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Vorlage - 121/2016  

 
 
Betreff: Ostalbkreis als Modellregion "Übergang Schule - Beruf" - Schulversuch AV dual, Weiterführung ab 2017
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Bildung und Kultur   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Bildung und Finanzen Entscheidung
05.07.2016 
Sitzung des Ausschusses für Bildung und Finanzen ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

 

  1. Der Ausschuss für Bildung und Finanzen nimmt den Bericht über die Schulform
    AV dual an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises zur Kenntnis.

 

  1. Der Ausschuss für Bildung und Finanzen stimmt der Fortführung von AV dual an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises zunächst bis zum 31.12.2018 zu.

 


Sachverhalt/Begründung

 

 

Allgemeines

 

Am 04. November 2013 haben die Partner des „Bündnisses zur Stärkung der beruflichen Ausbildung und des Fachkräftenachwuchses in Baden-Württemberg“ ein Eckpunktepapier zur Reform des Übergangs Schule-Beruf verabschiedet. Die Eckpunkte werden seit dem Schuljahr 2014/2015 in ausgewählten Modellregionen (Ostalbkreis, Rems-Murr-Kreis, Mannheim, Weinheim) des Landes Baden-Württemberg erprobt. Der Ostalbkreis engagiert sich seit Jahren erfolgreich im Übergang Schule - Beruf. Die Berufsorientierung im Landkreis ist sehr weit entwickelt und der Aufbau des Regionalen Übergangsmanagements (RÜM) entsprechend weit gediehen. Gleichzeitig wurde mit der von der Wirtschaft, den Kammern, den Landkreisen und weiteren Institutionen aus Ostwürttemberg entwickelten Fachkräftekampagne eine bemerkenswerte Initiative gegen den im Ostalbkreis bereits spürbaren Fachkräftemangel auf den Weg gebracht.

Der Ostalbkreis bietet aufgrund der eingangs genannten Struktur und der erfolgreichen Übergangsprojekte wie ZUKUNFT einen geeigneten Rahmen und die nötige Basis für die Erprobung der im Eckpunktepapier genannten Neuerungen.

 

 

Duale Ausbildungsvorbereitung (AV dual)

 

AV dual zeichnet sich durch ein neues pädagogisches Konzept und eine intensivierte Durchführung von Betriebspraktika aus, bei dem eine bestmögliche individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler dazu beitragen soll, den schnellen Übergang in eine duale Ausbildung zu gewährleisten.

 

Zielgruppe von AV dual sind Jugendliche, die im Anschluss an die allgemeine Schulpflicht noch Förderbedarf haben, um eine Ausbildung beginnen zu können. AV dual soll im Wesentlichen die bisherigen Bildungsgänge VAB bzw. BVJ und BEJ ersetzen. Darüber hinaus soll es gemäß dem Eckpunktepapier des Ausbildungsbündnisses Jugendlichen, die auf Grund des Wegfalls der Notenhürde in die zweijährige zur Fachschulreife führenden Berufsfachschule (2BFS) münden, eine gute Alternative bieten.

 

Durch das gemeinsame Lernen von Schülerinnen und Schülern des Bildungsgangs AV dual zusammen mit Schülerinnen und Schülern der 2BFS, soll eine maximale Durchlässigkeit erreicht und der direkte Zugang der Jugendlichen zu einer dualen Ausbildung gestärkt werden.

 

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Folgende Handlungsfelder sind mit der Modellregion verbunden:

 

  • Eine systematische Berufsorientierung an den allgemeinbildenden Schulen mit dem Ziel des Direkteinstiegs in eine berufliche Ausbildung (damit verbunden: weniger Schüler im Übergangsbereich); Start: Schuljahr 2014/2015 an den allgemeinbildenden Schulen.
     
  • Eine Duale Ausgestaltung der Ausbildungsvorbereitung durch Einstiegsqualifizierung oder in dualer Form. Durch AV dual an den Beruflichen Schulen (duale Ausbildungsvorbereitung mit hohem Praxisanteil) für Jugendliche mit Förderbedarf nach dem Verlassen der allgemein bildenden Schule.
     
    • Start: Schuljahr 2014/2015 an der Technischen Schule und an der Justus-von-Liebig-Schule in Aalen;
       
    • Start Schuljahr 2015/2016 an der Gewerblichen Schule und der Agnes von
      Hohenstaufen Schule in Schwäbisch Gmünd und dem Kreisberufsschulzentrum
      in Ellwangen.
       
  • Berufsqualifizierung dual für Jugendliche ohne Förderbedarf, die keinen Ausbildungsplatz haben (Einführung bei Bedarf)

 

Eine wesentliche Neuerung im Bereich des beruflichen Schulwesens ist dabei die Einführung von AV dual. AV dual sieht neben einer Pädagogik des individualisierten Lernens mit unterschiedlichen Bildungszielen eine verstärkte Einbindung von Betriebspraktika vor. Zielgruppe des AV dual sind Jugendliche, die im Anschluss an den Besuch der allgemein bildenden Schule noch Förderbedarf haben. Sie sollen über eine duale Ausbildungsvorbereitung zu einer Ausbildung geführt werden. Darüber hinaus kann AV dual auch Jugendlichen, die auf Grund des Wegfalls der Notenhürde in die zweijährige zur Fachschulreife führenden Berufsfachschule (2BFS) münden, eine gute Alternative bieten. Durch intensive Einbindung eines Betriebspraktikums sollen die Schülerinnen und Schüler von Anfang an die betriebliche Realität kennenlernen und so eine bessere Vorstellung von ihren beruflichen Interessen und Möglichkeiten bekommen. Durch das Praktikum sollen sie motiviert werden, Kontakte zu Ausbildungsbetrieben zu knüpfen und dadurch ihre Chance auf einen Ausbildungsplatz verbessern.

 

AV dual an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises

 

Der Ostalbkreis bietet mit Ausnahme der kaufmännischen Schulen an allen seinen Schulen in Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen seit dem Schuljahr 2015/2016 erfolgreich die Schulform AV dual an. Auch von der Seite der Betriebe und Unternehmen werden die hierfür erforderlichen Praktika angeboten, so dass von Anfang an die betriebliche Realität kennengelernt werden kann. Somit ist während des gesamten Schuljahres ein enger Kontakt mit möglichen Ausbildungsbetrieben im Ostalbkreis vorhanden.

AV dual wird im Ostalbkreis sowohl in einer einjährigen als auch in einer an die zweijährige Berufsfachschule gekoppelte zweijährigen Variante (derzeit an der Justus-von-Liebig-Schule) angeboten. Ein wichtiges Anliegen der Akteure im Bereich AV dual ist es, nur das erste Jahr der zweijährigen Berufsfachschule (2BFS) einzubinden. Dadurch soll eine Durchlässigkeit zwischen den Bildungsgängen 2BFS und AV dual ermöglicht werden. Eine 2BFS kann nur bei einer ausreichenden Schülerzahl angeboten werden, die erwarten lässt, dass die Klassengröße in Klassenstufe 2 die Vorgaben der Verwaltungsvorschrift „Zur Eigenständigkeit der Schulen und Unterrichtsorganisation“ erfüllt. Deshalb ist in den Schulversuchsbestimmungen verankert, dass sowohl die Schüler des Bildungsgangs AV dual mit ihren unterschiedlichen Bildungszielen sowie gegebenenfalls auch die Schüler des ersten Jahres der 2BFS in einem gemeinsamen individualisierten Unterrichtsarrangement in einem Klassenverband lernen.

 

Ebenfalls von Bedeutung ist die Zusammenführung der AV dual-Begleitung und weiterer im Ostalbkreis bestehender Unterstützungsangebote der beruflichen Orientierung (z. B. ZUKUNFT). Denn dadurch wird ein durchgängiges Übergangssystems an dieser Schnittstelle geschaffen, zudem den AVdual-BegleiterInnen der Kontakt zu den SchülerInnen in den allgemein bildenden Schulen ermöglicht,  um frühzeitig Praktikaplätze für zukünftige AVdual-SchülerInnen zu akquirieren.

Das schulische und betriebliche Bildungsangebot wird durch eine AVdual-Begleitung für die Schülerinnen und Schüler ergänzt. AVdual-Begleiter sind das Bindeglied zwischen Schule und Betrieb (Lehrer und Ausbilder). Ihre Arbeit erfolgt im Dreieck Jugendlicher (und Familie) / Schule (Lehrer) / Betrieb (Ausbilder) und erfordert eine enge konzeptionelle Abstimmung mit der Schule. Sie kennen und berücksichtigen die unterschiedlichen Anforderungen dieser drei Systeme. Die Vielfalt und Komplexität dieser Anforderungen bedingen ein vernetztes und fachübergreifendes Denken in der Planung und Durchführung der notwendigen Prozesse im Übergang von der Schule in den Beruf.

Ein Schwerpunkt liegt in der Begleitung der Jugendlichen bei der Akquise, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Betriebspraktika, insbesondere auch wenn ein Wechsel der Praktikumsstelle erforderlich wird, sowie in der Anschlussvermittlung in eine Ausbildung.
Voraussetzung ist eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit an den Schnittstellen: mit dem regionalen Übergangsmanagement, den beteiligten Schulen und LehrerInnen, den BerufsberaterInnen der Arbeitsagenturen und den FallmanagerInnen des Jobcenters.  Ferner wurde ein Leitfaden erstellt, der über das Unterstützungsangebot der AVdual-BegleiterInnen informiert und ein zusätzliches Beratungsangebot darstellt.

Momentan werden an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises drei AVdual-BegleiterInnen vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg anteilig finanziert (pro AV dual-Klasse 0,5-Stellen), die im Rahmen der Modellregion zunächst bis Ende 2016 befristet sind. Aufgrund der gelungenen Integration der AVdual-BegleiterInnen im Kontext der Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf und der positiven Rückmeldungen der involvierten Akteure wird es seitens der Landkreisverwaltung als wichtig erachtet, dieses Angebot ab 2017 weiterzuführen. Momentan ergibt sich in den sechs Klassen folgende TeilnehmerInnenzahl:

 

  • Justus-von-Liebig-Schule Aalen, zwei Klassen: 38 SchülerInnen

              (einjährig: 20; zweijährig: 18)

  • Technische Schule Aalen: 21 SchülerInnen
  • Agnes-von-Hohenstaufen-Schule Schwäbisch Gmünd: 20 SchülerInnen
  • Gewerbliche Schule Schwäbisch Gmünd: 21 SchülerInnen
  • Kreisberufsschulzentrum Ellwangen: 17 SchülerInnen

 

Im Ostalbkreis können dank eines großen Unterstützungsangebotes (z. B. Projekt ZUKUNFT) viele SchülerInnen nach der allgemein bildenden Schulen den Übergang Schule-Beruf erfolgreich bewältigen. SchülerInnen, die nach Verlassen der allgemein bildenden Schule noch weiteren Unterstützungsbedarf haben, erhalten mit AV dual ein darauf aufbauendes Hilfsangebot. So konnten nach Abschluss von AV dual nach dem Schuljahr 2014/2015 über 50 % der SchülerInnen im Ostalbkreis in eine Ausbildung und ca. 30 % in eine Überbetriebliche-Ausbildung wechseln. Dabei wurden folgende Berufe gewählt: MaurerIn, MetallbauerIn, StraßenwärterIn, VerkäuferIn, FachlageristIn, FriseurIn, KlemptnerIn, BäckerIn, KinderpflegerIn, AltenpflegerIn, GebäudereinigerIn. Gewählt wurden zudem Berufe aus dem Bereich der Gastronomie.

 

Aufgrund der vorliegenden Anmeldezahlen wird es voraussichtlich im kommenden Schuljahr wieder sechs Klassen geben.

Evaluiert wird die Modellphase von der Prognos AG aus Berlin. Zudem wurden eigene Befragungen u. a. bei den Betrieben durchgeführt, um weitere Aussagen über die Betriebspraktika zu erhalten. Dabei wurde z. B. nach der Zuverlässigkeit der beteiligten SchülerInnen gefragt:

 

 

 

 

 

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg hat im Rahmen der Modellregion eine Verlängerung der Anteilsfinanzierung der AVdual-BegleiterInnen um zwei weitere Jahre vorgesehen. Aufgrund der positiven Entwicklung und der entsprechenden Rückmeldungen hat der Ostalbkreis einen Antrag auf Verlängerung um weitere zwei Jahre eingereicht. Die AVdual-BegleiterInnen sind Teil des Projekts ZUKUNFT.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft hat mitgeteilt, dass die Förderung der AVdual-Begleiter im Rahmen des Modellversuchs „Übergang Schule-Beruf“ bis 31.12.2018 verlängert wird. Daraufhin wurde der Antrag auf Förderung von jährlich bis zu 60 %, (max. 90.000 €) der 3 Stellen „AVdual Begleiter“ für den Ostalbkreis beim Ministerium eingereicht. Dadurch ist mit keiner Kostensteigerung zu rechnen.

 

Im Haushalt 2016 sind die Kosten für die AVdual-Begleiter (im Rahmen der Schulsozialarbeit) unter dem Produktsachkonto 21 40 02 bereitgestellt.

 


 

Sichtvermerke

 

Sachgebietsleitung Bildungsbüro

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Nowottnick

 

 

Dezernat II

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Kurz

 

 

Landrat

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Pavel