Bürgerinformationssystem

Vorlage - 165/2015  

 
 
Betreff: Erste Erfahrungen aus dem Projekt "Job-Werkstatt"
Status:öffentlich  
Federführend:Jobcenter Ostalbkreis   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Arbeit und Grundsicherung Kenntnisnahme
13.10.2015 
Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Grundsicherung zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

I. Ausgangssituation und Allgemeines

 

In der Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Grundsicherung am 4. Dezember 2014 wurde die Umsetzung des Projekts Job-Werkstatt in der Geschäftsstelle Schwäbisch Gmünd des Jobcenters Ostalbkreis mit 3 Arbeitsvermittler/-innen ab 1. April 2015 beschlossen. Bei der Job-Werkstatt handelt es sich um eine Maßnahme zur Aktivierung und Vermittlung, die in Eigenregie im Jobcenter durchgeführt wird. In der Regel werden Maßnahmen zur Aktivierung und Vermittlung (sog. Arbeitsmarktdienstleistungen) in einem Ausschreibungsverfahren an Träger vergeben. Die Durchführung im eigenen Haus hat für das Jobcenter Ostalbkreis einen Modellcharakter.

 

II. Ziele und Zielgruppe der Job-Werkstatt

 

Bei integrierbaren Kunden in den ersten 6 Monaten des Leistungsbezugs nach Arbeit, Ausbildung oder Selbständigkeit ist es wichtig, ein hohes Maß an Aktivität bei der beruflichen Eingliederung zu fördern und zu fordern, damit ein Langzeitleistungsbezug vermieden werden kann. Diese ursprünglich geplante Zielgruppe wurde nach den ersten Praxiserfahrungen um Kunden nach beruflicher Weiterbildung und Ergänzer mit sozialversicherungspflichtiger Teilzeitbeschäftigung erweitert. Im weiteren Verlauf sollen auch geringfügig Beschäftigte sukzessive in die Job-Werkstatt aufgenommen werden.

 

Das Ziel einer möglichst raschen beruflichen Wiedereingliederung wird in der Job-Werkstatt mit einem niedrigen Betreuungsschlüssel von 1:25 besonders intensiv verfolgt. Mit der Job-Werkstatt sollen jährlich 50 zusätzliche Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt erreicht werden.

 

III. Inhalte der Job-Werkstatt

 

  1. Methoden

 

Die Arbeitsvermittler/-innen in der Job-Werkstatt haben mindestens einmal pro Woche Kontakt zu den Kunden. Der Kontakt erfolgt in individuellen Gesprächen oder auch in Gruppenterminen. Alle notwendigen arbeitsmarktpolitischen Instrumente (z. B. Fortbildungen, Mobilitätshilfen, Leistungen aus dem Vermittlungsbudget und Praktika bei Arbeitgebern) können eigesetzt werden. In Workshops werden die Sozialkompetenz und das Bewerbungsverhalten verbessert. Intern erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit dem Firmenkundenservice in Form von Gruppeninformationen, „Speed-Dating“ mit Arbeitgebern, passgenauen Stellenangeboten und bewerberorientierter Stellensuche. Auch mit dem Bereich der Leistungsgewährung wurde die Zusammenarbeit intensiviert. Leistungsrechtliche Probleme werden schnell aufgearbeitet, damit sich die Kunden ganz auf ihre berufliche Integration konzentrieren können.

 

  1. Zugang zur Job-Werkstatt und Teilnahmedauer

 

Die Job-Werkstatt betreut laufend 75 Personen (3 Arbeitsvermittler/-innen für je 25 Kunden). Die Zuweisung erfolgt nach dem Erstgespräch bei der zuständigen Integrationsfachkraft und der Einschätzung der Integrationsfähigkeit. Die Teilnehmer/-innen werden für 6 Monate in die Job-Werkstatt zugewiesen.

 

  1. Steuerung und Evaluation

 

Organisatorisch ist die Job-Werkstatt in Schwäbisch Gmünd bei der Teamleitung für über 25-Jährige angegliedert. Die Ziele und Inhalte werden laufend überprüft. Besondere Evaluationsschwerpunkte liegen auf

 

        der Anzahl der zusätzlichen Integrationen,

        dem Erreichen von signifikanten Integrationsfortschritten,

        der Einsparung von passiven Leistungen (Arbeitslosengeld II und Kosten der Unterkunft) durch beschleunigte Integration,

        der Übertragbarkeit der Inhalte und Methoden auf die übrigen Jobcenter-Standorte und das Regelgeschäft

 

IV. Erste Erfahrungen

 

Von April bis Juli 2015 wurden 135 Personen in der Job-Werkstatt betreut. 74 davon sind wieder ausgeschieden mit folgendem Verbleib:

 

Abb.: Verbleib nach Teilnahme Job-Werkstatt

 

Als besonders bemerkenswert erachten die Arbeitsvermittler/-innen, die mit 53 % vergleichbar hohe Anzahl der Arbeitsaufnahmen nach sehr kurzer Zeit. Aber auch die geringe Anzahl derer, die nicht mitwirken wollen, hat positiv überrascht. Die Vorbehalte gegen die enge Betreuung können in der Regel schnell entkräftet werden und die Vorteilsübersetzung des Projekts gelingt gut. Dennoch reagieren Einzelne gereizt auf die wöchentliche Kontaktdichte. Häufig ist dies dann Ausdruck von negativen Erlebnissen, Misserfolgen und Frustration mit der persönlichen und beruflichen Situation. Auch versteckte Vermittlungshemmnisse können hierfür Gründe sein.

 

Aufgrund solcher Vermittlungshemmnissen sind 14 der Kunden wieder aus der Job-Werkstatt ausgeschieden. Die Hemmnisse waren bei der Zuweisung nicht bekannt und auch nicht erkennbar, wurden aber durch die enge Betreuung schnell transparent. Diese Kunden werden jetzt in anderen geeigneteren Maßnahmen oder im Fallmanagement betreut.

 

V. Erfolgsfaktoren

 

Die Arbeitsvermittler/-innen konnten folgende Faktoren für den erfolgreichen Start der Job-Werkstatt identifizieren:

 

Der niedrige Betreuungsschlüssel und die wöchentliche Kontaktdichte sind maßgeblich für einen erfolgreichen Integrationsprozess. Je schneller Stolpersteine erkannt werden, desto zielgerichteter können die anderen Maßnahmen intern und extern greifen. Den Kunden wird das im Sozialgesetzbuch II verankerte Prinzip des Förderns und Forderns frühzeitig aufgezeigt. Möglichen Fehlanreizen kann präventiv entgegen gewirkt werden. Besonders wichtig ist es, den Kunden von Beginn an den Mehrwert und die Vorteile der Teilnahme an der Job-Werkstatt deutlich zu machen. Wenn die Kunden erkennen, dass es für sie erreichbare, attraktive Angebote am Arbeitsmarkt gibt und sie auch die nötige Unterstützung erfahren, fassen Sie schnell neuen Mut und werden aktiv.

 

Das Image des Jobcenters und das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitsvermittler/-innen und Kunden werden durch die Maßnahme verbessert. Das Jobcenter wird dadurch zunehmend als fördernde und unterstützende Institution und weniger als fordernde und sanktionierende Behörde wahrgenommen.


Finanzierung und Folgekosten

 

Die Beschäftigung von 3 zusätzlichen Arbeitsvermittler/-innen in der Entgeltgruppe 9 kostet rund 165.000 Euro jährlich und wird aus dem Verwaltungshaushalt des Jobcenters Ostalbkreis finanziert. Die Personalstellen sind im Stellenplan beinhaltet und waren bisher unbesetzt; eine Ausweitung des Stellenplans ist nicht erforderlich. Die zusätzlichen weiteren 2,5 Stellenr Aalen, Ellwangen und Bopfingen ab 01.04.2016 werden ebenfalls aus dem Verwaltungsbudget und dem bestehenden Stellenkontingent finanziert.


Anlagen

 

--

 

 

Sichtvermerke

 

Geschäftsbereichsleiter

__________________________________________

 

Koch

 

 

Sozialdezernat

__________________________________________

 

Rettenmaier

 

 

Dezernat II

__________________________________________

 

Kurz

 

 

Landrat

__________________________________________

 

Pavel