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Vorlage - 187/2013  

 
 
Betreff: Einsatz der erneuerbaren Energien im Ostalbkreis
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Gebäudemanagement   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung Kenntnisnahme
29.11.2013 
Sitzung des Ausschusses für Umweltschutz und Kreisentwicklung zur Kenntnis genommen   
Anlagen:
Anlage 1 - EEG-Strom Ostalbkreis 2012
Anlage 2 - EEG-Strom Ostalbkreis 2007-2012
Anlage 3 - Windenergie im Ostalbkreis 2012
Anlage 4 - Spitzenreiter bei den Gemeinden 2012

Antrag der Verwaltung

 

 

Antrag der Verwaltung

 

Der Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung nimmt den Bericht zur Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zur Kenntnis.

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

Mit diesem Bericht möchte die Landkreisverwaltung über die Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Ostalbkreis informieren. Die Biogas-, Wasserkraft-, Windenergie- und Photovoltaikanlagen verfügen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) über einen Einspeisevorrang vor den konventionellen Kraftwerken (Kohle, Erdgas, Kernenergie). Gleichzeitig steht diesen EEG-Anlagen je nach Erzeugungsart ein zeitlich befristeter Vergütungsanspruch für jede in das öffentliche Stromnetz eingespeiste Kilowattstunde zu.

 

In den vergangenen Jahren wurde mit einer hohen Dynamik durch Privatpersonen, Energiegenossenschaften, Unternehmen und öffentliche Hand in neue EEG-Anlagen investiert. All diese Anlagen müssen durch die Stromnetzbetreiber in die bestehende Netzinfrastruktur integriert werden. Damit geht auch ein erheblicher Verstärkungs- und Ausbaubedarf des Stromnetzes einher. Anfang Oktober 2013 meldete beispielsweise die Netzgesellschaft Ostwürttemberg (Tochterunternehmen der EnBW ODR AG), dass in ihrem Versorgungsnetz bereits der 25.000 Einspeisekunde angelegt wurde. Diesen 25.000 Rücklieferanlagen stehen rund 220.000 Kunden aus Industrie und privatem Bereich gegenüber. Wo früher nur einzelne große Kraftwerke reguliert wurden, müssen zukünftig zehntausende Rücklieferanlagen koordiniert und gesteuert werden.

Die kostspieligen Netzausbaumaßnahmen schlagen sich im Bereich der regionalen Verteilnetze auch in den Netzentgelten nieder. Deshalb werden Regionen, die beim Ausbau der EEG-Anlagen besonders erfolgreich sind, von den Einspeisevergütungen indirekt über Steuerzahlungen und Wertschöpfung profitieren, zugleich aber über steigende Netzentgelte für die Endverbraucher belastet.

 

 

 

Stromerzeugung aus EEG-Anlagen im Jahr 2012

 

Im vergangenen Jahr 2012 haben EEG-Anlagen einen Rekordwert von 349 Mio. kWh Strom aus erneuerbaren Quellen produziert und in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Den mit Abstand größten Anteil von 180,6 Mio. kWh erbringen die Photovoltaikanlagen. Auf Platz zwei folgen die Biogasanlagen, die 95,8 Mio. kWh beisteuern. Platz drei belegen die Windenergieanlagen mit 70,3 Mio. kWh und die Wasserkraft trägt immerhin noch 2,2 Mio. kWh zum erneuerbaren Gesamtanteil bei.

 

 

Erzeugter EEG-Strom

Jahr 2012

Anteil

Biomasse

95.846.362 kWh

27,5 %

Wind

70.333.208 kWh

20,2 %

Wasser

2.236.422 kWh

0,6 %

Photovoltaik

180.594.358 kWh

51,7 %

GESAMT

349.010.350 kWh

---

 

 

 

 

Die volatilen Energieträger Sonne und Wind erbrachten im Jahr 2012 einen Anteil von 71,9 % der erneuerbaren Stromerzeugung. Die zumeist grundlastfähigen Biogas- und Wasserkraftanlagen erbrachten einen Anteil von zusammen 28,1 %. Im Durchschnitt erzielten die Windenergieanlagen eine Vollbenutzungszahl von 1.404 Stunden im Gesamtjahr, während die Biogasanlagen einen Wert von 5.816 h/a erreichten (Wasserkraft: 2.585 h/a; Photovoltaik: 919 h/a).

 

 

Entwicklung der erneuerbaren Stromerzeugung im Zeitraum 2007-2012

 

Die erneuerbare Strommenge hat sich von 145,6 Mio. kWh im Jahr 2007 innerhalb von fünf Jahren auf 349,0 Mio. kWh mehr als verdoppelt:

 

Auf Grund des starken Zubaus an neuen Photovoltaikanlagen ist der Solarstromanteil stetig ausgebaut worden und von rund einem Fünftel im Jahr 2007 auf mehr als die Hälfte im Jahr 2012 angestiegen. Die Windenergieanlagen konnten ihren hohen Anteil von 45,9 % im Jahr 2007 nicht halten und tragen nunmehr rund ein Fünftel zur erneuerbaren Strommenge bei. Lediglich im Jahr 2009 fand ein Zubau von drei Windenergieanlagen mit je 2.000 kW Nennleistung statt.

Dagegen entstanden regelmäßig neue Biogasanlagen, die mittlerweile 27,5 % der Strommenge oder rund 95,8 Mio. kWh beisteuern.

Bei den Wasserkraftwerken fand nur eine geringe Steigerung der Erzeugungskapazität um 7,6 % im Zeitraum 2007-2012 statt. Sie stellten im vergangenen Jahr 0,6 % der erneuerbaren Strommenge bereit.

 

 

Konkreter Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch im Ostalbkreis

 

Nach Angaben der Netzbetreiber betrug der Stromverbrauch („Netzentnahme“) im Ostalbkreis rund 1.993 Mio. kWh im Jahr 2012. Dabei ist zu berücksichtigen, dass immer mehr Stromverbraucher (Unternehmen, private Haushalte, öffentliche Hand) ihren Strom (teilweise) selbst erzeugen und direkt - ohne Nutzung des öffentlichen Stromnetzes - verbrauchen. Dies geschieht beispielsweise durch Erdgas-Blockheizkraftwerke oder Photovoltaik-Eigenverbrauchsanlagen. Die direkt verbrauchten Strommengen werden zwar durch Zählwerke erfasst, eine umfassende Auswertung aus öffentlich zugänglichen Quellen ist jedoch nicht möglich.

 

Stellt man nun die erneuerbare Strommenge von 349 Mio. kWh dem Stromverbrauch im Ostalbkreis in Höhe von 1.993 Mio. kWh gegenüber, so betrug der Anteil der erneuerbaren Energien im Jahr 2012 bereits 17,5 %. Mit dem anstehenden deutlichen Zubau von Windenergieanlagen wird sich der Anteil erneuerbarer Energieträger in den nächsten Jahren voraussichtlich weiterhin dynamisch entwickeln.

 


Vergütungszahlungen an die Eigentümer von EEG-Anlagen im Jahr 2012

 

Die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gewährten Vergütungszahlungen an die Eigentümer der Anlagen im Ostalbkreis haben sich stark erhöht. Im Jahr 2007 wurden noch insgesamt 28,7 Mio. € verteilt. Im Jahr 2012 betrug die Summe der Vergütungszahlungen bereits 97,1 Mio. € (vgl. Anlage 2).

 

 

EEG-Vergütung

Jahr 2012

Anteil

Biomasse

19.948.398 €

20,5 %

Wind

6.380.287 €

6,6 %

Wasser

201.584 €

0,2 %

Photovoltaik

70.559.505 €

72,7 %

GESAMT

97.089.774 €

---

 

 

Das nachfolgende Schaubild verdeutlicht, dass die Windenergieanlagen zwar 20,2 % der erneuerbaren Strommenge bereitstellen, auf sie aber nur 6,6 % der Vergütungszahlungen entfallen. Bei den Photovoltaikanlagen ist es umgekehrt. Einer Strommenge von 51,7 % stehen Vergütungen von 72,7 % gegenüber.

Jedoch wurden bereits die Vergütungssätze für Solarstromanlagen deutlich abgesenkt auf 14,07 ct/kWh für Dachanlagen bis 10 kW Nennleistung (November 2013).

 

 

 

Während die Biogas-, Windenergie- und Wasserkraftanlagen zusammen 48 % zum erneuerbaren Stromangebot beisteuern, erhalten sie nur 27 % der EEG-Vergütung.

Bei den Photovoltaikanlagen ist dieses Verhältnis umgekehrt: auf sie entfallen mit 73 % mehr Vergütungszahlungen als diese mit 52 % zur Stromerzeugung beisteuern.


Rechnerischer Anteil der erneuerbaren Energien in den Städten und Gemeinden

 

Im Jahr 2012 haben die erneuerbaren Energien rund 17,5 % des Stromverbrauchs im Ostalbkreis bereitgestellt. Dabei handelt es sich um einen rechnerischen Wert, da der erneuerbare Strom nicht an Gemeinde- und Landkreisgrenzen Halt macht und die Städte und Gemeinden des Ostalbkreises in gleicher Weise beispielsweise Strom aus anderen Regionen importieren.

Dennoch bietet die Darstellung des rechnerischen Deckungsanteils der erneuerbaren Energien in den einzelnen Gemeinden interessante Einblicke. Natürlich haben es hier ländlich geprägte Gemeinden mit Windenergie- und Biogasanlagen sowie einem geringen Stromverbrauch pro Einwohner einfacher als Ballungszentren. Der Stromverbrauch pro Einwohner ist im Jahr 2012 bspw. mit 2.124 kWh/EW in Täferrot am niedrigsten - hingegen mit 59.864 kWh/EW in Rosenberg am höchsten.

 

Welchen Deckungsgrad die erneuerbaren Energien in jeder einzelnen Gemeinde konkret erzielen, kann der Übersicht in Anlage 1 entnommen werden.

Den Spitzenplatz nimmt erneut wie im Vorjahr die Gemeinde Stödtlen mit 295,1 % ein. Hier wird also beinahe drei mal mehr erneuerbarer Strom erzeugt als verbraucht.

Auf Platz zwei folgt im Jahr 2012 die Gemeinde Tannhausen mit 250,3 % knapp vor der Gemeinde Eschach mit 247,9 %.

 

In der Anlage 4 werden die erfolgreichsten Städte und Gemeinden nach Energieträger dargestellt. Die Rangfolge ergibt sich aus dem Kennwert „kWh pro Einwohner“ (die in einem Jahr aus erneuerbaren Energien eingespeisten Kilowattstunden werden durch die Einwohnerzahl geteilt). Dies stellt einen aussagekräftigen Kennwert dar.

 

Die Top 5 der jeweils erzeugten Strommenge pro Einwohner:

 

#

Biomasse

Wind

Wasser

Photovoltaik

Gesamte EE

1

Tannhausen

Stödtlen

Obergröningen

Unterschneidheim

Stödtlen

2

Unterschneidheim

Eschach

Abtsgmünd

Neresheim

Eschach

3

Eschach

Ruppertshofen

Täferrot

Stödtlen

Tannhausen

4

Rosenberg

Essingen

Rainau

Tannhausen

Unterschneidheim

5

Bartholomä

Neresheim

Jagstzell

Westhausen

Neresheim

 

 

Zusammenfassung

 

Die erneuerbaren Energien haben im Feld der Stromerzeugung einen erneuten kräftigen Schub durch Investitionen in neue und nach dem EEG vergütete Anlagen auf der Ostalb erfahren.

Während der Zubau von Wasserkraft- und Windenergieanlagen stagniert, hat der Zubau von Photovoltaik- und Biogasanlagen zu einem Anstieg der erneuerbaren Strommenge von 294 Mio. kWh (Jahr 2011) um 18,7 % auf 349 Mio. kWh im Jahr 2012 geführt.

Die EEG-Vergütungszahlungen stiegen gegenüber dem Jahr 2011 um 16,4 % auf rund 97,1 Mio. € im Jahr 2012 an. Diese beiden Zahlen zeigen bereits, dass die Strommenge aus erneuerbaren Energien um 2,3 % stärker angestiegen ist als die Vergütungszahlungen, die im Bereich Photovoltaik deutlich gekürzt wurden.

 

In der aktuellen Diskussion zu einer umfassenden Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes („EEG 2.0“) wird vor allem eine Heranführung der erneuerbaren Energien an die Preisbildung am Markt gefordert. Sollten die starren Vergütungssätze jedoch erhalten bleiben, so ist mit einer Absenkung der Vergütungen für Windenergie an Land zu rechnen. Die konkreten neuen Förderbedingungen in einem novellierten  EEG sowie der Zeitpunkt des Inkrafttretens werden den absehbaren starken Windkraftausbau im Ostalbkreis wesentlich beeinflussen. Von der politischen Ausgestaltung des EEGs sowie vom allgemeinen technologischen Fortschritt (neue Anlagengenerationen; Batteriespeicher; elektrische Energie zu Methan (power to gas); Um-/Ausbau des Stromnetzes) wird es abhängen, ob der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch im Ostalbkreis in den nächsten Jahren deutlich erhöht werden kann.

Ob das kreispolitische Ziel eines Anteils der erneuerbaren Energien von 50 % am Stromverbrauch der Städte und Gemeinden des Ostalbkreises bis zum Jahr 2025 erreicht werden kann, hängt deshalb wesentlich von der zukünftigen Ausgestaltung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ab.


 

Anlagen

Anlagen

 

Anlage 1              Erneuerbare Energien (Strom) im Ostalbkreis - Jahr 2012 -

Anlage 2              Stromerzeugung aus EEG-Anlagen im Zeitraum 2007-2012

Anlage 3              Windenergie im Ostalbkreis - Jahr 2012 -

Anlage 4              Spitzenreiter bei den Gemeinden und Städten - Jahr 2012 -

 

 

 

 

Sichtvermerke

 

 

 

Geschäftsbereich Gebäudemanagement

- Kommunales Energiemanagement

 

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Bihr

 

 

Dezernent

__________________________________________

 

Wolf

 

 

Landrat

__________________________________________

 

Pavel

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Anlage 1 - EEG-Strom Ostalbkreis 2012 (17 KB)    
Anlage 2 2 Anlage 2 - EEG-Strom Ostalbkreis 2007-2012 (25 KB)    
Anlage 3 3 Anlage 3 - Windenergie im Ostalbkreis 2012 (15 KB)    
Anlage 4 4 Anlage 4 - Spitzenreiter bei den Gemeinden 2012 (24 KB)