Bürgerinformationssystem
Antrag der Verwaltung
1.) Der Kreistag nimmt den Bericht über die Zustandserfassung und -bewertung der Kreisstraßen im Ostalbkreis zur Kenntnis.
2.) Das Maßnahmenpaket für die Jahre 2011 - 2014 wird zur Beratung an den Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung verwiesen. 3.) Die Verabschiedung des mittelfristigen Programms soll am01.03.2011 im Kreistag erfolgen.
4.) Die Verwaltung wird beauftragt, die für das Jahr 2011 vorgesehenen Belagsmaßnahmen und Deckensanierungen umzusetzen. Sachverhalt/Begründung
Mit der im Frühjahr 2006 erstmalig durchgeführten Zustandserfassung und Zur Überprüfung des derzeitigen Straßenzustandes und der Wirksamkeit des Sonderprogramms wurde im Juli 2010 eine Aktualisierung der Zustandserfassung und -bewertung in Auftrag gegeben. Im Gegensatz zur visuellen Erfassung im Jahre 2006, wurde im Jahre 2010 die Erhebungen messtechnisch durchgeführt. Basierend auf der Zustandserfassung 2010 wurde, wie bereits für die Jahre 2008 bis 2012, auch für die Jahre 2011 bis 2014 ein Programm für Beläge und Deckensanierungen erarbeitet.
Wie unterscheiden sich die Zustandserfassungen 2006 und 2010?
Der wesentliche Unterschied liegt in der Erfassungsmethodik der Zustandsgrößen und in der Aggregation der ermittelten Zustandswerte.
Bei der visuellen Zustandserfassung wird jeder Straßenzug in gleichartige Abschnitte, d. h. in Abschnitte mit dem gleichen Ausbaustandard bzw. Fahrbahnzustand unterteilt. So betrug die Länge des kürzesten Abschnitts 23 m, die des längsten 3.977 m. Für jeden Abschnitt wurden Daten zu Kriterien wie Allgemeinen Unebenheit, Spurrinnentiefe (Messung) Einzel-/Netzrisse Oberflächenschäden oder Flickstellen durch geschulte Beobachterteams ermittelt. Die abgestimmten Beobachtungen werden während der Fahrt (Hin- und Rückfahrt) gemäß den Zustandsindikatoren in einem Erfassungsbogen aufgeschrieben.
Bei der messtechnischen Zustandserfassung hingegen werden die Straßenzüge in 100 Meter lange Abschnitte aufgeteilt. Die abschnittsbezogene Auswertung der messtechnischen Befahrung ergab für 4937 Abschnitte erfasste und ausgewertete Zustandsdaten. Die Aufnahme der Zustandsgrößen erfolgt durch ein mit Lasersensoren und Kameras bestücktes Messfahrzeug. Im Ostalbkreis wurde das nachfolgend abgebildete Messfahrzeug eingesetzt. Abbildung 1: Messfahrzeug „Argus“
Bei beiden Erhebungsarten werden den erfassten und zunächst wertneutralen Zustandsgrößen (Flächenprozente, Maß der Spurrinnentiefe in mm) Wertstufen zugeordnet. Diese „Übersetzung“ von beschreibenden Zahlenwerten in eine Bewertung, vergleichbar einer Zeugnisnote, erfolgt über Normierungsfunktionen. Diese Normierungsfunktionen beinhalten verschiedene Schwellen, an denen sich der Verlauf der Kurven ändert. Bis zu einem sogenannten Zielwert (Zustandsnote 1,5) ist alles im grünen Bereich. Ein Warnwert (Zustandsnote 3,5) beschreibt einen Zustand, dessen Erreichen Anlass zu Analysen der Ursachen für die Zustandsverschlechterung und zur Planung von geeigneten eventuellen Maßnahmen gibt. Überschreiten Zustandsgrößen den Schwellenwert (Zustandsnote 4,5), sollten in der Regel Erhaltungsmaßnahmen unverzüglich eingeleitet oder Verkehrsbeschränkungen ausgesprochen werden. Der beste Wert in der Notenskala ist 1, die schlechteste Note ist 5. Im visuellen Verfahren (2006) werden grundsätzlich sechs, im messtechnischen Verfahren (2010) acht Zustandsklassen definiert. Für jede der oben genannten Zustandsgrößen wird also eine Zustandsnote ermittelt.
Bei der 2006 durchgeführten Methode werden die beiden Zwischenwerte Gebrauchswert und Substanzwert über eine Matrix, die Warn- und Schwellenwerte berücksichtigt, verknüpft. So kann z. B. ein Abschnitt mit sehr schlechtem Gebrauchswert (hier ist in der Regel die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet) trotz noch gutem Substanzwert keine bessere Zustandsklasse als „überfällig“ erreichen. Ebenso muss eine Strecke mit einem Substanzwert schlechter als die Warnwertschwelle bei noch gutem oder mittelmäßigem Gebrauchswert in die schlechteste Zustandsklasse eingestuft werden.
Bei der messtechnischen Erfassung wird aus den beiden Zwischenwerten Gebrauchswert und Substanzwert ein Gesamtwert ermittelt. Der Gesamtwert ist dabei immer der schlechtere der beiden Einzelwerte. Der Gesamtwert wird entsprechend der nachfolgenden Tabelle in die Zustandsklasse überführt. Zur besseren Übersicht sind in dieser Tabelle den 8 Zustandklassen der messtechnischen Erfassung auch die Zustandsklassen der visuellen Erfassung zugeordnet.
Tabelle 1: Zustandsklassen und ihre farbliche Darstellung
Wie sah der Zustand der Kreisstraßen im Jahre 2006 aus? Im Jahre 2006 wurde eine Länge von rund 482 km befahren. Bei ca. 4 km konnte kein Zustand ermittelt werden.
Tabelle 2: Zustand Kreisstraßen 2006
Wie sieht der Zustand der Kreisstraßen im Jahre 2010 aus?
Bei der Auswertung der messtechnischen Befahrung der Straßen vom 08.07.2010 bis zum 12.07.2010 wurde ein Länge von 509,5 km befahren. Die Abschnitte von rund 492 km wurden bewertet und in Zustandsklassen (ZK) von 1 (sehr gut) bis 8 (sehr schlecht) über den Gesamtwert (1-5) eingestuft (siehe nachfolgende Tabelle). In diesen 492 km sind auch Kreisstraßen in der Baulast der Städte und Aalen und Schwäbisch Gmünd enthalten.
Tabelle 3: Zustand Kreisstraßen 2010
Wie sieht der Vergleich der Erfassungen aus den Jahren 2006 und 2010 aus? Damit die Daten aus den aktuellen Aufnahmen 2010 mit den Ergebnissen der visuellen Erfassung aus dem Jahr 2006 zusammengeführt und auf Veränderungen hin ausgewertet werden können, wurden die unterschiedlich langen Abschnitte aus dem Jahr 2006 (Abschnittslängen von 23 m bis 3.977m) auf die standardisierten 100m-Abschnitte überführt. Die mit Buchstaben beschriebenen Zustandsklassen aus der Kreuzklassifizierung der visuellen Erfassung wurden ebenfalls an die Verfahrensweise der messtechnischen Erfassung angepasst. In der nachfolgenden Tabelle ist die netzbezogene statistische Auswertung der Messungen 2010 und 2006 nach Längen und prozentualer Aufteilung dargestellt.
Tabelle 4: Vergleich Erfassung 2006 / 2010
Dabei ist zu erkennen, dass sich bei der Verteilung in den Bereichen ZK 1 (sehr gut) und 8 (sehr schlecht) zwischen der messtechnischen Erfassung 2010 und der visuellen Erfassung 2006 wesentliche Verbesserungen der Bewertung eingestellt haben. So konnte das im Jahre 2006 festgestellte und innerhalb von fünf bis maximal acht Jahren zu behebende Defizit beim Substanzerhalt bzw. beim Ausbauzustand der Kreisstraßen (rund 248 km) um rd. 60 % auf rund 148 km reduziert werden. Dies ist im wesentlichen dem Sonderprogramm für Straßenbeläge und Deckenverstärkungen zu verdanken. Aber auch das Programm zur Beseitigung der Frostschäden hat daran seinen Anteil. In diesem Zusammenhang ist noch zu erwähnen, dass der tatsächliche Zustand der Kreisstraßen in der Realität noch etwas besser ist, als in der messtechnischen Erfassung dargestellt. Dies liegt vor allem daran, dass nach der Befahrung im Juli 2010 seitens des GB Straßenbau noch Belagsmaßnahmen umgesetzt wurden. Trotz der bereits aufgezeigten Unterschiede zwischen der visuellen und messtechnischen Aufnahme / Bewertung im Bereich der Gewichtung, der Normierung und der Bildung der Zustandsklassen wird im folgenden etwas detaillierter auf den Vergleich zwischen der visuellen Erfassung 2006 und der Messtechnischen Erfassung 2010 eingegangen, indem auf Verbesserung bzw. Verschlechterung der einzelnen Zustandsklassen eingegangen wird. In der nachfolgenden Tabelle sind die Verbesserungen in den einzelnen Zustandsklassen dargestellt. Dabei ist zu beachten, dass es für die visuellen Klassen „Lo“ und „Lu“ (gut) sowie „Ko“ und „Ku“ (schlecht) in der visuellen Bewertungsskala keine eindeutige Unterscheidung gibt und durch die Überführung in die numerische Bewertung (1-8) Verschiebungen im Vergleich der visuellen und messtechnischen Daten um bis zu +2 bzw. -2 Zustandsklassen auftreten können.
Tabelle 5: Verteilung der Verbesserungen der Zustandsklassen 2010 und 2006
Die Tabelle zeigt, dass im Zeitraum zwischen 2006 und 2010 bei rund 91 km eine Verbesserung zwischen 4 und 7 Zustandsklassen stattgefunden hat. Dies ist insbesondere auf die in diesem Zeitraum getätigten Investitionen zurückzuführen. Neben den rund 60 km, die im Rahmen des Sonderprogramms Beläge und Deckenverstärkungen in den Jahren 2008 bis 2010 erneuert wurden, wurden schon in den 2 Jahren davor Belagserneuerungen auf einer Länge von rund 20 km (2006 rd. 9 km, 2007 rd. 11 km) durchgeführt. Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang sowohl die im Zeitraum 2006 - 2010 durchgeführten Ausbaumaßnahmen (K 3238 Dewangen - Treppach, K 3275 Waldstetten - Unterbettringen, K 3296 Dorfmerkingen - Weilermerkingen, K 3210 Eck am Berg - Tannhausen usw.) als auch seitens der Gemeinden durchgeführten Umgestaltungen der Ortsdurchfahrten. Die Verbesserungen um 1 - 3 Zustandklassen sind, wie bereits erwähnt, im wesentlichen auf die durch die Überführung der Zustandsklassen von der visuellen auf die messtechnische Zustandserfassung entstehenden Unschärfen zurückzuführen. Doch auch die im Rahmen der Frostschadensbeseitigung durchgeführten Arbeiten und die jährlich durch die Straßenmeistereien vorgenommenen Erhaltungs- und Instandhaltungsmaßnahmen tragen zu dieser Verbesserung bei.
Neben den Verbesserungen konnten im Vergleich der Zustandserfassungen 2006 und 2010 auch Verschlechterungen festgestellt werden. Wie der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen ist, konzentrieren sich diese im wesentlichen auf den Bereich zwischen 1 und 4 Zustandsklassen. Wie schon bei den Verbesserungen ist auch bei den Verschlechterungen zu beachten, dass durch die Überführungen der Zustandsklassen von der visuellen auf die messtechnische Erfassung Unschärfen von 1-2 Zustandsklassen entstehen können. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache lässt sich festhalten, dass die Verschlechterungen im wesentlichen dem Alterungsprozess der Kreisstraßen zuzuordnen sind. Durch die gute Arbeit des Unterhaltungspersonals in den Straßenmeistereien und durch den umsichtigen Einsatz der Unter- und Erhaltungsmittel durch die Straßenmeister konnte aber der Verfall deutlich gebremst werden.
Tabelle 6: Verteilung der Verschlechterung der Zustandsklassen 2010 und 2006
Wie könnte das Programm für Beläge und Deckensanierungen auf der Basis der Zustanderfassung 2010 aussehen? Im Rahmen der Zustandserfassung 2010 wurden von den insgesamt ca. 480 km Kreisstraßen im Ostalbkreis rund 63 km in die Zustandsklassen sieben und acht eingeordnet. Für diese Straßenabschnitte ist ein dringender Sanierungsbedarf gegeben. Zur Festlegung eines Belags- und Sanierungsprogramms hat der GB Straßenbau die seitens des Ingenieurbüros vorgelegten Ergebnisse detaillierter betrachtet. Hierbei stellte sich heraus, dass nicht nur die in die Zustandsklassen sieben und acht eingeordneten 100 m Abschnitte zu betrachten sind, sondern vielmehr sinnvolle Einheiten gebildet werden müssen. Die Grundlage dieser Einheiten bilden die in die Klasse acht eingestuften Abschnitte. Aus diesen Überlegungen ergaben sich 80 Kreisstraßenabschnitte mit einer Länge von 72,6 km. Unter diesen 80 Abschnitten befinden sich 10 Maßnahmen mit einer Länge von 9,9 km, die noch im Jahr 2010 im Rahmen des Sonderprogramms Beläge / Deckensanierungen oder des Programms zu Frostschadensbeseitigung umgesetzt wurden. Auch enthalten sind 8 Abschnitte mit einer Länge von 11,7 km, die bereits als Maßnahme in der Mittelfristigen Finanzplanung 2010 - 2014 enthalten sind. Somit verbleiben als Grundlage für das Programm der Jahre 2011 bis 2014 noch 62 Maßnahmen mit einer Länge von 51 km. Nach den Berechnungen des GB Straßenbau wären für die Umsetzung der noch verbleibenden Maßnahmen Haushaltmittel in Höhe von rund 8,8 Mio. € erforderlich.
Für das Jahr 2011 sollen zusätzlich zu den bereits im Haushaltsentwurf für Beläge vorgesehenen Mitteln in Höhe von 500.000 € weitere 460.000 € (50 % der höheren Schlüsselzuweisung) für den Straßenbau eingesetzt werden. Mit diesen Haushaltsmitteln sollen 7 Maßnahmen mit einem Kostenvolumen von 719.000 € umgesetzt werden. Die verbleibenden 241.000 € sollen für den Umbau des Knotenpunktes L 1029 / K 3319 zu einem Kreisverkehr herangezogen werden. Nach den Aussagen des Regierungspräsidiums Stuttgart ist beabsichtigt, diesen Knotenpunkt noch im Jahre 2011 umzubauen. Bei der Belagsmaßnahme K 3300 Ortsdurchfahrt Flochberg-Schloßberg sind zunächst noch Abstimmungen mit der Stadt Bopfingen hinsichtlich möglicher Arbeiten im Bereich Wasser/Abwasser zu treffen. Deshalb wird die Maßnahme im Jahr 2012 in die Mittelfristige Finanzplanung aufgenommen.
Nachdem für das Programm der Jahre 2011 bis 2014 6,24 Mio. € (6,48 Mio. € incl. Weilemer Kreuz) zur Verfügung stehen hat der GB Straßenbau eine Prioritätenliste auf der Basis der Zustanderfassung erstellt. Hierzu wurden von den zu bewertenden Abschnitten die ermittelten Einzelwerte herangezogen mathematisch aufbereitet.
Folgende Maßnahmen, die in der Straßenzustandserfassung als sanierungsbedürftig dargestellt sind, wurden bereits umgesetzt oder sind in der Mifrifi 2010-2014 enthalten:
Tabelle 7: erledigte Maßnahmen in 2010
Tabelle 8: Maßnahmen in der Mifrifi 2010 - 2014
Folgende Maßnahmen sollen zwischen 2011 und 2014 im Rahmen des Programmes für „Beläge und Deckensanierungen“ umgesetzt werden:
Tabelle 9: Maßnahmen Programm 2011
Tabelle 10: Maßnahmen Programm 2012
Tabelle 11: Maßnahmen Programm 2013
Tabelle 12: Maßnahmen Programm 2014
Fazit:
Die Zustandserfassung und ‑bewertung der Kreisstraßen 2010 hat, wie es auch bei den Kreisstraßen- und Radwegebesichtigungsfahrten der letzten Jahre bereits deutlich erkennbar war, systematisch und nachvollziehbar aufgezeigt, dass sich der Zustand der Kreisstraßen im Vergleich zu 2006 deutlich verbessert hat. Um das riesige Kreisstraßennetz im Ostalbkreis als volkswirtschaftliches Vermögen sinnvoll zu unterhalten, auszubauen und in einem verkehrssicheren Zustand zu erhalten muss dieser Weg auch in den kommenden Jahren konsequent weiter verfolgt und weiterhin ein verstärktes Augenmerk auf die Erhaltung der Kreisstraßen gelegt werden. Finanzierung und Folgekosten
Die in der Sitzungsvorlage dargestellten Maßnahmen sind in die Mittelfristige Finanzplanung einzuplanen.
Anlagen
4 Übersichtskarten
Sichtvermerke
Geschäftsbereichsleiter ___________________________________ Engelhard
Dezernat II ___________________________________ Kurz
Landrat ___________________________________ Pavel
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