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Vorlage - 208/2016  

 
 
Betreff: Umsetzung der geschäftspolitischen Herausforderungen
im Bereich Markt und Integration
Status:öffentlich  
Federführend:Jobcenter Ostalbkreis Beteiligt:D e z e r n a t V
Beratungsfolge:
Ausschuss für Arbeit und Grundsicherung Kenntnisnahme
08.12.2016 
Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Grundsicherung zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme.


Sachverhalt/Begründung

 

I. Ausgangssituation und Allgemeines

 

Das Jobcenter Ostalbkreis hat seit Inkrafttreten des Sozialgesetzbuches II rund 25.000 Menschen erfolgreich in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung integrieren können. Um den sich laufend veränderten Bedingungen des Arbeitsmarktes sowie der dem Jobcenter anvertrauten hilfebedürftigen Menschen gerecht zu werden, müssen die geschäftspolitischen Ziele ständig angepasst und überprüft werden. Diese notwendigen Veränderungsprozesse werden unterstützt durch

 

        Erkenntnisse aus der Arbeitsmarktstatistik

        Kennzahlenvergleiche aller Jobcenter bundesweit gem. § 48a SGB II

        Erfahrungsaustausch mit anderen Jobcentern

        Rückmeldungen von Arbeitgebern, Trägern und Kammern

        Beratungen und Beschlüsse des Beirats des Jobcenters und des Ausschusses für Arbeit und Grundsicherung

        Interne Erkenntnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters

 

 

II. Geschäftspolitische Herausforderungen im Bereich Markt &

    Integration

 

Der Arbeitsmarkt im Ostalbkreis ist weiterhin sehr stabil und aufnahmefähig. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell gesamt bei 3,3 % und im Bereich SGB II bei 1,6 %. Menschen mit keinen oder leichten Hemmnissen, können nachhaltig in Arbeit vermittelt werden. Bestimmte Zielgruppen profitieren jedoch nach wie vor nur wenig von den guten Entwicklungen am Arbeitsmarkt. Menschen mit multiplen Handicaps und/oder schwierigem persönlichen Lebensumfeld benötigen mehr als zuvor die Hilfe des Jobcenters. Zum einen werden diese Kunden in ihrer Individualität und Vielfalt durch die Maßnahmen im Arbeitsmarktprogramm in ihrer beruflichen Integration unterstützt. Zum anderen macht die Entwicklung der Kunden hin zu immer komplexeren Profillagen es notwendig, organisatorische Prozesse und Strukturen anzupassen. Im Bereich Markt und Integration wurden 5 Bausteine erarbeitet, mit denen diesen geschäftspolitischen Herausforderungen begegnet wird:

 

        Aktivierung und Bestand

        Qualität

        Vernetzung und Zusammenarbeit

        Mitarbeiterqualifizierung

        Mitarbeiterbeteiligung

 

 

III. Aktivierung und Bestand

 

Um dem erhöhten Beratungs- und Unterstützungsbedarf der Kunden gerecht zu werden, wurden die Betreuungsschlüssel der Integrationsfachkräfte angepasst. Die Herausforderung war, dass dies bei nahezu gleichem Finanzaufwand für das Personal erfolgen musste. Hierzu wurden die Fachkräfte in die Bereiche „Aktivierung“ und „Bestand“ unterteilt.

 

Im Bereich Aktivierung werden Kunden mit Integrationsperspektiven und benachteiligte Menschen mit komplexen, aber abbaubaren Vermittlungshemmnissen betreut. Das Regelgeschäft mit einem Betreuungsschlüssel von 1:150 wird ergänzt durch zielgruppenspezifische Teams für Jüngere und Alleinerziehende mit einem Betreuungsschlüssel von 1:100, dem Fallmanagement mit einem Betreuungsschlüssel von 1:75 sowie der Job-Werkstatt für kurzfristig integrierbare Kunden mit einem Betreuungsschlüssel von 1:25. Grundlagen der Arbeit im Bereich Aktivierung sind häufige persönliche Kontakte sowie Angebote aus dem Arbeitsmarktprogramm mit dem Ziel „Jeder aktivierbare Kunde erhält ein Angebot zur Aktivierung“. Die Kunden sollen sich nicht mit ihrer Beschäftigungslosigkeit abfinden. Ihnen werden laufend Perspektiven und Möglichkeiten aufgezeigt, ihr Leben unabhängig vom Jobcenter zu meistern.

 

Im Bereich Bestand werden Menschen betreut, die aus unterschiedlichen Gründen vorübergehend oder dauerhaft nicht in Arbeit integriert werden können. Beispielsweise sind dies Erziehende mit Kindern unter 3 Jahren, Pflegende, dauerhaft Erkrankte aber auch Kunden, die über einen längeren Zeitraum jegliche Unterstützung und Hilfe verweigern. Der Betreuungsschlüssel liegt hier durchschnittlich bei 1:600. Persönliche Kontakte erfolgen im Bereich Bestand in der Regel zweimal jährlich und bei Bedarf. Die Kunden erhalten immer das Angebot, wieder in den Bereich Aktivierung zu wechseln, wenn sich an ihrer Situation etwas verändert. Die Kriterien für die niedrigschwellige Betreuung werden von den Mitarbeiter/-innen laufend überprüft. Eine Perspektive für diese Menschen bietet auch das Projekt „Teilhabe durch Ehrenamt“. In diesem Projekt werden Kunden auf freiwilliger Basis in ehrenamtliche Tätigkeiten mit einer Aufwandspauschale vermittelt.

 

 

IV. Qualität

 

Den geschäftspolitischen Herausforderungen im Jobcenter wird strategisch und operativ begegnet. Als verlässliche Basis hierfür dient ein hochwertiger Datenbestand. Durch die Zunahme der Anforderungen wird auch die Anzahl der zu erhebenden Daten laufend mehr. Um eine hohe Qualität zu gewährleisten, werden im Bereich Markt und Integration Datenqualitätsbeauftragte eingesetzt. Sie arbeiten kontinuierlich gemeinsam mit dem Bereich Controlling/Statistik daran, politische Gremien und Entscheidungsträger, Geschäftspartner, die Geschäftsführung und die Fachkräfte des Jobcenters durch eine hohe Datenqualität in ihrer Arbeit zu unterstützen.

 

Aufgrund der sich verändernden Rahmenbedingungen steht die Qualität der Beratung laufend auf dem Prüfstand. Bei Einführung des SGB II im Jahr 2005 waren Beratungsgespräche häufig geprägt von der Erhebung der beruflichen Kenntnisse der Kunden und der Beratung über geeignete Stellenangebote und Arbeitgeber. Mittlerweile müssen die Integrationsfachkräfte eine Vielzahl an Kenntnissen außerhalb des beruflichen Kontextes in der Beratung vorhalten. Gleichzeitig wird die Netzwerkarbeit zur Unterstützung der komplexen Lebenslagen ausgedehnter. Insbesondere wird es immer wichtiger, Problemlagen und Hemmnisse möglichst frühzeitig zu identifizieren und gezielte Unterstützung zu leisten. Die Integrationsfachkräfte werden in ihrer qualitativen Entwicklung durch Qualifizierungen, kollegiale Beratung von erfahrenen Mitarbeiter/-innen, regelmäßige Feedbackgespräche mit den Teamleitungen sowie durch Optimierung der Fachanwendung gefördert. Neue Beratungsformen wie z.B. Gruppengespräche, Beratungen außerhalb des Jobcenters, Workshops mit Kunden, „Speed-Dating“ mit Arbeitgebern werden getestet und bei Erfolg in das Tagesgeschäft integriert.

 

 

V. Vernetzung und Zusammenarbeit

 

Für eine erfolgreiche Integrationsarbeit ist ein großes und funktionierendes Netzwerk mit allen Unterstützungssystemen unabdingbar. Im Jobcenter wurde das Netzwerk seit Beginn an auf- und ausgebaut. Schnittstellen mit anderen Trägern und Organisationen werden beschrieben und Aufgaben abgegrenzt mit dem Ziel, Doppelstrukturen zu vermeiden. Beispielsweise gibt es Kooperationsvereinbarungen mit der Schuldner- und Suchtberatung.

 

Die interne Zusammenarbeit mit dem Bereich Leistung wurde optimiert. Anlassbezogen finden gemeinsame Beratungsgespräche mit den Kunden statt. Mitarbeiter/-innen aus beiden Bereichen hospitieren, informieren und unterstützen sich gegenseitig. Für die Kunden schafft dieses geschlossene Auftreten Klarheit und Verlässlichkeit.

 

 

VI. Mitarbeiterqualifizierung

 

Die Qualifizierung der Mitarbeiter/-innen ist wichtiger Bestandteil der Weiterentwicklung des Jobcenters. Die verschiedenen Qualifizierungsbausteine sollen systematisiert und verstetigt werden. Die Einführungslehrgänge für neue Integrationsfachkräfte werden ergänzt durch Qualifizierungen in systemischer Beratung, Supervision, Umgang mit Traumata und individuellen Schulungen. Um die Nachhaltigkeit des Erlernten zu fördern, werden Praxisworkshops zu ausgewählten Themen durch die Führungskräfte durchgeführt.

 

 

VII. Mitarbeiterbeteiligung

 

Im Bereich Markt & Integration sollen Mitarbeiter/-innen noch mehr wie bisher an Entscheidungs- und Veränderungsprozessen beteiligt werden. Die Kompetenz und die Erfahrungen und Ideen der Mitarbeiter sind wichtige Faktoren zur zielgerichteten Umsetzung der Geschäftspolitik. Es wurden verschiedene Arbeitsgruppen unter Koordination der Führungskräfte angeboten. Die Teilnahme erfolgt nach Interesse und ist freiwillig. Themen sind z.B.  die Erreichbarkeit der Kunden, Qualifizierungsangebote, neue Beratungsformen, interne Zusammenarbeit und das Maßnahmemanagement. Weiterhin soll ab dem 1. Quartal 2017 vierteljährlich eine „Ideen-Werkstatt“ stattfinden. Mitarbeiter/-innen können hier im Vorfeld Vorschläge einbringen. Die mögliche Umsetzung wird mit Kollegen und Führungskräften diskutiert und vorangebracht.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Derzeit sind 66 (60,30 Vollzeitstellen) Mitarbeiter im Bereich Markt und Integration tätig. Die Personalkosten belaufen sich im Jahr 2016 auf rund 3.507.000 €, die zu 84,8 % vom Bund und zu 15,2 % vom Landkreis getragen werden.

 

 

 


Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

Geschäftsbereichsleiter

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Koch

 

 

Sozialdezernent      

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Rettenmaier

 

 

Dezernat II

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Kurz

 

 

Landrat

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Pavel