Sachverhalt/Begründung
I. Ausgangssituation
Im Rahmen ihrer Stellungnahme zum Entwurf des Kreishaushalts
2009 am 18.11.2008 hat die CDU-Kreistagsfraktion beantragt, im
Jugendhilfeausschuss über die Umsetzung des Landesprogramms
„STÄRKE“ zu berichten, insbesondere zu Möglichkeiten der
Unterstützung von Familien in besonderen Lebenssituationen.
II. Umsetzung des
Programms „STÄRKE“ im Ostalbkreis
Im Rahmen des Landesprogramms „STÄRKE“ erhalten
Eltern von Neugeborenen seit 1. September 2008 vom zuständigen
Einwohnermeldeamt einen Elternbildungsgutschein in Höhe von 40 Euro, den sie
beim Besuch eines Elternbildungskurses einlösen können. Der Gegenwert der nicht
eingelösten Elterngutscheine im Ostalbkreis kann für Elternbildungskurse für
Familien in besonderen Lebenssituationen und für aufsuchende Hilfen verwendet
werden. Die Mittel dazu stellt das Land Baden-Württemberg zur Verfügung. Nicht
eingelöste Mittel gehen am Ende des Abrechnungszeitraumes zurück an das Land.
·
Elternbildungskurse bei denen die Bildungsgutscheine eingelöst werden können:
Im Ostalbkreis werden derzeit von
20 Trägern 46 Gutscheinkurse angeboten, davon 14 in Aalen, 1 in Bopfingen, 9 in
Ellwangen, 1 in Gschwend, 3 in Heubach, 1 in Lorch, 2 in Ruppertshofen, 13 in
Schwäbisch Gmünd und 2 in Unterschneidheim. Im Zeitraum vom Programmstart bis
zum 30.11.2008 (erster Abrechnungszeitraum) wurden in den Gemeinden 627
Gutscheine ausgegeben und von den Eltern 13 Gutscheine eingelöst.
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Kurse für Familien in besonderen Lebenssituationen und damit verbundene
aufsuchende Hilfe:
Im Ostalbkreis werden derzeit von
10 Trägern 15 Kurse für Familien in besonderen Lebenssituationen angeboten,
davon 4 in Aalen, 1 in Bopfingen, 4 in Ellwangen und 5 in Schwäbisch Gmünd. 7
Träger bieten die bei Bedarf mögliche begleitende oder nachgehende aufsuchende
Hilfe an.
Im Zeitraum vom Programmstart bis
zum 30.11.2008 haben 3 Familien ein Kursangebot für Familien in besonderer
Lebenssituation in Anspruch genommen. Aufsuchende Hilfen wurden noch nicht
nachgefragt.
Seitherige Aktivitäten des Geschäftsbereichs Jugend und Familie
Mit den fast 30 Elternbildungsträgern fanden am 22.07.2008
und 23.10.2008 Kooperationsgespräche statt. Es wurden die Umsetzung des
Programms und die Abrechnungsmodalitäten abgesprochen sowie die weitere
Programmentwicklung geplant. Daneben fanden viele Einzelgespräche zu
Detailthemen des Programms „STÄRKE“ statt.
Der Geschäftsbereich Jugend und Familie stellt auf seiner
Internetseite www.staerke.ostalbkreis.de und durch ein Informationsblatt eine
Übersicht über die Träger und ihre Kursangebote zur Verfügung. Das
Informationsblatt des Ostalbkreises für die Gutscheinkurse wird mit den
Bildungsgutscheinen durch die Einwohnermeldeämter der Bürgermeisterämter an die
Eltern verschickt. Für türkisch und russisch sprechende Mitbürger werden künftig
Beschreibungen des Programms „STÄRKE“ in deren Muttersprache
beigefügt.
Der Geschäftsbereich Jugend und Familie informiert seit
Jahresende 2008 all die Stellen, die zu Familien in besonderen
Lebenssituationen Kontakt haben umfassend über das Programm.
Kurse für Familien in besonderen Lebenssituationen im Rahmen
des Landesprogramms „STÄRKE“ richten sich insbesondere an:
Alleinerziehende
Eltern mit früher Elternschaft
Familien mit Gewalterfahrung
Familien mit behindertem Familienmitglied
Familien mit Mehrlingsgeburten
Familien mit Migrationshintergrund
Familien mit Pflege- oder Adoptivkindern
Familien in prekären finanziellen Verhältnissen
Familien mit Trennungserfahrungen (Trennung/Scheidung oder
Tod in der Familie).
Einschätzung zum seitherigen Programmverlauf
Nach einem landesweit zögerlichen Programmstart steigert
sich die Kursnachfrage kontinuierlich. Die Zielgruppe der jungen Eltern und die
Eltern in besonderen Lebenssituationen konnte allerdings bisher noch nicht im
gewünschten Umfang aktiviert werden. Die üblichen Mittel, wie z. B.
Pressemitteilungen, Informationsblätter etc., mit denen für Bildungskurse
geworben wird, reichen dafür nicht aus.
III. Grundsätzliche Überlegungen zum weiteren Vorgehen
Neben den Gesprächen mit den Trägern zur Weiterentwicklung
der Eltern- und Familienbildung im Ostalbkreis wurden seitens des
Geschäftsbereiches Jugend und Familie konzeptionelle Überlegungen zur
Programmweiterentwicklung angestellt. Dabei müssen folgende Gesichtspunkte
berücksichtigt werden:
-
Wenn die Jugendhilfe frühzeitiger Familien
erreichen will, ist sie auf die Kooperation mit anderen Bereichen, wie z.B. der
Gesundheitshilfe (u.a. Ärzte/Ärztinnen, Hebammen) oder Kindergärten angewiesen.
Die Erfahrungen aus dem Modellprojekt „Guter Start ins Kinderleben“
bestätigen dies genauso wie neueste Erkenntnisse aus dem Bereich der Forschung
zu frühen Hilfen.
-
Im Modellprojekt „Guter Start ins
Kinderleben“ wurde die Kooperation im Frühbereich
(Schwangerschaft/Geburt/Frühe Kindheit) zwischen Gesundheitshilfe (Geburts-,
Kinderkliniken, Kinderärzten) und Jugendhilfe optimiert. Der nächste Entwicklungsbereich
von Kindern ist der vorschulische Bereich (Kindergarten/ Kindertageseinrichtungen).
Das Fachpersonal in diesem Bereich stellt einen weiteren wichtigen
„Zugangsbereich“ zu früher Unterstützung, Hilfe und Schutz dar.
Die
Stellen und Personen, die aufgrund ihrer Tätigkeiten bzw. ihres Auftrags mit
Kindern und Familien arbeiten (z. B. Ärzte, Hebammen, Kliniken,
Gesundheitshilfe, Kindertageseinrichtungen) - so die Zielsetzung des
Geschäftsbereiches Jugend und Familie - müssen umfassend über die im
Ostalbkreis verfügbaren Unterstützungsmöglichkeiten informiert sein. Sie
sollen in der Lage sein, diese den betroffenen Familien zeitnah und bedarfsgerecht
zu vermitteln. Zielsetzung aller Maßnahmen und Aktionen ist eine
altersentsprechende und gesunde Entwicklung von Kindern.
IV. Praktische Umsetzung
Wird von den unter III. genannten Stellen und Institutionen
zusätzlicher Förderbedarf bei Kindern und Familien erkannt, informieren diese
über vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten und werben um die Inanspruchnahme
der entsprechenden Angebote. Insbesondere bei Familien in besonderen
Lebenssituationen (siehe Aufzählung Seite 3), versuchen sie, die Eltern in die
entsprechenden Maßnahmen zu vermitteln bzw. bieten diese, im Rahmen der
vorhandenen Möglichkeiten, für die Eltern selber an.
Erforderliche Kooperationsbeziehungen werden weiter
intensiviert bzw. hergestellt, insbesondere mit Ärzten, Kinderärzten, Kliniken
und Betreuungsinstitutionen.
Weiteres Vorgehen im Bereich
Gesundheitshilfe:
Für interessierte Ärzte/innen
wird vom Geschäftsbereich Jugend und Familie ein Informationspaket angeboten um
junge Eltern bei erkanntem Hilfebedarf an geeignete Stellen weiter zu
vermitteln. Diese Materialien werden regelmäßig aktualisiert. Daneben finden,
ebenfalls regelmäßig, Informations- und Erfahrungsaustausche statt.
Weiteres Vorgehen im Bereich
Kindertageseinrichtungen:
In den Kindertageseinrichtungen können Eltern sehr direkt
und verbindlich auf die besonderen Elternbildungsmöglichkeiten angesprochen und
für eine Teilnahme an Kursen gewonnen werden. Die Versorgung von weiteren
Kindern kann dort am ehesten gewährleistet werden.
Der Geschäftsbereich Jugend und Familie wird deshalb selbst
bzw. durch Beauftragung freier Träger Kurse für Familien in besonderen
Lebenssituationen in Kindertageseinrichtungen anbieten. Inhaltlich sind
folgende Themen vorgesehen:
Alleinerziehende:
-
Aufarbeitung der besonderen pädagogischen
Anforderungen von Ein-Eltern-Familien
-
Information über Unterstützungsangebote für
Alleinerziehende zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Frühe Elternschaft:
-
Spannungsverhältnis jugendlicher Mütter und
Väter in Bezug auf Elternschaft
-
Hilfestellung zu Vereinbarkeit von Elternschaft
und Ausbildung oder Studium
Familien mit Gewalterfahrung:
-
Gewaltpräventionsprogramme wie z.B. Kurs
„Starke Eltern - Starke Kinder“ oder „Keine Angst vor
Aggressionen“
Familien mit Migrationshintergrund:
-
Programme zur gemeinsamen Sprachförderung von
Eltern und Kindern
-
Muttersprachliche Familienbildung
Familien in prekären finanziellen Verhältnissen:
-
Unterstützungsangebote für Eltern, die von
Arbeitslosigkeit betroffen sind
-
Hauswirtschaftliche Angebote, wie z.B. Bewusste
Kinderernährung, Sparsames Wirtschaften
Trennung:
-
Thematische Aufarbeitung von Trennungs- und
Scheidungssituationen
Bis zu den Sommerferien 2009 werden mit den Trägern der
Kindertageseinrichtungen die Durchführungsmodalitäten besprochen.