Bürgerinformationssystem
Antrag der Verwaltung
Sachverhalt/Begründung
I. Ausgangssituation
Das Sozial- und Bildungsforum am 22. März 2014 baute auf zwei Berichterstattungen im Ostalbkreis auf und zwar auf dem Sozialbericht und dem Bildungsbericht. Beide Berichterstattungen belegen eindrücklich, dass die soziale Herkunft einen großen Einfluss auf die Bildungsbiografie und den erfolgreichen Lebensverlauf der Menschen im Landkreis hat. Auf dieser Grundlage wurden in den letzten Jahren in Foren und Bildungskonferenzen zahlreiche Maßnahmen erarbeitet und angestoßen, um den in den Berichten benannten Herausforderungen zu begegnen. Vieles wurde zwischenzeitlich auf den Weg gebracht.
Im Rahmen einer Zwischenbilanz zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen aus dem Sozialbericht in der gemeinsamen Sitzung des Sozialausschusses und des Jugendhilfeausschusses am 5. März 2013 wurde seitens der SPD-Fraktion ein erneutes Sozialforum angeregt, um die Thematik weiter zu vertiefen und ggf. neue Maßnahmen zu entwickeln. In der gemeinsamen Sitzung des Sozialausschusses und des Jugendhilfeausschusses am 14. Oktober 2013 wurde vereinbart, das Sozialforum um den Bereich „Bildung“ zu erweitern zu einem „Sozial- und Bildungsforum“.
Die Bekämpfung von Armut ist nach wie vor eine große gesellschaftspolitische Herausforderung. Auch im Ostalbkreis gibt es Menschen, die unter schwierigen Bedingen leben, die zu zentralen gesellschaftlichen Bereichen keinen Zugang finden oder unter Benachteiligungen leiden. Oft wirken mehrere gesellschaftliche und persönlich-biografische Faktoren zusammen und führen dazu, dass einzelne Personen oder Personengruppen geringere Chancen der gesellschaftlichen Teilhabe haben als andere.
Vor diesem Hintergrund wurde im September 2009 der „Sozialbericht Ostalbkreis – Analyse belasteter Lebenslagen und Handlungsempfehlungen“ vorgelegt. Dieser Bericht konstatiert die Voraussetzungen für wirksame Hilfen und Unterstützung in der Weise, dass die Ursachen, die Teilhabe verhindern, möglichst klar benannt und in ihrer Wirkungsweise empirisch analysiert werden. Nur wer sich der Problematik von Armut, Ausgrenzung und belasteter Lebenslage stellt und ihr die erforderliche Aufmerksamkeit widmet, wird in der Lage sein, konstruktive Lösungen zu entwickeln und damit Teilhabe und sozialen Zusammenhalt zu fördern. Der Sozialbericht beschreibt und analysiert deshalb zentrale Probleme, stellt bestehende Hilfestrukturen einschließlich innovativer Ansatzpunkte dar und zeigt den Bedarf der Weiterentwicklung auf.
Im Rahmen eines öffentlichen Forums im April 2010 haben sich rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Handlungsempfehlungen des Berichts auseinandergesetzt und Vorschläge zur Umsetzung erarbeitet. Diese Vorschläge fanden Niederschlag in der Sozial- und Jugendhilfepolitik des Kreises. Die Mitglieder des Sozialausschusses und des Jugendhilfeausschusses waren sich einig, die Handlungsempfehlungen als wichtigen Begleiter für die anstehenden Zukunftsaufgaben des Ostalbkreises anzunehmen.
Im Rahmen einer Zwischenbilanz im März 2013 konnte erfreulicherweise festgestellt werden, dass viele der vorgeschlagenen Maßnahmen zwischenzeitlich umgesetzt wurden oder sich auf dem Weg der Umsetzung befinden.
Bildung ist der Schlüssel für die gesellschaftliche Teilhabe und die Weiterentwicklung unserer Region. Sie vermag Hindernisse für eine erfolgreiche Integration zu überwinden und ist gleichzeitig entscheidender Standort- und Zukunftsfaktor für die (wirtschaftliche) Entwicklung im Ostalbkreis.
Der in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd veröffentlichte erste Bildungsbericht analysiert alle wichtigen Segmente der Bildungslandschaft im Ostalbkreis. Im April 2011 wurde der Bildungsbericht in den Kreistag eingebracht. In der nachfolgenden Sitzung beschloss der Bildungs- und Finanzausschuss ein Handlungskonzept für die Bildungsregion zu erstellen. Auf der empirischen Grundlage des Bildungsberichts wurde vom Bildungsbüro ein erstes Strategiepapier erstellt, in dem unter verschiedenen Zielperspektiven auch Handlungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung der Bildungsregion identifiziert wurden. In der ersten Bildungskonferenz mit dem damaligen Kultusstaatssekretär Dr. Frank Mentrup wurden viele Ideen und Maßnahmenvorschläge erarbeitet und diskutiert. Nach einem breit angelegten öffentlichen Diskussions- und Beteiligungsprozess wurde das Handlungskonzept im Juli 2012 verabschiedet.
Mit dem Handlungskonzept wurden auch unter dem Dach des Leitmotivs „In Verantwortlichkeiten statt in Zuständigkeiten denken und handeln“ die Leitziele der Bildungsregion definiert:
Nach dem Entwurf des Handlungskonzepts wurden in den fünf zentralen Handlungsfeldern
zahlreiche Maßnahmen, Projekte und Empfehlungen verankert. Das Handlungskonzept unterscheidet hierbei zwischen Projekten, die von der Landkreisverwaltung oder den Kommunen umgesetzt werden können, sowie Empfehlungen, für die die Organe der Bildungsregion keine Verantwortung zur Durchführung tragen.
II. Sozial- und Bildungsforum Ostalbkreis
Das Sozial- und Bildungsforum am 22. März 2014 fand wiederum eine große Resonanz. Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich im Landratsamt in Aalen ein, um unter dem Titel „Chance genutzt oder nur Glück gehabt? Chancengerechtigkeit im Ostalbkreis“ Möglichkeiten zu entwickeln, die Chancengerechtigkeit im Landkreis weiter zu verbessern.
Nach der Begrüßung und Einführung durch Landrat Klaus Pavel zogen Sozialdezernent Josef Rettenmaier und Ralf Wagenknecht eine Zwischenbilanz zum Stand der Umsetzung der Handlungsfelder aus dem Sozialbericht 2009 und dem Bildungsbericht 2011.
Für den Impulsvortrag zum Thema „Chancengerechtigkeit: Zusammenhang von sozialer Herkunft, Bildungsbiografie und erfolgreichem Lebensverlauf“ konnte Prof. em. Dr. Dr. h. c. Stefan Hradil vom Institut für Soziologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gewonnen werden. Prof. Hradil ging in seinem Vortrag zunächst auf die zentralen Begriffe „Soziale Ungleichheit“, „Leistungsgerechtigkeit“, „Chancengerechtigkeit“ sowie „Proportionale Chancengleichheit“ ein. Anschließend referierte er über die empirischen Befunde zur Chancengerechtigkeit im Bildungswesen und beleuchtete vor diesem Hintergrund die Bildungsexpansion und die Bildungschancen verschiedener Bevölkerungsgruppen (Frauen und junge Männer, Unterschichtskinder, Migrantenkinder). In seinen weiteren Ausführungen zeigte Prof. Hradil die Bildungsrenditen auf (z. B. Arbeitslosigkeitsrisiko, Einkommen, Wohnverhältnisse, Ansehen, Gesundheit …) und benannte die Ursachen ungleicher Chancen wie die Lebensbedingungen der Herkunftsfamilien, die Bildungsentscheidungen von Eltern und Kindern sowie die „institutionelle Diskriminierung“ (Lehrpläne, Vorurteile etc.). Abschließend zeigte Prof. Hradil mögliche Handlungsbedarfe auf und verwies darauf, dass Maßnahmen umso erfolgreicher verlaufen, je früher sie einsetzen.
In fünf Diskussionsforen konnten die Teilnehmer anschließend nach jeweils einem kurzen Impulsreferat die Themen vertiefen. Die Diskussionsforen standen unter der Leitfrage: „Was können wir auf örtlicher Ebene tun, um Chancengerechtigkeit zu verbessern und zu gelingenden Lebensverläufen beizutragen?“.
Folgende Foren wurden angeboten:
Impuls: Prof. em. Dr. Dr. h. c. Stefan Hradil Moderation: Volker Zimmer
Impuls: Dr. Ulrich Bürger, Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) Moderation: Jutta Funk
Impuls: Dr. Jürgen Wasella, Leiter der Volkshochschule Aalen und zertifizierter Trainer Culture Communication Skills Moderation: Hans-Michael Betz
Impuls: Ingrid Krumm, Gleichstellungs- und Familienbeauftragte des Ostalbkreises Moderation: Berthold Weiß
Impuls: Elmar Zillert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aalen Moderation: Thomas Koch
In einer Abschlussrunde im Plenum wurden unter der Moderation von Landrat Klaus Pavel die wichtigsten Ergebnisse aus den Foren vorgestellt.
III. Ergebnisse
In den oben genannten fünf Diskussionsforen wurde eine Vielzahl an Einzelvorschlägen und Handlungsoptionen erarbeitet. Diese wurden seitens der Landkreisverwaltung in einem ersten Schritt nochmals zusammengefasst (siehe Anlage). Es gilt nun, diese Empfehlungen zu gewichten und zu entscheiden, welche kurz- bzw. mittelfristig umgesetzt werden sollen. Dies soll in der gemeinsamen Sitzung des Sozialausschusses und des Jugendhilfeausschusses am 14. Oktober 2014 erörtert werden.
Finanzierung und Folgekosten
Die konkrete Umsetzung einzelner Maßnahmen ist zum Teil mit finanziellen Aufwendungen verbunden, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar sind. Eine Entscheidung zur Umsetzung muss daher nach konkreter Ausarbeitung im Einzelfall erfolgen.
Anlagen
Ergebnisse des Sozial- und Bildungsforums
Sichtvermerke
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