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Vorlage - 172/2020  

 
 
Betreff: Jugendhilfeplanung - Teilplan Jugendarbeit
Status:öffentlich  
Federführend:Beratung, Planung, Prävention Beteiligt:Jugendreferat
Beratungsfolge:
Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und des Jugendhilfeausschusses
05.10.2020 
Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und des Jugendhilfeausschusses zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

I. Ausgangssituation

 

Mit einer breiten und bunten Angebotspalette will Jugendarbeit alle jungen Menschen in ihrer Entwicklung fördern, zur Selbstbestimmung befähigen sowie zur gesellschaftlichen Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen.

 

Die Maßnahmen und Initiativen der Jugendarbeit zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie an die Interessen der jungen Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden. Entsprechende Angebote stellen Verbände, Gruppen und Initiativen der Jugend, andere Träger der Jugendarbeit und Träger der öffentlichen Jugendhilfe zur Verfügung.

 

Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit gehören:

 

  • außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, politischer, sozialer, gesundheitlicher, kultureller, naturkundlicher und technischer Bildung,
  • Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit,
  • arbeitswelt-, schul- und familienbezogene Jugendarbeit,
  • internationale Jugendarbeit,
  • Kinder- und Jugenderholung,
  • Jugendberatung.

 

Bereits im Jahr 1997 hat der Ostalbkreis im Rahmen der Jugendhilfeplanung den Teilplan „Jugendarbeit in Vereinen und Verbänden - Offene Jugendarbeit“ vorgelegt, der viele Jahre lang Richtschnur für die Ausgestaltung und Weiterentwicklung der Jugendarbeit im Landkreis war.

 

Zwischenzeitlich hat sich die Landschaft der Jugendarbeit gravierend verändert. Die aktuelle Shell Jugendstudie weist darauf hin, dass wir vor dem Hintergrund zahlreicher krisenhafter Entwicklungen und weltweiter Umbrüche zur Zeit erleben, wie junge Menschen ihre Anliegen so deutlich zum Ausdruck bringen wie schon lange nicht mehr. Die Studie 2019 zeichnet ein differenziertes Bild einer Generation, die sich zu Wort meldet, die ihre Interessen und Ansprüche artikuliert - nicht nur untereinander, sondern auch gegenüber Politik, Gesellschaft und (künftigen) Arbeitgebern. Bereits im Jahr 2015 verzeichnete die Vorgängerstudie bei vielen Jugendlichen ein größeres Engagement für politische und gesellschaftliche Themen. Dieses Engagement verstärken sie inzwischen durch ein zunehmendes Umwelt- und Klimabewusstsein sowie eine generelle Achtsamkeit sich selbst und anderen gegenüber.

 

Auch die SINUS-Jugendstudie 2020 greift dieses Thema auf und stellt fest, dass die junge Generation ernsthafter und besorgter geworden ist. Das betrifft den Umgang mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie und mehr noch die für sie offensichtliche Bedrohung durch die globale Klimakrise. Bei beiden Themen und im Allgemeinen fühlt sich die junge Generation nicht ernst genommen und repräsentiert. Der Zukunftsoptimismus der Jugendlichen ist gedämpft, insbesondere in den bildungsfernen Lebenswelten.

 

Aufgrund dieser Dynamik hat die SPD-Kreistagsfraktion im Rahmen der vergangenen Haushaltsplanberatungen beantragt, ein „Jugendpolitisches Gesamtkonzept“ zu erstellen und Handlungshilfen zu formulieren.

 

 

II. Aktuelle Berichterstattung des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS)

 

Im August 2019 hat der KVJS die Fortschreibung des Berichts „Jugendarbeit/

Jugendsozialarbeit auf kommunaler Ebene in Baden-Württemberg“ veröffentlicht. In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 04.12.2019 wurden die zentralen Ergebnisse dieses Berichts für den Ostalbkreis vorgestellt und folgende Herausforderungen formuliert:

 

  • Wie kann den ungleichgewichtigen finanziellen Anreizsystemen des Landes (z.B. Förderung der Schulsozialarbeit) in den Stadt- und Landkreisen begegnet (oder diese gar ausgeglichen) werden, um bei einer örtlichen Konzeptionsentwicklung diese Anreizsysteme von den jeweils örtlichen Bedarfslagen der Kinder und Jugendlichen zu entkoppeln?
  • Wie sind die Angebotsstrukturen und Bedarfslagen der jeweiligen Altersgruppen in den jeweiligen Kommunen, insbesondere im Hinblick auf junge Menschen über 16 Jahren?
  • Wie kann das Ehrenamt in Jugendverbänden und selbstorganisierten Einrichtungen auf kommunaler Ebene erhalten, gestärkt und unterstützt werden?
  • Welche alternative und für die Adressaten attraktive (sowie möglicherweise unverbindlichere) Formen von Zusammenschlüssen und Netzwerkstrukturen verbandlicher Jugendarbeit lassen sich angesichts der geringen Anzahl institutionalisierter Zusammenschlüsse auf Gemeinde- und Stadtebene entwickeln und umsetzen?
  • Welche Rolle/Funktion können hierbei hauptamtliche Strukturen der Jugendarbeit im Sinne eines professionellen Rückgrats unter welchen Rahmenbedingungen übernehmen?
  • Wie können mit Blick auf die migrationsbedingte Vielfalt potentieller Zielgruppen die Potentiale von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und entsprechender Zusammenschlüsse von Migrantenselbstorganisationen für Verbands- und Ehrenamtsstrukturen genutzt und stärker eingebunden werden?

 

 

III. Fortschreibung der Jugendhilfeplanung

 

Auf der Grundlage der Befunde verschiedener Studien, insbesondere der des KVJS, soll nun im Rahmen der Jugendhilfeplanung eine aktuelle Bestandserhebung und Bedarfsermittlung durchgeführt und daraus die Handlungskonsequenzen für die kommenden Jahre abgeleitet werden. Dabei sollen insbesondere auch Themen wie Demographie, Ehrenamt, interkulturelle Jugendarbeit, Inklusion, außerschulische Jugendbildung, Medienkompetenz, Kooperation Jugendarbeit - Schule sowie die dafür notwendige Infrastruktur im Landkreis aufgegriffen werden.

 

In den Planungsprozess sollen alle relevanten Akteure aus dem Feld der Jugendarbeit sowie die Städte und Gemeinden und die Kreistagsfraktionen eingebunden werden. Dazu soll eine Steuerungsgruppe eingerichtet werden. Außerdem ist eine breite Kinder- und Jugendbeteiligung vorgesehen.

 

Am 02.10.2020 wird das Vorhaben beim Treffen der Hauptamtlichen in der Jugendarbeit vorgestellt und diskutiert. Weitere Schritte sind die Abstimmung der Jugendhilfeplanung in der Mitgliederversammlung des Kreisjugendrings Ostalb e.V. am 25.11.2020, die Einberufung der Steuerungsgruppe sowie die Vorstellung der Planungskonzeption im Jugendhilfeausschuss.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Die für die Jugendhilfeplanung entstehenden Kosten, z. B. Befragungen und Auswertungen im Rahmen der Kinder- und Jugendbeteiligung, sind im Haushalt eingestellt.

 

 

 

 


Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

gez. Joklitschke, Stabsstelle V/01

gez. Urtel, Dezernat V

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Dr. Bläse, Landrat