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Vorlage - 113/2016  

 
 
Betreff: Festlegung der Zielgruppen und Schwerpunkte zur Vorbereitung
des Arbeitsmarktprogramms 2017
Status:öffentlich  
Federführend:Jobcenter Ostalbkreis Beteiligt:D e z e r n a t V
Beratungsfolge:
Ausschuss für Arbeit und Grundsicherung Kenntnisnahme
28.06.2016 
Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Grundsicherung zur Kenntnis genommen   

1      Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme


1      Sachverhalt/Begründung

 

Die Zielgruppen und Schwerpunkte im Arbeitsmarktprogramm des Jobcenters Ostalbkreis für das Jahr 2017 werden auf Grundlage der Profillagen der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sowie den Entwicklungen am Arbeitsmarkt festgelegt.

 

Beschreibung der Profillagen

 

Eine fundierte Stärken- und Potenzialanalyse, das sogenannte „Profiling“, stellt die wesentliche Ausgangsbasis für die gemeinsame Integrationsarbeit von Kunde und Integrationsfachkraft dar. Das Profiling mündet in der Festlegung des Kundenprofils anhand einer Profillage. Diese werden in Kundengruppen mit gleichgearteten Stärken und Schwächen zusammengeführt. Die Profillage C wurde nach Ende des Bundesprogramms „Perspektive 50plus“ geändert. In ihr werden jetzt Kunden mit sprachlichen Defiziten geführt.

 

Die Kriterien für die Profillagen sind:

 

Profillage

Zielgruppe

A

Marktnähere Kunden ohne Vermittlungshemmnisse (auch mit Mini-Job)

B

Kunden mit Integrationsperspektiven und leichteren Vermittlungshemmnissen (Qualifizierungsbedarf, Motivation)

C

Kunden mit sprachlichen Defiziten (ehemals Perspektive 50plus)

D

Kunden mit schweren Vermittlungshemmnissen

E

Kunden mit nicht abbaubaren Vermittlungshemmnissen wie dauerhafte gesundheitliche Einschränkungen und/oder Lernbehinderung, aber hoher Motivation

F

Kunden, die kurz- oder mittelfristig keine Integrationsperspektiven haben:

        Erziehende, mit Anspruch auf eine Erziehungszeit von 3 Jahren

        Pflegende

        Jugendliche, die der Schulpflicht unterliegen

G

Kunden, die langfristig keine Integrationsperspektiven haben, wie z. B.

        Kunden, die über einen längeren Zeitraum hinweg jegliche Hilfe und Unterstützung verweigern,

        Suchtkranke, die keine Krankheitseinsicht haben,

        Über 58-Jährige mit schweren Vermittlungshemmnissen, die nicht zum Personenkreis 50plus gehören

H

Kunden, die laufend Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen vorlegen, ab einer Arbeitsunfähigkeit von 6 Monaten

I

Integrierte Kunden, die mind. 15 Stunden/Woche sozialversicherungspflichtig oder selbständig tätig sind

 


Die rund 7.300 erwerbsfähigen Leistungsempfänger sind nach Einschätzungen der Integrationsfachkräfte des Jobcenters folgenden Profilgruppen zuzuordnen:

Abbildung 1: Profilgruppen der SGB II Kunden

Im Detail stellen sich die Profillagen wie folgt dar:

Abbildung 2: Profillagen der SGB II Kunden im Detail

 

Durch die Überarbeitung und Ergänzung der Kriterien gibt es gegenüber dem Vorjahr bei den Profillagen einige Änderungen:

 

        Die ehemals in der Profillage C geführten über 50-Jährigen werden nun in der Profillage B geführt. In der Profillage C wurden Kunden mit sprachlichen Defiziten zusammengefasst.

 

        Die Kriterien für die Profillage D Fallmanagement wurden angepasst. So werden Kunden, die bereits seit mehr als 3 Jahren ohne Integrationsfortschritte im Fallmanagement betreut werden, nach einem Abschlussgespräch umgruppiert. Lagen die Hemmnisse überwiegend im Bereich der Motivation, werden diese Kunden nun verstärkt in der Profillage B aktiviert. Sofern die Hemmnisse eher im Bereich Sucht und Gesundheit lagen und eine Verbesserung auch nicht mit intensiver Betreuung durch das Fallmanagement hergestellt werden konnte, befinden sich die Kunden nun in der Profillage G. Diese Maßnahme eröffnet einen flexibleren und zeitnahen Zugang ins Fallmanagement für Kunden mit entsprechendem Bedarf.

 

Zielgruppenunabhängige Schwerpunkte

 

Unabhängig von Zielgruppen empfiehlt das Jobcenter Ostalbkreis im Arbeitsmarktprogramm 2017 zwei Schwerpunkte. Zum einen sollten Maßnahmen für Menschen in den Profillagen A - C (marktnähere Kunden mit Integrationsperspektiven) Bestandteil des Arbeitsmarktprogramms sein. Durch den präventiven Ansatz kann ein Langzeitleistungsbezug vermieden werden. Die durch das Jobcenter selbst durchgeführte Maßnahme „Job-Werkstatt“ verfolgt dasselbe Ziel. Der Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels wird überwiegend mit dieser Personengruppe generiert.

 

Des Weiteren sollten Maßnahmen für benachteiligte Menschen mit multiplen, aber abbaubaren Vermittlungshemmnissen (Profillage D) Berücksichtigung finden. Ein Ausbau von Maßnahmen mit aufsuchenden Elementen ist zur Tagesstrukturierung und Heranführung an den ersten Arbeitsmarkt notwendig. Diese sollten ergänzend zum bundes- und ESF-finanzierten Programm zur Integration langzeitarbeitsloser Menschen im Angebot sein.

 

Das Thema Gesundheit wird bei den Menschen im Hartz IV-Bezug immer wichtiger. Hier gilt es kluge Strategien zu entwickeln, die berufliche Integrationsmaßnahmen und Gesundheitsförderung verbinden. Eine Kooperation mit der AOK Ostwürttemberg im Rahmen der gesetzlich verankerten Regelungen zur Primärprävention, betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren konnte bereits in die Wege geleitet werden. Verschiedene Arbeitsgruppen arbeiten an Konzepten für unterschiedliche Zielgruppen wie z. B. Alleinerziehende und über 50-Jährige. Die Finanzierung soll sowohl aus Mitteln des Jobcenters als auch aus Mitteln des SGB V erfolgen. Flankierende kommunale Leistungen wie Sucht-/Schuldnerberatung und psychosoziale Betreuung sind für die Integrationsarbeit mit diesen Menschen unabdingbar. Die seit Jahren bestehenden guten Kooperationen werden in halbjährlichen Arbeitsbesprechungen evaluiert und den Bedarfen angepasst.

 

Zielgruppen 2017

 

Als Zielgruppen für das Jahr 2017 schlägt das Jobcenter Ostalbkreis vor:

        Jugendliche unter 25 Jahren

        Junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren

        Altersgruppe 35 bis 50

        Ältere ab 50 Jahren

        Alleinerziehende

        Single-Bedarfsgemeinschaften

        Flüchtlinge

 

Für die strategische Integrationsarbeit mit den einzelnen Zielgruppen werden die Profillagen analysiert und daraus Handlungsbedarfe abgeleitet.

 


Zielgruppe: Jugendliche unter 25 Jahren

 

Abbildung 3: Profillagen U25

 

Bei den unter 25-Jährigen sind Jugendliche mit leichten Hemmnissen (Profillagen B und C) sowie Jugendliche mit schweren, aber abbaubaren Hemmnissen in den Bereichen Sucht, Schulden, Straffälligkeit, fehlender Stabilität im sozialen Umfeld oder fehlende berufliche Orientierung (Profillage D) in 2017 besonders im Fokus. Hier werden neue Maßnahmenformate konzipiert, die die persönliche Lebenssituation und das Umfeld der jungen Menschen noch mehr mit einbeziehen. Die Maßnahmen sollen neben der beruflichen Orientierung und der Heranführung an eine Ausbildung auch Aspekte wie gesunde Ernährung, soziale Vernetzung, Mobilitätstraining und Selbstreflexion beinhalten.

 

Bei der größten Profillagengruppe F im Bereich U25 setzen die Projekte „ZUKUNFT“, „Zukunft Plus“ in Schwäbisch Gmünd an den allgemeinbildenden Schulen sowie „AVdual- Begleiter“ an den beruflichen Schulen an. Diese Maßnahmen werden nicht vom Jobcenter finanziert, jedoch bestehen hier enge Kooperationen.

 

Unter den unter 25-Jährigen befinden sich 110 Flüchtlinge. 24 davon gehen in die allgemeinbildenden Schulen und 18 werden in den VABO Klassen betreut. An den speziellen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanzierten Jugendintegrationskursen nehmen derzeit 45 junge Flüchtlinge teil. In diesen Kursen finden neben dem Erlernen der Sprache auch Praktika in Betrieben statt. Die übrigen 23 Flüchtlinge unter 25 Jahren sind in anderen Maßnahmen wie berufsvorbereitende Lehrgänge, spezielle Jugendmaßnahmen des Jobcenters oder auch in AVdual eingemündet. Gemeinsam mit den Netzwerkpartnern sollen die Angebote noch besser miteinander verzahnt und ausgebaut werden.

 


Zielgruppe: Junge Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren

Abbildung 4: Profillagen junge Erwachsene

 

Im Jobcenter Ostalbkreis werden in den Profillagen A - D rund 400 junge Erwachsene betreut, die einen Schulabschluss, aber keinen Berufsabschluss haben. Im letzten Jahr wurde eine ausgeschriebene Maßnahme erprobt, die diese jungen Menschen auf eine betriebliche Umschulung vorbereitet hat. Von 12 Teilnehmer/-innen konnten 10 im Anschluss auf einen Umschulungsplatz vermittelt werden. Um insbesondere dieser Zielgruppe eine nachhaltige Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, soll die Maßnahme auch in 2017 erneut ausgeschrieben werden.

 

Zielgruppe: Altersgruppe 35 - 50

 

Die Altersgruppe der 35 - 50-Jährigen wird im Regelgeschäft betreut und wurde bislang nur bei den Schnittmengen zu Alleinerziehenden und Single-BG besonders betrachtet. Eine Analyse hat jedoch auch hier besondere Ansätze ergeben, die im Sinne einer nachhaltigen beruflichen Integration lohnenswert sein könnten.

Abbildung 5: Profillagen Altersgruppe 35 - 50

 

Die Altersgruppe zwischen 35 - 50 Jahren weist einen hohen Anteil an Kunden mit Integrationsperspektiven auf. Frühzeitige Aktivierung kann hier präventiv einen Langzeitleistungsbezug verhindern. Das Jobcenter plant daher Maßnahmen, die im ersten Monat des Leistungsbezugs mit dem Ziel der Vermittlung in Arbeit stattfinden sollen.

 

Dauer im Leistungsbezug

 

Abbildung 6: Dauer im Leistungsbezug Altersgruppe 35 - 50

 

Die Analyse der Dauer des Leistungsbezugs dieser Altersgruppe hat ergeben, dass rund 41 % unter 6 Monate Unterstützung vom Jobcenter benötigen. 28 % sind jedoch seit mehr als 3 Jahren im Leistungsbezug. Hier soll erneut eine Aktivierung versucht werden, bevor der Faktor „Alter“ die Vermittlungshemmnisse weiter verstärkt.

 

Integrationen

Abbildung 7: Integrationen Altersgruppe 35 - 50

 

Von den 2.227 Integrationen in 2015 fanden 36 % in dieser Altersgruppe statt. Dieses Potenzial soll weiter ausgebaut und durch geeignete Maßnahmen unterstützt werden.

 

Zielgruppe: 50plus

Abbildung 8: Profillagen 50plus

 

Das Bundesprogramms „Perspektive 50plus“ ist Ende 2015 ausgelaufen. Die über 50-Jährigen mit Integrationsperspektiven stehen jedoch weiterhin im Fokus. Die in den vergangenen Jahren gewonnenen Erkenntnisse wurden in das Regelgeschäft übertragen. So wird das in das Bundesprogramm eingebettete, in Kooperation mit der Agentur für Arbeit Aalen und dem Jobcenter Heidenheim entwickelte Projekt „Berufliche Integration Älterer in Ostwürttemberg“ im Rahmen der Fachkräfteallianz weitergeführt. Bei diesem Personenkreis haben sich insbesondere Maßnahmen zur Aktivierung und Vermittlung mit gesundheitsfördernden Inhalten bewährt.

 

Zielgruppe: Alleinerziehende

Abbildung 9: Profillagen Alleinerziehende

 

Für Alleinerziehende werden Maßnahmen in den Bereichen Förderung der beruflichen Weiterbildung, Ausbildung in Teilzeit sowie Beratung und Organisation der Kinderbetreuung für Frauen und Männer mit leichten Hemmnissen als besonders effektiv und effizient eingeschätzt. Diese sind für Alleinerziehende in den Profillage A - D geeignet. Für Fallmanagementkundinnen gibt es zusätzlich über den regionalen ESF kofinanzierte Maßnahmen, die gesundheitliche Aspekte mit einbeziehen. Diese sollen auch in 2017 weiter gefördert werden. In den Maßnahmen werden insbesondere Folgen von Trennung und Gewalterfahrungen mit Frauen und Kindern aufgearbeitet. Die anzahlmäßig stärkste Gruppe in Profillage F befindet sich in der Erziehungszeitphase. Im letzten Jahr konnte das Beratungskonzept für Erziehende etabliert werden. Erziehende Frauen und Männer erhalten regelmäßig Einladungen zu Informationsveranstaltungen und Gesprächen mit dem Ziel, sie frühzeitig für einen beruflichen Wiedereinstieg vorzubereiten.

 

Zielgruppe: Single-Bedarfsgemeinschaften

 

Bei rund 53 % der Bedarfsgemeinschaften handelt es sich um Ein-Personen-Haushalte, sogenannte Single-BG.

Abbildung 10: Profillagen Single-BG

 

Hier sind die marktnäheren Profillagen A - C aber auch der mit 31 % höchste Anteil an Fallmanagement-Kunden (d. h. Kunden mit multiplen aber abbaubaren Hemmnissen) im Blick. Neben der Vermittlung in eine versicherungspflichtige Tätigkeit wird der Schwerpunkt auf die Gewinnung von potenziellen Teilnehmer/-innen für arbeitsmarktnahe Qualifizierungen liegen. Für junge Erwachsene Singles zwischen 25 und 39 Jahren wurde der Strategieansatz der Erstausbildung bzw. betrieblichen Umschulung verfolgt. Der zweite Anlauf zum Erwerb eines Berufsabschlusses war hier der Schlüssel für eine erfolgreiche und nachhaltige berufliche Integration. Die darauf ausgerichteten Maßnahmen sollen in 2017 fortgeführt werden.

 

Mit 61 % leben deutlich mehr Männer als Frauen im SGB II-Bezug alleine. Hier spielen Vermittlungshemmnisse wie Suchtprobleme, Vereinsamung, Verwahrlosungstendenzen, körperliche und psychische Erkrankungen vermutlich eine größere Rolle. Ein Ansatz sind hier Maßnahmen mit tagesstrukturierenden Elementen, z. B. Arbeitsgelegenheiten. In 2016 wurde eine spezielle Maßnahme für diesen Personenkreis zur Stärkung der Motivation eingekauft. Darüber hinaus werden verstärkt flankierende kommunale Leistungen wie Sucht- und Schuldnerberatung angeboten. Das Angebot soll auch 2017 weiter ausgebaut werden.

 

Die nähere Betrachtung der Singles in Beschäftigung mit ergänzendem Hilfebedarf hat keine große Wirkung erzielen können. Häufig handelte es sich um Menschen, die aus körperlichen, psychischen und/oder kognitiven Gründen keine Tätigkeit mit einem höheren Stundenumfang ausüben können bzw. kein höheres Arbeitsentgelt erzielen können.

 

Zielgruppe: Flüchtlinge

 

Eine Verzahnung mit den Profillagen ist bei dieser Zielgruppe noch nicht möglich. Der überwiegende Teil der Flüchtlinge befindet sich in Sprach- und Integrationskursen. Eine valide Einschätzung der beruflichen Integrationsperspektiven kann frühestens nach Abschluss erfolgen. Die Heterogenität dieser Personengruppe ist ungewöhnlich komplex. Allein die verschiedenen Aufenthaltsrechte und die sich daraus ergebenden Leistungsansprüche erfordern ein hohes Maß an Spezialistenwissen. Hinzu kommen die Anerkennung beruflich verwertbarer Abschlüsse aus dem Herkunftsland, die kulturelle und religiöse Vielfalt, die durch die Flucht bedingten körperlichen und psychischen Problematiken sowie die individuellen Wünsche und Vorstellungen der betroffenen Menschen.

 

Die bisherigen Erfahrungen mit den geflüchteten Menschen zeigen, dass eine hohe Motivation zur Teilhabe am Erwerbsleben vorhanden ist. Das Jobcenter Ostalbkreis plant in 2017 die bereits begonnenen Maßnahmen weiter auszubauen und zu entwickeln. Dies sind Maßnahmen zur beruflichen Orientierung, Kompetenzfeststellung und Qualifizierung. Diese können sowohl im Vorfeld von Sprachkursen als auch während und im Anschluss an die Sprachkurse stattfinden. Es soll keine Zeit versäumt werden, die bleibeberechtigten Flüchtlinge so früh wie möglich an den Arbeitsmarkt heranzuführen und zu aktivieren.


1      Finanzierung und Folgekosten

 

Dem Jobcenter Ostalbkreis stehen für die Maßnahmen im Arbeitsmarktprogramm 2017 voraussichtlich rund 3 Mio. Euro zur Verfügung. Diese Mittel werden zu 100 % vom Bund finanziert.

 


1      Anlagen

 

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2      Sichtvermerke

 

Geschäftsführer

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Koch     

 

 

Sozialdezernent      

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Rettenmaier

 

 

Dezernat II

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Kurz

 

 

Landrat

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Pavel