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Vorlage - 253/09  

 
 
Betreff: Grundsatzbeschluss über eine chefarztgeführte Zentrale Notfallaufnahme am Ostalb-Klinikum Aalen
Status:öffentlich  
Federführend:Ostalb-Klinikum   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Kliniken und Gesundheit Entscheidung
18.05.2009 
Sitzung des Krankenhausausschusses ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

Antrag der Verwaltung

 

  1. Der Krankenhausausschuss stimmt der Konzeption zur Einrichtung einer chefarztgeführten Interdisziplinären Zentralen Notaufnahme am Ostalb-Klinikum Aalen zu.

 

  1. Die Betriebsleitung wird beauftragt, ein geeignetes Personalgewinnungsverfahren für die Chefarztposition für die Interdisziplinäre Zentrale Notaufnahme durchzuführen. Die zu wählende Persönlichkeit soll bereits Erfahrung in der Leitung einer solchen Einheit mitbringen, um den Neuaufbau sowohl medizinisch als auch organisatorisch und ökonomisch bestmöglich umsetzen zu können.

 

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

Die Notfallambulanz eines Klinikums ist mehr als nur eine „lästige“ Notwendigkeit. Sie ist die Visitenkarte - rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr geöffnet. In der Notfallambulanz werden sowohl lebensbedrohliche Notfälle wie Unfallopfer, Herzinfarkte oder Schlaganfälle, als auch „Bagatell-Notfälle“ wie kleinere Verletzungen oder Zeckenbisse zu jeder Zeit versorgt.

 

Patienten, die die Notfallambulanz aufsuchen, unterscheiden nicht zwischen lebensbedrohlichem Notfall und Bagatelle, für sie steht ihre Krankheit, ihre Verletzung im Mittelpunkt. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung an die Qualität und Geschwindigkeit der medizinischen Versorgung in der zentralen Notaufnahme. Lange Wartezeiten werden auch bei Bagatellproblemen immer weniger toleriert.

 

Für das Klinikum selbst ist die Notfallambulanz eine wichtige Schnittstelle, in der weitreichende Entscheidungen getroffen werden. Hier wird die Entscheidung getroffen, ob ein Patient stationär aufgenommen werden muss oder nicht. Hier wird auch die Entscheidung getroffen, in welche der Fachabteilungen ein Patient eingewiesen wird.

 

Die Notfallambulanzen der Kliniken verzeichnen deutschlandweit in den vergangenen Jahren stark steigende Patientenzahlen. Damit steigen auch die Anforderungen an die Organisation dieser Abteilungen beträchtlich. Es zeigt sich, dass es immer schwieriger wird, mit den traditionellen Organisationsstrukturen, die Patienten optimal und in der heute erwarteten Prozessqualität zu versorgen.

 

Räumliche und organisatorische Entwicklung am Ostalb-Klinikum Aalen

Im Zuge der Baumaßnahme BA I im Jahr 1987 wurde die Notaufnahme des Ostalb-Klinikums auf Basis der damaligen Leistungszahlen und medizinischen Möglichkeiten gebaut (Liegendanfahrt, Diagnostik und Notfallaufnahme).

 

Die Notfallversorgung war aber organisatorisch und teilweise auch räumlich den einzelnen Fachrichtungen (Chirurgie, Innere, Pädiatrie, Frauenheilkunde) zugeordnet. Vor allem die räumliche Trennung, mit teilweise weiten Wegen, war den Hilfe suchenden Patienten verständlicherweise oft schwer vermittelbar.

 

Bereits Ende der 90er Jahre zeigten sich erste räumliche Defizite. Durch die Installation des Herzkatheterlabors mit Nebenräumen in unmittelbarer Nähe der Liegendanfahrt im Jahr 1999 konnte für die Patienten mit akutem Herzinfarkt eine deutliche Verbesserung erzielt werden.

 

Die Betriebsleitung mit dem damaligen Ärztlichen Direktor, Prof. Dr. v. Maillot, hat 2004 die räumliche und organisatorische Trennung aufgehoben und eine interdisziplinäre Zentrale Notaufnahme geschaffen. Für alle Notfallpatienten, mit Ausnahme der Geburtshilfe, gibt es seither eine zentrale Anlaufstelle.

 

Die räumliche Situation wurde mit Eigenmitteln des Ostalb-Klinikums und einem Zuschuss des Ostalbkreises zwischen Mai und November 2004 wesentlich verbessert. Es gibt nun einen klar abgegrenzten Bereich für die Notfallmedizin in unmittelbarer Nähe der Liegendanfahrt.

Erster Anlaufpunkt ist ein Empfangstresen mit Notfallklingel, an dem die Patienten von geschultem Fachpersonal in Empfang genommen und einem ersten Check unterzogen werden. Nach der Erstuntersuchung wird über die erforderlichen Diagnostikmaßnahmen und die Konsultation von Fachärzten der einzelnen Disziplinen entschieden. Alle für die Notfallmedizin erforderlichen Untersuchungs- und Behandlungsräume sind nun in einer Einheit zusammengefasst. Neben einer optimalen Ausrichtung der Funktionsräume wurde auch Wert auf die Ausstattung der Warte- und Aufenthaltsbereiche gelegt. Bislang mussten wartende Notfallpatienten häufig im Flur auf die folgenden Untersuchungen warten, da die Ende der 80er Jahre gebauten Notfallräume die deutlichen Patientensteigerungen in den vergangenen zwanzig Jahren nicht mehr auffangen konnten. Nach dem Umbau stehen nun auch Warte- und Sanitärräume zur Verfügung.

 

Die Pflegedirektion hat den Funktionsdienst neu organisiert, die Dienstzeiten verändert und eine Leitung mit Stellvertretung für die interdisziplinäre Zentrale Notaufnahme eingerichtet. Die Ärztliche Leitung dieses Bereichs obliegt seither dem Ärztlichen Direktor, zurzeit Herrn Priv. Doz. Dr. Solzbach.

 

Die Veränderungen im Jahr 2004 bedeuteten einen deutlichen Qualitätssprung in der Versorgung von Notfallpatienten. Doch die Leistungszahlen sind seitdem weiter stark gestiegen. Im Jahr 2008 verzeichnete die Zentrale Notaufnahme etwa 22.000 Patientenkontakte. Daraus resultierten etwa 8.000 stationäre Aufnahmen. Es zeigt sich, dass die Funktionseinheit in der heutigen Organisationsstruktur diesem Patientenaufkommen nur eingeschränkt gewachsen ist. Die Fragestellungen sind komplex und können mit einer bloßen Personalaufstockung nicht hinreichend gelöst werden.

 

Neue Lösungsansätze

In Deutschland wird seit einigen Jahren über die „ideale“ Organisationsstruktur einer interdisziplinären Zentralen Notaufnahme diskutiert. Dass sie interdisziplinär sein muss, steht mittlerweile außer Diskussion. Zunehmend werden diese eigenständigen Organisationseinheiten mit unabhängigen, der Geschäftsführung direkt unterstellten Ärztlichen Leitern/innen besetzt. Im Jahr 2005 hat sich die "Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfallaufnahme e.V. (DGINA e.V.)" gegründet, die dieses Modell propagiert.

 

Die Betriebsleitung des Ostalb-Klinikums beschäftigt sich seit einem Jahr sehr intensiv mit der Neuorganisation der Zentralen Notaufnahme. Besuche in Hamburg (Asklepios Klinik Altona), Regensburg (Klinikum der Barmherzigen Brüder) und im Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch folgten. In diesen drei Einrichtungen ist das Konzept einer chefärztlich geleiteten Zentralen Notaufnahme seit einigen Jahren umgesetzt.

 

Daneben wurden Chefärztinnen und Chefärzte von Zentralen Notaufnahmen nach Aalen eingeladen, die über ihre Erfahrungen mit diesem Modell berichteten.

 


Beschluss der erweiterten Betriebsleitung (einschließlich Stellvertreter) des Ostalb-Klinikums

Die erweiterte Betriebsleitung des Ostalb-Klinikums hat sich in zahlreichen Sitzungen intensiv mit der zukünftigen Ausrichtung der Notfallaufnahme befasst und hierzu einstimmig folgende Grundsatzpositionen verabschiedet:

 

Die Modernisierung des Ostalb-Klinikums Aalen soll konsequent fortgeführt werden. Neben der schon weit fortgeschrittenen baulichen Erneuerung und der Ertüchtigung der medizintechnischen Infrastruktur, der Gründung der zertifizierten Organzentren sowie weiterer medizinischer Schwerpunktbildungen, muss auch die Zentrale Interdisziplinäre Notaufnahme ein neues „Gesicht“ erhalten. Eine eigenständige Orga-
nisationseinheit mit einer eigenen ärztlichen und pflegerischen Leitung wird zukünftig das Portal des Ostalb-Klinikums sein.

 

Dabei sollen folgende Ziele erreicht werden:

 

-          Steigerung der Behandlungsqualität durch unmittelbare Notfallversorgung nach Behandlungsstandards

-          Reduzierung der Zeit bis zum Behandlungsbeginn durch klare Zuständigkeiten

-          Bildung von Versorgungsschwerpunkten

-          Schnelle und umfassende Diagnostik nach abgestimmten Standards bereits in der Notfallaufnahme

-          Zentrale Indikationsstellung zur stationären Aufnahme / Vermeidung von Fehlbelegungen

-          Schnellstmögliche Einleitung einer durch die Fachabteilungen festgelegten Therapie

-          Überwachungsmöglichkeit von Notfallpatienten unter stationären Bedingungen direkt in der Zentralen Notaufnahme

-          Kurze Wege und kurze Wartezeiten durch einen unmittelbaren zentralen Behandlungsbeginn

-          Steigerung der Patientenzufriedenheit

-          Deutliche Entlastung der Pflegestationen durch eine zentral organisierte Patientenaufnahme

 

Nicht jedes Ziel wird kurzfristig erreichbar sein. Es wird Übergangslösungen geben müssen und zu Beginn wird es auch räumliche Restriktionen geben, die sich in den nächsten Jahren durch das Gesamtprojekt Frauenklinik / Endoskopie auflösen lassen.

 

Die Interdisziplinäre Zentrale Notaufnahme ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Klinikums im Kontakt zu den Patienten, niedergelassenen Ärzten, Notärzten und Rettungsdiensten. Sie bestimmt den Ruf des Hauses entscheidend mit und benötigt deshalb eine moderne Organisationsstruktur.

 

Durch die Einrichtung einer Chefarztstelle bekommt die Zentrale Notaufnahme die ihr angemessene Bedeutung. Die Betriebsleitung des Ostalb-Klinikums ist von diesem noch jungen Organisationskonzept überzeugt und ist bereit, dieses Projekt nachhaltig zu unterstützen, zu begleiten und zum Erfolg zu führen.

 

 

Finanzierung und Folgekosten

Finanzierung und Folgekosten

 

In den vergangenen Jahren sind die durch die Notfallambulanz erzielten ambulanten Erlöse deutlich gestiegen. Durch einen schnelleren Behandlungsbeginn und Behandlungsstandards in der neuen Struktur können stationäre Verweildauern gesenkt werden. Das Klinikum bekommt so Freiräume für zusätzliche Patienten und damit zusätzliche Erlöse. Durch eine optimale Qualität in der Zentralen Notaufnahme können nicht notwendige stationäre Aufnahmen, die zu Fehlbelegungen und damit zu Erlösausfällen führen, vermieden werden. Mit der Einführung von Behandlungsstandards können zudem Untersuchungen zielgerichteter vorgenommen und somit Sachkosten reduziert werden.

 

Die neu geschaffene Chefarztstelle wird sich somit selbst finanzieren können.

 

Anlagen

Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

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Janischowski


 

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Dezernat II

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Hubel

Landrat

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Pavel