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Vorlage - 001/2015  

 
 
Betreff: Zertifizierung des Stauferklinikums Schwäbisch Gmünd als Onkologisches Zentrum
Status:öffentlich  
Federführend:Stauferklinikum   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Kliniken und Gesundheit Kenntnisnahme
03.02.2015 
Sitzung des Ausschusses für Kliniken und Gesundheit ungeändert beschlossen   
Anlagen:
2015 0302 Zertifizierung Onkologisches Zentrum Anlagen Endfassung

Antrag der Verwaltung

 

Der Ausschuss für Kliniken und Gesundheit stimmt dem Ausbau des Stauferklinikums Schwäbisch Gmünd zum Onkologischen Zentrum zu und beauftragt die Betriebsleitung des Klinikums mit den weiter erforderlichen Maßnahmen.

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

Infolge der demographischen Entwicklung ist mit einer weiteren Zunahme der Diagnose Krebs in den nächsten Jahren zu rechnen. Krebs gehört zu den am häufigsten gestellten Diagnosen, ca. jeder vierte Patient in Deutschland verstirbt an einem bösartigen Tumor.

 

 

Krebstherapie in spezialisierten Zentren

 

Der nationale Krebsplan verfolgt in Zusammenarbeit mit dem Bundesgesundheitsministerium, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Tumorzentren das Ziel, die Versorgung von Krebspatienten in Deutschland zu verbessern. Im letzten Jahrzehnt hat man erkannt, dass wir gute Onkologische Zentren in Deutschland haben, dass es in der Breite der Versorgung aber immer noch Verbesserungsbedarf gibt. Die Krebsfrüherkennung, die Versorgungsstrukturen und die Arzneimitteltherapie stehen zwar bereits auf einem  hohen Niveau, können und müssen aber noch weiter optimiert werden. Deshalb sieht der nationale Krebsplan vor, dass in Zukunft Krebsbehandlungen nur noch an spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollen. Solche Zentren gibt es auf mehreren Stufen. Die Basis einer qualitativ hochwertigen Krebsversorgung bilden die so genannten Organtumorzentren. Das sind Zentren für bestimmte Organe, in denen häufig Krebs entsteht, z. B. Lungenkrebszentren, Darmkrebszentren, Gynäkologische Krebszentren und Brustkrebszentren. Diese Zentren werden zertifiziert und sind damit Grundbausteine für eine optimierte hochspezialisierte Versorgung.

 

Die höchste klinische Versorgungsstufe für Krebspatienten, die der nationale Krebsplan außerhalb der Universitäten vorsieht, ist das Onkologische Zentrum. Als Onkologisches Zentrum wird eine Klinik nur dann anerkannt, wenn sie bereits über mehrere hochspezialisierte zertifizierte Organzentren verfügt und wenn diese Organzentren auch eng zusammenarbeiten.

 

 

Status am Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd

 

Bereits mit dem Dienstantritt des früheren Chefarztes Dr. Martin Redenbacher im Jahre 1978 wurde mittels seiner Tätigkeit im hämatologisch-onkologischen Arbeitsfeld ein Schwerpunkt der Krebsbehandlung innerhalb des damals noch jungen Ostalbkreises gesetzt. Eine weitere Schwerpunktbildung im Ostalbkreis erfolgte zeitgleich durch den Dienstantritt des vormaligen Chefarztes Dr. Schäfer für den Bereich der Kardiologie am Ostalb-Klinikum.

 

Das Klinikum Heidenheim, das Ostalb-Klinikum Aalen, die St. Anna-Virngrund-Klinik Ellwangen und das Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd sind seit 2002 vom Sozialministerium als Onkologischer Schwerpunkt Ostwürttemberg ausgewiesen. Sie gehören damit zu den 16 Tumorzentren und Onkologischen Schwerpunkten in Baden-Württemberg, die eine sehr hohe Qualifikation in allen Bereichen der Krebsbehandlung erreicht haben und diese in regelmäßigen Überprüfungen durch Fachexperten nachweisen müssen. Durch wöchentliche Tumorkonferenzen, ein klinisches Krebsregister, spezielle Serviceabteilungen und Kooperation mit dem Tumorzentrum der Universität Ulm sowie niedergelassenen Ärzten und Selbsthilfegruppen wird sichergestellt, dass Menschen mit Krebserkrankungen ganzheitlich und auf höchstem fachlichen Niveau betreut werden.

 

Die vorhandenen Grundlagen der onkologischen Behandlung wurden durch den Dienstantritt von Chefarzt Prof. Dr. Holger Hebart am Stauferklinikum im Jahr 2005 wesentlich ausgebaut. Ausbauschritte waren

 

        2005: Onkologische Tagesklinik

        2007: Palliativstation

        2009: Krebsberatungsstelle

        2011: Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV Ostalb)

        2013: Isolierstation für immunsupprimierte Patienten

        2014: Spezialisierte stationäre palliativmedizinische Komplexbehandlung (SSPV)

(Anlage 1)

 

Begleitend und eng verbunden mit dem stetigen Ausbau der onkologischen Behandlung am Stauferklinikum erfolgte im Jahr 2004 die Zertifizierung zum Brustkrebszentrum, im Jahr 2007 die Zertifizierung zum Darmkrebszentrum und im Jahr 2009 die Zertifizierung zum Gynäkologischen Krebszentrum.

 

Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die Tatsache, dass der am Stauferklinikum ansässigen Radiologischen Praxis Dr. Görner und Kollegen im Jahr 2008 die Verantwortung für das Mammographie-Screening-Zentrum übertragen wurde. Diese eng mit dem Stauferklinikum kooperierende Praxis ist seit diesem Zeitpunkt Mittelpunkt einer Versorgungsstruktur, welche von der Südgrenze des Landkreises Schwäbisch Hall bis zur Nordgrenze des Landkreises Ehingen und von der bayerischen Grenze bis an die Stadtgrenze Stuttgart reicht.

 

Die Entwicklung der Onkologie am Stauferklinikum ist eng verbunden mit der medizinischen Qualifikation und dem Wirken von Chefarzt Prof. Dr. Hebart in vielen, auch bundesweiten Gremien.

 

So ist Prof. Dr. Hebart im Vorstand der zertifizierten Darmkrebszentren in Deutschland. Er ist Mitglied in mehreren Arbeitsgruppen der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie. Weiter ist er Mitglied zahlreicher Studiengruppen zu unterschiedlichen onkologischen Erkrankungen. Er war über 5 Jahre Sprecher der Tumorzentren und Onkologischen Schwerpunkte in Baden-Württemberg und ist seit 8 Jahren Vorstandssprecher des Onkologischen Schwerpunktes Ostwürttemberg.

 

 

Derzeitig zertifizierte onkologische Zentren

 

Wie die beigefügte Übersichtskarte zeigt, gibt es eine Konzentration zertifizierter Onkologischer Zentren im Großraum Stuttgart. Östlich von Stuttgart gelegen ist lediglich das Universitätsklinikum Ulm als Onkologisches Zentrum zertifiziert. Weitere Onkologische Zentren finden sich erst tief im bayerischen Raum in München, Regensburg, Amberg und Erlangen. (Anlage 2)

 

 

Diagnostik und Therapie auf höchstem Niveau

 

Unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche onkologische Therapie ist die exakte Diagnose. Dabei spielen bildgebende Verfahren eine wichtige Rolle. Die Radiologie, die Chirurgie, die Pathologie und die Strahlentherapie sind in der onkologisch-hämatologischen Therapie wesentliche Bestandteile.

 

Zentraler Bestandteil der Krebsbehandlung ist die so genannte „Tumorkonferenz“, an welcher die vorbesagten Fachbereiche teilnehmen und in gemeinsamer Abstimmung über den optimalen Behandlungsablauf eines jeden Krebspatienten beraten.

 

Flankierend zur ambulanten und stationären Krebstherapie ist die psychische Betreuung des Patienten und ggf. auch seiner Angehörigen von größter Wichtigkeit. Mit der Gründung und dem Aufbau einer Krebsberatungsstelle am Stauferklinikum (eine von lediglich vier derartiger Einrichtungen in Baden-Württemberg) konnte hier ein ganz wesentliches zusätzliches Element als Versorgungsangebot geschaffen werden. An dieser Stelle ist wichtig und notwendig zu erwähnen, dass die gesamten Personal- und Sachkosten der Krebsberatungsstelle durch den 2007 gegründeten Förderverein Onkologie Ostwürttemberg getragen werden und die Krankenkassen trotz vieler Anträge seitens des Stauferklinikums eine Finanzierung bislang stets abgelehnt haben.

 

 

Funktionierendes Netzwerk

 

Patienten mit einer Krebserkrankung sind aber auch auf eine gute Weiterbetreuung durch die niedergelassenen Ärzte angewiesen. Deshalb sind diese durch Kooperationsverträge eng in das Onkologische Zentrum eingebunden. Deshalb sind Internisten, Gastro­enterologen und Frauenärzte aus der Raumschaft Schwäbisch Gmünd eng in das Onkologische Zentrum und in die damit verbundenen Tumorkonferenzen eingebunden. So z. B. die Praxen Dr. Metzler/Dr. Schöntag, Dr. Schiebel und Dr. Stumpe.

 

 

Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen

 

Das Onkologische Zentrum kooperiert auch sehr eng mit den Selbsthilfegruppen (SHG). Diese sind im Raum Schwäbisch Gmünd reichlich vertreten und auch sehr engagiert und aktiv. Zu nennen sind im einzelnen

 

SHG TEB e. V. (Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse)

SHG Offener Gesprächskreis für Frauen nach Krebs

SHG ILCO e. V. (für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs)

SHG Leben ohne Magen

SHG Leukämie & Lymphome Schwäbisch Gmünd

SHG Prostata

 

Palliativmedizin

 

Ein weiteres elementar wichtiges Thema ist die Palliativmedizin. Dieser medizinischen Disziplin kommt bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, ein bedeutender Stellenwert zu: Sie zielt darauf ab, die dem Patienten zu verbleibende Lebenszeit für ihn so angenehm wie möglich zu machen und z. B. Beschwerden wie Schmerzen oder Atemnot und vieles mehr zu lindern. Das Stauferklinikum verfügt seit dem Jahr 2007 über eine Palliativstation mit insgesamt 10 Betten. Neben dem zentralen Thema der Schmerzlinderung und Angehörigenbegleitung bietet diese Station eine Vielzahl weiterer Therapiemöglichkeiten wie Gesprächstherapie, Musiktherapie, Maltherapie an. Im übrigen besteht eine intensive Kooperation mit ambulanten und stationären Hospizeinrichtungen.

 

 

Auf dem neuesten Stand der Forschung

 

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil des Onkologischen Zentrums für die Patienten ist das weit überdurchschnittliche Angebot an innovativen Therapiestudien, welches sich auf universitärem Niveau bewegt. Das Stauferklinikum beteiligt sich derzeit an 44 klinischen Studien von der frühen Forschungsphase bis hin zu Zulassungsstudien. Dies bedeutet für Patienten mit Krebserkrankungen, dass sie am Stauferklinikum sehr frühzeitig in den Genuss ganz moderner innovativer Medikamente kommen, die teilweise noch fünf Jahre vor der Zulassung stehen, von denen aber schon sehr frühzeitig bekannt ist, dass sie deutliche Verbesserungen in der Tumortherapie mit sich bringen werden.

 

Das Stauferklinikum verfügt hier über ein eigens eingerichtetes Studiensekretariat mit 2,35 Vollkräften, so genannten „Study Nurses“.

 

Die Teilnahme an solchen Studien ist extrem aufwendig, da mit der Anwendung der neuen Substanzen ein großer bürokratischer Aufwand verbunden ist. Eine eigens eingerichtete Studienzentrale koordiniert die Teilnahme an nationalen und internationalen Studien, ferner besteht eine enge Zusammenarbeit mit Transplantationszentren.

 

 

Erforderlicher struktureller Aufbau

 

Die erforderlichen strukturellen Bestandteile zur Zertifizierung werden vorgegeben durch die Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft DKG. Sämtliche einzeln in den Zertifizierungskriterien genannten Voraussetzungen kann das Stauferklinikum noch im Jahr 2015 erfüllen. Dies aufgrund einer langfristig und zielstrebig vorangetriebenen Vorbereitung. Zu den einzelnen strukturellen Bestandteilen eines Onkologischen Zentrums wird auf die beiliegende Grafik (Anlage 3) verwiesen.

 

 

Konkreter Fahrplan

 

Die vorgesehene Zertifizierung setzt eine intensive Strukturanalyse voraus.

 

Wesentlicher Bestandteil hierbei ist der so genannte „Zertrechner“, welcher der Deutschen Krebsgesellschaft als zuständiges Zertifizierungsinstitut die wesentliche Grundlage für die Prüfung der Voraussetzungen liefert. Im „Zertrechner“ sind neben den mindestens drei geforderten zertifizierten Organkrebszentren auch die Schwerpunkte der versorgten Organe/Tumore anzugeben. Der Versorgungsumfang von mindestens 70 % der Indikationen der angegebenen Tumore ist für die Zertifizierung als Onkologisches Zentrum Voraussetzung. Weitere Grundlagen stellen der Erhebungsbogen Onkologisches Zentrum sowie vollständig bearbeitete Anlagen der gewählten Tumorentitäten dar.

 

Zuständig für die Zertifizierung ist das Institut „OnkoZert“. OnkoZert ist ein unabhängiges Zertifizierungsinstitut der Deutschen Krebsgesellschaft. Eine Voranfrage bei OnkoZert hat ein prinzipiell positives Votum ergeben. Im Hinblick auf die Strahlentherapie ist noch ein formaler Punkt zu klären, wobei wir davon ausgehen, dass dies in den nächsten Monaten gelöst werden wird.

 

 

Weiter geplante Entwicklungsschritte

 

Aufgrund des sehr breiten Fundaments onkologischer Behandlungsspektren ist das Stauferklinikum in Vorbereitung eines Antrags zur ambulanten spezialärztlichen Versorgung gastrointestinaler Tumore entsprechend § 116 b SGB V. Es handelt sich hierbei um eine vom Gesetzgeber relativ neu ermöglichte Behandlungsform der Kliniken im ambulanten Bereich. Leistungen in diesem Bereich sind spezielle Versorgungsangebote innerhalb eines eng ausgewählten ambulanten Versorgungskataloges.

 

Eine Tätigkeit des Klinikums in diesem Bereich der ambulanten spezialärztlichen Versorgung gemäß § 116 b SGB V hat den Vorteil, dass sie anders als im Rahmen der sonst üblichen Chefarztambulanz-Ermächtigungen nicht unter dem ständigen Bedarfsprüfungsdiktat der Kassenärztlichen Vereinigung steht, sondern eine beständige Klinikinstitutsermächtigung darstellt (keine Mengenbegrenzung, Zulassung ohne zeitliche Begrenzung, bessere Einsetzbarkeit von weiteren Fachärzten und somit bessere Gestaltungsmöglichkeiten).

 

Die in der Vorlage dargestellte enorme Entwicklung im Bereich der Onkologie am Stauferklinikum bringt, wie auch in der Sitzungsvorlage der Sitzung des Ausschusses für Kliniken und Gesundheit „Bauliche Verbesserungen in der Onkologischen Ambulanz der Inneren Medizin am Stauferklinikum“ am 02.12.2014 deutlich gemacht, zusätzliche Anforderungen im Hinblick auf die räumliche Situation mit sich. Wie schon bei vorgenannter Vorlage angedeutet, sind diese räumlichen Erfordernisse im Rahmen des Raum- und Funktionsprogramms zur Neugestaltung der Zentralen Notaufnahme am Stauferklinikum darzustellen.

 

 


Finanzierung und Folgekosten

 

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Anlagen

 

Gesamtkomplex Onkologie am Stauferklinikum

Zertifizierte Onkologische Zentren

Struktur eines Onkologischen Zentrums

 

 

Sichtvermerke

 

Krankenhausdirektor

__________________________________________

 

Hees

 

 

Koordinierender Krankenhausdirektor

__________________________________________

 

Janischowski

 

 

Dezernat II

__________________________________________

 

Kurz

 

 

Landrat

__________________________________________

 

Pavel

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 2015 0302 Zertifizierung Onkologisches Zentrum Anlagen Endfassung (208 KB)