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Vorlage - 187/2019  

 
 
Betreff: Weiterentwicklung der Kardiologie an den Kliniken Ostalb
Status:öffentlich  
Federführend:Kliniken Ostalb gkAöR   
Beratungsfolge:
Gemeinsame Sitzung des Verwaltungsrats Kliniken Ostalb gkAöR und des Betriebsausschusses Klinikimmobilien
23.09.2019 
Gemeinsame Sitzung des Verwaltungsrats Kliniken Ostalb gkAöR und des Betriebsausschusses Klinikimmobilien ungeändert beschlossen   
Anlagen:
Anlage: Projektübersicht

Beschlussantrag

 

  1. Der Verwaltungsrat nimmt das Konzept zur Weiterentwicklung der Kardiologie an den Kliniken Ostalb zustimmend zur Kenntnis.

 

  1. Der Betriebsausschuss stimmt der Beschaffung der Herzkatheterlabore sowie den notwendigen Investitionen für das EPU-Labor zu. Die Finanzierung erfolgt über den Vermögensplan 2020/2021 des Kreishaushaltes.

 

  1. Der Betriebsausschuss erteilt die Baufreigabe für die Baumaßnahme im Rahmen der klimatechnischen Aufrüstung der Herzkatheterlabore am Standort Ostalb-Klinikum Aalen zur Erreichung der Raumluftklasse Ib.

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Medizinische Weiterentwicklung

 

Nach der Wahl von Herrn Prof. Dr. Ulrich Solzbach zum Vorstandsvorsitzenden der Kliniken Ostalb gkAöR konnte Herr Prof. Dr. Peter Seizer ab 01.10.2019 als sein Nachfolger in der Position des Chefarztes der Medizinischen Klinik II (Kardiologie und Angiologie) am Ostalb-Klinikum Aalen gewonnen werden.

 

Prof. Dr. Seizer ist seit vielen Jahren am Universitätsklinikum in Tübingen tätig und dort seit 2018 am Deutschen Herzkompetenzzentrum in leitender Position. Als geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Herzkatheter- und EPU-Labore und der kardiologischen Überwachungsstation mit integrierter Chest-Pain-Unit verfügt Prof. Dr. Seizer über weitreichende Erfahrungen auf dem Gebiet der Invasiven Kardiologie.

 

Mit ihm soll das Leistungsspektrum der Kardiologie an den Kliniken Ostalb erweitert werden. Durch seine große Expertise im Bereich der elektrophysiologischen Untersuchungen (EPU), der Mitralklappenrekonstruktion (MitralClipping) und dem Verschluss eines persistierendes Foramen Ovale, (PFO) mittels Schirm zwischen dem rechten und linken Vorhof des Herzens wird Herr Prof. Seizer Leistungsbereiche im Ostalbkreis etablieren, die bisher nicht besetzt sind, und den weiteren Ausbau des Leistungsbereich EPU voranbringen.

 

Elektrophysiologische Untersuchungen sind Herzkatheteruntersuchungen bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen und dienen der exakten Klärung und Diagnosestellung. Dabei werden spezielle Katheter zum Herzen geführt, die vor Ort die elektrischen Ströme im Herzen messen. Häufig wird dann direkt im Anschluss an die EPU das für die Rhythmusstörung ursächliche Gewebe verödet, um die Herzrhythmusstörung zu beseitigen.

 

Das Mitralklappen-Clipping ist ebenfalls ein kathetergestütztes Verfahren bei schwerer Mitralklappen Insuffizienz, welches vor allem bei Patienten mit Begleiterkrankungen ein wesentlich niedrigeres Risiko birgt, als eine herkömmliche OP am offenen Herzen. In diesem innovativen Verfahren ist Prof. Seizer im süddeutschen Bereich einer der führenden Spezialisten.

 

Im Geschäftsfeld der elektrophysiologischen Untersuchungen wird in der Ausbaustufe mit rund 300 Patienten pro Jahr gerechnet, bei den Mitralklappenrekonstruktionen sind es maximal einige Dutzend Patienten pro Jahr. Gleichzeitig soll Prof. Seizer die bestehenden Leistungsbereiche der Kardiologie am Ostalb-Klinikum, Koronarangiographien (1.400 p.a), Herzschrittmacher-/Defibrillator- Implantationen (230 p.a.), Infiltrationen (400 p.a.), Angiographien (30 p.a.) und Kardioversionen (125 p.a.) weiter ausbauen und gemeinsam mit den Kollegen/innen des Stauferklinikums das Leistungsspektrum und die Marktdurchdringung der Kardiologie der Kliniken Ostalb insgesamt voranbringen.

 

Ziel ist es, in der Region Ostwürttemberg die Marktführerschaft in der Kardiologie zu sichern und in die angrenzenden Landkreise mit überregionalen Angeboten auszustrahlen.

 

 

 

 

 

Gerätetechnische Erneuerung und Weiterentwicklung

 

In der Kardiologie und Angiologie des Ostalb-Klinikums Aalen und des Stauferklinikums Schwäbisch Gmünd sind aktuell drei Herzkatheter-Messplätze (HKM) im Einsatz (davon 2 am Ostalb-Klinikum Aalen und 1 am Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd).

 

Ostalb-Klinikum:

 

HKM 1: Biplane Anlage Philips Integris BH-5000 (Baujahr 1998, End of Service 2018) mit Angio-Tisch. Die Wartungskosten betragen rd. 65 T€ p.a. Ersatzteile sind nicht mehr verfügbar bzw. nur noch schwer zu beschaffen.                

 

HKM 2: Biplane Anlage Philips Allura FD 10 mit Angio-Tisch, Baujahr 2007. Bei einer üblichen Betriebszeit von ca. 10 Jahren ist auch bei dieser Anlage mit einem zeitnahen End of Service (keine Garantie auf Ersatzteillieferung) zu rechnen. Die Wartungskosten betragen rd. 50 T€ p.a.

 

Stauferklinikum:

 

HKM 3: Monoplane Anlage Philips Allura Xper FD 10, Baujahr 2003. Die Anlage wurde im Jahr 2007 gekauft. Der End of Service wird innerhalb der nächsten drei Jahre erreicht. Die Wartungskosten betragen rd. 50 T€ pro Jahr.

 

Aufgrund mehrerer Faktoren liegt aktuell bei den HKM-Anlagen ein dringender Handlungsbedarf vor:

 

  • adäquate, zeitgemäße medizintechnische Ausstattung der medizinischen Kliniken für Kardiologie und Angiologie entsprechend dem erweiterten Leistungsspektrum

 

  • hohes Gerätealter

 

  • hohe Wartungs- und Instandhaltungskosten

 

  • Strahlendosis für Patienten und Untersucher ist bei neueren Anlagen niedriger

 

Vor allem das hohe Gerätealter aller drei Anlagen erfordert umgehend, den Anlagenpark in einem Zug zu modernisieren und technologisch auf einen Stand zu bringen, der einen umfassenden und sicheren Betrieb entsprechend dem erweiterten medizinischen Leistungsangebot für die nächsten 10 Jahre ermöglicht. Dabei soll sichergestellt werden, dass die HKM-Anlagen am Standort Aalen nach einer Laufzeit von rund sechs Jahren in den heutigen Zentral-OP-Standort umgezogen werden können. Die Anlagen sollen so konfiguriert sein, dass sie für kardiologische und angiologische Anwendungen optimal genutzt werden können. Subsysteme wie der Hämodynamische Messplatz sollen ebenfalls erneuert bzw. aktualisiert werden.

 

Um eine ganzheitliche Planung zu ermöglichen, wurde eine interdisziplinäre Projektgruppe eingerichtet und das Ingenieurbüro für Technologien in der Medizin IngMed als externer Sachverständiger hinzugezogen. IngMed wurde von den Kliniken Ostalb mit der Erstellung einer Gerätekonzeption mit dem Ziel beauftragt, die Anlagen und Räume so zu konfigurieren, dass eine optimale Ausstattung und Anordnung der Anlagen für die Kardiologie erreicht wird. Zudem sollten die Kosten für die Anschaffung und die Betriebskosten über eine Laufzeit von 10 Jahren ermittelt werden.

 

Nach Vorstellung mehrerer Varianten hat sich der Vorstand der Kliniken Ostalb für folgende Lösung entschieden:


 

  • HKM 1 Ostalb-Klinikum:
    Austausch der biplanen Anlage durch eine biplane Anlage, neu oder refurbished (neuwertig)

 

  • HKM 2 Ostalb-Klinikum:
    Austausch der biplanen Anlage durch eine monoplane Anlage, neu oder refurbished (neuwertig)

 

  • HKM 3 Stauferklinikum:
    Austausch der monoplanen Anlage durch eine monoplane Anlage, neu oder refurbished (neuwertig)

 

Das Ingenieurbüro IngMed wurde mit der Erstellung des Leistungsverzeichnisses und der Begleitung der erforderlichen europaweiten Ausschreibung in Kooperation mit der Einkaufsgemeinschaft AGKAMED beauftragt.

 

Für die neuen medizinischen Verfahren, über die Prof. Seizer verfügt und mit auf die Ostalb bringt, sind ebenfalls Investitionen erforderlich, insbesondere ein EPU-Labor. Dieses EPU-Labor besteht hauptsächlich aus einem EPU-Messplatz, einem 3D Mapping System inkl. Ablationsgenerator sowie verschiedenen Konsolen zur Ablationstherapie. Die Beschaffung dieser Komponenten wurde ebenfalls eingeleitet, da das EPU-Labor Prof. Seizer zum Dienstantritt vertraglich zugesichert wurde.

 

Klimatechnische Aufrüstung

 

Die Herzkatheterlabore am Standort Ostalb-Klinikum weisen aktuell die Raumluftklasse II auf. Das umfangreiche Leistungsspektrum der Kardiologie erfordert allerdings nach den aktuellen Hygienevorschriften die Einhaltung der Richtlinien nach Raumluftklasse Ib. Am Standort Stauferklinikum wird die Raumluftklasse Ib bereits erreicht.

 

Gemeinsam mit dem Krankenhaushygieniker und unter Beteiligung des Landes­gesundheitsamtes wurden verschiedene Varianten diskutiert und die Machbarkeit sowie die Kosten abgewogen:

 

  • Variante 1: Be- und Entlüftung mittels Wandschrank-Klimageräte

 

  • Variante 2: Be- und Entlüftung mittels Klima-Kompaktgerät

 

  • Variante 3: Kombiniertes Zu- und Abluftgerät in wetterfester Ausführung mit Platzierung auf dem Dach

 

Zur weiteren Planung wurde die Variante 3 freigegeben (Funktionalität, Vermeidung unzulässiger Geräuschbelästigung, und Reduzierung des Raumangebots). Im lüftungstechnischen Konzept (Ausführung als Raumluftklasse Ib) werden folgende Räume innerhalb des Bereichs berücksichtigt:

 

  • HKL 1 & HKL 2 mit Überströmung in die Nebenräume

 

  • Übergabe Patient

 

  • Vorbereitung mit Waschplatz

 

Die aktuelle Kostenschätzung der Variante 3 beläuft sich auf 1.350.000 €, siehe Anlage.

 

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Gerätetechnik

 

Mit einer Nutzungsdauer zwischen 12 und 21 Jahren haben die HKM-Anlagen der Kliniken Ostalb ihre betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer erreicht und teils sogar deutlich überschritten und damit die sowohl medizinisch als auch wirtschaftlich maximal begründbare Nutzungszeit erreicht. Ein Gesamtaustausch ist geboten und wirtschaftlich sinnvoll, da durch das große Ausschreibungsvolumen sehr gute Preise am Markt zu erwarten sind.

 

Für die gerätetechnische Erneuerung (HKM-Anlagen) und Weiterentwicklung (EPU-Anlage) der Kardiologie wird mit Gesamtkosten in Höhe von rund 2,4 Mio. € gerechnet. Dieses Investitionsvolumen kann aus den pauschalen Fördermitteln des Landes (jährlich rund 3,45 Mio. € für die Kliniken Ostalb) nicht bestritten werden.

 

Die Finanzierung dieses Zukunftsprojekts wird deshalb über den Vermögensplan des Eigenbetriebs Immobilien Kliniken Ostalb im Rahmen von Investitionskostenzuschüssen des Krankenhausträgers erfolgen. Dabei soll finanztechnisch so verfahren werden, dass im Jahr 2020 die Finanzmittel für den Austausch der beiden Herzkatheterlabore am Standort Ostalb-Klinikum Aalen (Start Prof. Seizer) und in 2021 die Mittel für den Austausch des Herzkatheterlabors am Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd eingestellt werden. Dies wird im Rahmen der Gesamtausschreibung berücksichtigt.

 

Klimatechnik

 

Für die klimatechnische Aufrüstung der Herzkatheterlabore am Standort Ostalb-Klinikum ist im Vermögensplan des Eigenbetriebs Immobilien Kliniken Ostalb bisher ein Gesamtbudget in Höhe von 750 T€ aus Mitteln des Krankenhausträgers eingestellt. Davon sind bereits 450 T€ bereitgestellt.

 

Die deutliche Kostenmehrung gegenüber den der bisherigen Vermögensplanung zugrundeliegenden Schätzungen ist maßgeblich durch folgende Faktoren begründet:

 

-          Beide Herzkatheterlabore werden von der Hygiene in Reinluftklasse Ib gefordert; dies bedeutet erheblich mehr Luftmenge und zusätzliche Filterung an Luftauslässen und entsprechende Abnahmeprüfungen.

 

-          Erhöhter Aufwand an Umluftkühlgeräten; diese müssen zwingend nach VDI 6022 als Hygiene-Umluftkühlgeräte eingebaut werden.

 

-          Es muss eine Unterdruckhaltung während den Baumaßnahmen eingesetzt werden.

 

-          Seitens der Stromversorgung sind die Allgemeine Stromversorgung und die Sicherheitsstromversorgung derzeit als eine Einheit ausgebildet. Hier muss nun zwingend eine Trennung vorgenommen werden. Zudem muss die Notstromversorgung samt Verteilung für jedes Herzkatheterlabor umgebaut und angepasst werden.

 

Der Vermögensplanansatz ist daher von 750 T€ auf 1.350 T€ zu erhöhen, davon 500 T€ im Jahr 2020 und die restlichen 400 T€ im Jahr 2021.

 


Aktuell wird versucht, über eine auf die individuellen Bedürfnisse an den Kliniken Ostalb passgenaue Ausgestaltung der Leistungsverzeichnisse für die Herzkatheterlabore (z .B. wo möglich bodengebundene statt deckengehängter Anlagen) die zu erwartenden Ausschreibungsergebnisse zu optimieren, um alle Chancen zu nutzen, dass die Ausschreibungsergebnisse unter den veranschlagten Beträgen liegen und der Kostensteigerung beim Umbau entgegenwirken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Anlagen

 

Kostenschätzung Aufrüstung Herzkatheterlabore Aalen mit Klimatechnik aufgrund Hygienevorschriften

 

 

Sichtvermerke

 

gez. Heisig, Assistenz Vorstandsvorsitzender

gez. Schneider, Vorstand

gez. Prof. Dr. Solzbach, Vorstandsvorsitzender

gez. Pavel, Verwaltungsratsvorsitzender

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage: Projektübersicht (32 KB)