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Vorlage - 064/08  

 
 
Betreff: Vorstellung der Konzeption zur Einrichtung einer Demenzstation im Seniorenstift Schönborn Haus
Status:öffentlich  
Federführend:Hospitalstiftung zum Heiligen Geist   
Beratungsfolge:
Stiftungsausschuss Kenntnisnahme
23.06.2008 
Sitzung des Stiftungsausschusses zur Kenntnis genommen   

Antrag der Verwaltung

Antrag der Verwaltung

 

Die Mitglieder des Stiftungsausausschusses nehmen den Bericht zur Kenntnis.

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

1.            Bedarfssituation für Pflegeplätze demenzerkrankter Personen

Eine Million Menschen sind aktuell in Deutschland an Demenz erkrankt. Pro Jahr kommen 200.000 Neuerkrankungen hinzu. Die demografischen Prognosen gehen davon aus, dass im Jahre 2020 bereits ca. 1,5 Millionen Personen in Deutschland an Demenz erkrankt sein werden, und dass sich die Zahl bis zum Jahr 2040 auf 2,3 Millionen demenzkranke Personen erhöhen wird.


Aufgrund der höheren Lebenserwartung hat die Wahrscheinlichkeit für eine Demenzerkrankung in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Bei dem aktuell 65 – 69-jährigen Personenkreis beträgt die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung noch
2 %; bei den über 90-jährigen liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit der Erkrankung bereits über 30 %.


Allein schon an der Zahl, dass 60 % aller Heimaufnahmen aus einer demenziellen Erkrankung heraus verursacht werden, zeigt die hohe Bedeutung, sich als Altenpflegeeinrichtung verstärkt um diese Erkrankung zu kümmern und spezielle Leistungsangebote hierfür zu schaffen.



2.            Vorarbeiten für die Realisierung einer Demenzstation

Bereits im Stiftungsausschuss am 26.06.2007 wurde von der Pflegedienstleitung des Seniorenstifts Schönborn Haus die Demenzkonzeption „Lebenswelten – Wohnbereich“ dem Stiftungsausschuss vorgestellt.


Für demenzerkrankte Personen im fortgeschrittenen Stadium soll dieser Wohnbereich im Seniorenstift Schönborn Haus speziell ausgerichtet werden. Gleichzeitig entsteht ein besonderes Versorgungsangebot für die Region Ellwangen. Da sich in der aktuellen Politik momentan verstärkt der Focus auf demenzkranke Seniorinnen und Senioren richtet, ist davon auszugehen, dass die Leistungsangebote in näherer Zukunft an vielen Altenpflegeeinrichtungsstandorten noch zunehmen werden.


Aus diesem Grunde ist es sehr wichtig, sich rechtzeitig am Markt und in der Öffentlichkeit mit diesem Spezialleistungsangebot zu positionieren. In dieser Intention wurde im Vermögensplan des Wirtschaftsplans der Hospitalstiftung zum Heiligen Geist des Jahres 2008 eine Summe von 150.000 Euro für die Realisierung einer Demenzstation berücksichtigt.



 

 

 

 

 

 

 

3.                 Realisierung der Demenzstation


Nach intensiver Analyse wurde die bisherige Station 1 des Seniorenstifts Schönborn Haus für die Schaffung einer Demenzstation ausgewählt. Der Vorteil dieser Station liegt darin, dass ein „Rundlauf“ mit nicht endenden Wegen für die demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohner auf dieser Station etablierbar ist. Da demenzkranke Personen sehr oft unter einem großen Bewegungsdrang leiden, ist dies eine unverzichtbare Voraussetzung. Weiterhin sind für eine geeignete räumliche Struktur nachfolgend aufgelisteten baulichen Anpassungen unverzichtbar:

·        Schaffung einer hellen, möglichst spiegelungsfreien räumlichen Gestaltung

·        Schaffung von Rückzugsmöglichkeiten und Ruhemöglichkeiten (Wartezonen – z.B. „fiktive Haltestellen“)

·        Erleichterung der gestörten Orientierung demenzkranker Personen und Leitung des zum Teil ungesteuerten Bewegungsdrangs (Auffinden des eigenen Zimmers und Verhinderung von Weglauftendenzen)

·        Schaffung eines zentralen Aufenthaltbereiches (Wohnküche und Aufenthalts-/Wartezonen.



Da der Budgetrahmen mit 150.000 Euro sehr begrenzt ist, mussten bereits im Vorfeld eindeutige Prioritäten gesetzt werden, um die notwendigen baulichen Voraussetzungen realisieren zu können. Das Konzept sieht vor, dass in einem gestuften Verfahren die Etablierung und der weitere Ausbau erfolgen wird.

Als unverzichtbare bauliche Voraussetzungen müssen folgende Veränderungen auf der bisherigen Station 1 durchgeführt werden:

·        Versetzen der Brandschutzwand und Abschottung der internen Treppenauf- und -abgänge zur Vermeidung des Weglaufens von demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohnern

·        Ersatz des ungeeigneten Teppichbodens durch einen spiegelungsfreien Linoleumfußboden

·        Farbliche Neugestaltung der Flure, die ein unbewusstes Leitsystem für die stark orientierungseigeschränkten demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohner bietet. (Verbergen von Funktionsräumen, die nicht begangen werden sollen / besseres Auffinden des eigenen Zimmerbereiches (z. B. spezielle Tapete, Jugendbild der demenzkranken Person, um das eigene Erkennen des persönlichen Zimmers zu ermöglichen etc)

·        Erhöhung der Beleuchtung auf eine Lichtstärke von mindestens 500 Lux (ausreichende Beleuchtung ist zur Vermeidung von Angst und Unsicherheit demenzkranker Personen unabdingbar)

·        Schaffung eines familiären Aufenthaltsbereiches (Wohnküche als familiären Mittelpunkt, sonstige Aufenthalts- und Ruhezonen, wohnliche Gesamtatmosphäre mit Gebrauchs- und Funktionsgegenständen des täglichen Lebens (Erinnerungszonen)

 

 

 

 

 

·        Neuanordnung des Pflegestützpunktes im Ein- und Ausgangsbereich. Dieser Verlagerungspunkt ist sicherlich relativ kostenaufwendig. Zur Vermeidung teurer Ortungssysteme (z. B. Armband zur Ortung weglaufender Bewohnerinnen und Bewohner) ist voraussichtlich eine kostenintensive Verlagerung des Pflegestützpunktes unverzichtbar.

In der Vorplanung erscheint es sehr wahrscheinlich, dass aus diesem Grund evtl. ein Patientenzimmer aufgegeben werden muss. Insgesamt würde dies bedeuten, dass die Platzzahl des Seniorenstift Schönborn Haus von 147 auf 146 in der Maximalanzahl zurückgehen würde. Angesichts der rückläufigen Nachfrage müsste dieser Negativpunkt zur Realisierung einer sinnvollen Gesamtkonzeption aus Sicht der Hospitalverwaltung akzeptiert werden.

 

In weiteren Überlegungen sollte die Möglichkeit eines ungehinderten Gartenzuganges für die Demenzstation vorbereitet werden. Angesichts des begrenzten Budgetrahmens in Höhe von 150.000 Euro sollte diese Maßnahme vorläufig noch zurückgestellt und bereits in einem Ausbaukonzept für die Jahre 2009 ff. mit aufgenommen werden.

 

Für die professionelle Realisierung der Demenzstation ist ein externes Beratungs- und Betreuungsteam unverzichtbar. Für die konzeptionelle externe Beratung wird Herr Martin Weidenfelder dem Seniorenstift Schönborn Haus zur Verfügung stehen. Herr Martin Weidenfelder ist neben seiner Grundprofession als Diakon und Seelsorger darüber hinaus Fortbildungsreferent sowie Trainer für emotionale Kommunikation auf dem Spezialgebiet demenzkranker Menschen. Herr Weidenfelder ist wohnhaft in Schwäbisch Hall und für viele Einrichtungen in Deutschland und in der Schweiz mit den Spezialleistungsangebot Demenz tätig. Er hat über die Thematik der Demenzerkrankungen publiziert.


Die Umsetzung der baulichen Planung und Realisierung muss noch geregelt werden.

 

Das farbliche Konzept soll von der Firma Typographische Gestaltungen, Christina Faber, in Ellwangen mit betreut werden. Frau Faber war bereits für viele Altenpflegeeinrichtungen im Ostalbkreis incl. für das Wegeleitsystem an der St. Anna-Virngrund-Klinik Ellwangen erfolgreich tätig. Aufgrund der erforderlichen Spezialkenntnisse erscheint die fachliche Begleitung durch Frau Faber für eine erfolgreiche Realisierung der Demenzstation sehr empfehlenswert. Die entsprechenden Beratungs- und Betreuungsverträge werden noch kurzfristig vorbereitet.

Die bauliche Konzeptionisierung der Demenzstation ist eine wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz in der Bevölkerung. Aus diesem Grunde sollte die Station baulich und konzeptionell möglichst attraktiv gestaltet werden.

 

 




4.                 Sonstige personelle und konzeptionelle Vorbereitung

 

Das Leitungsteam einer Demenzstation sollte über eine entsprechende Fachweiterbildung „Gerontopsychiatrie“ verfügen. Auch aus diesem Grund hat bereits vor einigen Jahren eine Pflegefachkraft die Fachweiterbildung Gerontopsychiatrie in einer externen Weiterbildungsstätte absolviert. Aktuell befindet sich bereits eine weitere Mitarbeiterin in der ca. einjährigen Fachweiterbildung Gerontopsychiatrie. Im Herbst 2008 wird eine dritte Mitarbeiterin ebenfalls mit dieser einjährigen Zusatzfachweiterbildung beginnen. Mit drei voll ausgebildeten Kräften ist die Demenzstation des Seniorenstift Schönborn Haus personell und fachlich bestens gerüstet. Selbstverständlich werden auch alle sonstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die spezielle Thematik Demenzstation zusätzlich eine fachliche Weiterbildung in verschiedenen Kursen erfahren.

 

Herr Martin Weidenfelder wird in kontinuierlichen Fortbildungsworkshops aktuell und zukünftig diese fachliche Weiterbildung für das Mitarbeiterteam des Seniorenstift Schönborn Haus übernehmen. Neben dem Pflegeteam sind auch die weiteren Berufsgruppen Küche und Reinigungsdienst in dieses Fortbildungs- und Schulungsprogramm mit einzubinden. Das Fachwissen und das Verständnis für den Umgang mit demenzkranken Bewohnerinnen und Bewohnern und deren spezielle Bedürfnisse muss selbstverständlich auch bei den auf der Station zuständigen Reinigungskräften ebenso wie auch im Küchenteam insbesondere bei der Einführung von speziellen Kostformen (z. B. Fingerfood) vorhanden sein.

 

 Im Rahmen des Gesetzes zur strukturellen Weiterentwicklung der Pflegeversicherung ist vorgesehen, dass spezielle Betreuungskräfte aus nicht pflegerischen Berufsgruppen von Seiten der Pflegeversicherung gesondert finanziert werden, ohne dass dies zu einer Zusatzbelastung für die Bewohner/innen oder deren Angehörigen führt . Zur Ausschöpfung aller möglichen Finanzmöglichkeiten wird das Leitungsteam des Seniorenstift Schönborn Haus auch diesbezüglich Aktivitäten entfalten.


5.                 Öffentlichkeitsarbeit


Die Öffentlichkeitsarbeit soll bereits im Vorfeld in den nächsten Monaten zusätzlich intensiviert werden. Hierfür sind verschiedene Informationsveranstaltungen für die Öffentlichkeit, für Angehörige sowie für die betreuenden Haus- und Fachärzte bereits in Planung.


Als große Auftaktveranstaltung ist im Herbst 2008 ein Vortragsabend für die breite Öffentlichkeit unter der Thematik „Türen öffnen zur verborgenen Welt Demenzkranker“ mit Herrn Weidenfelder als Referenten bereits in Vorbereitung.


Das Seniorenstift Schönborn Haus plant eine integrative Einführung unter Einbeziehung aller möglichen Kooperationspartner, um eine möglichst große Akzeptanz und Unterstützung des neuen Demenzleistungsspezialangebotes im Seniorenstift Schönborn Haus zu erzielen. In der Gesamtbetrachtung ist zu berücksichtigen, dass bereits zum heutigen Zeitpunkt das Seniorenstift Schönborn Haus eine sehr gute Betreuung demenzkranker Bewohnerinnen und Bewohner gewährleisten kann. Die Erweiterung des Leistungsangebots einer speziellen Demenzstation richtet sich insbesondere an die Bewohnerinnen und Bewohner bzw. Interessenten, die in ihrer Demenzerkrankung soweit fortgeschritten sind, dass deren individuellen Bedürfnissen nicht mehr ausreichend auf einem gemischten Wohnbereich Rechnung getragen werden kann.

 

 

Finanzierung und Folgekosten

Finanzierung

 

Im Wirtschaftsplan der Hospitalstiftung zum Heiligen Geist des Jahres 2008 wurde bereits eine Summe von 150.000 Euro für die Realisierung der geplanten Demenzstation berücksichtigt.

 

 

Anlagen

Anlagen

 

     

 


 

 

Sichtvermerke

 

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Dezernat II

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Hubel

Landrat

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Pavel