Bürgerinformationssystem

Vorlage - 170/2017  

 
 
Betreff: Gesundheitsförderung im SGB II
Status:öffentlich  
Federführend:Jobcenter Ostalbkreis Beteiligt:D e z e r n a t V
Beratungsfolge:
Ausschuss für Arbeit und Grundsicherung Kenntnisnahme
10.10.2017 
Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Grundsicherung zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme     

 

 

 

 

 

 


Sachverhalt/Begründung

 

Ausgangslage

 

Ein großer Teil der Jobcenter-Kunden leidet an gesundheitlichen Einschränkungen, die die berufliche Eingliederung mehr oder weniger stark beeinträchtigen.

Dies liegt zum einen an der Definition der Erwerbsfähigkeit im Gesetz. Danach ist eine Voraussetzung für den Bezug von SGB II-Leistungen die Erwerbsfähigkeit und diese ist lt. § 8 SGB II dann gegeben, wenn jemand „nicht wegen Krankheit oder Behinderung auf absehbare Zeit außerstande ist, unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes mindestens drei Stunden täglich erwerbstätig zu sein.“ Sobald jemand grundsätzlich sehr leichte Tätigkeiten drei Stunden lang ausüben kann, ist er erwerbsfähig. Für gesundheitlich so stark eingeschränkte Personen stehen nur selten passende Arbeitsplätze zur Verfügung, zumal häufig noch weitere Vermittlungshemmnisse, wie schlechte Deutschkenntnisse oder fehlende Mobilität dazu kommen. Hieraus erklärt sich die große Zahl an Kunden, die dauerhaft krank geschrieben sind oder aufgrund der zu großen gesundheitlichen Probleme aus der aktiven Vermittlung genommen wurden. 

 

Auch viele der Kunden, für die noch Integrationschancen bestehen, leiden an gesundheitlichen Einschränkungen. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass es um die Gesundheit von Arbeitslosen schlechter bestellt ist als um die der berufstätigen Bevölkerung. Dies belegt eine Vielzahl von Studien und Untersuchungen. Darüber hinaus beurteilen  Arbeitslose mit SGB II-Leistungen ihre Gesundheit noch schlechter als diejenigen ohne diesen Leistungsbezug. Im Durchschnitt haben Personen mit niedrigem Einkommen bzw. niedrigem sozialen Status eine kürzere Lebenserwartung, leiden an zahlreichen Krankheiten signifikant häufiger als sozial besser gestellte Personen, zeigen ein Gesundheitsverhalten, das chronische Krankheiten begünstigt und sind für Präventionsangebote schlechter erreichbar.

 

Im Jahr 2015 trat das Präventionsgesetz in Kraft, dessen Ziel es u.a. ist, die Gesundheitsförderung und Prävention insbesondere in den Lebenswelten der Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Lebenswelten sind z.B. Kindergärten, Schulen, Betriebe und Kommunen. Bei den Kommunen sind sozial Benachteiligte und Arbeitslose explizit als Zielgruppe genannt. Durch diesen Ansatz sollen verstärkt Personen mit Präventionsangeboten erreicht werden, die von sich aus nicht daran teilnehmen würden. 2016 hat die nationale Präventionskonferenz  Bundesrahmenbedingungen verabschiedet, die das Vorgehen präzisieren. So sollen die gesetzlichen Krankenkassen ab dem Jahr 2016 Leistungen in Höhe von 2 € je Versichertem für die Gesundheitsförderung in den Lebenswelten aufwenden. Hier setzt das Projekt „Gesund Dabei“ an.

 

Das Projekt „Gesund Dabei“

 

Mit „Gesund Dabei“ gehen die Kooperationspartner Jobcenter Ostalbkreis und AOK gemeinsam den Weg einer besonderen Förderung von gesundheitserhaltenden und -fördernden Maßnahmen. Sie richten sich dabei an die schwer zugänglichen Kundinnen und Kunden des Jobcenters. Die Maßnahmen sollen Zugangsbarrieren und Hemmnisse abbauen an gesundheitsfördernden Aktivitäten teilzunehmen. Die Handlungsfelder sind Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Resilienz. Das Projekt ist mit 10.000 € ausgestattet und läuft bis 30.06.2019.

Eine Steuerungsgruppe aus Mitarbeitern von Jobcenter und AOK sowie vom Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd plant das Vorgehen und die Angebote.

 

Es ist der Steuerungsgruppe wichtig, nicht am Bedarf vorbei zu planen und die Vorstellungen der Kunden zu berücksichtigen. Daher wurde das Kompetenzzentrum mit einer Bedarfserhebung beauftragt. Parallel dazu wurden als Auftaktveranstaltungen zwei Gesundheitstage durchgeführt.

 

Gesundheitstage in den Jobcentern Aalen und Schwäbisch Gmünd

 

Am 09. und 16. Februar fanden in den Geschäftsstellen in Aalen und Schwäbisch Gmünd Gesundheitstage speziell für die Kundinnen und Kunden des Jobcenters statt. An verschiedenen Ständen und Mitmach-Aktionen konnten sich die Besucher z.B. über Zucker in Lebensmitteln, Zahngesundheit oder notwendige Impfungen informieren. Sie konnten gesunde Brotaufstriche probieren und die Rezepte gleich mitnehmen und einfache Kraftübungen, die überall durchführbar sind, ausprobieren. Die Aktionen hatten eine hervorragende Resonanz und die Rückmeldungen von Ausstellern und Kunden waren sehr positiv.

 

 

 

Beim Gesundheitstag in Schwäbisch Gmünd konnten gesunde Smoothies und Brotaufstriche  probiert werden

 

Bedarfserhebung des Kompetenzzentrums Gesundheitsförderung der pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd

 

Das Kompetenzzentrum hat die Aufgabe übernommen, durch Interviews und eine Fragebogenaktion den Bedarf der Jobcenter-Kunden an gesundheitsfördernden Maßnahmen zu erheben und gleichzeitig zu eruieren, welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, damit die Maßnahmen auch angenommen werden. Die Interviews wurden im Rahmen der Gesundheitstage von Studentinnen der PH geführt, die Fragebogen wurden über die Integrationsfachkräfte des Jobcenters und die Maßnahmeträger ausgegeben. Ausgefüllt wurden 136 Fragebogen (ca. 40 %).

 

Als Ergebnis sind die Bereiche „Allgemeine Informationen zu Gesundheitsthemen“ und „Seelische Gesundheit“ den Jobcenter -Kunden am wichtigsten, sie liegen im Ranking mit 32 % und 31 % fast gleichauf an vorderer Stelle. Zu „Allgemeine Informationen“ werden vor allem Informationen zur Früherkennung von Krankheiten sowie zu Kindergesundheit und dem Umgang mit Medien gewünscht. Bei „Seelische Gesundheit“ werden der Umgang mit Stress und Entspannungstraining am häufigsten genannt. Als dritt- und viertwichtigste Bereiche ergaben sich Ernährung und Bewegung. Hier waren die gewünschten Themen gesunde und kostengünstige Ernährung sowie Schwimmen und Gymnastik.

 

Weiteres Vorgehen

 

Aufgrund der Bedarfserhebung werden derzeit zusammen mit der AOK Veranstaltungen speziell für Jobcenter-Kunden zu den einzelnen Themen entwickelt und geplant.

So wird es Vorträge geben zu Vorsorgeuntersuchungen und den privat zu bezahlenden IGeL-Leistungen (individuellen Gesundheitsleistungen) der Ärzte. Da ca. 70 % der Kunden bei der AOK versichert sind, werden die Gesundheitszentren der AOK vorgestellt, um den Kunden den Zugang zu kostenlosen Vorsorgekursen aufzuzeigen. Daneben werden speziell für alle Jobcenter-Kunden kostenlose Rückenkurse sowie Entspannungskurse angeboten werden. Im Bereich Ernährung werden derzeit Gespräche mit mehreren potenziellen Kooperationspartnern geführt, die Angebote zur gesunden und kostengünstigen Ernährung machen können.

 

Auch die Integrationsfachkräfte erhalten Informationen über gesundheitsfördernde Maßnahmen, damit sie ihre Kunden zielgerichtet beraten können. 

 

Längerfristiges Ziel ist es, weitere Kooperationspartner und Sponsoren mit ins Boot zu holen, um möglichst viele Angebote in allen Regionen des Landkreises machen zu können.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

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Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

Geschäftsbereichsleiter

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Koch

 

 

Sozialdezernent      

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Rettenmaier

 

 

Dezernat II

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Kurz

 

 

Landrat

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Pavel