Bürgerinformationssystem

Vorlage - 016/2011  

 
 
Betreff: Tätigkeitsbericht des Kreisarchivars 2011
Status:öffentlich  
Federführend:Kreisarchiv   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Bildung und Finanzen Kenntnisnahme
08.02.2011 
Sitzung des Ausschusses für Bildung und Finanzen ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

Der letzte Tätigkeitsbericht des Kreisarchivs wurde im Jahr 2005 erstattet und behandelte die Jahre 2003 und 2004. Der Aufgabenkatalog ist fast identisch gebliebenen, nur die Museumsbetreuung wurde ab 2005 organisatorisch vom Kreisarchiv getrennt. Neue Aufgaben ergaben sich im Bereich des kreisweiten Fotowettbewerbs, des Ostalb-Bildbandes und der kreisweiten Inventarisation der Kleindenkmale.

 

 

Die Aufgaben des Kreisarchivs im Einzelnen: (Besonderheiten im Ostalbkreis sind fett und kursiv wiedergegeben):

 

Aktenaussonderung; Archivanfragen; Benutzerbetreuung; Beratung der Gemeinden; Beratung der Stabsstellen, Dezernate und Ämter, hausinterne Aufgaben; Bibliothek (Bestandspflege); Bildarchiv Ostalbkreis; Bildband „Der Ostalbkreis“; Denkmallok 23029; EDV-Verfahren zur Bestandsverzeichnung, Digitalisierungsprojekte; Fachliteratur/Fachzeitschriften; Freilichtmuseum am Raetischen Limes; Führungen, Exkursionen, Vorträge; Gemeindearchive; Internet: Digitale Publikationen/ Graphik/ Fotos; Inventarisation der Kleindenkmale; Imagebroschüren; Karten: historische und moderne Karten des Kreisgebiets; Kreisarchäologie: Fundmeldungen/Denkmalpflege Überwachung; Kreisarchiv: Bestandspflege/gesetzliche Grundlagen/Verzeichnung; Kreisgalerie; Kreisbeschreibung; Gestaltungshandbuch und Fortschreibung; Kreisgeschichte: Erforschung und Darstellung; Kunstinventar des Ostalbkreises; Sonderaufgaben/Projekte: Bereich Dokumentation/Publikationen; Ortsakten: Informationen zu Städten und Gemeinden von Aalen bis Wört; Zeitungen, Zeitungsausschnitte.

 

Das besondere Augenmerk der vergangenen Jahre  galt den umfangreichen Altaktenbeständen des Kreisarchivs. Hier liegt auch eine der großen Zukunftsaufgaben. Bei der bisherigen Verzeichnung der Bestände bereiteten vor allem alte Fotokopien und das sehr schlechte Papier der Nachkriegszeit Sorge, was vor allem bei der Begutachtung der Kreistagsprotokolle aus dieser Zeit sichtbar wurde.

 

Die Inventarisierung der Altakten erfolgt seit einiger Zeit mit dem neuen, Datenbankgestützten Verfahren Archos (Archiv-Organisationssystem-Ostalbkreis), einer kompletten Eigenentwicklung. Vorteil daran ist neben der beträchtlichen finanziellen Ersparnis, dass die zu Grunde liegende Datenbanksoftware Access von Microsoft sich optimal in die im Hause vorhandene Office-Umgebung einfügt und auch ständig den neuen Bedürfnissen angepasst werden kann, wie  z. B. die Ergänzung für eine Benutzerbetreuung.

 

Zur Anwendung kam Archos erstmals bei der Inventarisation der Altaktenbestände aus dem Landratsamt Schwäbisch Gmünd. Dafür wurde zunächst der Aktenplan „Flattich“ komplett digitalisiert und in die Datenbankanwendung übernommen, ein Aufwand der sich besonders gelohnt hat, zumal man diesen Aktenplan in dieser Form nirgends bekommen kann.  Im nächsten Schritt sollen damit die Aktenbestände der ehemaligen Oberämter Aalen, Ellwangen und Neresheim verzeichnet werden, ein Bestand mit einem Gesamtumfang von 340 laufenden Metern. Die Verzeichnung wird nach den Vorgaben der Staatsarchivdirektion über 4 sog. Mannjahre in Anspruch nehmen (pro Archivar und Jahr bei einer 42 Std. Woche sind 80 Meter die Norm)

 

Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt bildete die Begutachtung und auch schon teilweise Verzeichnung der alten Kreistags- und Kreisratsprotokolle von 1945 bis in die Jetztzeit, die nicht nur ein Stück Rechtsgeschichte des Landkreises beinhalten, sondern auch besonders für die Nachkriegszeit eine, wenn nicht sogar die bedeutende historische Quelle bilden. Besonders die Infarstruktur der Nachkriegszeit und die Aufnahme der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge sind hier ausführlich dokumentiert.

 

Ein bedeutender Dokumentationsbestand wird in Form der sogenannten Ortsakten gepflegt. Hier wird alles Wichtige über die kreisangehörigen Städte und Gemeinden gesammelt, vom Heimatbuch über Broschüren und Karten bis hin zu einer umfangreichen Zeitungsausschnittsammlung. Die über 7700 Zeitungsausschnitte darin (zum Teil noch sehr schlecht erhaltene Fotokopien aus den 70er Jahren) wurden in einem eigenen Projekt von einem Praktikanten digitalisiert und in die Datenbankanwendung integriert, so dass diese Informationen jetzt sehr schnell und effektiv abgerufen werden können. Die Digitalisierung ging Hand in Hand mit einer Neuordnung dieses umfangreichen Bestandes. Hier zeigte sich, welche Potenziale in der Digitalisierung liegen: Spätere schnelle Verfügbarkeit und kurze Zugriffszeiten sind hier nur eine Seite. Eine große Platzeinsparung an Regalmetern (in diesem Fall ca. 40 Meter) und eine deutliche Materialeinsparung (Leitzordner, Archivboxen) die andere.

 

Seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts verfügt das Kreisarchiv über ein Bildarchiv, das ebenfalls in einem eigenen Projekt digitalisiert wurde und jetzt sehr schnell und effektiv durchsucht werden kann. Auch hier können Fotos jetzt rasch und ohne großen Aufwand per E-Mail weitergegeben werden.

 

Ein ganz besonderes Projekt betraf die alten Württembergischen Staatshandbücher seit 1803, die ungemein wichtige historische und statistische Informationen enthalten. Diese Staatshandbücher wurden seinerzeit in der Regel alle 3 Jahre von den württembergischen Verwaltungen aktualisiert. Keines der anderen hauptamtlich besetzten Archive im Ostalbkreis (Aalen, Ellwangen, Schwäbisch Gmünd, Bopfingen) hatte den kompletten Bestand, so dass in einem gemeinsamen Projekt die Staatshandbücher von 1803 bis 1964 zusammengeführt wurden (Ellwangen hatte z. B. die ganz alten von 1803 bis 1820) und die für den Ostalbkreis wichtigen Informationen digitalisiert wurden.

 

Sehr erfreut zeigen sich immer wieder Archivbenutzer über die Digitalisierung der seltenen und auch schon im Nachdruck vergriffenen Oberamtsbeschreibungen des Königreichs Württemberg von 1854 Oberamt Aalen über Gmünd, Gaildorf, Welzheim, Neresheim bis hin zum Oberamt Ellwangen (1886).  Diese immer noch grundlegende Quelle kann jetzt auf CD-Rom weitergegeben werden, was nicht nur den Zeitaufwand für die Benutzer wesentlich reduziert sondern vor allem die alten und wertvollen Originale sehr deutlich schont.

 

Gleiches gilt für historische Karten, wie z. B. die Seuttersche Karte von 1750, die jetzt sicher im Kartenschrank liegt und vom Kreisarchiv per E-Mail weitergegeben werden kann.

 

Von 2006 - 2010 wurde im Kreisarchiv ein Ausbildungsplatz für den Beruf des Fachangestellten für Medien und Informationstechnik bereitgestellt. Die praktische Ausbildung im Archiv wurde dabei ergänzt durch Praktika in Bibliotheken und vor allem durch die Berufsschule in Calw, wo zentral der Blockunterricht für diesen neuen Ausbildungsgang stattfindet.

 

Die Öffentlichkeitsarbeit war geprägt von Exkursionen, Führungen und Vorträgen, deren Schwerpunkt eindeutig beim Weltkulturerbe Limes lag. Besonders gefragt war neben der ehemaligen Synagoge in Oberdorf das Limestor bei Dalkingen.

 

Die Beratung der Gemeinden im Archivwesen entwickelt sich, wie das ganze Archivwesen überhaupt, immer mehr in Richtung EDV-Einsatz. Auch hier ist die Zeit der klassischen Archivarbeit mit Karteikarten längst vorbei.

 

Die Ende 2004 herausgegebene Kreisbeschreibung „Der Ostalbkreis“ war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Durch den Verzicht der Autoren auf Honorare und durch die gesamte redaktionelle, graphische und technische Abwicklung im Kreisarchiv hat sich die Kreisbeschreibung mittlerweile durch Verkaufserlöse selbst finanziert. Die Kreisbeschreibung des Ostalbkreises steht den Kreisbeschreibungen, die von einigen Landkreisen in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv BW herausgegeben wurden, in keiner Weise nach. Der Aufwand für eine mit dem Staatsarchiv erstellte Kreisbeschreibung belief sich durchschnittlich auf rd. 1,935 Millionen Euro (Laut Landtagsdrucksache 13/4899 vom 01.12.2005), wovon 170.000.- Euro durch den jeweiligen Landkreis zu tragen waren. Der vorhandene Restbestand der Kreisbeschreibung wird noch 3-4 Jahre ausreichen. Eine Neuauflage ist bereits geplant.

 

In Zusammenarbeit mit der Pressestelle erschien im September 2005 eine neue Imagebroschüre für den Ostalbkreis. Unter dem Titel „Landkreis - Politik - Dienstleistungen“ wird die gesamte sehr breite Aufgabenpalette der Landkreisverwaltung für den Bürger dargestellt. Redaktion, Graphik, Layout und Druckvorstufe wurden komplett im Kreisarchiv erledigt, so dass sich die Imagebroschüre allein über die enthaltenen Anzeigen finanziert hat. Die Auflage von rd. 5500 Exemplaren reichte bis November 2010 und wurde vor allem von Schulklassen nachgefragt. Mit den Arbeiten für die Neuauflage ist zwischenzeitlich begonnen worden.

 

Das von der damaligen Stabsstelle Kreisarchiv und Museen geplante und realisierte Härtsfeldmuseum erhielt vom Arbeitskreis Heimatkunde des Regierungspräsidiums 2005 die Auszeichnung „Vorbildliches Heimatmuseum“.

 

Mit der „Geschichte einer Gemeinde zwischen Albuch, Rems und Welland“ befasst sich das Ende 2008 erschienene Heimatbuch der Gemeinde Essingen. In einem umfangreichen Beitrag beschäftigt sich Kreisarchivar Dr. Hildebrand mit „Essingen und Lauterburg in der Vor- und Frühgeschichte“. Vorausgegangen waren umfangreiche Forschungen zur Siedlungsgeschichte von Albuch und Albuchvorland. Das erfolgreiche Buch bekam den „Preis für heimatgeschichtliche Forschung der Ostalbstiftung“ 2009.

 

Im Jahre 2007 wurde angeregt, einen Bildband für den Ostalbkreis herauszugeben. Kreisarchivar Dr. Hildebrand entwickelte die Idee, einen kreisweiten Fotowettbewerb auszuloben und die eingesandten Bilder für einen Bildband zu verwenden. Im gleichen Jahr wurde der Fotowettbewerb unter dem Motto „Unser Ostalbkreis – Ansichten, Momente, Einblicke“ ausgeschrieben. Die Bürgerinnen und Bürger des Ostalbkreises hatten ein Jahr Zeit für die Anfertigung ihrer Aufnahmen. Einsendeschluss war der      1. September 2008.

 

Mit einem kreisweiten Fotowettbewerb betrat man ohne Zweifel Neuland. Niemand konnte wissen, wie eine solche Aktion bei den Bürgern ankam. Umso überraschender war dann die darauf folgende Erfolgsgeschichte: Über 4400 Bilder gingen ein. Für einen Bildband mehr als genügend Material. Als Landrat Klaus Pavel Ende November 2008 in das Landratsamt zur Preisverleihung einlud, war auch hier das Echo überwältigend. Der Große Sitzungssaal reichte kaum für die Besucher aus.

 

Der daraus entstandene Bildband entwickelte sich zum Bestseller, der innerhalb eines Jahres komplett ausverkauft war. Auf Grund der großen Eigenleistung (Graphik, Layout, Druckvorstufe), die vom Kreisarchivar erbracht wurde, gestaltete sich der Bildband auch aus finanzieller Sicht für den Landkreis nicht als Kostenfaktor: Eine Endabrechnung durch den Geschäftsbereich Rechnungsprüfung im Jahre 2010 ergab für den Bildband einen Kostenüberschuss von 18.000,- Euro. Auch heute noch wird der Bildband nachgefragt. Leider ist dieses schöne Druckwerk zwischenzeitlich total ausverkauft. Ein weiterer Fotowettbewerb und neuer Bildband ist bereits geplant.

 

Eine Besonderheit des Jahres 2007 war die komplette Neuauflage des Gestaltungshandbuches des Ostalbkreises in Zusammenarbeit mit der Pressestelle. Als „Gestaltungshandbuch 2008“ ist es seither verbindlich für alle Publikationen des Landkreises. Um der angespannten Finanzlage Rechnung zu tragen, wurde das Gestaltungshandbuch erstmals nicht mehr als gedrucktes Buch, sondern nur noch als pdf Datei über das Intranet verteilt.

 

Nicht nur für den Historiker interessant ist das Internetangebot des Geschäftsbereichs Geoinformation und Vermessung. Seit Anfang 2010 ist jetzt auch der Limesverlauf in den Karten des „Ostalbmap“ abrufbar und zwar in allen Maßstäben bis hinunter auf Grundstücksebene. Die Anregung dafür stammt vom Kreisarchivar.

 

Das Jahr 2009 stand für die Landkreisverwaltung in Aalen ganz unter dem Motto „25 Jahre Ostalbkreishaus“. Das Kreisarchiv beteiligte sich mit einer großen Ausstellung am Jubiläum: Auf 28 Tafeln wurde ausführlich die Geschichte dieses besonderen Bauwerkes dargestellt. Eine Schrift in Kleinauflage und natürlich als pdf Datei dokumentierte Ausstellung und Festakt.

 

Im Juni 2010 jährte sich zum 30. Mal die Aufstellung der Denkmallok 23029 vor dem Berufsschulzentrum Aalen. Anlass genug, in Zusammenarbeit mit den Schulen und der Aktion 23029 ein Lokfest zu feiern. Landrat Klaus Pavel lobte das große Engagement der Männer der Aktion, die mittlerweile über 10.000 freiwillige Arbeitssunden in das technische Denkmal investiert haben.

 

Die Inventarisation der Kleindenkmale ist ein landesweites Programm auf Initiative des Schwäbischen Heimatbundes. Die Aufmerksamkeit gilt dabei den Kleindenkmalen, also Feldkreuzen, Marksteinen, historischen Wegweisern, Wegkapellen usw., all dem also, was unsere Kulturlandschaft prägt. Auf Gemeindeebene sollen dabei diese Denkmale durch ehrenamtliche Helfer erfasst und katalogisiert werden. Seit Frühjahr 2010 beteiligt sich der Ostalbkreis unter Projektleitung des Kreisarchivs an der Aktion, die 2011 bzw. 2012 abgeschlossen sein soll.

 

Schwerpunkte und Sonderprojekte sind nicht alles. Den größten Zeitaufwand erfordern nach wie vor Auskünfte aus den Archivbeständen, Lieferung von Karten und Fotos sowie vielfältige Hilfestellungen für historisch Interessierte, Archivbenutzer, Städte und Gemeinden und andere Dienststellen der Landkreisverwaltung. Kurz erwähnt werden soll auch noch die Organisation des Römerfestes zur Einweihung des Limesturmes Rainau-Buch, die Einweihung des Limestores in Rainau-Dalkingen, die Mitarbeit an Ausstellungen zur keltischen Geschichte in Aalen-Wasseralfingen und zur 200-jährigen württembergischen Geschichte in Bopfingen.

 

 

Fazit und Ausblick

 

Für dieses und die nächsten Jahre stehen wiederum neben der Archivarbeit einige Sonderaufgaben an. Noch im 1. Halbjahr 2011 soll in Zusammenarbeit mit der Pressestelle eine neue Imagebroschüre für den Ostalbkreis herausgegeben werden. Im Frühjahr 2011 soll der nächste Fotowettbewerb ausgeschrieben werden, auf dessen Grundlage im Jahr 2012 der nächste Bildband veröffentlicht werden sollen. Danach steht die Neuauflage der 500-Seiten starken Kreisbeschreibung auf der Agenda.

 

 

Finanzierung und Folgekosten

Finanzierung und Folgekosten

 

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Anlagen

Anlagen

 

Keine

 

 

 

Sichtvermerke

 

Fachbereich

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Dr. Hildebrand

 

 

Dezernent

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Wolf

 

 

Dezernat II

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Kurz

 

 

Landrat

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Pavel