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Vorlage - 048/08  

 
 
Betreff: Kompetenzzentrum Hauswirtschaft und Erziehung
an der Justus-von-Liebig-Schule, Aalen
- Bericht über die bisherige Tätigkeit
- Entscheidung über die Weiterführung
Status:öffentlich  
Federführend:Geschäftsbereich Landwirtschaft Beteiligt:Geschäftsbereich Schulen und Bildung
Beratungsfolge:
Schul- und Kulturausschuss Kenntnisnahme
15.04.2008 
Sitzung des Schul- und Kulturausschusses ungeändert beschlossen   

Antrag der Verwaltung

Antrag der Verwaltung

 

Der Bericht über die Arbeit des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft und Erziehung wird zur Kenntnis genommen. Das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft und Erziehung wird mit inhaltlichen und organisatorischen Anpassungen weiter geführt.

 

Sachverhalt/Begründung

Sachverhalt/Begründung

 

 

1.     Ausgangslage:

 

Im Kompetenzzentrum Hauswirtschaft und Erziehung mit dem Slogan „Fit für den Alltag – Kompetenzen aus einer Hand“ wurde im Ostalbkreis ein vielfältiges Lehrangebot von vier verschiedenen Trägern gebündelt.

 

Alle vier Träger hatten vor dem Zusammenschluss unter einer gemeinsamen „Dachmarke“ folgendes bestehende Fortbildungs- und Qualifizierungsangebot:

 

Träger

Angebot

Deutscher Hausfrauen-Bund (DHB)

Vorbereitungskurse auf die staatliche Abschlussprüfung „Hauswirtschafter/-in“ nach § 45.2 Berufsbildungsgesetz

LandFrauenverband (LFV)

„Hauswirtschaftliche Familienbetreuer/-in“ ,

PC-Kurse, Vorträge

Justus-von-Liebig-Schule (JvL)

Fachschule für „Meister/-innen der Hauswirtschaft“

Landratsamt Ostalbkreis, Geschäftsbereich Landwirtschaft (LRA/LWS)

§         Ausbildung zur staatlich geprüften „Fachkraft für den ländlichen Haushalt“ (gilt auch als Vorbereitungskurs zur staatlich geprüften „Hauswirtschafter/-in“)

§         Erwachsenenbildung im Bereich Blickpunkt Ernährung

§         Workshops für Kinder und Jugendliche

§         Aktionen im Rahmen der Gläsernen Produktion und bei Verbrauchermessen

§         Informationsstände auf Bauernmärkten

 

Diese „hauswirtschaftliche“ Fachkompetenz wurde im Kompetenzzentrum gebündelt.

 

Aufgrund ihrer neuen räumlichen und sächlichen Ausstattung bot sich die Justus-von-Liebig-Schule für die Einrichtung eines derartigen Zentrums an.

 

Gründe für das Konzept:

 

§         Der Stellenwert der Hauswirtschaft hat bei der Bevölkerung an Wert verloren. Damit einher geht ein Verlust an Alltagskompetenzen. Das Kompetenzzentrum sieht sich als Wegbereiter für die professionelle Hauswirtschaft, indem Seminare und Lehrgänge mit unterschiedlichen Niveaus angeboten werden. Somit können die Teilnehmer adäquat betreut und für die Hauswirtschaft motiviert werden.

 

§         Seit den fünfziger Jahren hat sich ein stetiger Wandel der Bevölkerungs- und Familienstruktur vollzogen. Die Anzahl der Singlehaushalte ist gestiegen. Bei Familien ist für den Lebensunterhalt oft ein zweites Gehalt nötig, wodurch die Frauen auch berufstätig sind und die Zeit für Tätigkeiten im Haushalt knapp ist. Die Familienstruktur hat sich verändert und stellt somit neue Herausforderungen an die Individuen. Auch ältere Menschen, wie z. B. Witwer, benötigen u. U. hauswirtschaftliche Kenntnisse.

 

§         Der Verlust von Alltagskompetenzen zeigt sich vor allem bei jüngeren Frauen. Diese haben oft keine Kenntnisse mehr, wie sie ihre Familie entsprechend versorgen und den Haushalt managen können.

 

§         Die Bevölkerung ist durch eine immense Informationsflut und den technischen Wandel überfordert. Per Internet kann jegliche Information heruntergeladen werden, doch oft wird die Quelle nicht beachtet und Fehlinformationen werden verbreitet. Auch ältere Mitmenschen wollen den Umgang mit dem PC erlernen und ihre Kenntnisse vertiefen.

 

§         Eine erhöhte Nachfrage nach hauswirtschaftlichen Fachkräften zeichnet sich in den letzten Jahren immer mehr ab. Viele Senioren möchten zu Hause leben und benötigen hauswirtschaftliche Dienstleistungen. Auch Familien brauchen Kinderbetreuung und Fachkräfte, die im Haushalt mithelfen.

 

 

2.     Modulares Lehrgangsangebot:

 

Das Lehrgangsangebot besteht aus Lehrgängen, Führerscheinen und Vorträgen. Seit kurzem werden Seminare zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Ernährung, Haushalt, Kommunikation, Erziehung und Gestalten angeboten.

 

Neben Lehrgängen und Bildungsabschlüssen bietet das Kompetenzzentrum Erwachsenenbildung und vor allem Frauenförderung, wie z. B. Rhetorikschulungen nur für Frauen.

 

Ziel des Kompetenzzentrums ist es, jedermann praxisnahe hauswirtschaftliche Alltagskompetenzen in den Bereichen Ernährung, Erziehung, Pflege, Gartenbau sowie Finanz- und Haushaltsmanagement zu vermitteln.

 

Als Zielgruppen haben sich folgende Bevölkerungsschichten etabliert:

 

§         Junge, hauswirtschaftlich weniger erfahrene Erwachsene und Familien (z. T. mit Überschuldung)

§         Schüler und Studenten

§         Ländliche Bevölkerung (Frauen und Männer) im Alter von 25 bis 65 Jahren

§         Städtische Bevölkerung (Frauen und Männer) im Alter von 25 bis 65 Jahren

§         Landfrauen (spezielle Kurse)

§         Angehende Fachkräfte (Berufsabschlüsse)

§         Fachkräfte (Hauswirtschafter/-innen und Meister/-innen der Hauswirtschaft)

 

Die Einzigartigkeit des Kompetenzzentrums bzw. der „unique selling point“, wie es im Marketing heißt, zeigt sich in folgenden Punkten:

 

§         Die Bildungsgänge finden auf einem für die jeweiligen Teilnehmer angemessenen Niveau statt.

§         Unter den beteiligten Trägern werden die Bildungsangebote abgestimmt, so dass keine Konkurrenz entsteht.

§         Interessierte können sich Informationen und Beratung bei einer einzigen Organisationsstelle holen und sich dort auch anmelden.

§         Die Justus-von-Liebig-Schule als berufliche Schule und Veranstaltungsort öffnet sich für die Öffentlichkeit.

§         Die Kurse finden in kleinen Gruppen mit individueller Betreuung statt.

§         Es besteht die Möglichkeit der Kinderbetreuung.

§         Für die Veranstaltungen fällt eine geringe Gebühr von 1,50 € je Unterrichtseinheit und Teilnehmer/-in an.

 

 

3.     Modifizierung des Lehrgangsangebots

 

Zu Beginn des Kompetenzzentrums im Herbst 2007 wurden drei Bildungsabschlüsse angeboten:

 

§         Hauswirtschafter/-in (DHB)

§         Hauswirtschaftliche Familienbetreuer/-in (LFV)

§         Fachkraft für den ländlichen Haushalt (LRA/LWS)

      Dieser Abschluss wird nur dann erreicht, wenn alle Führerscheine, jeweils bestehend aus Basismodulen und einem Aufbaumodul, absolviert werden. (Dieser Lehrgang zur Fachkraft wurde vorerst zurückgestellt.)

 

Interessierte haben die Möglichkeit, Führerscheine zu den Themen Erziehung, Ernährung, Haushalt, Konsumentenkunde, Garten und EDV zu besuchen.

 

Schüler und Studenten können den Studentenführerschein mit Themen rund um den Haushalt belegen.

 

Fachvorträge laufen zu verschiedenen Themen, wie z. B. Hygienebelehrungen nach Infektionsschutzgesetz und Lebensmittelhygieneverordnung, Ernährung im Alter, „Gemüse aus dem eigenen Garten“, „Mit Gemüse zum Wohlfühlgewicht“, „Die wertvolle Knolle aus heimischer Scholle – Kartoffelvielfalt auf den Teller“ als fachpraktisches Seminar, „Dampfbügeln“ sowie „Dampfgaren“ u. a.

 

 

4.     Erste Evaluierung anhand von Auswertungsbögen der Teilnehmer:

 

Seit September 2007 hat das Kompetenzzentrum knapp 500 Teilnehmer betreut.

 

Vier Führerscheine in den Bereichen Ernährung, Garten, EDV und mit Studenten liefen und laufen derzeit mit 62 TeilnehmerInnen.

 

Fünf PC-Kurse wurden für insgesamt 55 Personen angeboten. Die Gruppengröße liegt bei durchschnittlich 12 Personen, was von den Teilnehmer als sehr angenehm und effektiv empfunden wird.

 

Elf Vortragsveranstaltungen bot das Kompetenzzentrum an. 321 Besucher konnten gezählt werden.

 

Mit insgesamt 34 Personen laufen derzeit zwei Lehrgänge zur „Hauswirtschafter/-in“ (DHB) in Schwäbisch Gmünd wie auch in Aalen.

 

Zwei Lehrgänge zur „hauswirtschaftlichen Familienbetreuer/-in“ (LFV) mit insgesamt 24 Teilnehmerinnen finden statt.

 

Aussagen der Teilnehmer (N = 65) über den Gartenführerschein:

Das Seminar war ... informativ ... vielseitig ... praxisorientiert ... kurzweilig ... motivierend ... etc.

 

Innerhalb des Evaluierungsbogens sollten die Teilnehmer die Inhalte des Seminars, die Verständlichkeit, den Ablauf und die Methodik sowie das „Eingehen auf die Teilnehmer“ anhand der Notenskala von 1 bis 6 beurteilen. 65 Personen haben den Führerschein Modul 1 und 2 wie folgt bewertet:

 

 

Note 1

Note 2

Note 3 bis 6

Inhalt

60 %

40 %

Verständlichkeit

63 %

37 %

 

Ablauf

49 %

51 %

 

Eingehen auf Teilnehmer

82 %

18 %

 

 

Um die Zielgruppenzugehörigkeit analysieren zu können, sind am Ende des Fragebogens Fragen über das Geschlecht, das Alter und den Wohnort zu finden.

 

Folgende sozio-ökonomischen Daten haben sich ergeben:

 

 


Es zeigt sich, dass neben einer Mehrzahl von Frauen auch Männer erreicht wurden.

 

 

Diese Graphik spiegelt das Ziel des Kompetenzzentrums wieder: „Jedermann“ soll mit dem Bildungsangebot erreicht werden.

 

 

Diese Graphik lässt die Interpretation zu, dass durch die Öffentlichkeitsarbeit auch die Aalener Bevölkerung angesprochen wird. Immerhin 23 % der Teilnehmer kommen aus der Stadt Aalen. Aus dem Stadtgebiet Schwäbisch Gmünd kommt dagegen niemand. Dort konnte bislang aus Kapazitätsgründen noch kaum Werbung für das Kompetenzzentrum betrieben werden. Dies wird in Kürze geändert.

 

5.     Erste Ergebnisse und Konsequenzen für die Zukunft:

 

1.   Führerscheine: viele Module wecken besonderes Interesse, z. B. das Modul „Ostermenü“ (Ernährungsführerschein). Bei diesem lernen die Teilnehmer alles von der Planung, der Organisation bis hin zur praktischen Durchführung.

 

      Weniger nachgefragt:

§    Konsumentenführerschein

§    Erziehungsmodule: Erziehung ist ein sehr heikles Thema. Die geringen

Anmeldezahlen spiegeln wider, dass bei diesem sehr sensiblen Thema   zunächst Vertrauen zum Referenten aufgebaut werden muss. Künftig wird interessierten Personen diese Möglichkeit im Rahmen von Vorträgen geboten. 

 

2.   Vorträge haben hohe Nachfrage (zwischen 15 und 60 Teilnehmer).

 

3.   Der Bekanntheitsgrad des Kompetenzzentrums steigt bei der Bevölkerung.

 

 

Was ist noch nicht ganz geglückt?

 

§         Vorhandene Interessentinnen (15) für eine Fachkraftklasse sind abgewandert Gründe: Unsicherheit, ob das gesamte erforderliche Modulsystem angeboten werden kann, verschärfte Zulassungsvoraussetzungen, ungünstige Zeiten, ungünstiger Ort/weite Anfahrtswege

 

            Lösungsvorschlag:

 

            Das Angebot wurde (vorläufig) aus der Marketingstrategie gestrichen.

      Künftig gibt es ein breiteres Angebot an Kompaktseminaren mit Einführungscharakter (siehe neuen Flyer). Als Beispiel kann genannt werden: „Den Haushalt erfolgreich managen!“ – ein Schnupperkurs für junge Frauen; „Hier übernimmt der Mann das Ruder!“ – ein Kochkurs nur für Männer; Rhetorikkurs für Frauen; Nähkurse u. a.. Mit diesem Angebot werden breitere Bevölkerungsschichten als bisher erreicht. Daraus kann wiederum mehr Interesse an einer fundierten hauswirtschaftlichen Ausbildung erwachsen.

 

§         Benachteiligte Gruppen als neue Zielgruppen erschließen

      Dieser spezielle Kundenkreise verfügt über besonders gravierende Mängel an hauswirtschaftlichem Grundwissen. Zudem ist es sehr schwer, an diese Kunden heran zu kommen. Deshalb wurde in letzter Zeit verstärkt versucht, neue Kooperationspartner zu finden, über die diese Kreise erreicht werden können.

 

            Lösungsvorschlag:

 

      Über Kooperationspartner können hauswirtschaftliche Themen in Projekte, wie z. B. in das Projekt „Stark fürs Leben – Zukunft 2013“ der Schuldnerberatung, eingebettet und das Interesse bei den Teilnehmern geweckt werden.

 

 

Konsequenzen für die Zukunft – mittelfristig:

 

§         Kompaktseminare zu verschiedenen Themen unabhängig von den Führerscheinen anbieten, Werbung per Newsletter und mit einem neuen Flyer

§         Führerscheine weiterhin anbieten

§         Anpassung der Themen in den Führerscheinen entsprechend der Nachfrage, zum Beispiel:

                - Gartenführerschein – Gliederung in kleinere Module von kürzerer Zeit

                - Ernährungsführerschein - neue Themen zielgruppengerecht erproben

§         neue Kooperationspartner für Projekte interessieren (z.B. Schuldnerberatung, Schulen, Fachhochschule, PH)

§         hauswirtschaftliche Themen verstärkt anbieten

 

Konsequenzen für die Zukunft – langfristig:

 

§         Modulsystem im Ostalbkreis etablieren

§         viele verschiedene Zielgruppen ansprechen

§         über Seminare Interesse an fundierter hauswirtschaftlicher Ausbildung wecken

§         Teilnehmer ausbilden und zum Abschluss „Fachkraft für den ländlichen Haushalt“ und zur „Hauswirtschafter/-in“ führen

 

Finanzierung und Folgekosten

Finanzierung und Folgekosten

 

Für das Jahr 2007 wurde eine Anschubfinanzierung in Höhe von 10.000,-- Euro bewilligt. Ab dem Haushaltsjahr 2008 stehen im Unterabschnitt 3550 des Verwaltungshaushalts entsprechende Haushaltsmittel zur Verfügung.

 

Anlagen

Anlagen

 

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Sichtvermerke

 

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gez. Dr. Börner


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Dezernat II

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Hubel

Landrat

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Pavel