Bürgerinformationssystem
Antrag der
Verwaltung: Kenntnisnahme Sachverhalt/Begründung: Der Kreistag des
Ostalbkreises hat am 15. Dezember 1998 beschlossen, einen Agenda 21-Prozess auf
Landkreisebene zu initiieren, um gemeinsam mit allen Bürgerinnen und Bürgern
sowie Vertretern aller gesellschaftlicher Gruppen an der nachhaltigen
Entwicklung des Ostalbkreises zu arbeiten. Bei einer Auftaktveranstaltung
im Ostalbkreishaus im November 1999 haben sich 10 Agenda 21-Arbeitskreise
gebildet, darunter auch der Arbeitskreis Landschaftsschutz. Der Arbeitskreis ist eine
Arbeitsgruppe von Bürgern des Ostalbkreises, denen der schonende Umgang mit den
natürlichen Lebensgrundlagen ein Anliegen ist. Er will mit dem vorhandenen
Sachverstand seiner Mitglieder Vorschläge und Wege zur Umweltvorsorge aufzeigen
und mehr zukunftsfähiges Handeln einfordern. Seit Januar 2000 hat sich der
Arbeitskreis Landschaftsschutz in der Regel einmal monatlich getroffen und
unter anderem ein Konzept für ein Naturschutzzentrum Ostwürttemberg entwickelt
sowie die Veranstaltung „Reduzierung des Flächenverbrauchs im Ostalbkreis“ initiiert
und gemeinsam mit dem Büro des Landrats – Kreisplanung -/Agenda-Büro
vorbereitet. Eines der Hauptanliegen des
Arbeitskreises ist der hohe Flächenverbrauch mit seinen Folgen für Mensch und
Landschaft. Täglich werden in der Bundesrepublik Deutschland rund 129 ha und in
Baden-Württemberg rund 12 ha in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt.
Etwa 50 % dieser Böden werden versiegelt. Die restliche Siedlungs- und
Verkehrsfläche ist durch Immissionen, Verdichtung, Isolierung, etc. mehr oder
weniger stark in ihren Funktionen für den Naturhaushalt beeinträchtigt. Mit der Umwandlung in
Siedlungs- und Verkehrsflächen werden einerseits erwünschte soziale und
volkswirtschaftliche Bedürfnisse befriedigt, auf der anderen Seite aber andere
Nutzungsmöglichkeiten im Regelfall auf Dauer ausgeschlossen. Außerdem werden
die Bodenfunktionen, der Naturhaushalt und das Landschaftsbild beeinträchtigt,
im Falle von Verkehrswegen die Landschaft zerschnitten und verlärmt mit
nachteiligen Folgen für Artenschutz und Erholung, Hochwassergefahren vergrößert
und es gehen besonders wertvolle Böden verloren. Die Ursachen für den stetigen
Flächenverbrauch liegen in der Bevölkerungszunahme, der Industrialisierung, den
gestiegenen Wohnraumansprüchen und nicht zuletzt den überproportional
gewachsenen Mobilitätsansprüchen. Einer Prognose der
Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen und der
Umwelt“ zufolge wäre das Bundesgebiet in rund 80 Jahren zugebaut, wenn die
Flächeninanspruchnahme durch Siedlung und Verkehr wie in den vergangenen 30
Jahren an die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes gekoppelt bleibt. Diese allgemeine Entwicklung
im Bereich der Flächeninanspruchnahme hat den Arbeitskreis Landschaftsschutz
dazu bewogen, ein Konzept für eine ganztägige Veranstaltung zum Thema
Flächenverbrauch/-inanspruchnahme im Ostalbkreishaus zu erstellen und
gleichzeitig beim Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg sowie
bei der Ostalb-Stiftung der Kreissparkasse Ostalb um finanzielle Unterstützung
zu werben. Vom Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg wurde das
Veranstaltungskonzept im Rahmen des Landeswettbewerbs „Konkrete Projekte der
Lokalen Agenda 21“ prämiert und bezuschusst. Auch die Ostalb-Stiftung der
Kreissparkasse hat eine Bezuschussung zugesagt. Die Kreisverwaltung hat das
Veranstaltungskonzept des Arbeitskreises aufgegriffen und gemeinsam mit den
Arbeitskreismitgliedern das ganztägige Fachseminar am 8. November 2002 im
Ostalbkreishaus in Aalen organisiert. Angesprochen werden sollten primär
Vertreter aus Kommunalpolitik und Verwaltung, Wirtschaft und Naturschutz sowie
Architekten und Ingenieure. Vor rund 130 Teilnehmern
moderierte Jobst Kraus, Studienleiter für Umweltpolitik und Des Weiteren fand eine
Statementrunde zu einem vom Arbeitskreis Landschaftsschutz entwickelten
Thesenpapier (Anlage 2) statt. Der Baubürgermeister der Stadt Aalen, Manfred
Steinbach, Oberbürgermeister Hermann Vogler, Markus Schmid von der IHK
Ostwürttemberg, der Geschäftsführer der Holzwerke Ladenburger
Bopfingen-Aufhausen, Eugen Ladenburger, sowie Stefan Flaig vom NaBu
Landesverband Baden-Württemberg und Karl Dambacher vom Kreisbauernverband Aalen
nahmen aus Ihrer Sicht Stellung. Zusammenfassend wurden im
Wesentlichen die folgenden zentralen Aussagen getroffen: Die
Kommunen sollten sich mit flächensparendem Bauen verstärkt auseinandersetzen.
Als geeignetes Instrumentarium hierfür könnte ein sogenanntes
Flächenressourcenmanagement dienen – wie die Erfahrungen aus dem gleichnamigen
Modellprojekt bei der Landesanstalt für Umweltschutz gezeigt haben.
Voraussetzung hierfür wäre eine Flächeninventur, d. h. eine umfassende Erhebung
aller Flächen und Böden mit ihren aktuellen Nutzungen. Ziel müsste sein,
Brachflächen wieder zu nutzen, Baulücken zu schließen, um eine optimale
Nutzungsdichte zu erreichen, die Bodenversiegelung zu minimieren,
Bodenressourcen, Freiflächen und Biotope zu schützen und außerdem Bodenmaterial
zu vermeiden bzw. zu verwerten. Erreicht werden könnte dies durch eine
verdichtete Bauweise bei Gewerbe- und Wohnbebauung sowie durch
Flächenrecycling. An zentralen verkehrsgünstigen Standorten könnten
verstärkt sogenannte „Interkommunale Gewerbegebiete“ in Form eines
Gewerbeflächenpools für mehrere Gemeinden ausgewiesen werden. Pilotvorhaben in
Baden-Württemberg mit beispielsweise einem Gewerbeflächenpool für gemeinsam
über 20 Gemeinden laufen derzeit. Auch
sollte bei der Ausweisung von Gewerbeflächen auf eine verdichtete Bauweise
geachtet werden. Bei
Ausweisung von neuen Wohngebieten sollte auf eine verdichtete Bebauung, evtl.
in Verbindung mit einer Mischbebauung (Wohnen/Kleingewerbe), Augenmerk gelegt
werden. Die
bestehenden Gesetze sprechen heute schon eindeutig zu Gunsten des
Flächensparens und müssten lediglich konsequent umgesetzt werden. Ziel der Veranstaltung war
es, Bewusstsein für die komplexen Zusammenhänge beim Thema
Flächeninanspruchnahme/-verbrauch zu schaffen und die allgemeine Problemlage im
Spannungsfeld zwischen sozialen und volkswirtschaftlichen Bedürfnissen
einerseits und dem Natur- und Landschaftsschutz andererseits darzustellen. Ziel war es weiterhin,
konkrete Beispiele für Ansätze zur Flächenreduzierung im Rahmen der
Fachreferate zu präsentieren. Die Veranstaltung soll nach den
Vorstellungen der Kreisverwaltung im Frühjahr 2003 ihre Fortsetzung finden in
Form einer sogenannten „Regionalen Initiative“, die konkrete Strategien für den
Ostalbkreis und seine Kommunen zur Reduzierung des derzeitigen
Flächenverbrauchs entwickelt mit dem Ziel, dass anschließend alle Kommunen im
Kreis diese aufgreifen und für verbindlich erklären. Durch konkrete Arbeit vor
Ort bzw. auf Kreisebene sollen die im Umweltplan des Landes Baden-Württemberg
genannten Ziele, nämlich die deutliche Reduzierung der Inanspruchnahme bislang
unbebauter Flächen für Siedlung und Verkehr, umgesetzt werden. Im Jahr 2003
wird das Thema Flächenverbrauch auch landesweit ein umweltpolitischer
Schwerpunkt sein. So wurde erst jüngst auf Initiative von Landesumweltminister
Ulrich Müller ein interministerieller Arbeitskreis gegründet und auch der seit
dem Frühjahr 2002 eingesetzte Nachhaltigkeitsbeirat des Landes hat den
Flächenverbrauch zum Schwerpunktthema 2003 erklärt. Die Regionale Initiative soll
sich wie folgt zusammensetzen: 5 Vertreter aus Kreistag und
Kommunen. 5 Vertreter von
Städteplanern, Industriearchitekten, Verkehrsfachleuten, Wissenschaftlern, IHK,
die auf Einladung des Ostalbkreises von der jeweiligen Institution, Kammer, o.
ä. benannt werden. 5 Vertreter von Natur- und
Umweltschutzverbänden, die auf Einladung des Ostalbkreises von den jeweiligen
Verbänden benannt werden. Die regionale Initiative soll
unter Federführung der Kreisverwaltung tagen. Finanzierungen
und Folgekosten: Haushaltsstelle
1.0000.590000.4 (Lokale Agenda 21) Im
Haushaltsansatz Lokale Agenda 21 für das Haushaltsjahr 2003 sind für etwaige
anfallende Kosten (z. B. für die Hinzuziehung von externen Fachleuten,
Teil-Moderation, etc.) max. 2.500 Euro eingeplant. Anlagen: Thesenpapier des Arbeitskreises Werkstattbericht
Flächenressourcenmanagement, Teil I Sichtvermerke: Fachamt __________________________________________________ Dietterle Hauptamt __________________________________________________ Wolf Kämmerei __________________________________________________ Hubel Landrat __________________________________________________ Pavel |
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