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Vorlage - 083/08  

 
 
Betreff: Erfahrungsbericht zur "Sozialen Gruppenarbeit" an der Schillerschule in Aalen
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Jugend und Familie   
Beratungsfolge:
Jugendhilfeausschuss Kenntnisnahme
08.07.2008 
Sitzung des Jugendhilfeausschusses zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

Antrag der Verwaltung

 

Kenntnisnahme

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

I. Ausgangssituation und Allgemeines

 

Vor dem Hintergrund hoher Umschulungsraten von Kindern aus Regelschulen in die Schulen für Erziehungshilfe, gab es verwaltungsinterne Überlegungen, durch frühzeitige niederschwellige Hilfsangebote die Umschulungen und damit verbundene, kostenintensive Maßnahmen zu vermeiden bzw. zu reduzieren.

 

Nach mehreren Fachgesprächen in denen rechtliche Fragen und die konkrete Ausge-staltung zwischen den Beteiligten, dem Jugendamt, der Schillerschule Aalen und dem Förderverein Aufwind geklärt wurden und auf der Grundlage einer vom Förderverein Aufwind erstellten Konzeption für die Soziale Gruppenarbeit, startete das Modellprojekt „Soziale Gruppenarbeit“ im März 2006.

 

Die Verwaltung informierte den Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am 04.07.2006 über den Beginn des Pilotprojekts. Nach einer Laufzeit von nunmehr 2 Jahren wird ein Erfahrungsbericht vorgelegt.

 

 

II. Gesetzliche Grundlagen

 

Nach § 29 Kinder- und Jugendhilfegesetz soll die Teilnahme an Sozialer Gruppenarbeit Kindern und Jugendlichen bei der Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensproblemen helfen. Soziale Gruppenarbeit soll auf der Grundlage eines gruppenpädagogischen Konzepts die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen durch soziales Lernen in der Gruppe fördern. Art und Umfang richtet sich nach dem erzieherischen Bedarf im Einzelfall und das engere soziale Umfeld des Kindes oder des Jugendlichen soll einbezogen werden.

 

 

III. Strukturen und Inhalte der Sozialen Gruppenarbeit Schillerschule

 

Es sind 2 alters- und geschlechtsgemischte Gruppen installiert für jeweils 6-8 Kinder aus dem Grundschulbereich, bzw. schwerpunktmäßig der Klassenstufen 5 und 6 aus dem Hauptschulbereich. Das Angebot ist auch für Kinder von benachbarten Schulen, wie der Hermann-Hesse-Schule, offen.

 

Die Hilfe ist in der Regel für die Dauer von einem Jahr konzipiert und endet, wenn die im Hilfeplan vereinbarten Ziele erreicht sind. Sofern weiterer Hilfebedarf besteht und die Ziele im Rahmen der Sozialen Gruppenarbeit erreichbar sind, kann die Maßnahme auch verlängert werden.

 

In der Sozialen Gruppe ist eine Jugend- und Heimerzieherin mit 80% Beschäftigungsumfang tätig und zur Unterstützung eine Jugend- und Heimerzieherin im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung.

 

 

 

Mit einem ganzheitlichen pädagogischen Handlungskonzept werden für die Kinder folgende Zielsetzungen bearbeitet:

 

 

Gruppenarbeit                 Stärkung der sozialen Kompetenz

                   Förderung von Selbständigkeit

                                      Sinnvolle Freizeitgestaltung

                                      Steigerung des Selbstwertes

                                       Vermittlung alltagspraktischer Fähigkeiten

 

Eltern-/Familienarbeit       Positive Lernerfahrungen

                                      Erziehungskompetenz stärken

                                      Integration ins soziale Umfeld

                                      Konfliktlösungsstrategien

                                      Weiteren Hilfebedarf konkretisieren

 

Schulischer Bereich           Enge Kooperation

                                      Kongruenz im pädagogischen Handeln

                                      Vernetzung von Schul- und Gruppenpädagogik

                                      Informationsfluss Schule - Eltern - Gruppe

 

Ein wichtiges Element für die Fachkräfte der Sozialen Gruppenarbeit ist das Netzwerk mit der Schulleitung und den Lehrern, dem Pädagogischen Zentrum der Schulsozialarbeit, den Eltern, dem Jugendamt, den Mitarbeitern der ambulanten Hilfen wie Sozialpädagogische Familienhilfe und Erziehungsbeistandschaft, der Polizei, der Berufsfindung „Projekt Zukunft“ sowie den Vereinen und anderen Freizeiteinrichtungen.

 

 

IV. Erfahrungswerte und Statistik

 

Im Austausch aller Beteiligten im April 2008 konnte eine insgesamt sehr positive Entwicklung bilanziert werden. In den vergangenen 2 Jahren wurden 29 Kinder betreut und gefördert. Die Dauer der Maßnahme lag im Durchschnitt bei 13,4 Monaten. Weit mehr als 50% der Hilfen konnten wie geplant beendet werden. Etwa 20% aller Betreuungen wurden durch die Eltern vorzeitig abgebrochen.

 

Manchen Eltern fehlt das Verständnis für die Beteiligung des Jugendamtes. Es fällt ihnen schwer, sich auf den Prozess einzulassen, weil sie sich in ihrer Kompetenz in Frage gestellt sehen und sie weitere Schritte des Jugendamtes erwarten. Grundsätzlich sind eine sehr sensible Vorgehensweise, eine intensive Beziehungsarbeit und mehrere Gespräche notwendig, bevor Eltern bereit sind über ihre Probleme offen zu sprechen. Zu den Elterngesprächen kommen fast ausschließlich die Mütter. Die Teilnahme an Elternabenden liegt im Grundschulbereich bei ca. 80%, während sich im Hauptschulbereich die Eltern nur gering beteiligen.

 

Schulleitung und Lehrerkollegium erklären, dass sie sich eine Beschulung der besonders förderungsbedürftigen Kinder, vor allem im Grundschulbereich, ohne die Soziale Gruppenarbeit nicht mehr vorstellen können. Trotz der Angebote in der Ganztagesbetreuung hätte sich die Soziale Gruppenarbeit als Methode und Hilfeform für Kinder mit großem Konfliktpotenzial in besonderer Weise bestätigt. Mit ihrer Hilfe könnten viele Kinder wichtige Entwicklungsschritte vollziehen. Selbst Kinder mit größeren Schwierigkeiten und Störungen würden Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben, mit denen sie den Verhaltensregeln und Anforderungen des Unterrichts an der Regelschule entsprechen können. Gleichzeitig werde ihre integrative Förderung weit über das schulische Umfeld hinaus vorangebracht.

 

 

V. Ausblick

 

Das Konzept der Sozialen Gruppenarbeit an der Schillerschule Aalen hat sich in den zurückliegenden 2 Jahren als niederschwellige Hilfeform mit hoher Zielerreichung bestätigt. Allerdings stellen alle Beteiligten gleichermaßen und eindeutig fest, dass die erfolgreiche Umsetzung ganz wesentlich auf der Gesamtstruktur der Schule, der engen Anbindung des Fördervereins Aufwind, der Vernetzung mit dem Schulpädagogischen Zentrum und der Schulsozialarbeit basiert.

 

Diese Hilfeform ist deshalb nicht ohne Weiteres auf andere Schulen übertragbar, sondern wesentlich von den jeweiligen örtlichen Strukturen abhängig.

 

Das Zusammenwirken von Jugendhilfe und Schule wird auch künftig von zentraler Bedeutung für die Zukunft von Kindern und Jugendlichen mit persönlichen und sozialen Problemstellungen sein. Der Ausbau der Schulsozialarbeit auf der Grundlage des vor Kurzem im Kreistag verabschiedeten Konzeptes ist ein „Baustein“ auf diesem Weg. Selbstverständlich wäre es auch aus Sicht der Verwaltung wünschenswert, andere Hilfeformen in Kooperation von Schulen und Sozialpädagogik zu installieren, um so der Zielsetzung einer möglichst ambulanten, familien- und lebensfeldorientierten Kinder- und Jugendhilfe noch besser entsprechen zu können. Ein flächendeckendes Angebot ist jedoch weder finanziell machbar, noch pädagogisch notwendig.

 

Dr. Ulrich Bürger vom Landesjugendamt beim Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg wird in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 08.07.2008 unter anderem auch Aussagen zur Struktur und Gewichtung der erzieherischen Hilfen im Ostalbkreis treffen und darüber hinaus Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Angebotsstruktur unterbreiten. Ausgehend von dieser Berichterstattung, die eine landesweite Vergleichsbetrachtung mit einbezieht, wird die Verwaltung unter Beteiligung der Träger der freien Jugendhilfe und des Landesjugendamtes Vorschläge zur Weiterentwicklung der „Instrumentarien“ bzw. Hilfeformen in der Erziehungshilfe erarbeiten und dem Jugendhilfeausschuss zur Beratung vorlegen.

Finanzierung und Folgekosten

Finanzierung und Folgekosten

 

Die Kosten je Kind in der Sozialen Gruppenarbeit an der Schillerschule Aalen betragen monatlich 385 €. Die Finanzierung erfolgt über den Jugendhilfehaushalt - Hilfen zur Erziehung.

Anlagen

Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

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Funk


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Dezernat II

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Hubel

Landrat

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Pavel