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Vorlage - 079/2021  

 
 
Betreff: Folgerungen aus der Berichterstattung von Frau Dr. Usslepp "Kinder und Jugendhilfe im demografischen Wandel - Update 2020/2021"
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Jugend und Familie   
Beratungsfolge:
Jugendhilfeausschuss Kenntnisnahme
03.05.2021 
Sitzung des Jugendhilfeausschusses zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme und Beratung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Baden-Württemberg steht vor gravierenden Umbrüchen im Altersaufbau der Bevölkerung. Junge Menschen und Familien werden zu einem immer knapperen Gut. Ungeachtet vielfältiger ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Unwägbarkeiten ist  diese Entwicklung unumkehrbar. Daher bedarf es in diesem Jahrzehnt noch größerer Anstrengungen für zukunftssichernde Investitionen in die nachwachsende Generation.

 

In der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und des Jugendhilfeausschusses am 02.03.2021 hat Frau Dr. Usslepp, überörtliche Jugendhilfeplanerin beim Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS), den Bericht „Kinder- und Jugendhilfe im demografischen Wandel“ vorgestellt.

 

Laut diesem erwartet der Ostalbkreis bis 2030 bei den 6- bis unter 10-jährigen einen Zuwachs von 14 %, hingegen bei den 18- bis unter 21-jährigen einen Verlust von 20 % und bei den 21- bis 25-jährigen einen Verlust von 19 %. Gleichzeitig  ist mit einem Zuwachs von 43 % bei den über 85-jährigen zu rechnen.

 

Folgende Denkrichtungen werden in dem Bericht für eine zukunftsfähige Gesellschaft empfohlen:

 

Neben kleinräumigeren Betrachtungen wird eine koordinierte planerische Gesamtschau der Entwicklungen innerhalb der Kreise bedeutsamer. Insbesondere in ländlicheren Räumen wird die Aufrechterhaltung der sozialen Infrastruktur sonst kaum leistbar sein. Dabei gilt es, Schnittstellen zwischen Jugend-, Alten-und Behindertenhilfe zu identifizieren und Synergien zu nutzen. Hierbei ist auch auf ein generationenübergreifendes Miteinander zu achten.

 

Ein besonderes Augenmerk muss darauf gerichtet werden, Teilhabe- und Bildungschancen aller jungen Menschen zu verbessern sowie von Armut betroffene Menschen zielgerichtet zu unterstützen und zu fördern.

 

Darüber hinaus wird Migration als eine zentrale Säule gesehen.

 

Als zentrale Themen für die kommenden Jahre hat Frau Dr. Usslepp die Themenfelder Jugendarbeit und Ehrenamt, die Kindertagesbetreuung sowie die Bedeutung der Kinder-und Jugendhilfe trotz Verschiebung der Altersgruppenanteile benannt.

 

Jugendarbeit und Ehrenamt

 

Die Vereins- und Verbandsstruktur im Ostalbkreis ist sehr bunt gestaltet. Angelehnt an die Daten der Jugendstudie wird davon ausgegangen, dass auch im Ostalbkreis knapp ein Drittel der Jugendlichen ehrenamtlich aktiv ist. Bereits seit einigen Jahren beklagen ehrenamtlich Tätige die zunehmende Belastung durch ständig steigende „bürokratische“ Hemmnisse (z.B. Datenschutz, Förderrichtlinien u.v.a.). Vor allem bei den Verwaltungsaufgaben wird eine hauptamtliche Unterstützung von immer mehr Vereinen (Sport/Kultur/Hilfsorganisationen u.a.) eingefordert. Kinder und Jugendliche werden vor allem in den nächsten 10 Jahren zu einem knappen Gut  werden. Es wird immer schwieriger, Nachwuchs zu finden, der auch bereit ist, Ämter, insbesondere über einen längeren Zeitraum hinweg,  zu übernehmen. Hier ist eine deutliche Abwanderung aus dem ländlichen Raum aufgrund von Studium oder Beruf spürbar. Durch die Ganztagesschulen finden zudem immer weniger Kinder und Jugendliche die Zeit, sich außerhalb der Schule freiwillig zu engagieren. Einige traditionelle Vereine erleben einen deutlichen Rückgang des Nachwuchses und bekunden teilweise schon, dass ein Weiterbestehen in Gefahr ist. Durch die Pandemie verzeichnen seit dem letzten Jahr viele Vereine/Verbände einen Mitgliederrückgang, da viele Aktionen nicht stattfinden können und die Bindung zum Vereinsleben schwindet. Auch bei uns ist die demografische Schere zwischen der derzeit noch zunehmenden Zahl der zu betreuenden Kindern bis 14 Jahre und der rückläufigen Zahl der für die ehrenamtliche Betreuung zu gewinnenden Zahl der  17 – 26-jährigen spürbar.

 

Daher wird es für die Zukunft und das Bestehenbleiben der Vereine sicherlich wichtig sein, das Ehrenamt zu unterstützen.  Dieses Themenfeld soll im Rahmen der aktuell anstehenden Jugendhilfeplanung - Teilplan Jugendarbeit - näher beleuchtet werden.

 

 

Kindertagesbetreuung

 

In den vergangenen Jahren wurde das Betreuungsangebot für Kinder stark ausgebaut und zwar sowohl in Tageseinrichtungen als auch in der Kindertagespflege. Anlass war insbesondere die Einführung des Rechtsanspruchs für Kinder ab Vollendung des 1. Lebensjahres zum 01.08.2013. Zudem hat auch das Investitionsprogramm des Bundes zum Ausbau beigetragen.

 

Die Angebote der Kindertagesbetreuung sind nicht nur unter dem Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu betrachten, sondern insbesondere auch unter dem Blickwinkel einer guten Entwicklung und Förderung von Kindern.

 

Zur Vorhaltung eines bedarfsgerechten Angebots an Betreuungsplätzen sind zwar die Städte und Gemeinden verpflichtet, dennoch trägt der Landkreis nach den gesetzlichen Bestimmungen die Gesamtverantwortung. Im Rahmen der Jugendhilfeplanung wird deshalb im Jahr 2021 das Thema Kita-Bedarfsplanung angegangen. In diesem Zusammenhang sollen der aktuelle Bestand und auch der Bedarf erhoben und mit den Städten und Gemeinden Möglichkeiten der Bedarfsdeckung erörtert werden. Neben quantitativen Aspekten spielen insbesondere auch Themen wie Betreuungsformen, Betreuungszeiten, Ganztagsbetreuung, Kindertagespflege, Schulkinderbetreuung usw. eine Rolle.

 

Derzeit wird von den Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg unter Federführung des KVJS ein einheitlicher Erhebungsbogen zur Kita-Kreisbedarfsplanung entwickelt, der auch im Ostalbkreis zum Einsatz kommen wird.

 

Bedeutung der Kinder-und Jugendhilfe trotz Verschiebung der Altersgruppenanteile

 

Frau Dr. Usslepp weist in ihrem Bericht darauf hin, dass durch den demografischen Wandel der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen signifikant zunimmt und der Anteil der unter 21-Jährigen im Verhältnis dazu an Gewicht verliert. Daher ist zu befürchten, dass unsere Jugend politisch und medial an Bedeutung verlieren wird.

 

Deshalb appelliert Frau Dr. Usslepp an die Jugendhilfe, durch Öffentlichkeitsarbeit auf die Bedeutsamkeit der jungen Generation als „Investition in die Zukunft“ aufmerksam zu machen.


 


Finanzierung und Folgekosten

 

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Sichtvermerke

 

gez. Funk, Geschäftsbereichsleiterin

gez. Urtel, Dezernat V

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landrat