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Vorlage - 215/2018  

 
 
Betreff: ÖPNV in der Raumschaft Ellwangen
- Vorstellung erster Konzepte
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Nahverkehr   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung Entscheidung
23.10.2018 
Sitzung des Ausschusses für Umweltschutz und Kreisentwicklung ungeändert beschlossen   
Anlagen:
Anlage 1 Flyer RufTaxi Main-Tauber-Kreis
Anlage 2 RufTaxi Korridore
Anlage 3 Fahrplankonzeption

Antrag der Verwaltung

 

Der Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung nimmt von dem Bericht der Verwaltung Kenntnis. Die Verwaltung wird beauftragt, das skizzierte Konzept umsetzungsreif voranzutreiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Vorbemerkung und Hintergrund

 

Der „Nahverkehrsplan 2014 für den Ostalbkreis“ sah in seinem Maßnahmenkatalog u.a. den „Abbau von Erschließungsdefiziten“ vor. Die Analyse des Bedienumfanges ergab dabei ein signifikant abfallendes ÖPNV-Angebot in quantitativer Hinsicht, vor allem in den nordöstlichen Gebieten des Landkreises.

 

Im Anschluss an die Verabschiedung des Nahverkehrsplans (NVP) war es Ziel in sogenannten „Teilraumgesprächen“ vorhandene Defizite zu identifizieren und bedarfsgerechte Lösungen zu erarbeiten. Begonnen wurde im Herbst 2014 in der Raumschaft Ellwangen.

 

 

Teilraumgespräche Ellwangen

 

Der ÖPNV in der Raumschaft um Ellwangen charakterisiert sich durch eine starke Ausrichtung auf den Schülerverkehr. Folglich endet der ÖPNV in der Raumschaft werktags um ca. 19:00 Uhr, an Samstagen um ca. 14:00 Uhr. An Sonn- und Feiertagen gibt es kein Angebot, an Ferientagen ist es stark eingeschränkt. Eine, wie auch immer geartete Aufwertung des ÖPNV-Angebotes, muss sich mit den bekannten Schwierigkeiten der Ellwanger Raumschaft auseinandersetzen; der dispersen Siedlungsstruktur und geringen Bevölkerungsdichte, den hohen Entfernungen, einem überschaubaren Nutzungspotential sowie der Ausrichtung auf mehrere Städte (Ellwangen, Aalen, Bopfingen).

 

Die sich zunächst auf klassischen Linienbusverkehren orientierenden Planungen haben sich in der Bewertung als unangemessen hinsichtlich des hohen prognostizierten Zuschussbedarfes ergeben: Jährliche Mehrkosten von bis zu 800.000 Euro standen hierbei einem Fahrplankonzept gegenüber, das mit einem Umfang von ca. 220.000 Mehrkilometern vor allem Lücken in den Nebenverkehrszeiten, z.B. zwischen 8:00 Uhr und 12:00 Uhr vormittags, vorsah. Zusammen mit FahrBus Ostalb wurden zudem alternative Bedienformen, etwa der „FlexiBus Krumbach“ geprüft, aber als nicht für die Ostalb anwendbar erachtet.

 

Eine neuerliche Abfrage und Erörterung bei den betroffenen Gemeinden im vergangenen Jahr ergab im Kern, dass eine Verbesserung vor allem dann gewünscht ist, wenn das derzeitige ÖPNV-Angebot endet. So äußerte sich exemplarisch die Gemeinde Ellenberg:

 

  • Zusätzliche ÖPNV-Verbindungen sind insbesondere in den Abendstunden notwendig.
  • Neben den zusätzlichen Abendverbindungen sind besonders auch an Samstagen Zusatzverbindungen auch tagsüber wichtig.
  • Das Mobilitätsbedürfnis der Gemeinde Ellenberg ist insbesondere auf die Stadt Ellwangen und dessen Gewerbegebiet sowie teilweise auch nach Aalen bezogen.

 

Im Rahmen der Haushaltsberatungen 2018 forderte die CDU-Fraktion im Kreistagein finanzierbares und wirkungsvolles Konzept für diese Raumschaft auf die Beine zu stellen“. Der Landkreis hinterlegte daraufhin den Betrag von 200.000 Euro/Jahr im Haushalt.

 

In Anbetracht der raumschaftlichen Begebenheiten und dem Wunsch möglichst flächendeckend den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln zu ermöglichen, schlossen Landkreis und Busunternehmen angesichts der finanziellen Mittel einen klassischen ÖPNV mit Linienbussen aus. Eine möglichst umfassende räumliche Abdeckung erscheint daher nur durch bedarfsgesteuerte Systeme sinnvoll.

 

Im Auftrag der Landkreisverwaltung erarbeitete die Geschäftsstelle von FahrBus Ostalb Fahrplanentwürfe, die konzeptionell an das im Main-Tauber-Kreis probat exerzierte RufTaxi-System angelehnt sind.

 

 

RufTaxi im Main-Tauber-Kreis

 

Verkehrliche Beziehungen sind komplex und lassen sich nur sehr bedingt in andere Räume übertragen. Nichtsdestotrotz wird das „RufTaxi“ im Main-Tauber-Kreis in seinen Grundsätzen auch in der Ellwanger Raumschaft als anwendbar erachtet. Insofern sei es an dieser Stelle kurz umrissen:

 

Nachdem der Busverkehr im Landkreis Main-Tauber ausgeschrieben wurde, wurden die Ausschreibungsgewinne dazu genutzt, den ÖPNV in der Fläche mit Hilfe von RufTaxi-Verkehren zu erweitern bzw. Versorgungslücken zu füllen. Mittlerweile ist das System flächendeckend kreisweit umgesetzt. Es wird ein Zuschussbetrag von ca. 500.000 Euro/Jahr zur Verfügung gestellt.

 

Zentrales Element ist dabei eine Einteilung des gesamten Landkreises in 21 Bedienkorridore. Die daraus resultierenden Einsatzgebiete sind auf einen Bahnhaltepunkt in zentralen Orten ausgerichtet und bieten Fahrtmöglichkeiten i.d.R. als Zu- und Abbringer zu den jeweiligen Schienenverbindungen. Buchungen werden über das Call-Center des Verkehrsverbundes Rhein-Necker (VRN), bzw. online über die elektronische VRN-Fahrplanauskunft getätigt. Die Fahrgäste zahlen den regulären VRN-Tarif, Zeitkarten werden anerkannt (siehe auch „Flyer RufTaxi“ im Anhang).

 

Die Linienkonzessionen liegen bei der kreiseigenen Verkehrsgesellschaft Main-Tauber (VGMT). Die VGMT übernimmt alle Koordinations- und Abrechnungsaufgaben, inkl. der Vergabeleistung an die Taxiunternehmen.

 

Es fand eine EU-weite Ausschreibung der RufTaxi-Leistungen statt. Neun Taxiunternehmen haben Angebote abgegeben, sieben Unternehmen allesamt aus dem Main-Tauber-Kreis wurde letztlich der Zuschlag erteilt.

 

Die gemachten Erfahrungen seit Einführung am 1. Januar 2018 werden seitens der Landkreisverwaltung als „den Erwartungen entsprechend“ umschrieben.

 

 

Konzept Raumschaft Ellwangen

 

Das Konzept für die Ellwanger Raumschaft sieht die Einteilung in sieben Bediengebiete vor (vgl. Skizze im Anhang). Als zentrale Orte, auf die die Bedienung ausgerichtet ist, sind jeweils die Bahnhöfe in Ellwangen und Bopfingen vorgesehen. Als Zeitpunkte der neuen Fahrplanangebote sind die Ankunftszeiten der Nahverkehrszüge in den genannten Städten fahrplanrelevant konzipiert worden. Aber auch die Vorstellungszeiten des Kino Ellwangen fanden Berücksichtigung. Theoretisch ist es somit auch möglich, aus den Ortschaften heraus Bahnverbindungen in Richtung Aalen/Stuttgart zu erreichen. In der Praxis wird dies in den späteren Abendstunden wohl eher selten geschehen. Wichtig ist der Hinweis, dass die Nutzung der Verbindungen mit dem Ruftaxi vom Nutzer stets vor der fahrplanmäßigen Fahrt vorangemeldet werden muss.

 

Mit diesem Konzept würde dem Wunsch Rechnung getragen, schwerpunktmäßig zu Zeiträumen ein grundsätzliches Angebot bereitzustellen, in denen es derzeit wie bereits beschrieben schlichtweg keines gibt. Auf die angehängten Fahrpläne wird verwiesen.

 

Es wird mit einem nutzungsabhängigen Finanzbedarf (brutto) von ca. 120.000 Euro (bei Inanspruchnahme von 25 % der angebotenen Verbindungen) ausgegangen. Dieser kann bis ca. 310.000 Euro (Inanspruchnahme von 100 % der angebotenen Verbindungen) anwachsen. Die Deckung durch zusätzliche Fahrgeldeinnahmen wird einen niederen einstelligen Prozentwert kaum übersteigen. Exakte Kalkulationen werden erst mit Ergebnis des Verhandlungs-/Ausschreibungsprozesses mit den Taxiunternehmen vorliegen. Darüber hinaus sind noch Gelder für das Handling (Bestellsystem, Vertrieb etc.) und Einführung (Infomaterial etc.) vorgehalten.

 

 

Weiteres Verfahren

 

Im Falle der Zustimmung würde die Landkreisverwaltung zeitnah die nächsten Schritte einleiten, hierzu gehört:

 

  • Rücksprache mit Konzessionsinhaber (Busunternehmen)
  • finale Angebotsdefinition
  • Vergabe/Verhandlung der Taxi-Dienstleistung
  • Operative Umsetzung (Call-Center, Marketing etc.)

 

Die Landkreisverwaltung möchte den betroffenen Gemeinden die Möglichkeit zur Rückmeldung zu den vorgestellten Fahrplanentwürfen geben. Bei Bedarf kann in der kommenden Sitzung des Ausschusses für Umweltschutz und Kreisentwicklung am 30. November 2018 ein mündlicher Fortschrittsbericht erfolgen, um gegebenenfalls notwendige Anpassungen im Fahrplanentwurf (bspw. am Wochenende) abzustimmen.

     


Finanzierung und Folgekosten

 

Im Haushalt 2018 sind in der Haushaltsstelle 5470010001 („Verbesserung des ÖPNV-Angebotes“) 200.000 Euro veranschlagt. Im Haushalt 2019 sind hierfür 500.000 Euro eingeplant.

 

 

 

 

 

 

 


Anlagen

 

Anlage 1Flyer RufTaxi Main-Tauber-Kreis

Anlage 2RufTaxi Korridore

Anlage 3Fahrplankonzeption

 

 

 

 

 

 

 

Sichtvermerke

 

Nahverkehr

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Gehlhaus

 

 

Dezernat VII

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Wagenblast

 

 

Dezernat II

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Kurz

 

 

Landrat

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Pavel

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 1 Flyer RufTaxi Main-Tauber-Kreis (790 KB)    
Anlage 2 2 Anlage 2 RufTaxi Korridore (89 KB)    
Anlage 3 3 Anlage 3 Fahrplankonzeption (566 KB)