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Antrag der Verwaltung
Der Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung nimmt den Bericht zur Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen zur Kenntnis. Sachverhalt
Die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen hat auch im Ostalbkreis durch ihre rasante Entwicklung die Energielandschaft nachhaltig und grundlegend verändert. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat mit seinem Fördermechanismus einer staatlich garantierten Einspeisevergütung den enormen Zubau der EEG-Anlagen befeuert. In diesem Bericht soll für den Zeitraum 2007-2011 ein Überblick über die Entwicklung der Stromerzeugung aus EEG-Anlagen (Biogas-, Wasserkraft-, Windenergie- und Photovoltaikanlagen) in den 42 Städten und Gemeinden des Ostalbkreises gegeben werden.
Die Förderung der erneuerbaren Energien und die Umlage der Kosten auf die Endverbraucher im Wege der EEG-Umlage ist bezüglich des Ausbautempos eine Erfolgsgeschichte. Auf der anderen Seite bedarf dieser Ausbau der Erzeugungskapazitäten vieler weiterer Investitionen und Innovationen bezüglich des Netzausbaus, der Speicherung von Strom oder der Umwandlung von erneuerbarem Strom in Wasserstoff- oder Methangas. Diese Investitionen werden letztendlich immer die Stromverbraucher direkt über die EEG-Umlage und die Netzentgelte oder indirekt über die Einpreisung in Produkte und Dienstleistungen bezahlen. Dennoch bietet die Energiewende auch die Chance, die Importabhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland von unsicheren Lieferstaaten in Nahost und Osteuropa zu verringern. Außerdem wird durch die Energieerzeugung vor Ort eine regionale Wertschöpfung generiert, die wiederum den Städten und Gemeinden durch Steuereinnahmen zu Gute kommt. Ziel muss es sozusagen sein, mehr EEG-Vergütungen für den Ostalbkreis zu generieren, als über die EEG-Umlage in andere Landkreise und Regionen zu überweisen. Aus diesem Grund werden in diesem Bericht auch die gezahlten EEG-Vergütungen dargestellt.
Entwicklung der installierten Anlagenleistung im Zeitraum 2007-2011
Bei der Wasserkraft (27 Anlagen im Ostalbkreis) wurde in den letzten Jahren lediglich eine zusätzliche Anlage, die Wasserkraftschnecke an der Jagst (Steingrubmühle) in Ellwangen, in Betrieb genommen. Die Windenergieleistung wurde zuletzt 2009 im Vorranggebiet Striethof auf Eschacher Gemarkung um drei Anlagen von jeweils 2.000 kW erweitert. Insgesamt befinden sich 29 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 49.895 kW in Betrieb. Die Biogasanlagen hingegen erfuhren im ländlichen Raum einen großen Schub und die installierte Leistung erhöhte sich dadurch von 9.100 kW zum Jahresende 2007 auf 16.729 kW zum Jahresende 2011. Der größte Zuwachs ist bei den Photovoltaikanlagen zu verzeichnen. Die Solarstromanlagen bewegen sich zwischen gerade einmal 1 kW Anlagenleistung (rund vier Photovoltaikmodule) auf privaten Dächern bis hin zu einer Leistung von 3.750 kW (15.600 Module auf 66.000 m²) bei einer Freiflächenanlage in Westhausen. Die Photovoltaikanlagen werden hauptsächlich von Privatpersonen und Landwirten, aber auch vermehrt von Industrie und öffentlicher Hand installiert und genutzt. Die Zahl der Photovoltaikanlagen beläuft sich auf ca. 9.200 im Ostalbkreis. Die Anlagenleistung stieg rasant von 36.919 kW (2007) auf mittlerweile 170.167 kW (2011) an.
Bei der installierten Anlagenleistung ist zu beachten, dass Photovoltaik- und Windenergieanlagen auf Grund der Wetterabhängigkeit eine geringere Zahl an Vollbenutzungsstunden erreichen als Biogas- und Wasserkraftanlagen, die deshalb grundlastfähiger sind.
Den mit rund 72 % überragenden Teil der installierten Anlagenleistung stellen damit die Photovoltaikanlagen gefolgt vom „Windpark Ostalbkreis“, der vor dem Hintergrund der Fortschreibung des Regionalplans in den kommenden Jahren ebenfalls erheblich ausgebaut werden dürfte. Die Biogasanlagen sind im ländlich geprägten Ostalbkreis stark vertreten, wobei wie bei der Wasserkraft der Zahl der wirtschaftlich sinnvoll zu betreibenden Anlagen eine natürliche Grenze gesetzt ist. Mittlerweile sind Biogasanlagen nur noch förderfähig, wenn die bei der Verstromung in Blockheizkraftwerken entstehende Wärme sinnvoll genutzt wird.
Im Jahr 2011 haben Anlagen, die durch das EEG gefördert werden, einen Spitzenwert von 294 Millionen kWh Strom regenerativ erzeugt und in das Stromnetz eingespeist. Allein die Photovoltaikanlagen haben im vergangenen Jahr mehr Strom erzeugt als im Jahr 2007 der gesamte Kraftwerkspark aus EEG-Anlagen zusammen (vgl. Anlage 2).
Während die Wasserkraftanlagen auf Grund des trockenen Jahres 2011 mit 1,9 Mio. kWh rund 37 % weniger Strom als im Jahr 2010 erzeugten, konnten die Windenergieanlagen wegen eines besseren Windjahres mit 71,3 Mio. kWh rund 10 % mehr Strom erzeugen. Die Biogasanlagen speisten 70,9 Mio. kWh (+ 22 %) in das Stromnetz ein. Die Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen erhöhte sich gar um 61 % gegenüber dem Jahr 2010 auf mittlerweile 149,9 Mio. kWh.
Beim Vergleich der Schaubilder „Stromerzeugung“ und „Installierte Leistung“ wird deutlich, welche Rolle die Vollbenutzungsstunden spielen. Während die Biogasanlagen nur 7,0 % der Anlagenleistung ausmachen, liefern diese 24,1 % des Stroms. Die Photovoltaikanlagen verfügen über 10 mal mehr Nennleistung, liefern dagegen aber „nur“ 51,0 % des erneuerbaren Stroms im Ostalbkreis.
Während im Jahr 2007 noch 145,6 Mio. kWh aus erneuerbaren Quellen stammten, beträgt dieser Wert im Jahr 2011 mit 294,0 Mio. kWh bereits mehr als das Doppelte. Das nachfolgende Schaubild zeigt deutlich, wie sich die vormals bestimmende Windenergie wegen des Zubaus von Photovoltaik- und Biogasanlagen von beinahe der Hälfte der Stromerzeugung auf rund ein Viertel verringert hat. Die Photovoltaik ist hingegen mit einem Anteil von mittlerweile über 50 % der bestimmende Faktor.
Vergütungszahlungen an die Betreiber von EEG-Anlagen im Jahr 2011
Neben der Stromerzeugung haben sich die nach dem EEG garantierten Vergütungszahlungen an die Anlagenbetreiber stark erhöht. Im Jahr 2007 wurden noch insgesamt 28,7 Mio. € verteilt. Im Jahr 2011 beträgt die Summe der Vergütungszahlungen bereits 83,4 Mio. € (vgl. Anlage 2).
Während die Biogas-, Windenergie- und Wasserkraftanlagen zusammen 49 % zum erneuerbaren Stromangebot beisteuern, erhalten sie nur 24 % der EEG-Vergütung. Bei den Photovoltaikanlagen ist dieses Verhältnis umgekehrt: auf sie entfallen mit 76 % mehr Vergütungszahlungen als diese mit 51 % zur Stromerzeugung beisteuern.
Konkreter Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch im Ostalbkreis
Die erneuerbaren Energien haben im Jahr 2011 rund 294 Mio. kWh Strom erzeugt und in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Nach Angaben der vier Netzbetreiber im Ostalbkreis (Netzgesellschaft Ostwürttemberg GmbH, EnBW Regional AG, Stadtwerke Aalen GmbH, Stadtwerke Schwäbisch Gmünd GmbH) betrug der gesamte Stromverbrauch im Ostalbkreis rund 2.026 Mio. kWh. Die erneuerbaren Energien decken damit rein rechnerisch einen Anteil von 14,5 % des Stromverbrauchs der privaten Haushalte, der Industrie und der öffentlichen Infrastruktur im Ostalbkreis ab. Durch den weiteren Ausbau der Photovoltaik und der Windenergie wird dieser Wert in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich ausgebaut werden. Welchen Deckungsgrad die erneuerbaren Energien in jeder einzelnen Gemeinde konkret erzielen, kann der Übersicht in Anlage 1 entnommen werden. Den Spitzenplatz nimmt hierbei die Gemeinde Stödtlen ein, die rein rechnerisch betrachtet beinahe drei mal mehr Strom (288,6 %) aus erneuerbaren Quellen produziert als im Gemeindegebiet verbraucht wird. Auf Platz 2 und 3 folgen die Gemeinden Eschach (248,4 %) und Tannhausen (220,9 %). Diese drei Gemeinden versorgen sich aus bilanzieller Sicht bereits vollständig aus erneuerbaren Energien, wobei zu beachten ist, dass rein physikalisch betrachtet der Strom im Moment seiner Erzeugung natürlich auch in andere Netzgebiete außerhalb der jeweiligen Gemeindegrenze abfließt bzw. Strom von außerhalb bezogen wird.
Spitzenreiter bei den Gemeinden und Städten
In der Anlage 4 sind die im Feld der erneuerbaren Stromerzeugung erfolgreichsten Gemeinden und Städte dargestellt. Die Reihenfolge richtet sich nach dem aussagekräftigen Kennwert „regenerativ erzeugte Kilowattstunden im Jahr 2011 geteilt durch Einwohnerzahl“, kurz „kWh pro Einwohner“.
Bei der Biomasse (Biogasanlagen) belegen naturgemäß die zumindest teilweise noch landwirtschaftlich geprägten Gemeinden die vordersten Plätze: Den ersten Platz belegt die Gemeinde Tannhausen (4.429 kWh/EW) deutlich vor Eschach (2.762 kWh/EW), Unterschneidheim, Rosenberg und Böbingen.
Die bisherigen Vorranggebiete begünstigen die Standortgemeinden bei der Nutzung der Windenergie. Hier liegt die Gemeinde Stödtlen mit 5.935 kWh/EW deutlich vor dem wiederum zweitplatzierten Eschach (3.818 kWh/EW). Es folgen Essingen, Ruppertshofen, Neresheim, Ellenberg, Aalen, Bopfingen und Ellwangen.
Die große und ertragsreiche Wasserkraft spielt sich hauptsächlich am Kocher ab, weshalb die Gemeinden Obergröningen (644 kWh/EW; eine Anlage in Algishofen) und Abtsgmünd (98 kWh/EW; drei Anlagen in der Neuschmiede, in Reichertshofen und in Untergröningen) die beiden vordersten Plätze belegen. Zusammengenommen wurden in diesen vier Wasserkraftanlagen 1.016.395 kWh erzeugt, was 53 % der gesamten Erzeugung im Ostalbkreis entspricht. Auf den weiteren Plätzen folgen die Gemeinden Täferrot, Rainau und Jagstzell.
Die Kraft der Sonne wird schließlich durch die Photovoltaik in sämtlichen Gemeinden und Städten des Ostalbkreises genutzt. Im Gegensatz zu den anderen drei Energieträgern ist die Photovoltaik weitgehend standortunabhängig und kann auf vielen Dachflächen von privaten oder öffentlichen Gebäuden installiert werden. Die größte Freiflächenanlage im Ostalbkreis befindet sich auf der Deponie „Finstere Klinge“ in Westhausen mit einer Leistung von 3.750 kW. In der Stadt Neresheim sind gleich drei Freiflächenanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 4.500 kW in Betrieb. Der sich derzeit im Bau befindliche „Solarpark Mutlanger Heide“ soll über eine Leistung von rund 7.000 kW verfügen und wäre damit die zweitgrößte Freiflächenanlage in Baden-Württemberg. Die Spitzenposition bei der Solarstromgewinnung nimmt jedoch die Gemeinde Unterschneidheim mit 2.182 kWh/EW ein. Auf den weiteren Plätzen folgen Stödtlen, Tannhausen, Neresheim und Ellenberg.
Wird die gesamte Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen betrachtet, so sichert sich die Gemeinde Eschach mit einem Mix aus Photovoltaik-, Biogas- und Windenergieanlagen die Spitzenposition mit 7.933 kWh pro Einwohner im Jahr 2011. Auf Platz 2 folgt die Gemeinde Stödtlen (7.856 kWh/EW) und als Dritter schließt die Gemeinde Tannhausen mit 6.284 kWh/EW ab. Die weiteren Plätze belegen Unterschneidheim, Neresheim, Ruppertshofen, Essingen, Rosenberg, Ellenberg und Obergröningen. Der Durchschnittswert im Ostalbkreis liegt bei 947 kWh/EW, wobei genau die Hälfte der Gemeinden über diesem Wert liegt und die großen Flächengemeinden es einfacher haben, einen überdurchschnittlichen Wert zu erreichen.
Fazit
Der rasante Anstieg der Stromerzeugung aus EEG-Anlagen von 145,6 Mio. kWh im Jahr 2007 auf nunmehr 294,0 Mio. kWh im Jahr 2011 verdeutlicht den Erfolg der Energiewende vor Ort im Ostalbkreis. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, aber auch Privatwirtschaft und Öffentliche Hand, haben in den vergangenen Jahren enorme Investitionssummen für dieses Projekt aufgebracht. Die EEG-Vergütungszahlungen an die Anlagenbetreiber beliefen sich im Vorjahr auf 83,4 Mio. €. Dies verdeutlicht den beachtlichen Wirtschafts- und Steuerkraftfaktor, der den erneuerbaren Energien durch ihre dezentrale Stromgewinnung zukommt.
Der Ostalbkreis und die Gemeinden und Städte profitieren von der Energiewende, die mehrheitlich durch die Bürgerinnen und Bürger mitgetragen wird. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat über den Umlagenmechanismus der Vergütungszahlungen (Volumen im Jahr 2011: 16,4 Mrd. €) beinahe einen zweiten Länderfinanzausgleich (Jahr 2011: 7,3 Mrd. €) geschaffen. Der Ostalbkreis muss als Standort für viele weitere Windenergieanlagen diese Wertschöpfung möglichst in der Region halten. Dies kann durch erfahrene Projektierer und Unternehmen aus der Region gelingen, wenn sich auch die Bürgerinnen und Bürger direkt oder über die bereits vorhandenen drei Bürgerenergiegenossenschaften an den Windparks finanziell beteiligen. Der Ostalbkreis kann sozusagen zum Stromproduzenten für Industriezentren wie der Region Stuttgart werden, wobei im Gegenzug die Erträge aus der Stromdirektvermarktung oder den EEG-Vergütungszahlungen möglichst vollumfänglich in die Gemeinden und Städte des Ostalbkreises fließen sollten. Allerdings folgt aus der derzeitigen Systematik der Berechnung der Netzentgelte eine Kostenbelastung gerade für die Verbraucher innerhalb der Stromnetze, in denen überdurchschnittlich viele EEG-Anlagen technisch eingebunden werden müssen. Diese ungleiche Kostenverteilung zwischen den rund 900 Stromnetzbetreibern in Deutschland bedarf dringend einer Neuregelung durch den Bundesgesetzgeber. Finanzierung und Folgekosten
Über die EEG-Umlage trägt auch der Ostalbkreis einen beachtlichen Teil zur Finanzierung der Energiewende bei der Stromversorgung bei. Die Kreisgebäude (Verwaltungsgebäude, Sonderschulen, Berufliche Schulen, Gemeinschaftsunterkünfte) beziehen im Jahr rund 4,5 Mio. kWh Strom aus dem öffentlichen Stromnetz. Die drei Klinik-Eigenbetriebe verfügen über einen externen Strombezug (ohne Eigenverbrauch von Strom aus Erdgas-Blockheizkraftwerken) von rund 12,5 Mio. kWh.
Im Jahr 2013 beträgt die EEG-Umlage 5,277 ct/kWh (netto). Der Ostalbkreis wird bei einem Strombezug von 17 Mio. kWh damit einen Förderbeitrag von 897.000 € für die EEG-Vergütungszahlungen und weitere 170.500 € an Umsatzsteuer aufbringen. Auf die Kreisgebäude entfallen 282.500 € und auf die Klinik-Eigenbetriebe 785.000 €. Anlagen
Anlage 1 Erneuerbare Energien (Strom) im Ostalbkreis - Jahr 2011 - Anlage 2 Stromerzeugung aus EEG-Anlagen im Ostalbkreis - 2007-2011 - Anlage 3 Windenergie im Ostalbkreis - Jahr 2011 - Anlage 4 Spitzenreiter bei den Gemeinden und Städten - Jahr 2011 -
Sichtvermerke
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