Bürgerinformationssystem
Antrag der Verwaltung:
Kenntnisnahme Sachverhalt/Begründung
I. Ausgangssituation und Allgemeines
Seit Jahren klagen Ausbilder und Unternehmer, dass die Ausbildungsreife der Schulabgänger zurückgeht. Mit der Veröffentlichung verschiedener PISA-Ergebnisse haben die Rückmeldungen aus der Wirtschaft eine neue Bedeutung erlangt und Bestätigung aus der Bildungsforschung erfahren.
Industrie- und Handelskammern (IHKs) haben dies zum Anlass genommen, die ausbildenden Betriebe zu befragen, wie sie mit mangelnder Ausbildungsreife umgehen, welche Konsequenzen sich in den Betrieben daraus ergeben, bzw. welche Maßnahmen aus Sicht der ausbildenden Unternehmen möglich sind, damit Schulabgänger für eine duale Berufsausbildung ausreichend qualifiziert sind.
Zentrales Ergebnis der Umfrage ist: Die Schule muss besser auf den Einstieg ins Berufsleben, auf die Anforderungen einer qualifizierten Lehre vorbereiten. Das tut sie nach Meinung vieler Ausbildungsbetriebe noch nicht in ausreichendem Maße. Dies führt dazu, dass eine Reihe von Ausbildungsplätzen aufgrund mangelnder Qualifikationen der Bewerber nicht oder nur schwer besetzt werden können.
Nicht für alle der beklagten Defizite sind jedoch die Schulen allein verantwortlich zu machen. So stellen Ausbilder zunehmend Schwächen bei den sozialen und persönlichen Kompetenzen der Lehrstellenbewerber fest, zum Beispiel im persönlichen Verhalten, in ihrer Motivation oder bei ihren sozialen Kompetenzen.
Die Berufswegeplanung in der Haupt- bzw. Werkrealschule ist zwar ein elementarer Bestandteil der Vorbereitung auf den Übergang in eine Berufsausbildung. Es hat sich jedoch mehrfach gezeigt, dass die Arbeit von außerschulischen Experten die Wirksamkeit des Berufswahlunterrichtes spürbar verbessert.
Vor diesem Hintergrund hat sich der Ostalbkreis schon Ende 2006 gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Aalen und der damaligen Arbeitsgemeinschaft zur Beschäftigungsförderung im Ostalbkreis (Abo) entschlossen, das Schulprojekt „ZUKUNFT“ zur vertieften Berufsorientierung an allen Hauptschulen in Klasse 8 und 9 einzuführen. Seit 2007 wird das Projekt in Zusammenarbeit mit derzeit 10 außerschulischen Partnern, das sind Bildungsträger aus dem Ostalbkreis, umgesetzt.
II. Zielgruppen und Zielsetzungen
Am Projekt können Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9 der Haupt- und Werkrealschulen teilnehmen, die unsichere berufliche Perspektiven haben oder von sozialer Benachteiligung betroffen sind. Insbesondere werden Schüler/innen mit Migrationshintergrund einbezogen.
Im Schuljahr 2011/2012 besuchen 1.906 Schüler/innen die Klassen 8 und 9 der Haupt- und Werkrealschulen im Ostalbkreis. Davon werden ca. 800 Schüler/innen über das Projekt „ZUKUNFT“ begleitet. Die Teilnahme ist freiwillig. Die angebotenen Plätze reichen jedoch meist nicht aus.
Die wesentlichen Projektziele bestehen in
- der Verbesserung der Berufswahlkompetenz- der Verbesserung der Ausbildungsreife - einer Intensivierung der Elternarbeit - regelmäßigen Kontakten zu Ausbildungsbetrieben - der Steigerung der Attraktivität von Handwerksberufen bei Schulabgängern - einer nachhaltigen Kooperation zwischen allen Beteiligten - der Steigerung der Ausbildungsverträge für Schüler/innen mit Hauptschulabschluss
III. Projektbeschreibung und -umsetzung
Die außerschulischen Partner kommen zu fest vereinbarten Zeiten an die Schulen, um mit den Schüler/innen am Thema „Vertiefte Berufsorientierung-Berufswahlkompetenz“ zu arbeiten.
Eine gute und erfolgreiche Berufswahl erfordert Hintergrundwissen über Wirtschaft und Betriebe. Eine Vertiefung dieser Kenntnisse soll den Schüler/innen helfen, die Arbeitswelt, Berufsinhalte und ihre Entwicklung zu verstehen. Mit der Einbeziehung von außerschulischen Partnern, Eltern, Lehrern und Ausbildungsleitern erhalten sie wichtige Impulse für ihre Berufswahl.
Die Wichtigkeit von Schlüsselqualifikationen wird dargelegt. Zur Persönlichkeitsstärkung gibt es spezielle Trainings (Telefon-, Benimm- oder Präsentationstraining).
Mit den Schülern/innen werden individuelle Bewerbungsunterlagen gemeinsam erarbeitet. Eine gezielte Bewerbungsvorbereitung verhilft dazu, bedeutsame Einstellungskriterien kennenzulernen. Mit dem Trainieren von Einstellungstests und Vorstellungsgesprächen werden Unsicherheiten abgebaut bzw. überwunden.
Mit allen Schülern/innen werden alternative Pläne für den Übergang „Schule-Beruf“ erarbeitet, wobei die Eltern nachhaltig in den Berufswahlprozess ihrer Kinder eingebunden werden. Die Zusammenarbeit mit ihnen wird bei einem ersten Gespräch zu Beginn des Schuljahres schriftlich festgehalten. Ein ständiger Austausch ermöglicht realistische Einschätzungen der weiteren schulischen und beruflichen Möglichkeiten. Die enge Zusammenarbeit mit den Berufsberatern der Agentur für Arbeit stellt einen wichtigen Baustein im Projekt dar. Ihre fundierten Kenntnisse über Berufswege, berufliche Entwicklungsperspektiven und Tätigkeitsfelder auf den verschiedensten Qualifikationsebenen sind wichtige Hilfestellungen bei anstehenden beruflichen Entscheidungsprozessen und bei der beruflichen Lebensplanung.
Die Zustimmung der Eltern zur Weitergabe von bewerbungsbedingten Daten an Dritte stellt sicher, dass alle Beteiligten den gleichen Kenntnisstand haben und ermöglicht somit die nahtlose Fortsetzung von Bewerbungsaktivitäten an den Berufsschulen.
Die Schüler/innen werden an 36 Schulwochen in Gruppen mit jeweils 16 Teilnehmern/innen betreut. Ein spezielles Coaching findet überwiegend in Kleingruppen statt. Die Schulen stellen für die Umsetzung des Projektes die Räumlichkeiten, PC´s, Internetzugang, Telefon und alle anderen Arbeitsmaterialien vor Ort zur Verfügung.
Die inhaltliche Konzeption, Anträge, Abrechnungen, Verwendungsnachweise sowie die Koordination mit den Schulen und Bildungsträgern wird von der Projektleitung im Landratsamt (Frau Nowottnick) übernommen.
IV. Chancen und Erfolgsfaktoren
Das Schulprojekt ZUKUNFT bietet Chancen
- für die beteiligten Schüler/innen. Durch intensive Begleitung, Unterstützung, Motivation und Information verbessern sich ihre Möglichkeiten, eine berufliche Perspektive zu finden. - für die Eltern. Ihre Kinder werden im Prozess „Übergang Schule-Beruf“ zielgerichtet unterstützt. - für die Schulen. Der Berufswahlunterricht wird optimiert, ohne dass zusätzlicher Verwaltungsaufwand entsteht. Lehrer/innen erhalten über das Projekt ZUKUNFT regelmäßig aktualisierte Informationen über Betriebe und Ausbildungserfordernisse. - für die Betriebe und Berufsschulen. Die zukünftigen Auszubildenden sind besser auf die Berufswelt und die Berufe vorbereitet. Betrieben und Berufsschulen stehen kompetente Ansprechpartner an den Schulen und bei den Bildungsträgern zur Verfügung. - für die Akzeptanz der Haupt- und Werkrealschulen. Die Kombination von außerschulischer Kompetenz und Förderung der fachlichen, sozialen und personalen Kompetenz, erhöht die Zahl der Schüler/innen, die einen Ausbildungsplatz erhalten. - für die Agentur für Arbeit und das Jobcenter. Jeder einzelne junge Mensch, der über das Projekt zu einer erfolgreichen beruflichen Tätigkeit geführt werden kann, ist ein gesellschaftlicher und arbeitsmarktpolitischer „Gewinn“. Die für Prävention und Arbeitsmarktintegration eingesetzten Mittel sind aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit gut angelegt.
V. Dokumentation, Evaluation und Nachhaltigkeit
Die erforderliche Dokumentation des Schulprojektes ZUKUNFT erfolgt insbesondere über individuelle Teilnehmervereinbarungen und schulbezogene Erhebungsbögen. Zum Schuljahresende wird der Verbleib der Schüler/innen nach Verlassen der Schule erfasst. Zwischen der Projektleitung und den Schulleitungen finden regelmäßige Erfahrungsaustausche statt. Deren Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung des Projektes ein.
Konkrete Fallbesprechungen mit Mitarbeitern der Agentur für Arbeit und des Jobcenters tragen dazu bei, die Nachhaltigkeit auch nach Verlassen der Schule sicherzustellen. In gleicher Weise erfolgt auch die Einbindung der Jugendberufshelfer an den Beruflichen Schulen.
Das Projekt hat sich in den letzten Jahren ständig an die Veränderungen in der Hauptschul- bzw. Werkrealschullandschaft angepasst. Immer wieder gibt es auch Anfragen aus dem Realschulbereich. Auch viele Realschüler/innen brauchen bei der Berufsorientierung kompetente Beratung- und Hilfestellung. Finanzierung und Folgekosten
In den Jahren 2007 und 2008 wurde das Schulprojekt „ZUKUNFT“ durch die Agentur für Arbeit und die abo (Arbeitsgemeinschaft zur Beschäftigungsförderung im Ostalbkreis) in Form von Zuschüssen und durch die Schulverwaltung in Form von zusätzlichen Lehrerstunden finanziert. 2009 bis heute erfolgte die Finanzierung durch die Agentur für Arbeit Aalen ergänzt mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und durch Lehrerstunden als Kofinanzierung.
Für das kommende Jahr zeichnet sich aufgrund des reduzierten Zuschusses der Agentur für Arbeit Aalen eine Finanzierungslücke ab. Deren Höhe ist von der Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds abhängig. Nach der Vergabesitzung des ESF-Arbeitskreises, die Ende Oktober 2011 stattfindet, ist zu klären, ob die Deckungslücke geschlossen werden kann. Alternativ kann nur eine Reduzierung der Projektstunden an den einzelnen Schulen vorgenommen werden.
Anlagen
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Sichtvermerke
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