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Vorlage - 274/09  

 
 
Betreff: Bericht über die Entwicklung der Schülerzahlen und Lehrerversorgung an den Beruflichen Schulen im Ostalbkreis
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Schulen und Bildung   
Beratungsfolge:
Schul- und Kulturausschuss Kenntnisnahme
19.05.2009 
Sitzung des Schul- und Kulturausschusses ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

Antrag der Verwaltung

 

Der Schul- und Kulturausschuss nimmt den Bericht zur Kenntnis und fordert Land, Schulen und alle gesellschaftlichen Kräfte auf, sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen, um eine ausreichende Klassen- und Lehrerversorgung an den Beruflichen Schulen im Ostalbkreis sicherzustellen.

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

1.Ausgangslage:

 

In seiner Sitzung am 27. Februar 2007 hat der Kreistag des Ostalbkreises folgenden einstimmigen Beschluss gefasst: „Der Kreistag sieht mit großer Sorge die Entwicklung der Lehrerversorgung an den Beruflichen Schulen im Ostalbkreis und fordert das Land dringend auf, im Rahmen einer offensiven Bildungspolitik eine ausreichende Lehrerversorgung an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises im Schuljahr 2007/2008 und in den Folgejahren sicher zu stellen.“

 

Auch in diesem Jahr hat aufgrund der Beratung im Kreistag am 10. März 2009 Landrat Pavel rechtzeitig vor Beginn des neuen Schuljahres 2009/2010 mit Schreiben vom 19. März 2009 diese Sorge und Forderung erneut gegenüber Herrn Kultusminister Helmut Rau MdL zum Ausdruck gebracht und betont, dass eine ausreichende Lehrerversorgung an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises aufgrund der großen Bewerberzahlen auf dem Ausbildungsmarkt und der schwierigen Wirtschaftskrise ganz speziell für das kommende Schuljahr höchste Priorität hat. Dies auch unter dem Aspekt, dass dank der großzügigen Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg der Ostalbkreis in den zurückliegenden Jahren über 50 Mio. € in die Erweiterung und den Umbau der Schulgebäude sowie in die Modernisierung der Ausstattung von Lehr- und Unterrichtsmitteln an den Beruflichen Schulen in Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd investiert hat.             

 

In der Sitzung des Schul- und Kulturausschusses am 24. März 2009 hat die Verwaltung über die Entwicklung der Schülerzahlen informiert.

 

2.Situation im Ostalbkreis:

 

2.1Schüler-Wartelisten

 

Aufgrund der großen Bewerberzahlen auf dem Ausbildungsmarkt und der schwierigen Wirtschaftslage wollen viele Ausbildungsplatzsuchende durch eine schulische Qualifizierung bessere Berufsaussichten erreichen. Sie bewerben sich insbesondere an den Beruflichen Gymnasien. Obwohl dort ein Notendurchschnitt von mindestens 3,0 in den maßgeblichen Fächern (D, M, E) notwendig ist, können derzeit aufgrund der hohen Bewerberzahlen aus Kapazitätsgründen selbst Schülerinnen und Schüler mit einem Notendurchschnitt ab 2,4 nicht aufgenommen werden. Es ist nicht vermittelbar, dass gute Schülerinnen und Schüler keine Aufnahmezusage erhalten. Dies ist für die Bewerber demotivierend und passt nicht in das aktuelle Zeitgeschehen, in dem der Ausbau der Bildungsstandards höchste Priorität genießt.

 

Hinzu kommt, dass bei den Beruflichen Gymnasien neben den Zehntklässlern des alten Systems erstmals auch die Neuntklässler des Turbogymnasiums auf die Beruflichen Gymnasien wechseln wollen. Im Ostalbkreis ist mit 1.228 Erstbewerbern für die Beruflichen Gymnasien - gegenüber dem Vorjahr - eine Zunahme von 8 % zu verzeichnen.

 

Ganz besonders trifft diese Situation auf das neu einzurichtende Sozialwissenschaftliche Gymnasium an der Justus-von-Liebig-Schule Aalen zu. Hier haben sich auf eine genehmigte Klasse 188 SchülerInnen mit erster Priorität beworben. Die Situation kann nur gelöst werden, wenn für das neu eingerichtete Sozialwissenschaftliche Gymnasium zusätzliche Poolklassen genehmigt werden. Zwischenzeitlich werden am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium durch Umschichtung 2 Klassen eingerichtet.

 

Genauso dramatisch stellt sich die Situation am Wirtschaftsgymnasium der Kaufmännischen Schule Schwäbisch Gmünd dar. Hier liegen bei fünf genehmigten Klassen 237 Bewerbungen mit erster Priorität vor. Auch hier ist die Genehmigung weiterer Poolklassen dringend notwendig.

 

Ebenso ist festzustellen, dass durch die enorm angestiegene Zahl der Kurzarbeiter deutlich mehr Bewerbungen bei den Technikerschulen der Technischen Schule Aalen sowie insgesamt bei den Berufskollegs zur Erlangung der Fachhochschulreife vorliegen. Die von Kurzarbeit betroffenen Menschen wollen die Möglichkeit wahrnehmen, in dieser konjunkturell schwierigen Phase sich weiter zu qualifizieren und einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen. Dies ist zu begrüßen und wird auch gesellschaftspolitisch so gefördert. Deshalb ist auch in diesen Bereichen eine Erhöhung der Klassenzahlen an allen Beruflichen Schulen unseres Ostalbkreis für das kommende Schuljahr dringend erforderlich und von hoher Bedeutung. Allein an den Technikerschulen der Technischen Schule Aalen befinden sich bei 80 gegebenen vorläufigen Zusagen immer noch 42 geeignete Bewerber auf der Warteliste.

 

Durch die hohe Zahl von Bewerbungen an den Beruflichen Gymnasien, den Technikerschulen sowie an den Berufkollegs zur Erlangung der Fachhochschulreife sind - wie bereits dargestellt - Wartelisten entstanden. Insgesamt sind auf den Wartelisten im Ostalbkreis - mit Stand Ende März 2009 -an den Beruflichen Gymnasien 384 Schülerinnen und Schüler, an den Technikerschulen der Technischen Schule Aalen 42 Schülerinnen und Schüler und an den Berufskollegs zur Erlangung der Fachhochschulreife 325 Schülerinnen und Schüler (Anlage 1). Die Zahl der Bewerber pro Beruflichem Schulzentrum, die noch auf der Warteliste stehen, ist aus der Anlage 2 zu entnehmen. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass es erfahrungsgemäß in vielen Fällen Doppelbewerbungen gibt. Im Vorjahr konnten die Wartelisten der nicht vermittelten Bewerber auf nahezu Null reduziert werden.

 

2.2Lehrerversorgung

 

Eine Umfrage bei den Schulleitungen der Beruflichen Schulen im Ostalbkreis hat ergeben, dass mit Stand 30. April 2009 für das Schuljahr 2009/2010 noch ein voraussichtliches Lehrkräftedefizit von 41,7 Stellen besteht. Dieses Defizit kann sich noch nach oben oder unten verändern. Die Aufschlüsselung nach Schulen ist der Vorlage als Anlage 3 beigefügt. Die Zahlen belegen, dass aufgrund einer Lehrerunterversorgung der Unterricht nicht in vollem Umfang erteilt werden kann.

 

3.Folgen:

 

Nach mehreren Jahren des kontinuierlichen Rückgangs der Schülerzahlen im Teilzeitbereich kann in diesem Schuljahr, so wie bereits auch in den zwei letzten Schuljahren, wieder ein deutlicher Anstieg in diesem Bereich verzeichnet werden. Dies war vor allem auf die gute konjunkturelle Lage der Wirtschaft in den Jahren 2007 und 2008 zurückzuführen.

Nachdem sich die Konjunktur derzeit wieder stark abschwächt ist im kommenden Schuljahr aufgrund der Bewerberzahlen ein Anstieg der Schülerzahlen im Vollzeitbereich bereits real gegeben. Arbeitslos gewordene Fachkräfte wollen die Gelegenheit nutzen und bilden sich, z. B. an den Technikerschulen, weiter oder sie besuchen das einjährige Berufskolleg zur Erlangung der Fachhochschulreife, um anschließend ein Fachhochschulstudium aufnehmen zu können.

 

Nach dem Frühjahrsgutachten der EU-Kommission vom 4. Mai 2009 sieht die EU positive Signale, dass die Talsohle der Wirtschaftskrise immer näher kommt. Gegen Ende des Jahres könnte der Abschwung gestoppt sein, ab 2010 geht es laut EU-Prognose mit der europäischen Wirtschaft wieder langsam bergauf. Wenn in den nächsten Wochen und Monaten die Konjunkturprogramme des Bundes und des Landes ihre Wirkung zeigen, ist es umso mehr erforderlich, dass den Betrieben jetzt und auch in Zukunft die erforderlichen Fachkräfte zur Verfügung stehen.

 

Infolge der Wirtschaftskrise ist der Bedarf an Fachkräften zuletzt zwar zurückgegangen, doch noch immer sind bei den Arbeitsagenturen mehr offene Stellen für Fachkräfte gemeldet als Arbeitslose aus den jeweiligen Bereichen. Der Fachkräftemangel ist darauf zurückzuführen, dass es zu wenig Absolventen in den technischen Berufen gibt. Das Problem wird ab dem Jahr 2012 noch größer, wenn sich die demografische Entwicklung auswirkt. Dann werden auch verstärkt die pflegerischen Berufe hiervon betroffen sein.

 

Unter diesen Aspekten ist es nur schwer nachvollziehbar, dass eine große Zahl von weiterbildungswilligen jungen Menschen im Ostalbkreis keinen, ihren Fähigkeiten entsprechenden Weiterbildungsplatz an unseren Beruflichen Schulen erhalten. Konsequenz für diese Schüler ist, dass sie auf private Schulen ausweichen oder in der Arbeitslosigkeit verharren.

 

Wie in den vergangenen Jahren ist aktuell nicht bekannt, ob die Schüler auf den Wartelisten alle noch tatsächlich auf einen Gymnasiums-, Techniker- oder 1BKFH-Platz warten oder bereits anderweitig versorgt sind. Dies ist eine ähnliche Situation wie im Vorjahr. Zum Schuljahresbeginn 2008/2009 waren aber keine Schüler mehr auf den Wartelisten. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage ist zu befürchten, dass die anderweitige Vermittlung der Schüler auf den Wartelisten schwerer ist als in den vergangenen Jahren.

 

Gemeinsam muss alles unternommen und müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit den Jugendlichen durch eine optimale Aus- und Weiterbildung positive Aussichten sowohl im schulischen Bereich als auch auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Hierzu gehört nicht nur die Zuweisung von weiteren Poolklassen für die Beruflichen Gymnasien, die Technikerschulen und die Berufskollegs durch das Land, sondern auch die Genehmigung von weiteren Lehrkräftestellen. Aus der Anlage 3 ist die Lehrerunterversorgung des aktuellen Schuljahres und das voraussichtliche Lehrkräftedefizit des kommenden Schuljahres zu entnehmen.

 

Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass Regierungspräsidium und Schulen Probleme haben, freie Stellen mit geeigneten Bewerbern, insbesondere im Höheren Dienst, zu besetzen. Das Lehrerdefizit hat an den Beruflichen Schulen zur Folge, dass der Unterricht weiterhin gekürzt werden muss oder ggf. weniger Klassen im Vollzeitbereich geführt werden können. Dies kann nicht hingenommen werden. Trotz aller Anstrengungen der Beruflichen Schulen den Unterricht sicherzustellen, gefährdet ein verkürzter Unterricht einen erfolgreichen Schulabschluss.

 

Aufgrund des aktuell vorhandenen Defizits werden an den Beruflichen Schulen des Ostalbkreises bereits Überstunden in der Größe von bis zu 18,6 Lehrerstellen geleistet. Eine weitere Erhöhung der Überstunden ist aufgrund der schulinternen Krankheitsvertretung der Lehrer (keine Krankheitsreserve für Berufliche Schulen) nicht mehr möglich.

 

Trotz der Zuweisung von bisher rund 20,8 Neustellen ist es auch zukünftig unabdingbar, auf allen Ebenen verstärkt auf die Lehrerunterversorgung  an den Beruflichen Schulen im Ostalbkreis hinzuweisen, um gezielt weitere Deputate vom Land zu erhalten.

 

Finanzierung und Folgekosten

Finanzierung und Folgekosten

 

Keine

 

 

Anlagen

Anlagen

 

- 3 -

 


 

 

Sichtvermerke

 

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Maier


 

Dezernat II

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Hubel

Landrat

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Pavel