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Vorlage - 177/2013  

 
 
Betreff: Förderung von Schulsozialarbeit an der Hermann Hesse Schule in Aalen
Status:öffentlich  
Federführend:Sozialdezernat - Beratung, Planung, Prävention   
Beratungsfolge:
Gemeinsame Sitzung des Sozialausschusses und des Jugendhilfeausschusses Entscheidung
14.10.2013 
Sitzung Gemeinsame Sitzung des Sozialausschusses und des Jugendhilfeausschusses ungeändert beschlossen   
Kreistag Kenntnisnahme
22.10.2013 
Sitzung des Kreistags ungeändert beschlossen   

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Antrag der Verwaltung

Antrag der Verwaltung:

 

Der Ostalbkreis fördert die Schulsozialarbeit an der Hermann Hesse Schule in Aalen (50 %-Stelle) auf der Grundlage der aktuellen Konzeption „Schulsozialarbeit im Ostalbkreis“ ab dem Schuljahr 2014/2015.

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

I. Ausgangssituation

 

In den Sitzungen des Jugendhilfeausschusses und des Ausschusses für Bildung und Finanzen am 18.06.2013 bzw. 02.07.2013 wurde über die Förderung neuer Schulsozialarbeitsstellen beraten und beschlossen. Demnach werden vom Ostalbkreis nunmehr insgesamt 28,65 Stellen an 34 allgemeinbildenden und beruflichen Schulen bzw. Schulzentren gefördert. Grundlage bildet die fortgeschriebene Konzeption zur Schulsozialarbeit, die im Mai 2012 vom Kreistag verabschiedet wurde.

 

Bezüglich des Antrags der Stadt Aalen auf Förderung einer 50 %-Stelle an der Hermann Hesse Schule vertrat die Landkreisverwaltung die Ansicht, dass sich Sonderschulen generell von den anderen Schulen dadurch unterscheiden, dass sie für die schwierigeren Rahmenbedingungen besser ausgerüstet sind (kleine Klassenverbände mit einer besseren Lehrer-Schüler-Relation, besondere pädagogische Konzepte, spezifische sonderpädagogische Ausbildung der Lehrkräfte usw.). Dadurch könne wesentlich besser und intensiver auf die individuellen Lern- und Entwicklungsbedürfnisse der einzelnen Schülerinnen  und Schüler eingegangen werden. Vor diesem Hintergrund weist die Konzeption des Ostalbkreises auch eine  Priorisierung für Haupt-, Werkreal- und Realschulen einschließlich Gemeinschaftsschulen aus. Weder das Staatliche Schulamt, noch die Landkreisverwaltung sahen unter den genannten Aspekten im Vergleich zu den anderen Anträgen eine Priorität für Schulsozialarbeit an der Hermann Hesse Schule gegeben.

 

Die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses und des Ausschusses für Bildung und Finanzen vertraten in den genannten Sitzungen jedoch unterschiedliche Positionen. Es wurde daher beschlossen, den Antrag der Stadt Aalen von der Beschlussfassung auszuklammern und darüber in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses bzw. des Ausschusses für Bildung und Finanzen gesondert zu beraten und zu entscheiden. Vorab sollte die Verwaltung nochmals intensiv die Herausforderungen an der Schule analysieren und bewerten.

 

 

II. Situation an der Hermann Hesse Schule Aalen

 

Die Hermann Hesse Schule ist eine öffentliche Sonderschule mit den Bildungsgängen Förderschule (Klasse 1 bis 9) und Schule für Erziehungshilfe (Klasse 1 bis 6). Die Förderschule ist eine Schule, an der Kinder und Jugendliche mit umfassenden und lang andauernden Lernproblemen und Entwicklungsverzögerungen ein differenziertes Unterrichts- und Förderangebot erhalten. Die Schule für Erziehungshilfe nimmt Kinder und Jugendliche auf, deren psychische Erlebnis- und Verarbeitungsweisen zu Störungen von Lernprozessen und des sozialen Handelns führen und deren Förderbedarf in der allgemeinen Schule, auch unter Berücksichtigung der sonderpädagogischen Kooperation, nicht Rechnung getragen werden kann.

 

Die Hermann Hesse Schule ist eine Ganztagesschule mit derzeit rund 230 Schülerinnen und Schülern. Davon besuchen 125 die Förderschule und 105 die Schule für Erziehungshilfe. Der Migrationsanteil liegt bei 42 %.

 

In der Antragsbegründung der Hermann Hesse Schule werden insbesondere folgende Aspekte angeführt:

 

-              stetiger Anstieg der Schülerzahlen in den letzten Jahren

-              weites Einzugsgebiet, daher hoher Anteil an „Fahrschülern“ (Schule für Erziehungshilfe: weit über 90 %)

-              148 Schüler/-innen nehmen das Angebot der Ganztagesschule wahr

-              41 % der Schüler/-innen leben in „armen Familien“ (Stand 2008), vor allem der Anteil der von Armut bedrohten Familien hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen

-              die Jugendhilfequote liegt bei 18 % (Schule für Erziehungshilfe), an der Schule insgesamt bei 13 %

-              komplexe Schwierigkeiten der Schülerschaft und deren Eltern, insgesamt hohes Maß an familienbelastenden Lebenslagen

-              Verhaltensauffälligkeiten (Kinder mit mangelnder Impulskontrolle und oppositionell- aggressivem Verhalten, angstbesetzte Kinder mit traumatischen Verwahrlosungs- und Gewalterlebnissen, Kinder mit Wahrnehmungsschwierigkeiten und klinischen Krankheitsbildern wie Mutismus, ADHS oder Störungen aus dem autistischen Spektrum, die auch Aspekte der Hochbegabung beinhalten können)

 

-              Gewalt (Mischung aus fehlender Impulskontrolle, geringer Frustrationstoleranz und nur wenig ausgeprägten sprachlichen Konfliktlösungsstrategien, vor allem in Pausenzeiten häufige Vorfälle, oft nur begrenzt lösungsorientiertes Repertoire an Konfliktlösungsstrategien)

-   immer wieder Kenntnis von schwerwiegenden Misshandlungen von Schülern im privaten Umfeld

-  oft schon mehrfaches Erleben von Trennung und Scheidung der Eltern

-  Traumatisierungen durch Gewalt oder sexuelle Übergriffe sowie hohe  innerfamiliäre Belastungen wie geringer sozioökonomischer Status, Arbeitslosigkeit, beengte Wohnsituationen sowie psychische Erkrankungen

 

Es wurde bislang versucht, diesen schwierigen Rahmenbedingungen mit verschiedenen Unterstützungsangeboten entgegenzuwirken. So erhielt die Hermann Hesse Schule beispielsweise Unterstützung durch den Geschäftsbereich Jugend und Familie des Ostalbkreises im Rahmen der Einzelfallhilfe, außerdem sind sogenannte Schulbegleiter im Rahmen der Integrationshilfe für drei Kinder im Einsatz. Die Stadt Aalen als Schulträger hält in Kooperation mit dem Förderverein Aufwind an der Hermann Hesse Schule bereits mehr Personal für die Ganztagesbetreuung vor (eine Betreuungskraft pro 10 Schüler, statt 28). Außerdem wird mehr Hauswirtschaftpersonal eingesetzt sowie  30 % des Stellenumfangs des städtischen Streetworkers.

 

 

III. Erneute Prüfung des Antrages der Stadt Aalen

 

Unter Einbezug  der Diskussionsbeiträge in den oben genannten Ausschusssitzungen wurde der Antrag der Stadt Aalen in einem gemeinsamen Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Aalen, der Hermann Hesse Schule, des Staatlichen Schulamtes Göppingen und der Landkreisverwaltung am 09.07.2013 erneut beraten. Dabei wurde insbesondere erörtert, ob die bisherigen Unterstützungsangebote ausreichend sind bzw. ob weitere Hilfsangebote installiert werden können.

 

Ergebnis dieser Beratung war, dass einerseits die Situation an der Hermann Hesse Schule den in der Konzeption des Ostalbkreises formulierten Bedarfskriterien entspricht. Andererseits können die bisherigen Unterstützungsangebote den Problemkonstellationen an der Schule nicht adäquat entgegenwirken, so dass ein zusätzlicher Handlungsbedarf gegeben ist. Im Moment sehen die Beteiligten keine Lösungsansätze in Form alternativer Hilfsangebote.

 

Allein die Tatsache, dass aktuell 36 Schüler/ -innen der Hermann Hesse Schule eine Hilfe zur Erziehung in Anspruch nehmen, spricht für Schulsozialarbeit als wichtigem Bindeglied zwischen der Schule und der Jugendhilfe. Einzelfallhilfen im Rahmen der Hilfe zur Erziehung sind in der Summe weitaus teurer als Schulsozialarbeit.

 

 

IV. Vorschlag der Verwaltung

 

Nach der erneuten Beratung des Antrages der Stadt Aalen mit allen Beteiligten kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass aus derzeitiger Sicht Schulsozialarbeit an der Hermann Hesse Schule im beantragten Umfang als erforderliche und geeignete sozialpädagogische Hilfe zu betrachten ist. Die Verwaltung schlägt daher vor, dem Antrag zuzustimmen.

Finanzierung und Folgekosten

Finanzierung und Folgekosten

 

Die Fördermittel des Ostalbkreises sind gemäß der Konzeption im Haushaltsplan 2014 einzustellen. Nach Mitteilung der Stadt Aalen kann die Schulsozialarbeit erst nach Abschluss der Haushaltsplanberatungen und nach Vorliegen der Ergebnisse des für Anfang 2014 geplanten Schulgipfels der Stadt Aalen beginnen. Als realistisch wird der Schuljahresbeginn 2014/2015 betrachtet, d.h. ab  01.09.2014. Der Förderanteil des Ostalbkreises beläuft sich dann im Jahr 2014 auf rund 3.140 Euro.

 

 

 

 

Anlagen

Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

Sachbearbeiter

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Joklitschke                                        Weiß

 

 

Dezernent

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Rettenmaier

 

 

Dezernat II

__________________________________________

 

Kurz

 

 

Landrat

__________________________________________

 

Pavel