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Vorlage - 135/2020  

 
 
Betreff: Beratungsstelle zur Ressourcenschonung, für regionale Vermarktungskonzepte sowie wasser- und klimaschonende Produktion
Status:öffentlich  
Federführend:D e z e r n a t IV Beteiligt:Geschäftsbereich Landwirtschaft
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung
13.07.2020 
Sitzung des Ausschusses für Umweltschutz und Kreisentwicklung zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

 

Der Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung nimmt vom Bericht der Kompetenzstelle Energieeffizienz Ostwürttemberg (KEFF) und dem Bericht der Verwaltung Kenntnis.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Im Rahmen der Haushaltsplanberatungen beantragte die Fraktion Die Linke die Einrichtung einer Beratungsstelle zur Ressourcenschonung, für regionale Vermarktungskonzepte sowie wasser- und klimaschonende Produktion. In der Sitzung des Ausschusses für Umweltschutz und Kreisentwicklung am 29.11.2019 wurde der Vorschlag der Verwaltung angenommen, dass die bereits bestehende KEFF (Regionale Kompetenzstelle Netzwerk Energieeffizienz) im zweiten Quartal 2020 ihre Aktivitäten darstellen wird und die Verwaltung unter Einbeziehung der Biomusterregion über regionale Vermarktung berichtet.

 

Das Land Baden-Württemberg beabsichtigt, bis 2050 die CO2-Emissionen in Baden-Württemberg um 90 % zu senken und setzt sich mit der Förderrichtlinie „Regionale Kompetenzstellen Netzwerk Energieeffizienz (KEFF) für die Steigerung von Energieeffizienz im Unternehmersektor ein, der knapp ein Viertel der Energie in Baden-Württemberg verbraucht.

 

In jeder der zwölf Regionen Baden-Württembergs betreiben in regional unterschiedlicher Zusammensetzung Trägerorganisationen die Kompetenzstellen, die vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) beraten sollen, denen oftmals die Zeit und Kapazitäten fehlen, um sich mit Energieeffizienzpotenzialen auseinanderzusetzen.

Die Kompetenzstelle Energieeffizienz Ostwürttemberg wurde im März 2016 an der Hochschule Aalen eingerichtet. Sie hat die Aufgabe, Unternehmen für das Thema Energieeffizienz zu sensibilisieren und über weiterführende Energieberatungs- und Kooperationsmöglichkeiten zu informieren. Die Kompetenzstellen sollen auch die Unternehmen beim Übergang von der Beratung zur Umsetzung von Maßnahmen und Verbesserung ihrer Energieeffizienz unterstützen.

Die KEFF baut keine Konkurrenz zu bestehenden Energieberatungsangeboten auf. Sie bieten ihre Tätigkeiten neutral, unentgeltlich und ausschließlich im nicht-wettbewerb-lichen Bereich an. Nach der Ersterfassung möglicher Effizienzpotenziale sollen Berater, Planer und Umsetzer einbezogen werden.

 

Frau Professorin Martina Hofmann, Lehrstuhl für Erneuerbare Energien an der Hochschule Aalen, wird die KEFF Ostwürttemberg in der Sitzung vorstellen.

 

 

Die Themenbereiche regionale Vermarktungskonzepte sowie wasser- und klimaschonende Produktion sind vom umfassenden Beratungsauftrag des Geschäftsbereichs Landwirtschaft für alle Belange der landwirtschaftlichen Produktion umfasst. Einzelne Beratungsschwerpunkte werden hier durch das Regierungspräsidium Stuttgart und das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz vorgegeben.
 

In der Beratung zur Produktionstechnik sehen bereits die fachrechtlichen Vorgaben die Ressourcenschonung und Minimierung der Umweltbelastungen vor. In der Düngung definiert die Düngeverordnung die gute landwirtschaftliche Praxis. Dabei geht es vor allem darum, die Effizienz von Düngemaßnahmen, insbesondere bei Wirtschaftsdüngern, zu steigern und damit den Einsatz von energieintensiven Mineraldüngern zu minimieren. Bei der Ausbringung von Düngemitteln sind klimabelastende Stickstoffemissionen durch bodennahe Ausbringung und unverzügliche Einarbeitung so gut es geht zu vermeiden. Die Beratung erfolgt in der Regel über eine Vielzahl von Gruppenberatungen und Fortbildungen.

Beim Pflanzenschutz gelten die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes. Danach sollen mit ackerbaulichen und anderen Maßnahmen Schadereignisse durch Krankheiten oder Unkräuter vermieden werden. Falls diese dennoch auftreten, sind diese selektiv und nach Schadschwellen zu bekämpfen. Letztlich geht es darum, den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln soweit es geht zu vermindern. Diese Beratungsaufgabe gewinnt durch das derzeit im Gesetzgebungsverfahren befindliche Biodiversitätsstärkungsgesetz an Bedeutung. Dort ist der integrierte Pflanzenschutz vor allem in Landschaftsschutzgebieten mit entsprechenden Einzelmaßnahmen dezidiert vorgeschrieben. Darüber hinaus soll der chemische Pflanzenschutz bis 2030 landesweit um 40 bis 50 Prozent reduziert werden. Dieses Ziel erfordert umfangreiche Beratungsmaßnahmen.

 

Auch in der regionalen Vermarktung ist der Geschäftsbereich Landwirtschaft des Landratsamtes tätig. Eine Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft und Ernährung, das zum Geschäftsbereich Landwirtschaft gehört, berät landwirtschaftliche Erzeugerbetriebe in allen Fragen der regionalen Vermarktung. Bereits seit 2010 betreibt der Landkreis unter www.regionalvermarkter-ostalb.de ein Regionalvermarkterportal. Auf diesem Portal können alle heimischen Erzeuger ihre Produkte anbieten. Außer der regionalen Erzeugung im Ostalbkreis werden keine weiteren Anforderungen an die Erzeugung gestellt. Es geht ausschließlich um die Regionalität. Das Portal ist technisch auf dem neuesten Stand; die Sachkosten werden von den beteiligten Betrieben getragen. Die Zahl der beteiligten Betriebe ist von ursprünglich 20 Teilnehmern auf derzeit 69 Teilnehmer gestiegen. Die Palette reicht vom klassischen landwirtschaftlichen Betrieb über Bauernhofgastronomie bis zu regionalen Getränkeherstellern. Ergänzt wird das Portal durch umfangreiche Informationen zu regionalen Lebensmitteln, einem Kalender mit allen wichtigen Terminen rund um die Regionalvermarktung sowie mit Kontaktadressen der Betriebe, die als Lernort-Bauernhof zertifiziert sind. Diese Betriebe bieten Besuche von Schulklassen und Kindergärten an, in denen zielgruppengerecht über die landwirtschaftliche Erzeugung und über die erzeugten Produkte informiert wird. Auch dabei spielt die Regionalvermarktung eine große Rolle. Das Regionalvermarkterportal wird ständig erweitert.

 

Regionalität und Nachhaltigkeit sind zentrale Themen im Weiterbildungsangebot des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft und Ernährung. Vor allem bei den angebotenen Kochworkshops steht die Verwendung regionaler Produkte im Vordergrund. Auch auf den Infoständen, die der Geschäftsbereich Landwirtschaft auf Messen und vor allem bei Veranstaltungen im Rahmen der Gläsernen Produktion betreut, werden die Verbraucher über die Vorzüge der regionalen Vermarktung aufgeklärt.

 

Die Direktvermarktung hat im Ostalbkreis Tradition. Vermarktet werden von landwirtschaftlichen Betrieben vor allem Eier, weiter verarbeitete Produkte wie Nudeln und Obstsäfte, Milchprodukte und Fleisch in hofeigenen Läden oder auf den Wochen- und Bauernmärkten in der Region. Die Märkte werden auch von den hier ansässigen Gärtnereibetrieben beschickt. In den letzten Jahren konnte sich die Aufstellung von Verkaufsautomaten für Milch und Fleisch, aber auch für Eier und sogar Kartoffeln als weiterer Verkaufsweg etablieren. Es gibt beispielsweise derzeit neun Milchverkaufsautomaten, die über den gesamten Landkreis verteilt sind.

 

 

Seit 2018 gibt es die Biomusterregion Heidenheim plus. Sie besteht aus dem Landkreis Heidenheim und fünf angrenzenden Gemeinden des Ostalbkreises (Bartholomä, Essingen, Heubach, Neresheim und Oberkochen). In diesen Gemeinden befinden sich vier landwirtschaftliche Betriebe, die ökologisch wirtschaften.

 

Im Gegensatz zum Landkreis Heidenheim spielt der Ökolandbau im Ostalbkreis eine untergeordnete Rolle. Der Anteil der Ökobetriebe liegt bei 5,3 Prozent (Baden-Württemberg: 7,3 Prozent); der Anteil der bewirtschafteten Flächen liegt bei 6,0 Prozent (Baden-Württemberg: 8,9 Prozent). Es gibt lediglich 26 Haupterwerbsbetriebe, die ihre Flächen ökologisch bewirtschaften. Der überwiegende Anteil der Ökobetriebe wirtschaftet im Nebenerwerb. Der geringere Ökoanteil liegt an dem höheren Anteil an Dauergrünland.

 

Zu den Zielen der Biomusterregion gehört, die einzelnen Akteure in den Sektoren Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung besser zu vernetzen und die Vermarktung von bioregionalen Produkten über die Direktvermarktung hinaus zu stärken. Ein weiteres Anliegen ist es, das Bewusstsein für den ökologischen Landbau und die ökologischen Lebensmittel zu schärfen.

 

Im Einzelnen setzt sich die Biomusterregion fünf Schwerpunkte:

 

 Verbreiterung des bioregionalen Angebots im Lebensmitteleinzelhandel

 Etablierung einer Bio-Schlachtung und -verarbeitung

 Mehr Bio in der Außer-Haus-Verpflegung

 Verbraucherbildung und Öffentlichkeitsarbeit

 Schaffung von Angeboten für Landwirte

 

Der Geschäftsbereich Landwirtschaft und die Regionalmanagerin der Biomusterregion pflegen eine intensive Zusammenarbeit. So wurde die Biomusterregion gemeinsam auf verschiedenen Messen (Kontakta, Kalter Markt) vorgestellt. Die Biomusterregion war auch auf dem Tag der Regionen in Heubach vertreten und hat einen Workshop zur Öko-Wurstproduktion aus Rind- und Schweinefleisch mit einem renommierten Fachberater in einer Metzgerei in Heubach-Lautern durchgeführt. Die Ökobetriebe des Ostalbkreises beteiligen sich rege an den verschiedenen Aktionen, die von der Biomusterregion initiiert werden.

 

Insgesamt erreichte die Biomusterregion Heidenheim plus in über 30 Veranstaltungen, Vorträgen, Messebesuchen, Hoffesten oder weiteren Aktionen in der ersten Halbzeit der Förderperiode bereits über 6.000 Menschen. In der angestrebten Verlängerung der Förderung soll dies weiter intensiviert werden.

 

In der regionalen Vermarktung konnten zwei konkrete Projekte realisiert werden. Eine regionale Brauerei braut aufgrund ihrer Kontakte zu Landwirten aus der Region nun ihr Bio-Bier mit Bio-Braugerste aus der Biomusterregion Heidenheim plus. Im Landkreis Heidenheim werden in zwei Lebensmitteleinzelläden im Kreis bioregionale Produkte von zehn Landwirten aus der Region angeboten.

 

Der Einsatz von Bio- und bioregionalen Produkten in der Außer-Haus-Verpflegung wird regelmäßig thematisiert. Um pädagogische und hauswirtschaftliche Fachkräfte in Schulen sowie Kitas und Kindergärten zum Einsatz von Bio-Produkten bei den Haupt- und Zwischenmahlzeiten zu bewegen, wurde im April 2019 ein „Bio kann jeder“-Workshop in Zusammenarbeit mit Ökonsult GbR aus Stuttgart und der Freien Waldorfschule Heidenheim angeboten. Teilgenommen haben Personen aus dem Schulmensa-, dem Caterer-, dem Kita- und aus dem Verwaltungsbereich.

 

Ab Herbst 2020 wird es voraussichtlich eine Ausschreibung für Einrichtungen zur „Förderung des Einsatzes von Bio- und bioregionalen Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung in Bio-Musterregionen“ geben. Interessierte Einrichtungen können sich hierfür bewerben. Es handelt sich um ein Pilotprojekt des Landeszentrums für Ernährung Baden-Württemberg in Schwäbisch Gmünd. Erfolgreiche bioregionale Caterings konnten bereits vermittelt werden. Auch die Akzeptanz unter den landwirtschaftlichen Betrieben steigt. Mit den „Landwirte Stammtischen“ wurde ein Format entwickelt, das den ungezwungenen Austausch von konventionell und biologisch wirtschaftenden Betrieben verbandsunabhängig fördert.

 

Der Ostalbkreis ist mit den fünf Kommunen und durch den Geschäftsbereich Landwirtschaft in der Biomusterregion beteiligt und fördert durch die Zusammenarbeit die regionale Biovermarktung.


Finanzierung und Folgekosten

 

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Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

gez. Hessenauer, Geschäftsbereichsleiter Landwirtschaft

gez. Seefried, Dezernat IV

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Pavel, Landrat