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Vorlage - 029/2015  

 
 
Betreff: Studie ?Kinder- und Jugendarbeit im Ostalbkreis 2014?: Bewertung der Ergebnisse und weiteres Vorgehen
Status:öffentlich  
Federführend:Büro des Landrats Beteiligt:Jugendreferat
Beratungsfolge:
Gemeinsame Sitzung des Sozialausschusses und des Jugendhilfeausschusses Kenntnisnahme
24.02.2015 
Sitzung Gemeinsame Sitzung des Sozialausschusses und des Jugendhilfeausschusses ungeändert beschlossen   
Anlagen:
Ergebnisse_Studie_Kinder-_und_Jugendarbeit_2014

Antrag der Verwaltung

 

  1. Der Jugendhilfeausschuss/der Sozialausschuss nimmt die Ergebnisse der Studie zur Kinder- und Jugendarbeit zur Kenntnis und bewertet diese aus kreisjugendpolitischer Sicht.

 

  1. Das Kreisjugendreferat und das Bildungsbüro werden beauftragt, Handlungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit unter Einbezug der Akteure aus diesem Bereich zu formulieren.
Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

 

  1. Ausgangslage

 

Die Studie „Kinder- und Jugendarbeit im Ostalbkreis 2014“ wurde am 3. Dezember 2014 in den Jugendhilfeausschuss eingebracht (vgl. Vorlage 238/2014).

 

Neben der formalen Bildung sind die non-formale und informelle Bildung (Bildung in der Freizeit und außerhalb institutionell verankerter Strukturen) zentrale Elemente in den Bildungsbiographien von Kindern und Jugendlichen. Eine wesentliche Säule dieser außerschulischen Bildung ist dabei die Kinder- und Jugendarbeit, die nicht erst seit Schulleistungsstudien wie PISA, der damit verbundenen Diskussionen über die Ganztagesschulen und die Ganztagesbetreuung sowie des regelmäßig beklagten demographischen Wandels an Bedeutung in der öffentlichen Wahrnehmung gewonnen hat. Hintergrund der - vom Bildungsbüro in Kooperation mit dem Kreisjugendreferat durchgeführten - Untersuchung war eine defizitäre Datenlage im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, die bislang tiefergehende Analysen nur bedingt möglich machte. Auf diesen Sachverhalt verweisen auch die sogenannte Rauschenbach-Studie sowie der 1. Bildungsbericht des Ostalbkreises. Aufgrund der Bedeutung der Angebote im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit für den individuellen Bildungsprozess wurde die Analyse und Weiterentwicklung dieses wichtigen Bildungssegments als bedeutende Maßnahme im 2012 veröffentlichten Handlungskonzept der Bildungsregion verankert. Ziel war, im Rahmen des regionalen Bildungsmonitorings eine Studie durchzuführen, die die Datengrundlage für die konstruktive Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit schafft.

 

 

  1. Wichtigste Ergebnisse der Studie zur Kinder- und Jugendarbeit

 

Bei der im Dezember 2014 veröffentlichten Studie „Kinder- und Jugendarbeit im Ostalbkreis 2014“ kann hinsichtlich der Datenbasis auf eine Beteiligung von fast 25 % der angeschriebenen 1349 Vereine und Einrichtungen sowie auf 32 von 42 Kommunen zurückgegriffen werden. Es kann berichtet werden, dass 189 der an der Umfrage teilnehmenden Vereine und Einrichtungen Angebote für Kinder und Jugendliche unterbreiten. Die vorliegenden Zahlen ermöglichen repräsentative Aussagen bezüglich der Kinder- und Jugendarbeit im Ostalbkreis.

 

Im Folgenden sollen die aus Sicht des Bildungsbüros wichtigsten Ergebnisse kurz zusammengefasst werden:

 

  • Bei den Formen der Kinder- und Jugendarbeit überwiegen Veranstaltungen und Projekte. Ferienangebote sind die am häufigsten durchgeführten Maßnahmen – ca. 55% der auf diese Frage antwortenden Vereine und Einrichtungen (166) sowie alle auf diese Frage eingehenden Kommunen (28) bieten entsprechende Angebote an.
    Inhaltlich bewegt sich die Kinder- und Jugendarbeit in den Vereinen größtenteils in den Bereichen Spiel, Sport und Geselligkeit (75%) sowie darüber hinaus in der kommunalen Jugendarbeit zusätzlich im Bereich Arbeitswelt/Schule (ca. 79%). Dabei werden soziale, allgemeine und musisch-kulturelle Schwerpunkte gesetzt und die Vermittlung sozialer Kompetenzen in den Fokus gerückt.

 

    Die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit sind ein wichtiger Baustein für den individuellen Bildungsprozess und fördern das ganzheitliche Lernen.

 


  • Im Zuge der Umfrage wurden beim Raumangebot eigene Räume (95), gemietete Räume (42) und kostenlos zur Verfügung gestellte Räume (69) bewertet.
    Mehrheitlich werden Räume und Freiplätze in Qualität (Ausstattung/Be­schaffenheit), Anzahl und Größe von den Vereinen/Einrichtungen vor allem mit gut und sehr gut bewertet (auf einer Skala von 1 bis 4).

Die Kommunen bewerten die Qualität der Räumlichkeiten und Treffpunkte im Mittel mit gut (auf einer Skala von 1 bis 4).

 

  • Bei der Bewertung der Kinder- und Jugendarbeit beurteilen die Kommunen die nicht-kommunale Jugendarbeit im Mittel mit „sehr gut“ bis „gut“ auf einer Skala von „sehr gut“ – „gut“ – „schlecht“ – „sehr schlecht“.

 

    Vor allem die Kooperation der Vereine bzw. Einrichtungen mit der Kommune wird durchaus positiv bewertet.

 

  • Die Ergebnisse der Frage nach den Kooperationen zeigen, dass rund die Hälfte der Vereine und Einrichtungen mit Schulen (v. a. in den Bereichen Sport, Glaube, Musik und Brandschutz) zusammenarbeiten. Mit dem eigenen Verband und anderen Vereinen kooperieren rund 60 %. 52 der 189 Vereine und Einrichtungen äußern den Wunsch, verstärkt den Kontakt mit anderen Einrichtungen suchen zu wollen. 26 Vereine und Einrichtungen sagen, dass sie eine Zusammenarbeit mit schulischen Partnern zukünftig anstreben.

 

    Die Zusammenarbeit mit dem eigenen Verband, der Gemeinde/Stadt oder auch anderen Vereinen/Verbänden wird als durchaus positiv bewertet.

Das wachsende Angebot im schulischen Bereich wird nicht selten als Gefahr für die bestehenden Strukturen und Angebote empfunden und als Konkurrenz für das Angebot der Vereine und Einrichtungen gesehen.

Die Kooperation mit Schulen kann für die Profilbildung und eine verstärkte öffentliche Wahrnehmung der Vereine und Einrichtungen eine gute Grundlage bilden.

 

  • Über 2000 Ehrenamtliche sind in der Kinder- und Jugendarbeit der teilnehmenden Vereine und Einrichtungen aktiv (Schätzung des Kreisjugendrings für alle Einrichtungen und Vereine der Kinder- und Jugendarbeit: 8000 bis 10000 Personen). Etwa ein Viertel dieser Ehrenamtlichen besitzt eine pädagogische Qualifikation. Gleichzeitig arbeiten bei den an der Umfrage teilnehmenden Vereinen und Einrichtungen 116 Beschäftigte hauptamtlich.

 

    Ohne ein ehrenamtliches Engagement sind die Angebote in der bestehenden Form nicht aufrechtzuerhalten.

Die hohe Zahl hauptamtlich Beschäftigter lässt gleichzeitig darauf schließen, dass die Akteure im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit auch als Arbeitgeber für die Region von Bedeutung sind.

 

  • Bei den Qualifikations- und Dokumentationsnachweisen nutzen etwa 16 % der Vereine und Einrichtungen die JugendleiterInnen-Card. 23 der 37 Einrichtungen, die eine Aussage dazu treffen, weshalb der Nachweis ungenutzt bleibt, geben an, er sei ihnen nicht (hinreichend) bekannt. Der Qualipass wird von nur etwa acht Prozent der Vereine und Einrichtungen genutzt. Auch hier ist die Zahl derjenigen groß, die den Qualipass nicht nutzen, da er ihnen nicht (hinreichend) bekannt ist.

 

Hinsichtlich des Engagementnachweises tun 33 von 40 Vereinen und Einrichtungen dar, die Gründe für eine Nichtnutzung angeben, dass ihnen dieser nicht (hinreichend) bekannt sei.

 

    Qualifikations- und Dokumentationsnachweise sind den Vereinen und Einrichtungen mehrheitlich nicht (hinreichend) bekannt und werden kaum genutzt.

 

  • Die an der Umfrage teilnehmenden Vereine und Einrichtungen benennen häufig den Mitgliederschwund sowie den Rückgang an MitarbeiterInnen als größte Probleme und Herausforderungen.

 

    Der ein oder andere Verein wird sich in absehbarer Zeit mit existenziellen Fragen auseinandersetzen müssen. Zudem konkurrieren die Vereine und Einrichtungen demographisch bedingt um eine immer kleiner werdende Personengruppe.
Vor diesem Hintergrund ist der Blick auf die Erschließung neuer Zielgruppen zu richten und dabei die familiären und sozialen Hintergründe der Jugendlichen mitzudenken. Ferner sind für die Bewältigung der Herausforderung hinsichtlich einer verstärkten inhaltlichen und strukturellen Zusammenarbeit innovative Ideen gefragt. Ebenfalls könnte das Potential des KJR seitens der Vereine und Einrichtungen gegebenenfalls noch stärker genutzt werden.

Neben dem Verlust bildungsanregender Angebote droht das Szenario, dass z. B. Aufgaben von Hilfsorganisationen wie DRK, THW oder Feuerwehr künftig von Hauptamtlichen gestemmt werden müssen und somit das gesamte gesellschaftliche System vor großen Problemen stehen wird.

 

  • Die 30 den Fragebogen ausfüllenden TeilnehmerInnen der Jugendkonferenz im Juli 2014 nannten u. a. Fragen aus der Arbeitswelt sowie soziale und politische Inhalte als interessante Themenfelder. Sie bewerten auf der Grundlage einer Notenskala von 1 (sehr gut) bis 4 (sehr schlecht) die Räumlichkeiten mit einer Durchschnittsnote von 2,4, die Freiflächen mit der Note 2,2. Die bekannten Angebote der Kinder- und Jugendarbeit werden mit 2,3 bewertet. Das selbst genutzte Angebot wird wie das Personal mit 2,0 benotet.

 

    Die Jugendlichen als Nutzer sowie die Vereine, Einrichtungen und Kommunen als Anbieter haben häufig, aber nicht immer ähnliche Sichtweisen und Wahrnehmungen hinsichtlich der Situation der Kinder- und Jugendarbeit. Die Aussagen der Jugendlichen sind aber aufgrund nicht gegebener Repräsentativität mit gebotener Vorsicht zu lesen.

 

 

  1. Weiteres Vorgehen

 

In die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit soll - nach der erfolgten Einbringung der Studie - nun durch die gemeinsame Sitzung des Jugendhilfe- und des Sozialausschusses eine Bewertung aus kreisjugendpolitischer Sicht einfließen.

 

Auf Grundlage dieser Bewertung ist vorgesehen, unter der Beteiligung der Akteure und Institutionen der Kinder- und Jugendarbeit, Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung der außerschulischen Bildung zu formulieren. Schwerpunkte sollen hierbei Antworten auf Herausforderungen im betreffenden Bildungssegment sowie auf zukünftige (gesellschaftliche) Entwicklungen sein. Das Bildungsbüro wird gemeinsam mit dem Kreisjugendreferat Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit beschreiben und in den entsprechenden Gremien vorstellen.


Finanzierung und Folgekosten

 

Die Formulierung von Handlungsmöglichkeiten erfolgt im Rahmen der Aufgabenstellung des Bildungsbüros und des Kreisjugendreferats.


Anlagen

 

Grafiken zu den Ergebnissen der Studie „Kinder- und Jugendarbeit im Ostalbkreis 2014“

 

 

Sichtvermerke

 

Büro des Landrats

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Wagenknecht

 

 

Kreisjugendreferat

__________________________________________

 

Baltes

 

 

Dezernat II

__________________________________________

 

Kurz

 

 

Landrat

__________________________________________

 

Pavel

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Ergebnisse_Studie_Kinder-_und_Jugendarbeit_2014 (1407 KB)