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Vorlage - 106/2014  

 
 
Betreff: Berufsorientierungskonzept ZUKUNFTneu: Verlängerung des Modellversuchs
Status:öffentlich  
Federführend:Büro des Landrats   
Beratungsfolge:
Kreistag Entscheidung
24.06.2014 
Sitzung des Kreistags ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

 

  1. Der Kreistag nimmt den Zwischenbericht zur Erprobung des neuen Berufsorientierungskonzepts ZUKUNFTneu zur Kenntnis.

 

  1. Zur Verifizierung der Einschätzung der Wirksamkeit der Maßnahme sowie zur Stärkung der Aussagekraft der Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung wird die Modellphase bis Ende 2016 verlängert.
Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

  1. Ausgangslage

In seiner Sitzung am 23. Juli 2013 hat der Kreistag die modellhafte Erprobung einer Weiterentwicklung des „Projekts ZUKUNFT“( ZUKUNFTneu ) zur Stärkung der Berufs- und Studienorientierung an den allgemeinbildenden Schulen an sechs Haupt-, Werkreal-, Gemeinschafts- und Realschulen in Schwäbisch Gmünd im Jahr 2014 beschlossen.

 

 

  1. Projektbausteine und Realisierung

Zum Jahresbeginn 2014 ist das, zunächst für zwölf Monate angelegte, Modellvorhaben ZUKUNFTneu an den beteiligten Schwäbisch Gmünder Haupt-, Werkreal-, Gemeinschafts- und Realschulen angelaufen.

 

Das Aufgabengebiet von ZUKUNFTneu umfasst die Feststellung von Stärken und Defiziten, die Förderung von Kompetenzen und Potenzialen, eine individuelle Begleitung bei der beruflichen Orientierung und die Unterstützung beim Bewerbungsprozess der Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 bis 10. Neben einer aktiven Nachbetreuung und der aufsuchenden Elternarbeit gehören auch eine Koordinierungsfunktion und die Netzwerkarbeit mit allen Akteuren des Übergangsprozesses zur Aufgabenstellung.

Im Rahmen von ZUKUNFTneu können alle rund 800 Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10 der beteiligten Schulen individuell und unabhängig von ihrer Herkunft oder von Leistungskriterien gefördert und Unsicherheiten gegenüber unbekannten oder geschlechtsuntypischen Berufsfeldern abgebaut werden. Dadurch soll ein möglichst problemloser Übergang in eine berufliche Ausbildung oder in eine weiterführende Schulform erreicht werden.

 

Die folgende Grafik gibt nochmals eine Übersicht über die Kernelemente von
ZUKUNFTneu:

 


Das Berufsorientierungskonzept ZUKUNFTneu umfasst insbesondere die Bausteine:

 

Allgemeine Berufsorientierung

Kernstück von ZUKUNFTneu ist die Einrichtung eines sogenannten Berufsorientierungsbüros an jeder Schule, das mit pädagogischen Mitarbeiterinnen besetzt ist. Diese Anlaufstellen ermöglichen es auch, Schülerinnen und Schülern ohne vertieften Orientierungsbedarf punktuelle Unterstützung und einen Ansprechpartner zu erhalten.

 

Vertiefte Berufsorientierung

Die Auswahl der Teilnehmenden zur vertieften Berufsorientierung (4 Stunden à 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer) erfolgt in Abstimmung mit den Klassenlehrerinnen und
-lehrern und der Schulleitung. Maßgebliches Kriterium für die Auswahl der Teilnehmenden ist der konkrete und individuelle Förderbedarf für einen möglichst reibungslosen Übergang. Auf der Grundlage einer Ist-Stands-Analyse wird ein individuelles Förderkonzept erarbeitet und die Jugendlichen vertieft in der Berufsorientierung unterstützt (z. B. Aufzeigen des regionalen Ausbildungsmarkts und der wirtschaftlichen Strukturen, Betriebsbesuche, Entwickeln von Bewerbungsstrategien, aktive Praktika- und Ausbildungsplatzsuche, Bewerbungstraining, Unterstützung bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen).

 

Analyse handwerklich-motorischer Kompetenzen

Die Analyse der handwerklich-motorischen Kompetenzen (Umsetzung durch externe Partner) mit individueller Förderung dient den Schülerinnen und Schülern sowie den pädagogischen Mitarbeiterinnen dazu, Stärken und Schwächen zu identifizieren und Schülerinnen und Schüler entsprechend ihren Stärken zu fördern. Die Ergebnisse können Hilfe bei der beruflichen Orientierung geben. Diese Testung ist als Ergänzung zum Profil AC, das in Klasse 7 durchgeführt wird, gedacht.

 

Aufsuchende Elternarbeit

Auch eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern in Form der aufsuchenden Elternarbeit ist wesentliches Element von ZUKUNFTneu. Die Eltern stellen bei der beruflichen Orientierung eine wesentliche Größe dar, da es oftmals sie sind, die den schulischen und beruflichen Werdegang ihrer Kinder maßgeblich beeinflussen sei es in dem Streben nach höheren Bildungsabschlüssen oder dem möglichst frühzeitigen Eintreten in die Berufsausbildung.

 

Aktive Nachbetreuung

Die aktive Nachbetreuung ist im Vergleich zum Projekt ZUKUNFT ebenso ein neues Element. Die aktive Nachbetreuung gewährleistet die Nachhaltigkeit und die kontinuierliche Begleitung auch nach dem Übergang in die duale Ausbildung oder eine weiterführende Schule. Informationen zu den in das Pilotprojekt involvierten Schülerinnen und Schülern gehen somit nicht verloren. Es handelt sich um eine entwicklungsfördernde Einzelfallhilfe.

 

Koordinierung und Steuerung der schulischen Berufsorientierung, Netzwerkarbeit

In Absprache mit den Berufsberatern, der Schulleitung und dem Lehrerkollegium ist die Koordinierung der schulischen Berufsorientierung durch die ZUKUNFTneu-Mitar­beiter­innen wichtiges Element des Konzepts. Die Zusammenarbeit mit der Schulleitung und den Lehrkräften kommt bei allen Themen der beruflichen Orientierung sowie beim Übergang Schule-Beruf bzw. Schule-Schule, den Praktika sowie bei der Integration bereits vorhandener Projekte zum Tragen. Der Ausbau und die Pflege des Netzwerkes sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit ist elementarer Bestandteil der Arbeit auf dem Feld der Berufsorientierung. Zu den wichtigsten Netzwerkpartnern gehören z. B.: Agentur für Arbeit und das Jobcenter, die Industrie- und Handwerksbetriebe, die Berufliche Schulen sowie die Kammern und Verbände.

 

Für die Arbeit vor Ort sind drei beim Landkreis beschäftigte pädagogische Mitarbeiterinnen an den beteiligten Schulen tätig. Insgesamt stehen mit Iris Schill (Grund- und Hauptschullehrerin, 100% Beschäftigung), Birgit Pollex (Diplom-Ingenieur-Pädagogin, 80% Beschäftigung) und Susanne Immisch (Dipl. Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin, 30% Beschäftigung) drei qualifizierte und erfahrene Mitarbeiterinnen für das Modellvorhaben mit einem Stellenvolumen von 2,1 Vollzeitkräften zur Verfügung. Die drei ZUKUNFTneu-Mitarbeiterinnen sind zwischen 12 und 20 Stunden pro Woche an der jeweiligen Schule tätig.

 

Schule

Stundenkontingent

Päd. Mitarbeiterin

Adalbert-Stifter-Realschule

14 Stunden pro Woche

Iris Schill (100%)

Schiller-Realschule

12 Stunden pro Woche

Mozartschule

16 Stunden pro Woche

Rauchbeinschule

20 Stunden pro Woche

Birgit Pollex (80%)

Uhlandschule

13 Stunden pro Woche

Friedensschule

13 Stunden pro Woche

Susanne Immisch (30%)

 

 

 

  1. Einschätzung der Wirksamkeit der Maßnahme und weiteres Vorgehen

 

Von Seiten der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd wird ZUKUNFTneu von Herrn Prof. Dr. Uwe Faßhauer gemeinsam mit Frau Sema Toykan (PH und reg. Bildungsbüro Stadt Schwäbisch Gmünd) evaluiert und wissenschaftlich begleitet.

 

Um möglichst schnell ein erstes Zwischenergebnis über ZUKUNFTneu zu erhalten, wurden in einem ersten Evaluationsschritt die neunten Klassen fokussiert, da sich Schülerinnen und Schüler dieser Klassenstufe in den beteiligten Schularten in einer intensiven Berufsorientierungsphase befinden. Mit einem Fragebogen werden Daten erhoben, die neben den Kenntnissen über Berufe, einer Einschätzung von Interessen und Kompetenzen auch Inhalte zum Thema Berufsorientierung allgemein und bezogen auf die Angebote im Rahmen von ZUKUNFTneu abfragen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Schüler der Klassenstufe acht und zehn ebenfalls befragt werden. Nach etwa einem Jahr wird überprüft, inwiefern sich die Kenntnisse und Interessen der Schüler verändert haben.

 

Im Rahmen der Evaluation wurden bereits von Frau Toykan von der Pädagogischen Hochschule verschiedene Gespräche geführt. In diesen wurde berichtet, dass die Angebote bisher sehr gut angenommen werden. Auch die Präsenz und Erreichbarkeit der pädagogischen Mitarbeiterinnen in der Schule erleichtern den Zugang und reduzieren die Hemmschwelle der Schülerinnen und Schüler, Kontakt mit diesen aufzunehmen.

 

Aufgrund der kurzen Laufzeit kann aus der Sicht der wissenschaftlichen Begleitung momentan noch keine Aussage darüber getroffen werden, ob beispielsweise Schülerinnen und Schüler erfolgreich eine Ausbildung beginnen und wie sich die Beratung und Unterstützung durch die Inhalte von ZUKUNFTneu (Beratung, Unterstützung bei der Suche von Praktika, etc.) auf den Übergang auswirken.

 

 

Von Seiten der Schulleiterinnen und Schulleiter der Modellschulen wird ZUKUNFTneu durchgängig positiv bewertet – der Mehrwert sei überall sichtbar und die Vernetzung der pädagogischen Mitarbeiterinnen innerhalb der Schulen sei gut. Ein Mehrwert von ZUKUNFTneu wird insbesondere gesehen in:

  • Konstante Ansprechpartnerinnen an den Schulen („sind immer da“) bringen Verlässlichkeit und Vertrauen zwischen Schülerinnen/Schülern und den Mitarbeiterinnen.
  • Durch die Verankerung der Berufsorientierung an den Schulen ist die Hemmschwelle für Kinder/Jugendliche und Eltern/Erziehungsberechtigte geringer.
  • ZUKUNFTneu engt nicht ein und bietet die Möglichkeit, „viel am Kind“ und „weniger am Schreibtisch“ zu arbeiten.
  • Die aufsuchende Elternarbeit ist ein zusätzliches Angebot, um die Eltern auch außerhalb der Elternabende zu erreichen und zur Unterstützung ihrer Kinder im Berufswahlprozess zu motivieren.

 

 

Die drei pädagogischen Mitarbeiterinnen äußern sich gleichermaßen durchweg positiv zum Verlauf des Projekts. Der Bedarf bei den Schülerinnen und Schülern sei hoch, das Angebot werde gut angenommen und die Teilnehmenden würden zunehmend selbständiger.

Im Vergleich zum Projekt ZUKUNFT sei das Mehr an Zeit und die besseren Ressourcen (Räumlichkeiten) sehr gut, wobei – teilweise abhängig von der Schule, der Schülerzahl und deren Unterstützungsbedarfen das zur Verfügung stehende Zeitkontingent knapp bemessen sei. Bei den – im Vergleich zum Projekt ZUKUNFT – neu hinzugekommenen Realschulen, werde das Angebot durchweg gut angenommen.

 

 

Die Einschätzungen der verschiedenen Beteiligten werden vom Bildungsbüro als projektkoordinierende Stelle geteilt. Neben einer, aufgrund der erhöhten Präsenz vor Ort, besseren Vernetzung und Verankerung der Mitarbeiterinnen im Lehrerkollegium kommt den Schülerinnen und Schülern eine stärkere Unterstützung zu Gute. Bei der Berufswahl oder der Wahl der weiterführenden Schule sind auch die Eltern der Schülerinnen und Schüler wichtig, die über die Angebotsstruktur an den Schulen nicht immer ausreichend erreicht werden (insbesondere benachteiligte Familien). Die Möglichkeit der aufsuchenden Zusammenarbeit mit Eltern ist hier außerordentlich hilfreich. Die Terminanfragen bei den Mitarbeiterinnen vor Ort zeigen, dass der Anlaufpunkt „Berufsorientierungsbüro“ von den Schülerinnen und Schülern gut angenommen wird, und so auch Jugendliche eine punktuelle Unterstützung bekommen können, die nicht in der speziellen Gruppe eine vertiefte Berufsorientierung erhalten. Der Baustein „Nachbetreuung“ wird in den kommenden Wochen erstmals eine Rolle spielen, wenn die ersten betreuten Schülerinnen und Schüler die Schule verlassen haben.

 

Nach rund einem halben Jahr kann daher ein sehr positives Bild des Projektstarts- und -verlaufs gezeichnet werden. Die bislang geführten Gespräche geben den Eindruck, dass durch die Weiterentwicklung zu ZUKUNFTneu ein Mehrwert erzeugt werden konnte. Gleichzeitig muss berichtet werden, dass die bisherige Erprobungszeit nicht ausreicht, um die Einschätzung wissenschaftlich fundiert zu untermauern. Eingedenk des großen finanziellen Volumens bei einer Erweiterung von „Projekt ZUKUNFT“ auf ZUKUNFTneu im ganzen Landkreis wird vorgeschlagen, die Modellphase um zwei Jahre zu verlängern, um dann eine belastbare Aussage über die Wirksamkeit der Maßnahme vorlegen zu können.

 


Finanzierung und Folgekosten

 

Die Erprobung des Berufsorientierungskonzepts ZUKUNFTneu an den sechs Haupt-, Werkreal-, Gemeinschafts- und Realschulen in Schwäbisch Gmünd umfasst hrlich ein Volumen von rund 120.000 €. In 2014 konnte eine Teilfinanzierung über den Europäischen Sozialfonds (ESF) im Umfang von 50 % und durch die Stadt Schwäbisch Gmünd (25 %) realisiert werden. Der Ostalbkreis hat einen Eigenanteil von ca. 30.000 € eingebracht.

 

Die Stadt Schwäbisch Gmünd hat bereits signalisiert, dass der von ihr in 2014 übernommene Betrag von rd. 30.000 € auch in den kommenden zwei Jahren zur Verfügung steht. Auch in den zwei weiteren Jahren der Erprobung (2015 und 2016) ist ebenfalls eine Kofinanzierung über ESF vorgesehen. Aktuell werden die Rahmenbedingungen, Ziele und Zielgruppen der neuen ESF-Förderperiode festgelegt. Gleichzeitig ist bereits heute schon bekannt, dass für den Ostalbkreis jährlich rd. 25 % weniger an Fördervolumen als im Vorjahr zur Verfügung stehen wird.

Die Landkreisverwaltung ist bemüht, neben den kommunalen Mitteln der Stadt Schwäbisch Gmünd eine Drittmittelfinanzierung sicherzustellen. Dies ist jedoch aus o. g. Gründen mit einem gewissen Risiko behaftet, sodass im günstigsten Fall vom Landkreis in 2015 und 2016 jährlich 30.000 €, im ungünstigsten Fall 90.000 € zu finanzieren sind.


Anlagen

 

-

 

 

Sichtvermerke

 

Staabstelle

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Wagenknecht

 

 

Dezernat II

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Kurz

 

 

Landrat

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Pavel