Menschen anwachsen. Mit zunehmendem Alter steigt in der Regel auch die Nachfrage nach professioneller Pflege und Unterstützung im Alltag. Gleichzeitig nimmt jedoch seit Jahren die Anzahl der Pflegefachkräfte ab.

Diese Entwicklung hat den Ostalbkreis veranlasst, gemeinsam mit 36 Trägern der ambulanten Dienste und stationären Einrichtungen eine Kampagne zu starten, die den Pflegeberuf nachhaltig stärkt und dem Fachkräftemangel in der Altenpflege entgegenwirkt. Die Pflegkampagne des Ostalbkreises verfolgt dabei das Ziel, den Pflegeberufen mehr Wertschätzung entgegenzubringen, die Ausbildung zu stärken und wieder mehr Pflegefachkräfte zu gewinnen. Die Erfolge der Kampagne können in den kommenden Jahren u.a. an den Ausbildungszahlen gemessen werden.

2. Ziele und Inhalt der Pflegekampagne

Das Konzept der Kampagne besteht bewusst aus mittel- und langfristigen Projektbausteinen.

Im Projektbaustein „Öffentlichkeitsarbeit“ soll das Image der Altenpflegeberufe durch gezielte Aktionen nachhaltig verbessert und gestärkt werden.

Der Fokus des „Pflegementorenprogramms I“ liegt auf Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern. Das Interesse für den Pflegeberuf soll frühzeitig geweckt werden.

Im „Pflegementorenprogramm II“ soll ein spezifisches Angebot für Wiedereinsteiger*innen und Umschüler*innen entwickelt und angeboten werden.

Im Rahmen des Projektbausteins „Schulungen für Arbeitgeber“ werden für die Arbeitgeber aus der Pflegebranche Schulungen im Bereich Personal- und Ausbildungsmarketing angeboten.

Im Projektbaustein „Begleitende Veranstaltungen“ sollen u.a. die Absolventen der Altenpflegeausbildung und die Pflegefachkräfte Wertschätzung für ihre tägliche Arbeit erfahren.

3. Umsetzungsprozesse der Pflegekampagne

Projektbaustein 1 „Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit“

Um die Gesellschaft auf das Thema der Pflege aufmerksam zu machen, wurden in Zusammenarbeit mit der Agentur Mediengestaltung verschiedene Bausteine entwickelt. Werbeplakate, Informationsbroschüren, Roll Ups, Flyer und Postkarten, auf denen Pflegefachkräfte aus dem Ostalbkreis zu sehen sind, wurden an die Kommunen, die stationären Einrichtungen und ambulanten Dienste, Busunternehmen, Schulen und Jugendtreffs sowie im Landratsamt Ostabkreis verteilt. Aufkleber an den Fahrzeugen der beteiligten Träger sollen die Öffentlichkeitsarbeit zudem unterstützen. Außerdem war ein Großflächenplakat an der B19 und der Werbeanlage der Kreissparkasse Ostalb in Aalen zu sehen.

Der Homepage (www.herz-plus-ostalb.de) können Informationen zu den Ausbildungsberufen, Weiterbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten sowie der Imagefilm entnommen werden. Der Imagefilm war von April bis Juli 2019 als Vorschau vor Spielfilmen in den regionalen Kinos zu sehen.

In den sozialen Netzwerken Instagram und Facebook wurde jeweils eine Seite der Pflegekampagne „Herz Plus Ostalb“ erstellt. Die Präsenz in den sozialen Netzwerken wird dafür genutzt, Interessierte auf den Pflegeberuf aufmerksam zu machen und über Aktionen der Kampagne zu berichten.

Im Juli 2019 wurde die Aktion „Pflege Stories“ eröffnet. Ziel der Aktion war es, den Pflegeberuf möglichst realistisch und authentisch darzustellen. Die Aktion sollte insbesondere das Interesse junger Menschen wecken.

Um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit noch stärker auf das vielseitige Berufsfeld der Pflege zu lenken, wurde eine Fotostrecke mit Pflegekräften aus dem Ostalbkreis entwickelt. Statements, die zum Ausdruck bringen, warum die Pflege ein großartiges Arbeitsfeld ist, sollen die Portraits unterstreichen.

Auch in den kommenden Jahren soll weiterhin verstärkt Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden. Geplant sind beispielsweise Großplakate, Buswerbung, der Ausbau der Social Media Präsenz sowie ein Radiospot.

Projektbaustein 2 „Pflegementorenprogramm I“

In Kooperation mit der IHK Ostwürttemberg werden durch das Programm „Ausbildungsbotschafter“ erste Berührungspunkte mit dem Pflegeberuf hergestellt. Im Rahmen dieses Programmes werden kontinuierlich Auszubildende der Pflegeberufe durch den Ausbildungskoordinator der IHK Ostwürttemberg zu Ausbildungsbotschaftern geschult. Die Ausbildungsbotschafter stellen anschließend den Pflegeberuf in Schulklassen vor und werben für eine Ausbildung.

Im Rahmen der Berufsorientierung an den Schulen wurden in Zusammenarbeit mit den beteiligten Trägern sowie 11 Pilotschulen Berufsorientierungskonzepte entwickelt. Diese wurden in den Pilotschulen etabliert sowie die Zusammenarbeit der Altenhilfeträger und Schulen intensiviert.

Um Schüler*innen aktiv in die Kampagne einzubinden und das Interesse möglichst vieler junger Menschen für die Pflege zu wecken wurden verschiedene Kreativwettbewerbe ausgeschrieben. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern die Berührungsängste vor älteren Menschen zu nehmen und ihnen die vielseitige Arbeit in der Pflege aufzuzeigen.

Die Kampagne ist außerdem auf den Ausbildungs- und Studienmessen im Ostalbkreis vertreten und knüpft dort erste Kontakte mit Interessierten.

Projektbaustein 3 „Pflegementorenprogramm II“

Es fanden bereits mehrere Informationsveranstaltungen zu den Pflegeberufen für Integrationsfachkräfte der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Ostalbkreis, Wiedereisteigerinnen und Wiedereinsteiger sowie Umschülerinnen und Umschüler statt.

Neben der Gewinnung von Schülern als potentielle Auszubildende in der Pflege sollen auch die bereits tätigen Pflegefachkräfte nachhaltig gestärkt und das Interesse von Wiedereinsteiger*innen und Umschüler*innen geweckt werden. Hierzu wurde eine Fortbildungsreihe für Pflegekräfte geschaffen. Mit dem neu geschaffenen Fortbildungsprogramm sollen Pflegekräfte für verschiedene Themen sensibilisiert und gemeinsam Handlungsansätze und Perspektiven für die Praxis erarbeitet werden.

Zur nachhaltigen Stärkung der bereits tätigen Pflegekräfte soll im Frühjahr 2022 ein Fotowettbewerb ausgeschrieben werden. Beim Wettbewerb soll aufgezeigt werden, wie vielseitig die Tätigkeit in der Pflege sein kann und was es bedeutet, Teil eines kompetenten Teams zu sein. Der Fotowettbewerb steht unter dem Motto: „Wir sind Pflegefachkräfte, weil Superheld kein offizieller Beruf ist“. Die Ergebnisse des Wettbewerbes werden anschließend für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt.

Projektbaustein 4 „Schulungen für Arbeitgeber“

Im Rahmen der Schulungen sollen Arbeitgeber der Pflegebranche an ihren Arbeitsbedingungen arbeiten und das Personalmarketing verbessern. In Kooperation mit dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben fand bereits jeweils 2018 und 2020 eine Fortbildungsreihe im Landratsamt Ostalbkreis statt. Auch 2021 fand eine Fortbildungsreihe zu den Themen „Ausbildungsplanung im Rahmen des Pflegeberufegesetzes“, „Lernortkooperation in der Pflegeausbildung“ und „Kompetenzorientierte Praxisanleitung“ statt. Die Landkreisverwaltung stellt dafür entgeltfrei Räumlichkeiten im Kreishaus Aalen zur Verfügung.

Auch in den kommenden Jahren sollen weiterhin Schulungen angeboten werden.

Projektbaustein 5 „Begleitende Veranstaltungen“

Am 06.12.2018 wurde die Pflegekampagne „Herz Plus Ostalb“ offiziell mit einer Auftaktveranstaltung mit buntem Rahmenprogramm gestartet.

Im Rahmen der kreisweiten Kampagne wurden am 18.11.2019 alle Absolventen der Altenpflege sowie langjährige Pflegefachkräfte im Zeiss-Forum in Oberkochen für ihr langjähriges Engagement geehrt. An der Veranstaltung wurden unter anderem die Berufsabsolventen der Altenpflegeausbildungen durch Herrn Landrat Pavel und Frau Sozialdezernentin Urtel für die abgeschlossene Berufsausbildung geehrt und die Arbeit der langjährig tätigen Altenpflegefachkräfte im Ostalbkreis gewürdigt.

Eine Veranstaltung zur Ehrung und Würdigung der Absolventen der Altenpflegeberufe sowie der Altenpflegekräfte soll auch in den kommenden Jahren regelmäßig durchgeführt werden.

4. Resümee

Seit dem Start der Pflegekampagne „Herz Plus Ostalb“ konnten einige Erfolge verzeichnet werden. Zum Beispiel wurden hervorragende Kooperationen zwischen den Pilotschulen und den Altenhilfeträgern aufgebaut. Besonders hervorzuheben ist hier die Kooperation zwischen der Gemeinschaftsschule Unterm Hohenrechberg in Waldstetten und der Stiftung Haus Lindenhof. Die Teilnahme an Elternabenden, Berufsinformationstagen sowie Praktika in der Einrichtung vor Ort sind fester Bestandteil der Kooperation geworden.

Auch die Informationsveranstaltungen für Wiedereinsteiger*innen sowie Umschüler*innen hatten positive Ergebnisse zur Folge.

Die Social Media Plattformen der Kampagne ermöglichten einen direkten Kontakt zu Interessierten. Diese konnten dadurch umfassend über die Ausbildung sowie mögliche Arbeitgeber informiert werden.

Erfreulicherweise ist die Anzahl der Absolventinnen und Absolventen der Ausbildung zum/zur Altenpfleger*in bzw. Altenpflegehelfer*in von 2018 bis 2020 kontinuierlich angestiegen. Inwiefern die Pflegekampagne diesbezüglich ihre Wirkung entfaltet und diese Entwicklung anhält, kann erst in den kommenden Jahren festgestellt werden.

Finanzierung und Folgekosten

Für die Umsetzung der Pflegekampagne sind seit 2018 Kosten in Höhe von 105.948 € angefallen. Diese wurden durch Haushaltsmittel des Ostalbkreises in Höhe von 66.000 €, durch Mittel der beteiligten Träger und durch Spenden gedeckt.

Aktuell stehen für die Fortführung der Pflegekampagne noch 6.100 € zur Verfügung. Für das Jahr 2022 sind beim Produkt 3180080000/42710000 erneut Haushaltsmittel in Höhe von 8.000 € eingeplant.

Bei einem Austauschgespräch mit den beteiligten Trägern der Pflegekampagne am 14. Juli 2021 wurde eine weitere Finanzierung der Kampagne durch Mittel der Träger vereinbart. Nach dem Finanzierungsvorschlag beteiligen sich Träger mit bis zu zwei Pflegeeinrichtungen bzw. ambulanten Diensten mit 1.000 € an der Pflegkampagne. Träger mit mehr als zwei Pflegeeinrichtungen bzw. ambulanten Diensten beteiligen sich mit 2.000 € an der Kampagne.

Anlagen

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Sichtvermerke

gez. Joklitschke, Stabsstelle V/01

gez. Weber, Stabsstelle V/01

gez. Urtel, Dezernat V

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landrat