Bürgerinformationssystem

Vorlage - 352/09  

 
 
Betreff: Agrarstrukturwandel im Ostalbkreis
- Unterstützung der Betriebe durch die Geschäftsbereiche Landwirtschaft und Flurneuordnung und Landentwicklung -
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Landwirtschaft   
Beratungsfolge:
Kreistag Kenntnisnahme
15.09.2009 
Sitzung des Kreistags ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

Antrag der Verwaltung

 

  1. Der Kreistag nimmt von dem Bericht Kenntnis.

 

  1. Der Kreistag begrüßt es, dass der Geschäftsbereich Landwirtschaft den Agrarstrukturwandel im Ostalbkreis durch eine aktive Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe begleitet.

 

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

Unter Agrarstrukturwandel wird die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe im Hinblick auf ihre betriebliche Ausrichtung, ihre Größe, eine eventuelle Einkommenskombination und ihre Anzahl verstanden. Die Entwicklung der Wirtschaftskraft einer Region, der ländlich geprägten Gemeinden und Stadtteile sowie Veränderungen des Landschaftsbildes stehen in engem Zusammenhang mit dem Agrarstrukturwandel. Der Agrarstrukturwandel hat auch unmittelbar Einfluss auf die Arbeit des Geschäftsbereiches Landwirtschaft.

 

1)Ausgangslage des Agrarstrukturwandels

Grundlage für die Abschätzung des zukünftig zu erwartenden Agrarstrukturwandels sind die natürlichen Voraussetzungen und die derzeitigen Betriebsstrukturen im Ostalbkreis.

Natürliche Voraussetzungen

97 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen sind als von der Natur benachteiligtes Gebiet eingestuft. Nur fünf Landkreise in Baden-Württemberg haben einen noch höheren Anteil benachteiligter Gebiete. Von den 72.750 ha landwirtschaftlich genutzten Flächen werden 53 % als Ackerland und 47 % als Dauergrünland genutzt. Dauergrünland kann großflächig nur durch Viehhaltung bzw. durch Milchviehhaltung ökonomisch sinnvoll genutzt werden. Durch den hohen Grünlandanteil sind daher die Entwicklungsmöglichkeiten bzw. ist die Flexibilität der landwirtschaftlichen Betriebe im Hinblick auf die eventuelle Einrichtung anderer Produktionszweige stark eingeschränkt.

Von den landwirtschaftlich genutzten Flächen sind 1.872 ha Naturschutzgebiet, 19.500 ha Landschaftsschutzgebiet sowie 39.519 ha Wasserschutzgebiet. Besonders hervorzuheben ist hier die Ausweisung des Wasserschutzgebietes „Egautal“ mit ca. 8.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche als Nitratproblemgebiet im Jahr 2007 mit entsprechend aufwendigen Bewirtschaftungs- und Kontrollauflagen.

Betriebsstrukturen

Die Landwirtschaft im Ostalbkreis spiegelt in vielerlei Hinsicht die betriebsstrukturellen Verhältnisse in Baden-Württemberg wider. 2.550 Betriebe (die viertgrößte Anzahl im Vergleich der Landkreise Baden-Württembergs) beantragen mit dem sogenannten „Gemeinsamen Antrag“ flächenbezogene Ausgleichszahlungen. Von diesen Betrieben werden 35 % als Haupterwerbsbetriebe (BaWü 36 %) und 65 % als Nebenerwerbsbetrieb (BaWü 64 %) bewirtschaftet. Das Verhältnis von Haupterwerbs- zu Nebenerwerbsbetrieben ist in den vergangenen Jahren weitgehend stabil geblieben. Die Zahl der Betriebe hat sich von 1994 - 2009 um ca. 1,8 % pro Jahr verringert mit konjunkturbedingt größeren Schwankungen. Die Zahl an Betriebsaufgaben ist seit 2005 auf durchschnittlich 2,4 % je Jahr angestiegen, liegt aber noch weit unter dem Landesdurchschnitt von 3,6 %. Daraus kann gefolgert werden, dass der Ostalbkreis als Agrarregion auch in Zukunft interessant bleiben wird.

Die Haupterwerbsbetriebe wachsen nur noch ab einer Größe von 60 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Dies bedeutet, dass sich kleinere Betriebe auf mittlere Sicht in der Regel zu Nebenerwerbsbetrieben umstrukturieren werden. Aufgrund des anhaltenden Größenwachstums steigt auch der Anteil an Pachtflächen der Betriebe auf über 60 %.

Im Vergleich aller 35 Landkreise Baden-Württembergs hat der Ostalbkreis
 

mit 27.000 Milchkühen den dritthöchsten Milchviehbestand und die drittgrößte Milchanlieferung an Molkereien aller Landkreise im Land

mehr Milchkühe als der gesamte Regierungsbezirk Karlsruhe

seit Einführung der Milchquotenbörse im Jahr 2000 einen leichten Zuwachs an Milchquoten, was bedeutet, dass in der Summe keine Abgänge in die nord- und süddeutschen Schwerpunkt-Milchregionen zu verzeichnen war

mit 22.000 Zuchtsauen den drittgrößten Zuchtsauenbestand im Land

mehr Zuchtsauen als die Regierungsbezirke Karlsruhe oder Freiburg

mit 60.100 Schlägen (Flurstücken) die siebtgrößte Anzahl im Gemeinsamen Antrag (s. u.) beantragter und vom Geschäftsbereich Landwirtschaft zu bearbeitender Schläge.
 

Die durchschnittliche Zahl von 23 Schlägen je Gemeinsamen Antrag ist im landesweiten Vergleich niedrig. Das ist auch ein Ergebnis der in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführten Flurbereinigungsverfahren. Insbesondere der östliche Teil des Ostalbkreises und die Albhochflächen weisen -flurbereinigungsbedingt - eine recht großzügige Schlagstruktur auf. Die Zahl der Schläge je Betrieb reicht von 1 bis über 300.

 

Der Anteil ökologisch wirtschaftender Betriebe ist mit 4,1 % im Landesvergleich leicht unterdurchschnittlich. Ursache ist die Entfernung von den Ballungszentren.

 

Flurneuordnung und Agrarstrukturwandel

 

Landwirtschaft und Gemeinden beantragen verstärkt eine Neuordnung im schwierigem Gelände, z.B. im Virngrund, den Ellwanger Bergen und dem Remstal mit den begleitenden Anhöhen. Wegen der Hanglagen und dem hohen Grünlandanteil tut sich die Landwirtschaft auf diesen Standorten wirtschaftlich besonders schwer. Ausreichend große Flächen und gute Wege sind eine unverzichtbare Voraussetzung, um hier noch mit Gewinn wirtschaften zu können.

 

Außerlandwirtschaftliche Flächennutzung nimmt nach wie vor einen breiten Raum ein. Durch Straßenbau (z.B. geplante B 29 bei Mögglingen) werden landwirtschaftliche Flächen durchschnitten und verbraucht. Hochwasserschutzmaßnahmen (z. B im Bopfinger Raum) beanspruchen viele Hektar landwirtschaftliche Flächen. Die Flurneuordnung sorgt dafür, dass die bei notwendigen und gewollten Veränderungen in der Landschaft entstehenden Verluste an landwirtschaftlichen Flächen durch die Schaffung großer und gut zu bewirtschaftender Flächen mit guter Erschließung möglichst ausgeglichen werden.

 

Die im Rahmen des „Grünen Plans“ oder in den Flurneuordnungen der 1950-er und 60-er Jahre hergestellten Feldwege genügen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Die Maschinen der Landwirte sind deutlich breiter und viel schwerer geworden. Die alten Feldwege sind teilweise überbeansprucht und bekommen Schäden. Im Rahmen des Konjunkturprogramms wurden von den Gemeinden des Ostalbkreises über 20 Wege zum Ausbau beantragt. Im Zuge von „Mini-Flurbereinigungen“ ist für 4 Wege im Ostalbkreis ein den Anforderungen entsprechender Ausbau im Jahr 2010 vorgesehen.

 

 

2)Ursachen und Tendenzen des Agrarstrukturwandels

Voraussetzungen

Der Ostalbkreis ist gekennzeichnet durch ein flächendeckendes Netz von Industriebetrieben, die gute außerlandwirtschaftliche Erwerbsmöglichkeiten bieten. Da Landwirte im Ostalbkreis seit jeher vergleichsweise problemlos in Industriebetriebe wechseln konnten, ist die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen und die Konkurrenz zwischen Landwirten weniger stark ausgeprägt als in ausschließlich landwirtschaftlich geprägten Regionen ohne Erwerbsalternativen.

Bestimmungsgründe für Betriebsaufgaben

Hauptgründe für Betriebsaufgaben sind die unbefriedigende Einkommenssituation und die Arbeitsüberlastung. Neben dem derzeit katastrophalen Milchpreis können insbesondere eine unbefriedigende Betriebsgröße und/oder ein nicht konkurrenzfähiges Produktionsniveau sowie damit verbundene hohe Stückkosten Gründe für einen zu niedrigen Gewinn sein. Zudem sind viele Betriebe in eine Größenordnung hinein gewachsen, die im Einzelfall von einer Familie kaum mehr zu bewältigen ist. Daraus kann eine arbeitswirtschaftliche, aber auch menschliche Überforderung resultieren, die eine Betriebsaufgabe als besten Ausweg erscheinen lässt. Auch notwendige, teure Entwicklungsinvestitionen können der Betriebsleiterfamilie bei unsicherer Hofnachfolge als ein zu großes Risiko erscheinen.

Manche Landwirte fühlen sich auch einfach „ausgebrannt“, da die Mehrerlöse nach jedem ihrer aufwändigen Entwicklungsschritte bisher durch eine weitere Öffnung der Preis-Kosten-Schere wieder aufgefressen wurden. Im Einzelfall gibt es auch keinen Platz für bauliche Entwicklungen oder diese sind mit emissionsschutzrechtlichen Belangen nicht zu vereinbaren, so dass es keine realisierbaren Zukunftskonzepte gibt. Auch fehlende gesellschaftliche Akzeptanz der landwirtschaftlichen Tätigkeit oder der angestrebten Entwicklung kann zur Resignation beitragen.

Viele Nebenerwerbslandwirte tun sich zudem zunehmend schwer, die Ansprüche an die landwirtschaftliche Tätigkeit (Präsenz im Stall und während der Arbeitsspitzen in der Ernte) mit denen der außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit (immer mehr Flexibilität und Mobilität) zu verbinden.

Hemmfaktoren des Ausstiegs

Der Ausstieg aus der Landwirtschaft kann durch fehlende Erwerbsalternativen insbesondere bei einer schleppenden Konjunktur und/oder noch laufende Verbindlichkeiten gehemmt werden. Auch die emotionale Verbundenheit mit dem jahrhundertealten Familienbetrieb kann eine Weiterführung des Betriebes in den eingefahrenen Gleisen zur Folge haben. Landwirtschaftliche Betriebe, die eher als Hobby und nicht als Erbringer eines Nebeneinkommens gesehen werden, entziehen sich ohnehin einer ökonomischen Betrachtungsweise und damit oft auch dem Strukturwandel.

Entwicklungsstand und Tendenzen

Aktuell ist vor dem Hintergrund einer zunehmenden Globalisierung der EU-Agrarpolitik der regionale und überregionale Verdrängungswettbewerb der landwirtschaftlichen Betriebe untereinander in vollem Gange. Die Haupterwerbsbetriebe werden weiter wachsen müssen, um bei niedrigen Erzeugerpreisen ihre Stückkosten weiter senken zu können. Das oft und in der Öffentlichkeit plakativ diskutierte Thema „Agrarfabrik“ wird ebenso aktuell bleiben wie die Notwendigkeit, die Verbraucher über Rahmenbedingungen und Produktionsweisen der Landwirtschaft aufzuklären. Aufgrund der ständig steigenden Arbeitsanforderungen entwickelt sich der Ein-Familien-Betrieb zu sehr individuell zu gestaltenden Formen der Zusammenarbeit, Kooperation oder zur Beschäftigung von Fremdarbeitskräften.

Betriebe mittlerer Größe werden mittelfristig aufgeben, da die Haupterwerbsbetriebe einkommensbedingt wachsen müssen und den Nebenerwerbsbetrieben die knappe verfügbare Arbeitszeit Wachstumsgrenzen setzt. Auch die Betriebsformen der Nebenerwerbsbetriebe werden sich weiter differenzieren, da die Ansprüche an den zu erzielenden Gewinn und an die Art der Arbeit individuell stark schwanken.

In den letzten Jahren haben die spezialisierten Milchvieh-, Zuchtsauen- und Mastschweinebetriebe ihre Kapazitäten stark ausgeweitet. Durch die in den letzten Jahren im Durchschnitt eher niedrigen landwirtschaftlichen Erzeugerpreise und die Aufstockung der Strom-Einspeisevergütung werden Biogasanlagen derzeit zunehmend interessant. Sie sind ein sicheres zweites Standbein, das in Zukunft der Einkommenssicherung dienen kann. Sie sind aber auch teuer und sehr arbeitsaufwändig. Auch führt der Betrieb von Biogasanlagen zu einem Anstieg der Pachtpreise.

Einkommenskombinationen wie Direktvermarktung, Hofladen, Ferien auf dem Bauernhof, Party- und Haushaltsservice sind wesentliche Entwicklungen, bleiben aber für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Familien Nischen.
 

Beratung bei einzelbetrieblichen Entscheidungssituationen

Die einzelbetrieblichen Entscheidungssituationen über die weitere Entwicklung des eigenen Betriebes sind sehr komplex. Einer gründliche, unvoreingenommene Analyse und neutrale Beratung ist unumgänglich.

Besonders problematisch sind die Entwicklungsmöglichkeiten bei Betrieben, die nicht über ausreichende Produktionskapazitäten verfügen. Wenn das produktionstechnische Know-how des Betriebsleiters hoch ist, kann dieses eventuell noch im Rahmen einer Kooperation oder einer Anstellung bei einem anderen Betrieb zur Einkommensstabilisierung beitragen. Möglich wäre auch der Aufbau eines neuen Betriebszweiges z.B. im Bereich Vermarktung. Wenn diese Möglichkeiten ausscheiden, bleibt nur ein rascher, geplanter Ausstieg. Hierzu bedarf es einer persönlichkeitsorientierten, sensiblen und unabhängigen Beratung.

Sehr komplex und aufwändig sind auch Beratungen in den Fällen, in denen das Produktionsvolumen bzw. der betriebliche Entwicklungsstand und/oder die Produktionstechnik durchschnittlich sind. Die Vielzahl der hier möglichen Problemlösungen muss außerordentlich verantwortungsvoll in engem Zusammenwirken mit der Landwirtsfamilie erarbeitet werden.

Hat der Betrieb unterdurchschnittliche produktionstechnische Leistungen, jedoch ein ausreichendes Produktionsvolumen, d.h. in der Regel einen ausreichend großen Stall, so kann die Verbesserung der Produktionstechnik durch Zukauf von Know-how (z.B. Beratungsdienst, kommerzielle Beratung) oder durch Kooperation mit einem entsprechend qualifizierten Partner zielgerichtet erreicht werden.


Bei sowohl ausreichender Betriebsgröße als auch guten produktionstechnischen Leistungen sind die möglichen Weiterentwicklungsschritte eher absehbar und leichter zu realisieren. Hier stehen Fragen der Finanzierung, Risikominimierung, Arbeitsorganisation und Investitionsförderung im Vordergrund der Beratung.

Es wird deutlich, dass der Erreichung von guten produktionstechnischen Ergebnissen eine herausragende Bedeutung zukommt. Wer die Produktionsverfahren beherrscht, hat immer berufliche Alternativen, auch wenn die betrieblichen Verhältnisse ungünstig sind. Daher kommt - auch vor dem Hintergrund der Globalisierung und des Rückzugs der Agrarpolitik aus der Marktstützung - sowohl der produktionstechnischen Beratung als auch der fachlichen und persönlichen Aus- und Weiterbildung der Landwirte und Landwirtinnen zukünftig eine überragende Bedeutung zu.
 

 

3)Möglichkeiten des Geschäftsbereichs Landwirtschaft zur Unterstützung der Betriebe

Aufgabenverteilung

Der Geschäftsbereich Landwirtschaft gliedert sich in folgende Sachgebiete:
 

Sachgebiet I: Betriebsentwicklung, Förderung, Hauswirtschaft

Sachgebiet II: Ausbildung, ländliche Entwicklung, tierische Erzeugung

Sachgebiet III: Pflanzliche Erzeugung, Kontrollen

Sachgebiet IV: Ausgleichsleistungen

 

Die vier Sachgebiete sind in unterschiedlichem Ausmaß von den drei Aufgabenbereichen einer Unteren Landwirtschaftsbehörde „Verwaltung“, „Beratung“ und „Schule/ Weiterbildung“ tangiert.


Die Abwicklung der 16 im sog. „Gemeinsamen Antrag“ zusammengefassten Verfahren machen eine Großteil der Arbeit im Sachgebiet IV aus. Daneben werden die Antragsteller beraten, wie sie die Ausgleichsleistungen optimieren können und welche Bewirtschaftungsbeschränkungen einzuhalten sind. Das Sachgebiet IV ist das personell stärkste im Geschäftsbereich.

Mit den verschiedenen Ausgleichszahlungen, die im Rahmen des sog. Gemeinsamen Antrags bearbeitet werden, sollen Einkommenseinbußen, die aus der Öffnung der EU-Marktpolitik zum Weltmarkt resultieren (einheitliche Betriebsprämie), natürliche Benachteiligungen (Ausgleichszulage) und Nutzungsbeschränkungen in Wasserschutzgebieten (SchALVO) ausgeglichen sowie ökologische Leistungen (Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich) honoriert werden. Die Summe der im Jahr 2008 im Ostalbkreis ausgezahlten Ausgleichszahlungen betrug 27,1 Mio. €. Diese Ausgleichsleistungen sind ein unverzichtbarer Einkommensbestandteil für die heimischen Landwirte. Die Zahlungen können nur fließen, wenn ein oft kurzfristig vorgegebener Bearbeitungsstand, wie z.B. die exakte Ermittlung der Nutzungsgrenzen auf bestimmten Flurstücke, erfüllt ist und die vorgegebenen Vor-Ort-Kontrollen und Vermessungen der Flurstücke termingerecht erledigt sind. Die fachtechnische Unterstützung durch vier bis sechs Bedienstete des Geschäftsbereiches Vermessung und Geoinformation ist daher nach wie vor unverzichtbar.

Die Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe auf betriebswirtschaftlicher Grundlage ist ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit im Sachgebiet I. Damit verbunden ist auch die Förderung einzelbetrieblicher Entwicklungsinvestitionen. Seit 2005 wurde im Ostalbkreis ein Investitionsvolumen von insgesamt 41,6 Mio € gefördert. Der Schwerpunkt lag hierbei auf der Förderung von Milchviehställen und in geringerem Umfang Schweineställen. Die Summe der Fördermittel betrug insgesamt 9,7 Mio €. Allein in diesem Jahr wurden bislang 34 Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 12,4 Mio € gefördert. Die Summe der hierfür eingesetzten Fördermittel in Höhe von 3 Mio € entspricht 28 % der in den 11 Landkreisen des Regierungsbezirkes Stuttgarts insgesamt vergebenen Mittel. 10 weitere Vorhaben warten derzeit noch auf ihre Bewilligung.

Weiterer Schwerpunkt des Sachgebietes I ist die Verbraucheraufklärung im Rahmen der verschiedenen Programme wie „BEKI“, „Stärke“, „Gläserne Produktion“ etc. sowie die Entwicklung und die Organisation des in Baden-Württemberg einzigartigen Kompetenzzentrums für Hauswirtschaft und Erziehung. Die Angebote des Kompetenzzentrums konnten im Schuljahr 2008/2009 das Interesse von 4.511 TeilnehmerInnen und BesucherInnen wecken und können daher als Erfolgsmodell betrachtet werden.


Schwerpunkte im Sachgebiet II sind im Hinblick auf die Beratung die Produktionstechnik in der Tierhaltung, die artgerechte Tierhaltung, sowie der Emissionsschutz insbesondere bei baulichen Anlagen. Die Ausbildungsberatung des Berufsnachwuchses erfolgt in engem Zusammenwirken mit der Justus-von-Liebig-Schule in Aalen. Im Aufgabenbereich Verwaltung stellen die Stellungnahmen als Träger öffentlicher Belange zu Bauvorhaben, Bebauungsplänen, Flächennutzungsplänen etc. einen weiteren Schwerpunkt dar.

Schwerpunkt der Beratungstätigkeit im Sachgebiet III ist die Produktionstechnik des Pflanzenbaus mit Pflanzenschutz und den speziellen Anforderungen in Wasserschutzgebieten sowie die Obst- und Gartenbauberatung. Im Bereich Verwaltung nimmt die Organisation der Kontrollen im Rahmen des integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems, der Fachrechtskontrollen sowie der Kontrollen in Wasserschutzgebieten einen erheblichen Raum ein.

 

Aufgrund des von der EU geforderten 6-Augen-Prinzips (Antragsbearbeitung Antragskontrolle Bewilligungsfreigabe) werden Bedienstete der Sachgebiete I bis III als landwirtschaftliche Sachverständige zu den Vor-Ort-Kontrollen hinzu gezogen.

 

Ein weiterer gemeinsamer Schwerpunkt der Sachgebiete I bis III ist das fachschulische Weiterbildungsangebot zur Landwirtschaftsmeisterprüfung in Aalen, das bereits genannte Kompetenzzentrum für Hauswirtschaft und Erziehung sowie die Organisation und Durchführung der intensiven Weiterbildungsarbeit zusammen mit den verschiedenen landwirtschaftlichen Vereinen und Institutionen, die in der Hauptsache im Winter statt findet.

Zukünftige Aufgabenentwicklung

Der Agrarstrukturwandel und die sich verändernden Anforderungen der EU-Agrarpolitik an die Umsetzung der Verwaltungsverfahren haben zwangsläufig Auswirkungen auf Aufgaben des Geschäftsbereichs Landwirtschaft.

 

Im Aufgabenbereich Verwaltung ist festzustellen, dass insbesondere die EU-(ko-) finanzierten Verwaltungsverfahren immer komplizierter und aufwändiger werden. Insbesondere die Kontrollen werden immer komplexer. Die Zahl der zu bearbeitenden Schläge/Flurstücke bleibt weitestgehend unverändert. Die Investitionsförderung wird erfreulicherweise im Landkreis auch in Zukunft besonders stark nachgefragt sein. Dies ist im Hinblick auf die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen landwirtschaftlichen Betriebe auch von großer Bedeutung. Es kann zudem als sicher angesehen werden, dass Ausgleichsleistungen auch über den derzeitigen Planungshorizont der aktuellen EU-Agrarpolitik im Jahre 2013 hinaus bestehen bleiben werden und müssen.

Im Aufgabenbereich Beratung ist eine steigende Komplexität der Fragestellungen festzustellen. Nach einer einzelbetrieblich ausgerichteten Analyse und Zielfindung sind Entwicklungspfade zu erarbeiten. Auch die Arbeitsorganisation auf den Betrieben ist betriebsindividuell sehr verschieden. Oft sind Kooperationen zwingend notwendig. Die Vielfalt möglicher Organisationsformen bedarf profunder Kenntnisse des Beraters über die kooperationswilligen Betriebe und praktischer Erfahrungen zu möglichen Vertragsgestaltungen. Für eine begrenzte Zahl von Betrieben sind Einkommenskombinationen bzw. ist Diversifizierung ein gangbarer Weg. Finanz- und Liquiditätsplanung ist ein neuer, sehr stark nachgefragter Beratungsschwerpunkt.


Im Bereich der produktionstechnischen Beratung wird versucht, ein Gegengewicht zu einer fast ausschließlich verkaufsorientierten und damit oft auch wenig ökologisch orientierten Beratung aufrecht zu erhalten. Bei der Beratung von Nebenerwerbsbetrieben geht es vor allem um arbeitssparende Haltungsverfahren oder viehlose Bewirtschaftung.

Die Anforderungen an die fachliche und persönliche Qualifikation der Landwirte steigen ständig. Das fachschulische Angebot, sowie die Weiterbildungsinitiativen des Geschäftsbereichs Landwirtschaft müssen dem Rechnung tragen. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium Ländlicher Raum ist es gelungen, das fachschulische Angebot im Ostalbkreis bzw. in Aalen zu halten. Vom Geschäftsbereich Landwirtschaft werden zudem jährlich ein Seminar für Nebenerwerbslandwirte, sowie Lehrgänge zum Erhalt des Sachkundennachweises Pflanzenschutz angeboten. In intensiver Zusammenarbeit mit den verschiedenen landwirtschaftlichen Vereinen und Institutionen wird jährlich ein umfassendes Fortbildungsprogramm erstellt. Neben den verschiedensten Veranstaltungen zu Fachthemen sind hierbei insbesondere der vom Geschäftsbereich Landwirtschaft organisierte Rindviehtag, Schweinetag und Pflanzenbautag zu nennen.

Dem Rückgang der Antragsteller um 9,6 % seit 2005 steht ein Rückgang der Bediensteten des Geschäftsbereiches Landwirtschaft um insgesamt 25,5 % gegenüber. Ohne massive Unterstützung durch Bedienstete des Geschäftsbereiches Vermessung und Geoinformation ist eine termingerechte Auszahlung der Ausgleichsleistungen auch in Zukunft nicht sicherzustellen. Angesichts der anstehenden neuen Herausforderungen, denen sich die Landwirtschaft im Ostalbkreis in den nächsten Jahren stellen muss, sollte insbesondere die Beratung intensiviert werden.

 

Im Ergebnis ist die Landkreisverwaltung der Auffassung, dass leistungsfähige, landwirtschaftliche Betriebe nicht nur entscheidend zum Erhalt und zur Pflege unserer Kulturlandschaft beitragen, sondern vor allem auch gesunde Nahrungsmittel unter nachvollziehbaren Standards im eigenen Land produzieren und damit in diesem elementaren Bereich keine Abhängigkeit von Staaten außerhalb der EU entsteht. Deshalb soll der Geschäftsbereich Landwirtschaft auch in Zukunft als leistungsfähiges Team dazu beitragen, dass die Landwirtschaft auch in Zukunft diese gesellschaftlich notwendigen Leistungen erbringen kann.

 

Zusammenfassender Ausblick

 

Aufgrund der natürlichen Voraussetzungen ist der Ostalbkreis vor allem prädestiniert für die Lebensmittelproduktion. Die bereits spezialisierten Betriebe sind im deutschlandweiten und europäischen Vergleich absolut konkurrenzfähig. Die Agrarpolitik befindet sich im Umbau zu einem bedeutend mehr am Weltmarkt orientierten System. In den nächsten 10 Jahren ist mit einem nochmaligen deutlichen Sprung bei der Entwicklung der Betriebsgrößen zu rechnen. Die Kostenführerschaft wird über die Wettbewerbsfähigkeit entscheiden. Bioenergie tritt zunehmend in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung. Die Multifunktionalität der Landwirtschaft wird jedoch bestehen bleiben.

 

In den vergangenen 10 Jahren wurde im Ostalbkreis mit Hilfe der Beratung ein starkes Netz konkurrenzfähiger Betriebe aufgebaut. Dies ist nur in wenigen Regionen Baden-Württembergs in ähnlicher Weise gelungen. In den kommenden 10 Jahren müssen mit Hilfe einer betriebsindividuellen Beratung und einer praxisorientierten Ausbildung des Berufsnachwuchses die wettbewerbsfähigen Betriebe fit gemacht werden für die Übergangszeit, in der sich die derzeit extrem volatilen Agrarmärkte bis zum Abschluss des Rückzugs der Agrarpolitik aus dem Marktgeschehen hoffentlich wieder beruhigen.

Finanzierung und Folgekosten

Finanzierung und Folgekosten

 

Der Geschäftsbereich Landwirtschaft kam im Rahmen des Verwaltungsstruktur-Reformgesetzes -VRG- im Jahr 2005 zum Ostalbkreis. Für die Übertragung der Aufgabe wird den Landkreisen für die Personalkosten und für die angefallenen Sachkosten eine Kostenerstattung nach dem Finanzausgleichsgesetz zugewiesen. Diese Kostenerstattung wird entsprechend den Vorgaben des VRG innerhalb von 7 Jahren um 20 % (Effizienzrendite) reduziert.

 

Beim Jahresabschluss 2008 konnte die bis dahin fällige Effizienzrendite von 11 % nicht erreicht werden. Ursächlich sind vor allem die Kosten für die erforderlichen Unterstützungsmaßnahmen durch den Geschäftsbereich Vermessung (s. Seite 7) bzw. die entsprechenden Aufwendungen (rd. 365.000 €/Jahr), die dem Geschäftsbereich Landwirtschaft verrechnet werden.

 

 

Anlagen

Anlagen

 

     

 


 

 

Sichtvermerke

 

__________________________________________


 

Dr. Börner


 

__________________________________________

 

Dezernat II

__________________________________________

 

Hubel

Landrat

__________________________________________

 

Pavel