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Vorlage - 047/2021  

 
 
Betreff: Projektantrag MINT-Region Ostwürttemberg
MINT-Cluster Antrag
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Bildung und Kultur   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Bildung und Finanzen Kenntnisnahme
30.03.2021 
Sitzung des Ausschusses für Bildung und Finanzen ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

 

Der Bildungs- und Finanzausschuss nimmt den Projekt-Antrag „MINTalent“ im Rahmen der Förderung regionaler Cluster für die MINT-Bildung von Jugendlichen (MINT-Bildung für Jugendliche) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zustimmend zur Kenntnis.

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

1. Ausgangslage

Die MINT-Bildung gewinnt im Zuge der digitalen Transformation und des technologischen Wandels immer mehr an Bedeutung, so dass im Besonderen die heranwachsende Generation ein vertieftes Verständnis für technische, naturwissenschaft­liche, mathematische und informatiktechnische Zusammenhänge entwickeln sollte. Zugleich fördert das Verständnis für MINT-Themen eine Berufskarriere im MINT-Bereich und bildet die Basis für die Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen sowie die Gestaltung der zukünftigen Leistungs- und Innovationsfähigkeit einer Region.

Ostwürttemberg verfügt über vielfältige MINT-Angebote, die zusammen gesehen eine geschlossene Bildungskette abbilden. Allerdings sind die Angebote vor allem lokal in den Mittelzentren angesiedelt und bekannt. Eine flächendeckende Verfügbarkeit, Wahrnehmung und vor allem Nutzung der Angebote ist insbesondere im ländlichen Raum nicht gegeben, ebenfalls fehlen eine zentrale Koordinierung der Angebote sowie eine Vernetzungsplattform. Zukünftig soll deshalb eine zentrale Vernetzung der Strukturen mit dem Format „MINTalent“ geschaffen und damit inhaltliche und geografische Lücken geschlossen werden. Durch Synergieeffekte und verschiedene Formate sollen die MINT-Angebote in der Wahrnehmung, Verfügbarkeit und Inanspruchnahme in Ostwürttemberg steigen und ein wesentlicher Bestandteil im Denken, Wahrnehmen und Handeln von Kindern und Jugendlichen werden.

 

2. Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)

Bei der Ausschreibung des BMBF vom 01.02.2021 handelt es sich um die zweite Bekanntmachung der Förderung von MINT-Regionen. Die erste Bekanntmachung erfolgte am 11. November 2019. Auf Basis der ersten Bekanntmachung wurden 22 MINT-Verbünde zur Förderung ausgewählt, u. a. in Baden-Württemberg und Bayern die Regionen Südlicher Oberrhein, Heilbronn und Straubing-Bogen.

Mit der Bekanntmachung „MINT-Bildung für Jugendliche“ vom 01. Februar 2021 verfolgt das BMBF das Ziel, den Auf- sowie Ausbau regionaler Clusterstrukturen für die MINT-Bildung von Jugendlichen mit finanziellen Mitteln zu unterstützen. Zur Umsetzung fördert das BMBF die Gründung von 40 bis 50 Clustern bundesweit mit insgesamt bis zu 32 Millionen Euro. Damit ist die Intention verbunden, Kinder und Jugendliche für MINT zu begeistern und ihnen neben einer wissenschaftlich fundierten MINT-Grundbildung ebenfalls berufliche Perspektiven zu ermöglichen. So möchte das BMBF das außerschulische Angebot an MINT-Bildung insbesondere für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 16 dauerhaft verankern. Der Zugang zu MINT-Programmen soll so vereinfacht und selbstverständlich werden. Auch Regionen, in denen bisher wenig MINT-Bildungsangebote vorgehalten werden, sollen von der Förderung profitieren.

Die methodische Ausrichtung orientiert sich am forschenden Lernen, um eine direkte Auseinandersetzung mit der MINT-Thematik zu ermöglichen. Zentrale MINT-Akteure einer Region sollen langfristig und dauerhaft miteinander kooperieren und zu einer Sicherung und einem Ausbau vor allem der außerschulischen MINT-Angebote beitragen. Mit dem Zusammenschluss verbunden ist der Aufbau von Strukturen für niederschwellige Angebote, die sich nicht nur auf eine punktuelle MINT-Förderung beschränken, vielmehr sollen erste Berührungen oder eine Vertiefung mit MINT ermöglicht werden. Daneben sollen die MINT-Angebote im Sinne der Bildungsgerechtigkeit allen Kindern und Jugendlichen unabhängig ihrer sozialen und kulturellen Herkunft offenstehen und damit eine Breitenwirkung erzielt werden.

 

3. Umsetzung in Ostwürttemberg

Mit dem Antrag der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Ostwürttemberg (WiRO) als Verbundkoordinator und der Verbundpartner – Bildungsbüro des Ostalbkreises, eule gmünder wissenswerkstatt, Hochschule Aalen (explorhino) und Zukunftsakademie Heidenheim – ist in Ostwürttemberg das Ziel verbunden, die Wahrnehmung und Anerkennung von MINT in der Region zu steigern und als anerkanntes und selbständiges außerschulisches Bildungsangebot, wie etwa ein sportliches oder musisches Hobby, zu etablieren. Die bestehenden MINT-Akteure – eule gmünder wissenswerkstatt, Zukunftsakademie Heidenheim und explorhino – sollen unter dem Dach der WIRO und mit Hilfe des Netzwerks des Bildungsbüros als eine MINT-Region zusammengeführt werden. Mit der Gestaltung und Erweiterung der MINT-Strukturen sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um die Region Ostwürttemberg als innovativen Technologiestandort zu festigen und Kinder und Jugendliche auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt und auf aktuelle technische Entwicklungen im Alltag vorzubereiten. Neben dem Abbau von Bildungsbarrieren ist es ein Anliegen der Verbundpartner, verkehrsstrukturell bedingte Benachteiligungen abzubauen und die Voraussetzungen zu schaffen, damit auch Kinder und Jugendliche aus ländlichen Gebieten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut die außerschulischen MINT-Angebote erreichen können.

Eine Bestandsanalyse soll Auskunft geben über bestehende MINT-Angebote und MINT-Strukturen. Damit einhergeht die Zielsetzung, insbesondere mehr über das Erreichen der Zielgruppen in Erfahrung zu bringen. Das entsprechende Monitoring ist die Basis für die Entwicklung der MINT-Clusterstruktur. Um die geplante MINT-Clusterstruktur zu entwickeln, kann in Ostwürttemberg auf bereits bestehende MINT-Strukturen zurückgegriffen werden, die etwa im Rahmen von explorhino, dem Science-Center, der eule oder der Zukunftsakademie entstanden und gewachsen sind. Die mehrjährige Expertise der Verbundpartner und die damit verbundene Entwicklung von Formaten ermöglicht es, Angebotslücken zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zur Schließung ergreifen zu können. Ebenfalls bestehen in allen Bildungsbereichen Strukturen, die zur Etablierung und Ausweitung der MINT-Angebote genutzt werden können. So kooperieren etwa die MINT-EC-Schulen in Ostwürttemberg mit der Hochschule Aalen und verschiedene Schulen haben eine Kooperation mit Unternehmen geschlossen. MINT-Inhalte finden sich zudem in Maßnahmen zur Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf (z. B. ZUKUNFT im Ostalbkreis, Startklar im Landkreis Heidenheim), die zum Teil flächendeckend verstetigt sind und dadurch ein nachhaltiges Angebot sowie den Zugang zu den SchülerInnen gewährleisten.

Für die Umsetzung der Zielsetzungen sind verschiedene Maßnahmen angedacht, die im Folgenden kursorisch dargestellt werden sollen:

 

  • Erhöhung der Sichtbarkeit der Angebote: Mit gemeinsamen Aktionen der Verbundpartner soll die Sichtbarkeit der Angebote erhöht werden. Hierbei bietet es sich an, auch Veranstaltungen wie Schul- und Sportfeste oder öffentliche Räume wie Freizeitorte und Einkaufszentren aufzusuchen. Dabei kommen verschiedene Informations-Materialien zum Einsatz.
  • Erstellung einer MINT-Landkarte: Mit MINTalent soll eine digitale MINT-Landkarte entstehen, die folgende Fragen beantworten will: Was ist wo in welcher Qualität und für welche Zielgruppen vorhanden? Wo befinden sich Angebotslücken?
  • Schaffung von Strukturen für einen institutionsübergreifenden Transfer zur besseren Erreichbarkeit der Zielgruppen: Mit MINTalent soll der Aktionsradius der MINT-Akteure erhöht und die Erreichbarkeit der MINT-Angebote durch entsprechende ÖPNV-Angebote verbessert werden.
  • Verstärkte Ausbildung von MentorInnen sowie BotschafterInnen: Im Rahmen von MINTalent sollen verstärkt Maßnahmen zur Mentorenausbildung stattfinden (z. B. über Kontaktpflege mit LehrerInnen, ÜbungsleiterInnen in Vereinen). Jugendliche und Ehrenamtliche sollen zum Engagement bei der Vermittlung von MINT-Kenntnissen ermuntert werden.
  • Verstärkung der außerschulischen Angebote: Aus bereits bestehenden außerschulischen MINT-Angeboten soll ein mobiles, nachhaltiges Angebot entwickelt werden. In verschiedenen Schulformen sollen beispielsweise im Rahmen der Ganztagsbetreuung außerhalb des Unterrichtes weitere AGs zu MINT-Bereichen angestoßen sowie Wochenend- und Sommerferienprogramme und VHS-Angebote ausgeweitet werden.
  • MINT-Pass / MINT-Diplom als Qualitätsstandard: Für die dauerhafte Nutzung der Angebote soll für die 10-16-Jährigen ein MINT-Pass erstellt werden. Für eine Teilnahme an MINT-Angeboten erhalten die Kinder und Jugendlichen Punkte, die im Pass festgehalten werden. Mit 16 erhalten die Zielpersonen ein sogenanntes MINT-Diplom über ihre MINT-Kenntnisse. Das MINT-Diplom kann etwa im Bewerbungsprozess eingesetzt werden.
  • Makerspace: Generell handelt es sich beim Makerspace-Modell um eine offene Werkstatt. In Ostwürttemberg sollen den Schulen Makerspace-Anlaufstellen zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich um die Verbundpartner, die AnsprechpartnerInnen für die Weiterentwicklung des Konzepts an den einzelnen Schulen sind: die eule deckt die Schulen im Bereich Schwäbisch Gmünd ab, explorhino die Schulen im Raum Aalen und die Zukunftsakademie die Schulen im Landkreis Heidenheim ab. Dieses Angebot richtet sich an die SchülerInnen aller Schulformen.

 

Die Maßnahmen werden evaluiert und die Ergebnisse für die Weiterentwicklung der Angebote genutzt. Die gewonnenen Erkenntnisse bieten eine gute Grundlage für den Austausch mit weiteren Akteuren im MINT-Bereich und somit der Bildung von Synergien und Kooperationen.

Für die Umsetzung der Maßnahmen werden Personalressourcen in Form von ProjektmitarbeiterInnen benötigt. Aufgabe der ProjektmitarbeiterInnen ist es, dass MINT-Angebote möglichst gut aufeinander und auf die Bedarfe abgestimmt werden. Dies beinhaltet etwa den Aufbau kommunaler Koordinierungsstrukturen und -gremien sowie die Erweiterung bestehender Strukturen und damit verbunden die Identifizierung und Einbindung der relevanten Akteure.

Die geschaffenen und verstetigten Strukturen eignen sich zum Transfer und zur Entwicklung weiterer Formate in der Region Ostwürttemberg. Durch die stetige Evaluation und Dokumentation werden Standards geschaffen, die auch auf andere Themenbereiche übertragen werden können. Durch den Aufbau von Expertisen werden die entstehenden Strukturen langfristig und auch über das Projektende hinaus gesichert und die Angebote gebündelt und auf dem Bildungsportal des Ostalbkreises präsentiert. Das Ziel ist, dass bis zum Projektende die Strukturen nachhaltig gefestigt sind und das Thema MINT in Ostwürttemberg im Denken, Wahrnehmen und Handeln der Kinder und Jugendlichen einen alltäglichen Charakter hat. MINT-Bildung soll künftig in Ostwürttemberg so selbstverständlich wie jedes andere Hobby sein.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Die Zuwendungen werden im Wege der Projektförderung für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren gewährt. Sofern eine Förderung über drei Jahre hinaus angestrebt wird, erfolgt nach drei Jahren eine Zwischenbegutachtung. Fällt diese positiv aus, wird die Förderung für maximal zwei Jahre fortgesetzt. Die Zuwendung soll bis zu 500 000 Euro pro Cluster für eine maximal vorgesehene Laufzeit von fünf Jahren nicht überschreiten. In gut begründeten Einzelfällen kann die Förderung pro Cluster bis zu 1 Million Euro betragen.

Für die ersten drei Jahre werden 650.870,99 beantragt, für die möglichen beiden weiteren Jahre 229.422,38. Es handelt sich um eine 100%-Förderung.

 

 

 

 

 

 


Sichtvermerke

 

 

gez. Nowottnick, Bildungsbüro

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landrat