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Antrag der Verwaltung
Der Ausschuss für Kliniken und Gesundheit stimmt dem Ausbau der Gefäß- und Thoraxchirurgischen Abteilung am Stauferklinikum zum Gefäßzentrum zu und beauftragt die Betriebsleitung des Klinikums mit den weiter erforderlichen Maßnahmen.
Sachverhalt/Begründung
Gefäßchirurgie
Die Gefäßchirurgie ist ein medizinisches Fachgebiet, welches sich in den 80er Jahren aus der Allgemein- und Viszeralchirurgie heraus entwickelt hat und mittlerweile eine eigene und potente Fachdisziplin mit einer eigenen Fachgesellschaft darstellt. Die Gefäßchirurgie umfasst die konservative, endovaskuläre (innerhalb des Gefäßes), interventionelle und operative Behandlung der Gefäße. Dies beinhaltet vor allem das Anlegen von Gefäßbypässen bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit, Ausschaltung von Aneurysmen (Ausweitung von Blutgefäßen) durch offene Protheseneinlagen bzw. durch endovaskuläre Stents), das Ausschälen von Blutgefäßen (TEA, Thrombendarteriektomie) in der Leiste, aber insbesondere auch bei Gefäßengstellungen in den Halsgefäßen zur Verhinderung eines Schlaganfalles. Auf dem Vormarsch sind vor allem auch minimalinvasive Eingriffe, wie die interventionelle Ballondilatation (das Aufweiten von Engstellen), die teilweise mit einem Stent stabilisiert werden. Für dialysepflichtige Patienten werden Shunts angelegt (eine Kurzschlussverbindung zwischen Arterie und Vene), über die dann die Dialyse durchgeführt wird. Ein weiteres, etwas kleineres Betätigungsfeld ist die Behandlung des Venensystems. Hier ist vor allem die Krampfaderchirurgie mit dem neuen Verfahren der minimalinvasiven Radiofrequenzobliteration (Ablikation von Wärme mit einer Sonde) neben dem klassischen Venenstripping zu nennen.
Thoraxchirurgie
Die Thoraxchirurgie umfasst die Prävention und Diagnostik einschließlich aufwendiger Untersuchungsverfahren sowie die operative Behandlung von benignen (gutartigen), als auch malignen (bösartigen) Erkrankungen der Lunge, der Pleura (des Rippfells), des Bronchialsystems, des Mediastinums (mittleres Feld des Brustraums), der Thoraxwand, aber auch Lungenverletzungen, die zum Teil zu Blutungen der Lunge, aber auch zum Kollaps des Lungengewebes führen können. Die Standardoperation ist die Thorakotomie, also die Eröffnung des Thorax. Minimalinvasive Verfahren wie Thorakoskopie (videoassistierte Operationstechnik) gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Sie ermöglichen durch minimale Hautschnitte ein deutlich reduziertes operatives Trauma im Vergleich zur offenen Operation.
Demografische Entwicklung
Entsprechend den Daten des Statistischen Landesamt (Stand 2009) wird die Bevölkerungszahl in Ostwürttemberg von derzeit 439.000 zum Jahr 2025 auf etwa 435.000 absinken. Gleichzeitig wird die Anzahl der über 65-Jährigen von gut 87.000 auf etwa 107.000 Personen steigen. Dadurch erhöht sich der Anteil dieser Altersgruppe von etwa 19 % auf über 24,5 %.
Entsprechend den demografischen Tabellen der Bertelsmann Stiftung wird sich die Gesamtbevölkerung des Ostalbkreises von 310.733 im Jahr 2010 auf 294.264 im Jahr 2030 verringern (-5,3 %). Gleichzeitig wird sich jedoch der Anteil der Älteren (65 - 79 Jahre) von 44.124 auf 58.852 erhöhen. Der Anteil der Alten (> 80 Jahre) steigt von 5,2 % auf 8,5 %, entsprechend einem Anwachs der alten Bevölkerung von 16.158 im Jahr 2010 auf 25.012 im Jahr 2030.
Dies stellt einen wichtigen Bestandteil der Umfeldanalyse dar, da Gefäßkrankheiten altersbedingt zunehmen und somit mit einer vermehrten Inzidenz (Anzahl der Neuerkrankungen) und Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) zu rechnen ist. Daraus lässt sich ableiten, dass der Bedarf an Behandlungen im angiologischen interventionellen und gefäßchirurgischen Bereich weiter anwachsen wird.
Ausgangslage stationäre Versorgung Gefäß- und Thoraxchirurgie im Ostalbkreis
Der Krankenhausausschuss des Ostalbkreises hat in seiner Sitzung am 10.06.2008 beschlossen, die bislang von Herrn Prof. Dr. Roscher geführte Abteilung für Viszeral- und Gefäßchirurgie in zwei chefarztgeführte Abteilungen und zwar in eine Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie und eine Abteilung Thorax- und Gefäßchirurgie aufzuteilen und die Chefarztpositionen entsprechend zu besetzen.
Nach der Stellenausschreibung konnten die beiden Chefarztstellen zum Februar bzw. zum November 2009 besetzt werden. Die Leitung der Abteilung für Thorax- und Gefäßchirurgie wurde Herrn Chefarzt Dr. med. Julian Zimmermann übertragen, welcher am 01.02.2009 seinen Dienst am Stauferklinikum antrat. Der seitherige Gefäßchirurg am Ostalb-Klinikum, Herr Chefarzt Dr. med. Peter Wirsing, ging zur Jahresmitte 2011 in den Ruhestand. Absprachegemäß zwischen dem Ostalb-Klinikum und dem Stauferklinikum wurde die Gefäßchirurgie am Ostalb-Klinikum nicht nachbesetzt, sondern die gefäßchirurgische Versorgung innerhalb des Ostalbkreises auf das Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd konzentriert.
Am Ostalb-Klinikum werden seitdem bewusst die Teilbereiche in der Inneren Medizin, die interventionelle Pulmologie (Oberarzt Dr. Edelmann), sowie die invasive und interventionelle Angiologie (Oberarzt Dr. Michael) gestärkt und weiter entwickelt. Diese Teilbereiche sind bereits in enger Kooperation mit der operativen Fachabteilung von Herrn Dr. Zimmermann tätig.
Die von Herrn Dr. Zimmermann geleitete Abteilung hat sich nach der Startphase im Jahr 2009 in den Jahren 2010 bis 2013 sehr erfreulich weiterentwickelt, was nachfolgend aufgeführte Statistik zeigt.
Sehr erfreulich hat sich die Zusammenarbeit mit den Kliniken des Ostalbkreises, der St. Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen und dem Ostalb-Klinikum in Aalen entwickelt. Die fachliche Kompetenz der Abteilung ist anerkannt und es findet eine intensive Zusammenarbeit mit den Partnerkliniken statt. Diese Zusammenarbeit hat sich insbesondere mit den Abteilungen Kardiologie/ Angiologie, Viszeralchirurgie und Neurologie des Ostalb-Klinikums im letzten Jahr sehr gut weiterentwickelt.
Versorgungssituation im niedergelassenen haus-/fachärztlichen Bereich
Ausgesprochen gefäßchirurgisch/angiologisch tätige Praxen im Sinne einer umfassenden Gefäßmedizin sind im Einzugsbereich des Klinikums aber auch in der Gesamtregion Ostwürttemberg nicht bekannt. Lediglich eine Praxis im Raum Schwäbisch Gmünd behandelt bevorzugt phlebologische Krankheitsbilder (Behandlung von Gefäßerkrankungen, insbesondere von Venenerkrankungen), wie Krampfadern (Varizen) und auch Hämorriden.
In der Regel erfährt der Patient eine Erstbehandlung beim Hausarzt, beim hausärztlich tätigen Internisten, Kardiologen oder auch Neurologen, welche dann die weitere Weichenstellung und eventuell die Weiterüberweisung des Patienten an das Klinikum übernehmen.
Stationäre Versorgungssituation in 50 km Umkreis
Wie schon ausgeführt, besitzt die Gefäß- und Thoraxchirurgie am Stauferklinikum ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb des Ostalbkreises. In 50 km Umkreis sind stationäre Angebote an den Kliniken Heidenheim, Schwäbisch Hall, Göppingen und Schorndorf gegeben. Der Versorgungsbereich des Stauferklinikums im Bereich der Gefäß- und Thoraxchirurgie erstreckt sich somit insbesondere auch im Hinblick auf den tiefen Einzugsbereich unseres Klinikums in die Landkreise Schwäbisch Hall und Rems Murr hinein, auf ein Einwohnervolumen von ca. 350.000 bis 400.000 Einwohner. Veränderungen im Hinblick auf den Einzugsbereich sind unter Umständen durch die Mitte Juli 2014 erfolgte Inbetriebnahme des neuen Zentralklinikums in Winnenden zu erwarten. Eine derzeitige Bewertung dieser Situation ist schwer möglich, da zum einen dieses neue Klinikum etwas näher an den Bereich des Schwäbischen Waldes heranrückt, andererseits aber von der dicht besiedelten Remstalschiene aus schlechter zu erreichen ist als dies seither durch das Klinikum Waiblingen gegeben war. Ferner ist abzuwarten, welchen Versorgungsstatus der Rems Murr Kreis längerfristig am Kreiskrankenhaus Schorndorf aufrechterhält.
Situationsanalyse am Stauferklinikum
Die im Hinblick auf das Anforderungsprofil zum Gefäßzentrum DGG (Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin) erforderlichen Fachbereiche sind am Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd vorhanden bzw. können durch strukturierte Kooperationen sichergestellt werden. Es handelt sich hierbei um die Fachbereiche Kardiologie, Diabetologie, Nephrologie, Neurologie, Gefäßchirurgie und Radiologie.
Momentan besteht eine Kooperation mit der kardiologischen/angiologischen Abteilung von Herrn Prof. Dr. Solzbach, mit dem Kollegen Oberarzt Dr. Michael, der die angiologische Zusatzbezeichnung besitzt. Weiterhin besteht auch eine intensive Kooperation mit der Neurologischen Abteilung des Ostalb-Klinikums. Insofern sind die rein formalen Anforderungen erfüllt.
Personal
In intensiver Aufbauarbeit ist es gelungen, den Gefäßchirurgischen Bereich innerhalb der letzten Jahre sehr gut aufzubauen. Mittlerweile sind vier Fachärzte mit der Bezeichnung „Gefäßchirurgie“ in der Abteilung von Herrn Chefarzt Dr. Zimmermann tätig. Ein weiterer Arzt ist in Ausbildung.
Ganz entscheidend ist die Gewinnung eines Facharztes für invasive Radiologie. Mitarbeiter mit dieser Qualifikation sind auf dem Arbeitsmarkt äußerst schwierig zu erhalten. Durch sehr glückliche Umstände sind wir seit einigen Monaten in aussichtsreichen Verhandlungen mit einem hochqualifizierten Bewerber. Im Weiteren sind das Pflegepersonal, das medizinisch-technische und auch das Sekretariatspersonal der Radiologischen Abteilung entsprechend der neu hinzukommenden Aufgaben zu verstärken. Die Anstellung des neuen Facharztes für invasive Radiologie ist in der Form des Leitenden Arztes der Sektion „invasive Radiologie“ innerhalb der Radiologie vorgesehen. Am Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd haben wir mit der Institution „Leitender Arzt“ beste Erfahrungen gemacht. Der „Leitende Arzt“, welcher direkt unterhalb der Chefarztebene angesiedelt ist, hebt sich von der üblichen Position „Oberarzt“ in der Form ab, dass ihm ein konkret definierter medizinischer Arbeitsbereich (Sektion) in der Endverantwortung gegenüber dem Patienten und gegenüber dem Klinikum zugewiesen ist. Organisatorisch ist er in das Gefüge der Gesamtabteilung eingegliedert.
Gerätetechnik
Es ist dringend die Beschaffung einer neuen und leistungsfähigen Digitalen Subtraktions Angiographie Anlage (DSA) erforderlich. Die am Stauferklinikum bereits vorhandene Anlage ist ca. 20 Jahre alt und genügt den Anforderungen an eine hoch spezialisierte invasive radiologische Tätigkeit nicht mehr. Eine Neuanschaffung einer derartigen Anlage mit einem Kostenvolumen von rund 450.000 Euro ist durch die am Klinikum seit vielen Jahren tätige Radiologische Gemeinschaftspraxis Dr. Görner und Kollegen vorgesehen. Das Klinikum wird die neu zu beschaffende Anlage im Rahmen eines Nutzungsvertrages mitnutzen können.
Bauliche Voraussetzungen
Die Arbeit in der invasiven Radiologie bedingt raumlufttechnische Voraussetzungen entsprechend der DIN 1946 (Maßstab sind hier die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Robert Koch Instituts [8/2000]). Hierfür sind bauliche Maßnahmen im Bereich der Raumlufttechnik erforderlich. Den Aufwand schätzen wir auf einen Betrag von rund 200.000 Euro, welcher durch Instandhaltungsmittel des Stauferklinikums zu finanzieren ist.
Wirtschaftliche Bewertung
Wie die Statistik auf Seite 2 aufzeigt, konnte die Abteilung für Gefäß- und Thoraxchirurgie seit ihrer Einführung am Stauferklinikum sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich ständig zunehmende Fallzahlen bzw. einen ständigen Anstieg der erzielten Relativgewichte nachweisen.
Im Hinblick auf die Zertifzierung des Gefäßzentrums und des damit verbundenen weiteren Ausbaus der Abteilung für Gefäß- und Thoraxchirurgie erscheint bereits in der Anfangsphase die Generierung von rund 100 zusätzlichen stationären Behandlungsfällen, welche zusätzlich ca. 170 Relativgewichte erzielen dürften, als realistisch. In der Gegenüberstellung von Kosten und Erlösen wird hierdurch ein nicht unbeachtlicher zusätzlicher Deckungsbeitrag erreichbar. Eine für das Stauferklinikum weitere sehr positive Entwicklung lässt sich somit mit großer Sicherheit prognostizieren.
Vernetzung/Interdisziplinarität
Ein zertifiziertes Gefäßzentrum lebt von der Interdisziplinarität.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Gefäßchirurgie, Radiologie, Angiologie, Nephrologie und Neurologie, Anästhesie, Schmerztherapie, Diabetologie und Kardiologie ermöglicht es, eine individuelle Therapieplanung nach neuesten wissenschaftlichen Standards und modernsten operationstechnischen Methoden zu planen. Es kann für jeden Patienten die für ihn bestmögliche Behandlung durchgeführt werden. Diese Therapieplanung erfolgt im interdisziplinären Gefäßkolleg.
Die Versorgung der erweiterten Bauchschlagader wird mittlerweile zu 70 % mit endovaskulären Aortenprothesen minimalinvasiv durchgeführt. Dies bringt vor allem für alte Menschen und Hochrisikopatienten enorme Vorteile. Gerade bei diesen Patientengruppen ist eine gesamtheitliche gefäßmedizinische Versorgung unter Berücksichtigung der cardio-pulmonalen Situation unabdingbar.
Finanzierung und Folgekosten
Wie oben geschildert, wird die Beschaffung der Gerätetechnik durch die Radiologische Praxis Dr. Görner und Kollegen erfolgen. Die Vorbereitung der räumlichen Voraussetzungen ist Angelegenheit des Stauferklinikums und wird sich auf einen Betrag von rund 200.000 Euro belaufen. Die Finanzierung dieses Betrages erfolgt aus Instandhaltungsmitteln des Stauferklinikums.
Zusätzlich hinzukommende Personalkosten werden durch zusätzliche Erlöse sowohl im stationären als im ambulanten Bereich abgesichert gegenfinanziert, so dass bereits in der Anfangsphase mit einem positiven Deckungsbeitrag zu rechnen ist. Anlagen
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Sichtvermerke
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