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Vorlage - 081/2019  

 
 
Betreff: Neu- und Weiterbewilligungsanträge zur Förderung der Schulsozialarbeit
Status:öffentlich  
Federführend:Beratung, Planung, Prävention   
Beratungsfolge:
Jugendhilfeausschuss
21.05.2019 
Sitzung des Jugendhilfeausschusses (offen)   
Ausschuss für Bildung und Finanzen
03.06.2019 
Sitzung des Ausschusses für Bildung und Finanzen ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

 

Der Jugendhilfeausschuss empfiehlt/der Ausschuss für Bildung und Finanzen beschließt:

 

  1. Der Ostalbkreis fördert ab dem Schuljahr 2019/2020, frühestens ab 01.09.2019, die unter Punkt II. aufgeführten Schulsozialarbeiterstellen im beantragten Stellenumfang. Die Förderung erfolgt auf der Grundlage der Konzeption „Schulsozialarbeit im Ostalbkreis“ (Stand März 2015).

 

2. Der Ostalbkreis fördert die unter Punkt III. aufgeführten Schulsozialarbeiterstellen auch weiterhin, das heißt vorläufig bis zum Ende des Schuljahres 2021/2022.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

I. Ausgangssituation

 

Schulsozialarbeit ist schon seit vielen Jahren ein wichtiger und unverzichtbarer Baustein der Jugendhilfe. Sie fördert junge Menschen in ihrer individuellen, sozialen und schulischen Entwicklung und trägt so dazu bei, Bildungsbenachteiligungen abzubauen bzw. zu vermeiden. Die Beratung und Unterstützung von Erziehungsberechtigten und Lehrkräften ist ebenfalls ein wichtiges Element. Daher arbeitet die Schulsozialarbeit mit Schule und Eltern sowie den Institutionen und Initiativen im Gemeinwesen eng zusammen.

 

Auch im Ostalbkreis hat sich die Schulsozialarbeit fest etabliert. Mit einem Stellenumfang von 42,0 Vollzeitstellen profitieren aktuell 46 allgemeinbildende Schulen bzw. Schulzentren oder Schulverbünde und die drei beruflichen Schulzentren im Ostalbkreis von diesem unterstützenden Angebot. Träger der Schulsozialarbeit sind acht Städte und Gemeinden, fünf Träger der freien Jugendhilfe sowie der Ostalbkreis.

 

Seit 2012 fördert das Land Baden-Württemberg die Schulsozialarbeit an öffentlichen Schulen mit einer Pauschale von 16.700 Euro pro Vollzeitstelle und Jahr. Die restlichen Personalkosten werden je zur Hälfte vom Schulträger und vom Ostalbkreis getragen. Im Haushaltsplan des Ostalbkreises für das Jahr 2019 sind für die Schulsozialarbeit an den allgemeinbildenden Schulen insgesamt 812.084 Euro und für die Schulsozialarbeit an den kreiseigenen Beruflichen Schulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) 298.450 Euro eingestellt.

 

Grundlage für die Förderung der Schulsozialarbeit durch den Ostalbkreis bildet die Konzeption in der vom Kreistag am 24.03.2015 verabschiedeten Fassung. In dieser Konzeption werden unter anderem die Fördervoraussetzungen, das Antragsverfahren und der Förderumfang beschrieben.

 

 

II. Neuanträge

 

Zum Schuljahr 2019/2020 gingen beim Ostalbkreis drei Anträge auf neue Schulsozialarbeiterstellen und drei Anträge auf Stellenerweiterungen bei bereits laufenden Projekten ein. An einer Verbundschule soll der Stellenumfang um eine halbe Stelle reduziert werden. Insgesamt handelt es sich somit um einen Netto-Stellenzuwachs von 3,0 Vollzeitstellen.

 

Anträge auf neue Schulsozialarbeiterstellen

 

  1. Schule:    Ernst-Abbe-Gymnasium Oberkochen
    Schulart(en):   Gymnasium
    Anzahl der Schüler:  ca. 550
    Träger der Schulsozialarbeit: Caritas Ost-Württemberg
    Beantragter Stellenumfang: 0,5
     
  2. Schule:    Gymnasium Friedrich II. Lorch
    Schulart(en):   Gymnasium
    Anzahl der Schüler:  508
    Träger der Schulsozialarbeit: epia – Erlebnispädagogik im Alltag GbR
    Beantragter Stellenumfang: 1,0
     

3. Schule:    Stauferschule Bopfingen
 Schulart(en):   Sonderpädagogisches Bildungs- und Bera tungszent-                                                                                    rum (SBBZ) – Förderschwerpunkt Lernen
 Anzahl der Schüler:  74
 Träger der Schulsozialarbeit: DRK Kreisverband Aalen e.V.
 Beantragter Stellenumfang: 0,5

 

Zur Begründung verweisen die Schulträger und die Schulen insbesondere auf die große Heterogenität in den Klassen, was vor allem auf den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung zurückzuführen sei. Auch die Schulen im ländlichen Raum hätten mittlerweile unter „typisch großstädtischen“ Problemen zu leiden. Die Palette reiche von Alkoholismus, Gewalt und Mobbing unter Schülern, Cybermobbing, Drogen- und Medikamentenkonsum, bis hin zu Schulangst, Selbstverletzung, Essstörungen und Depressionen.

 

Psychische Erkrankungen haben auch im Gymnasium signifikant zugenommen. Die Zahl der Schüler/innen, die aufgrund von Überforderung auffälliges Verhalten zeigen oder psychosomatisch reagieren, sei spürbar angestiegen. Verstärkt werden auch Schüler/innen inklusiv beschult.

 

Die mit all diesen Problemen verbundenen Herausforderungen und Aufgaben seien vom Lehrpersonal nicht (mehr) zu leisten. Sie seien häufig mit der Vielzahl der Probleme überfordert, da ihnen hierfür die Zeit und die notwendige Ausbildung fehle.

 

Auch am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit weitaus weniger Schülern als an den beiden Gymnasien werde es aufgrund der großen Herausforderungen in unterschiedlichsten Lebensbereichen für die Lehrkräfte zunehmend schwieriger, dem Erziehungs- und Bildungsauftrag gerecht zu werden. Schüler/innen mit Erfahrungen des Scheiterns vor dem Wechsel ans SBBZ, Schüler/innen mit überdurchschnittlich hohen Fehlzeiten, Schüler/innen, die in einer Pflegefamilie oder im Heim leben oder die im Rahmen der Sozialpädagogischen Familienhilfe oder der Sozialen Gruppenarbeit unterstürzt werden sowie Schüler/innen in stationärer, teilstationärer oder ambulanter Behandlung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie prägen die Zusammensetzung der Klassen. Die Schule stehe im regelmäßigen Austausch mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Geschäftsbereichs Jugend und Familie. Ebenso gebe es häufige Kontakte zur Polizei wegen verschiedener Vorkommnisse.

 

Schulsozialarbeiter/innen sind aktuell unter anderem an acht Gymnasien und sechs SBBZ im Ostalbkreis tätig.

 

Anträge auf Stellenerweiterung bzw. -veränderung

 

  1. Schule:    Gemeinschaftsschule Unterm Hohenrechberg
         Waldstetten
    Schulart(en):   Gemeinschaftsschule mit Grundschule
    Anzahl der Schüler:  447
    Beginn der Schulsozialarbeit: Sept. 2018
    Träger der Schulsozialarbeit: Franz von Assisi gGmbH Schwäbisch Gmünd
    Stellenumfang bisher:  0,5
    Beantragter Stellenumfang: 1,0
     
  2. Schule:    Adalbert-Stifter-Realschule Schwäbisch Gmünd
    Schulart(en):   Realschule
    Anzahl der Schüler:  ca. 590
    Beginn der Schulsozialarbeit: Jan. 2013
    Träger der Schulsozialarbeit: Franz von Assisi gGmbH Schwäbisch Gmünd
    Stellenumfang bisher:  1,0
    Beantragter Stellenumfang: 1,5
     
  3. Schule:    Hermann Hesse Schule Aalen
    Schulart(en):   Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszent-                                                                      rum (SBBZ) – Förderschwerpunkte Lernen sowie emo-                                                                      tionale und soziale Entwicklung
    Anzahl der Schüler:  196
    Beginn der Schulsozialarbeit: Okt. 2014
    Träger der Schulsozialarbeit: Stadt Aalen
    Stellenumfang bisher:  0,5
    Beantragter Stellenumfang: 1,0
     
  4. Schule:    Schiller-Realschule im Verbund Schwäbisch Gmünd
    Schulart(en):   Werkrealschule, Realschule
    Anzahl der Schüler:  471
    Beginn der Schulsozialarbeit: Nov. 2002
    Träger der Schulsozialarbeit: Franz von Assisi gGmbH Schwäbisch Gmünd
    Stellenumfang bisher:  3,0
    Beantragter Stellenumfang: 2,0
     
  5. Schule:    Rauchbeinschule Schwäbisch Gmünd
         (seither Schiller-Realschule im Verbund)
    Schulart(en):   Grundschule
    Anzahl der Schüler:  153
    Beginn der Schulsozialarbeit: Nov. 2002
    Träger der Schulsozialarbeit: Franz von Assisi gGmbH Schwäbisch Gmünd
    Beantragter Stellenumfang: 0,5

 

Die Schulträger und die Schulen brachten zum Ausdruck, dass sich an allen genannten Schulen die Schulsozialarbeit bewährt und positiv ausgewirkt habe. Allerdings stoßen die Schulsozialarbeiter/innen aufgrund des Stellenumfangs an ihre Grenzen. Einige Handlungsfelder seien mit einer 50%-Stelle nicht zu bewältigen.

 

An der Hermann-Hesse-Schule Aalen (SBBZ) konzentriere sich die Schulsozialarbeit bislang auf den Förderschwerpunkt „Lernen“. Die Notwendigkeit bestehe aber auch beim Förderschwerpunkt „emotionale und soziale Entwicklung“. In der schulsozialarbeiterischen Praxis lassen sich die Schüler/innen nicht trennen, so dass es für die Schulsozialarbeiterin regelmäßig zu hohen Belastungssituationen komme.

 

Eine Veränderung wird bei der Schiller-Realschule im Verbund in Schwäbisch Gmünd angestrebt. Hier soll die Rauchbeinschule aus dem Schulverbund herausgelöst und als eigenständige Grundschule weitergeführt werden. Der Stellenumfang an der verbleibenden Verbundschule mit Realschule und Werkrealschule soll von 3,0 auf 2,0 Stellen reduziert werden und an der Rauchbeinschule eine 0,5 Stelle eingerichtet werden.

 

Nachdem sich die Situation der Zuwanderungszahlen an Schülern in den VKL-Klassen (Vorbereitungsklassen für neu zugewanderte Schüler mit keinen oder wenig deutschen Sprachkenntnissen) seit 2015 wieder auf ein „normales“ Nivea eingependelt habe, sei aus Sicht des Schulträgers eine Stellenreduzierung vertretbar. Dennoch seien aufgrund der Schulgröße und der Problemstellungen weiterhin 2,0 Stellen dringend angezeigt.

 

An der Rauchbeinschule liege der Migrationsanteil bei ca. 75 %; die Herkunftsfamilien der Schüler/innen stammen aus 40 Nationen. Diese Heterogenität der Schülerschaft führe im Schulalltag zu vielen Konflikten. Hinzu kommen oftmals unzureichende Wohnverhältnisse, Abhängigkeit von Transferleistungen (Arbeitslosengeld, Wohngeld) und Unterstützungsbedarf in Form von Jugendhilfemaßnahmen. Ein hoher Anteil der Kinder sei im Alter von sechs Jahren nur bedingt schulreif. Für die Rauchbeinschule wird daher eine

50%-Stelle für die Schulsozialarbeit beantragt.

 

Vorschlag der Verwaltung:

 

Aus den Antragsbegründungen geht hervor, dass die Problemstellungen an den Schulen in den vergangenen Jahren zugenommen haben bzw. die Schulsozialarbeit mit dem bisherigen Stellenumfang deutlich an ihre Grenzen stößt und den vorhandenen Bedarf nicht decken kann. Sämtliche Anträge wurden auch vom Staatlichen Schulamt Göppingen und vom Geschäftsbereich Jugend und Familie des Ostalbkreises geprüft. Vom Staatlichen Schulamt werden die Anträge vollumfänglich unterstützt. Auch seitens des Geschäftsbereichs Jugend und Familie werden die Anträge befürwortet. Die beantragten Schulsozialarbeitsstellen decken sich hinsichtlich des Hilfebedarfs im Wesentlichen mit den Erfahrungen des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD).

 

In Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt Göppingen und dem Geschäftsbereich Jugend und Familie schlägt die Verwaltung vor, ab dem Schuljahr 2019/2020 die Schulsozialarbeit an den oben genannten Schulen im beantragten Stellenumfang zu fördern.

 

 

III. Weiterbewilligungsanträge ab dem Schuljahr 2019/2020

 

In der Landkreiskonzeption ist geregelt, dass eine Förderung der Schulsozialarbeit durch den Ostalbkreis für längstens drei Jahre erfolgt. Eine Weiterbewilligung nach Ablauf dieser Frist ist auf Antrag möglich. Im Antrag sind die Gründe für eine Fortführung der Schulsozialarbeit detailliert darzulegen.

 

Beim Ostalbkreis sind folgende Anträge auf Weiterbewilligung ab dem kommenden Schuljahr eingegangen:

 

  1. Schule: Schule am Römerkastell Böbingen
    Schulart(en): Grundschule (bis 2018 Grund- und Werkrealschule)
    Beginn der Schulsozialarbeit: Febr. 2014
    Träger der Schulsozialarbeit: Franz von Assisi gGmbH Schwäbisch Gmünd
    Stellenumfang: 0,5
     
  2. Schule: Parkschule Essingen
    Schulart(en): Gemeinschaftsschule
    Beginn der Schulsozialarbeit: Sept. 2017
    Träger der Schulsozialarbeit: Gemeinde Essingen
    Stellenumfang: 0,6
     
  3. Schule: Mörikeschule Heubach
    Schulart(en): Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszent-              rum (SBBZ) – Förderschwerpunkt Lernen
    Beginn der Schulsozialarbeit: Sept. 2016
    Träger der Schulsozialarbeit: Stadt Heubach
    Stellenumfang: 0,5
     
  4. Schule: Schäfersfeldschule Lorch
    Schulart(en): Werkrealschule, Realschule (Verbundschule)
    Beginn der Schulsozialarbeit: Okt. 2013
    Träger der Schulsozialarbeit: epia – Erlebnispädagogik im Alltag GbR
    Stellenumfang: 1,0
     
  5. Schule: Klösterleschule Schwäbisch Gmünd
    Schulart(en): Grundschule
    Beginn der Schulsozialarbeit: Sept. 2015
    Träger der Schulsozialarbeit: Franz von Assisi gGmbH Schwäbisch Gmünd
    Stellenumfang: 1,0

 

Vorschlag der Verwaltung:

 

Die Antragsteller haben die Notwendigkeit einer Fortführung der Schulsozialarbeit dargelegt und ausführlich begründet. Auch diese Anträge wurden zusammen mit dem Staatlichen Schulamt Göppingen und dem Geschäftsbereich Jugend und Familie geprüft und beurteilt. Es waren keine Gründe erkennbar, die eine Beendigung der Schulsozialarbeit rechtfertigen. Daher schlägt die Verwaltung vor, die Schulsozialarbeit an den oben genannten Schulen ab dem Schuljahr 2019/2020 für weitere drei Jahre zu fördern.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Der Mehraufwand des Landkreises für den Netto-Stellenzuwachs von 3,0 Stellen beläuft sich im Jahr 2019 - abzüglich der Landesförderung und der Beteiligung der Schulträger - auf rund 19.700 Euro. In den Folgejahren wird mit einem jährlichen Kreisanteil in Höhe von ca. 59.850 Euro gerechnet.

 

Die Kosten für die Weiterbewilligungen sind bereits im Haushaltsplan für das Jahr 2019 berücksichtigt.

 

 

 

 

 


Anlagen

 

-

 

 

Sichtvermerke

 

Stabstelle V/01

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Joklitschke

 

 

Dezernat V

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Rettenmaier

 

 

Dezernat II

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Kurz

 

 

Landrat

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Pavel