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Vorlage - 198/2019  

 
 
Betreff: Renovierung der Synagoge Bopfingen-Oberdorf im Rahmen der LEADER-Förderung - Finanzielle Beteiligung des Ostalbkreises
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Bildung und Kultur   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Bildung und Finanzen
01.10.2019 
Sitzung des Ausschusses für Bildung und Finanzen ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

 

Der Ausschuss für Bildung und Finanzen stimmt der finanziellen Beteiligung des Ostalbkreises in Höhe von 6.100 € zu.

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

  1.               Ausgangslage

Im Jahr 1989 wurde der „Trägerverein ehemalige Synagoge Oberdorf“ gegründet. Vorrangige Aufgabe war der Erwerb des damals als Gerätelager genutzten Gebäudes und die Wiederherstellung der Synagoge als Gedenk- und Begegnungsstätte. Mit Zuschüssen des Ostalbkreises, des Landes Baden-Württemberg, der Stadt Bopfingen und großzügigen Spenden der Mitglieder und Freunde konnte die Synagoge, die 1744 erbaut und in den Jahren 1809-1812 umgebaut wurde, wieder ihre Würde und einiges ihrer alten Schönheit zurückgegeben werden. Im November 1993 wurde die Gedenk- und Begegnungsstätte in der ehemaligen Synagoge eröffnet. Seither besuchten viele Tausend Menschen, dabei auch viele Jugendliche und zahlreiche Angehörige ehemaliger Oberdorfer Juden aus USA, Israel und Großbritannien, die ehemalige Synagoge.

 

Richard von Weizsäcker hat in seiner denkwürdigen Rede 1985 anlässlich des 40. Jahrestages der Beendigung des 2. Weltkrieges gesagt: „Wir suchen als Menschen Versöhnung. Gerade deshalb müssen wir verstehen, dass es Versöhnung ohne Erinnerung nicht geben kann.“ Diese Aussage war für den Trägerverein Motiv und Leitlinie bei der Erarbeitung und Einrichtung des Museums zur Geschichte der Juden im Ostalbkreis in der ehemaligen Synagoge Oberdorf. Im Herbst 1997 konnte das Museum auf der Grundlage sorgfältiger Forschung eröffnet werden. Die Darstellung der Geschichte der Juden in unserem Raum zeigt, dass Christen und Juden über Generationen friedlich miteinander lebten. Auf Schautafeln wurde dieses Zusammenleben sichtbar gemacht. Aber auch der schrecklichen Ereignisse im Dritten Reich mit der Deportation und Ermordung der Oberdorfer Juden in den Jahren 1941/42 wird gedacht. Das Museum ist von April bis Oktober jeden ersten Sonntag im Monat geöffnet. Darüber hinaus organisiert der Verein über das ganze Jahr hinweg verschiedene öffentliche Veranstaltungen in der Synagoge.

 

Die ehemalige Synagoge Oberdorf ist damit ein wichtiges kulturelles Denkmal im

Ostalbkreis. Nunmehr 30 Jahren nach Beginn der Wiederherstellung der ehemaligen Synagoge sind einige Erneuerungsarbeiten notwendig, um den Bestand der Synagoge auch für kommende Generationen zu erhalten. Damit wird die Erinnerungskultur an das jüdische Erbe unserer Region gestärkt.

 

Um das Museum zur Geschichte der Juden im Ostalbkreis in der ehemaligen Synagoge aufzuwerten und potentielle Besucherinnen und Besucher anzusprechen, sollen im Rahmen des Projekts neue Ausstellungsinhalte erarbeitet und umgesetzt werden.

 

  1.               Maßnahmen

Um große Gebäudeschäden zu verhindern und um das Gebäude zu erhalten, sind die nachfolgend aufgeführten Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten auszuführen.

 

  1. Instandsetzung der schadhaften Putzfassade. Abdampfen der Fassade, Entfernen des Algenbewuchses, schließen von Rissen, Anstrich erneuern (Anstriche algizid und fungizid ausgestattet). Die zeitnahe Instandsetzung der Fassade ist zwingend erforderlich da ansonsten, insbesondere durch die Frost-Tau Bedingungen in der winterlichen Jahreszeit, mit großen Bauschäden zu rechnen ist.

 

  1. Instandsetzung der schadhaften Holzfenster. Die vorhandenen Fenster sind außenseitig schon so geschädigt, dass durch große Farbabplatzungen und Fensterkitt Ausbruch rohe Holzflächen ohne jeglichen Schutzanstrich sichtbar sind.
  2. Im Bereich der profilierten und mit hebräischer Schrift verzierten Sandsteineinfassung der Eingangsportale ist ein Witterungsschutz, oberhalb des Sturzbereiches anzubringen. Durch diese Maßnahme wird der vorhandene teilweise leicht geschädigte Sandstein nachhaltig vor Witterungseinflüssen geschützt.

 

  1. Die Synagoge wurde schon mehrfach bei Starkregen im Innenraum überflutet. Um eine nochmaliges überfluten zu verhindern ist die Regenwasserabführung im Zugangsbereich zum Bauwerk nachhaltig zu verbessern. Hierfür ist die Regenwasserabführung komplett neu herzustellen.

 

  1. Im Rahmen der Erarbeitung einer neuen Konzeption wird durch das Aufstellen neuer Schautafeln das Museum aufgewertet und den Besuchern ein vertiefender Eindruck ermöglicht. Unter anderem soll auch eine alte jüdische Bibel, die im August 2018 bei Abbrucharbeiten eines Hauses in Oberdorf gefunden und nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten wiederhergestellt worden ist, als Leihgabe  zur Verfügung gestellt und in einer Vitrine in der Synagoge ausgestellt werden.

 

  1.               Bedeutung des Projekts für den Ostalbkreis

Die Synagoge Oberdorf ist die wichtigste Gedenk- und Begegnungsstätte für das jüdische Erbe im Ostalbkreis. Durch Sonderausstellungen, Vorträge, Konzerte, Führungen und weiteren Veranstaltungen sorgt der Trägerverein für eine lebendige Erinnerungskultur. Dabei verzeichnet der Trägerverein ein überregionales Interesse am Besuch der ehemaligen Synagoge, da weltweite Verbindung zur jüdischen Diaspora bestehen. Jährlich kommen rund 1.300 Besucher in die Synagoge.

 

Das Projekt wurde durch den ehrenamtlichen und gemeinnützigen Trägerverein entwickelt, umgesetzt und nachhaltig betrieben. Dabei wird der Trägerverein durch den Landkreis sowie die Stadt Bopfingen unterstützt. Insbesondere die Archivarin der Stadt Bopfingen wird neue Inhalte für die Museumsausstellung konzipieren.

 

Das Museum zur Geschichte der Juden im Ostalbkreis wird auch touristisch durch die Stadt und den Landkreis beworben. Zudem ist die ehemalige Synagoge Bopfingen Mitglied des Netzwerks Historische Synagogenorte in Bayerisch-Schwaben, das sich dafür engagiert, das jüdische Erbe der Region im allgemeinen Bewusstsein zu verankern. Weiterhin ist die ehemalige Synagoge offiziell gelistet als Gedenkstätte bei der Landeszentrale für politische Bildung.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Für die Maßnahmen sind Gesamtkosten in Höhe von rund 87.500 € (brutto) veranschlagt. Hiervon werden 61.000 € (netto) als förderfähige Kosten angesetzt. Der kommunale Finanzierungsanteil (10%) in Höhe von 6.100 € wird vom Ostalbkreis getragen.

 

 

 


Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

gez. Heckmann, Bildung und Kultur

gez. Kurz, Dezernat II

gez. Pavel, Landrat