Bürgerinformationssystem
Antrag der Verwaltung1.
Zur Unterstützung der Kleinprivatwaldbesitzer
und der Städte, Gemeinden und Kirchen
(Körperschaftswald) wird eine kreisweite Forstwirtschaftliche Vereinigung
gegründet und vom Ostalbkreis gefördert. 2.
Der Ostalbkreis stellt bis auf weiteres
(Gründungs- und Anlaufjahre) die Geschäftsstelle und das Personal (aus dem
Personalbestand des Forstdezernats). 3. Dem Kreistag ist nach dem ersten Geschäftsjahr zu berichten. Anmerkung: Der Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung hat in seiner Sitzung am 19. Februar 2008 dem Antrag der Verwaltung einstimmig zugestimmt. Sachverhalt/BegründungDer Kleinprivatwald in Baden-Württemberg, so auch im Ostalbkreis, hat zunehmend mit strukturellen Problemen zu kämpfen. Rund 17.000 ha zersplitterter Waldbesitz im OAK, das ist ein knappes Drittel der Gesamtwaldfläche, verteilen sich auf über 10.000 private Eigentümer. Die durchschnittliche Parzellengröße beträgt deutlich unter 1 ha! Erbgang und eine gewisse Entfremdung vom eigenen Waldbesitz lassen zunehmend negative Wirkungen auf die nachhaltige Bewirtschaftung und Pflege des Waldes erwarten. Am Holzmarkt operieren Kleinwaldbesitzer eher unprofessionell und schöpfen somit das wirtschaftliche Potenzial ihres Waldes nicht aus! Gleichzeitig haben die bundesweit durchgeführten Bundeswaldinventuren (1989 und 2002) noch erhebliche Nutzungsreserven speziell im Kleinprivatwald ausgemacht. Dies trifft zwar für den Ostalbkreis nicht uneingeschränkt zu, da über die Schadereignisse (Stürme und Borkenkäferkalamitäten) der letzten 18 Jahre auch im Privatwald ein Vorratsabbau stattgefunden hat. Dennoch liegt es im volkswirtschaftlichen Interesse, die vorhandenen Ressourcen zu nutzen. So kann insbesondere die ortsansässige Sägeindustrie mit zusätzlichem Rundholz versorgt und den örtlichen Waldbesitzern eine zusätzliche Einkommensquelle erschlossen werden. Am 18. Oktober 2006 gaben Landrat Klaus Pavel, Forstminister Peter Hauk, MLR, und Dr. Josef Rettenmeier, Holzindustrie Rettenmeier Wilburgstetten, den Anstoß für ein Pilotprojekt zur Rundholzmobilisierung im Ostalbkreis. Abstimmpartner sind das Ministerium für Ländlichen Raum, Abteilung Waldwirtschaft und Naturschutz , die Forstdirektion Tübingen, die Forstbetriebsgemeinschaften im Ostalbkreis und die Forstkammer Baden-Württemberg. Unter der Leitung des Forstdezernats und der Firma b_motion, Organisationsberatung, Schwäbisch Gmünd, wurden im Verlauf des Jahres 2007 in mehreren Arbeitsgruppen, die sich aus Forstleuten und Privatwaldvertretern zusammensetzen, die konzeptionellen und inhaltlichen Grundlagen erarbeitet. Mit dem Ziel, mittel- bis langfristig die strukturellen Nachteile im Kleinprivatwald des Ostalbkreises zu überwinden, wurden folgende Projektziele formuliert: Professionalisierung der Holzvermarktung im Kleinprivatwald Zusammenschluss aller Forstbetriebsgemeinschaften zu einer Forstwirtschaftlichen Vereinigung mit professioneller Geschäftsführung Erhöhung des Organisationsgrades durch Integration bislang unorganisierter Kleinwaldbesitzer in Forstbetriebsgemeinschaften Mobilisierung von Rundholz im Kleinprivatwald und Körperschaftswald Aus der Erkenntnis heraus, dass die Aktivierung der Waldbesitzer vor der Mobilisierung von Holz steht, wird derzeit als erster und wichtigster Umsetzungspunkt die Gründung der Forstwirtschaftlichen Vereinigung „Schwäbischer Limes“ vorbereitet. Die Gründung, zunächst als wirtschaftlicher Verein mit den Forstbetriebsgemeinschaften als Mitglieder, wird als eine strategische Maßnahme verstanden, die sicherstellt, dass künftig ein Instrument zur wirksameren Wahrnehmung von Eigenverantwortung im Kleinprivatwald zur Verfügung steht. Bei ansteigendem Geschäftsvolumen wird evtl. die Gründung einer GmbH notwendig werden. Eine der größten Herausforderungen wird das dauerhafte Bestehen am Holzmarkt sein. Konzentrationsprozesse im Sägewerksbereich erfordern auch Konzentrationsprozesse auf Anbieterseite, um weiterhin auf Augenhöhe agieren zu können. Die Vereinigung soll grundsätzlich für alle nichtstaatlichen Waldbesitzarten und über den Landkreis hinaus offen sein! Auch vor dem Hintergrund von Veränderungen in den Landesforstverwaltungen sehen Fachleute die forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse künftig vermehrt in der Rolle des Motors regionaler Wertschöpfungsketten im Bereich Holz. Damit verfolgt auch das Ostalb-Projekt einen direkten, strukturpolitischen Ansatz. Der Ostalbkreis mit seinem Forstdezernat hat angeboten, Hilfe zur Selbsthilfe durch personelle und organisatorische Unterstützung für einen Zeitraum bis zu 4 Jahren zu leisten. Dies trifft vor allem für die Ausstattung der Geschäftsstelle der Forstwirtschaftlichen Vereinigung zu. Es ist angedacht, diese in räumlicher Nähe zum Forstdezernat anzusiedeln und Fachpersonal aus den Reihen des GB Wald und Forstwirtschaft zur Verfügung zu stellen (1-2 Personalstellen). Rückersatz soll im Rahmen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erfolgen. Die Beteiligten sind sich einig, dass zumindest für die Übergangszeit von 3 bis 4 Jahren ein Kooperationsmodell Anwendung finden soll, um die „junge“ Forstwirtschaftliche Vereinigung sukzessive auf ihre Zukunftsaufgaben vorzubereiten. Forstdezernat und Forstwirtschaftliche Vereinigung werden in dieser Zeit v.a. beim Holzverkauf eng zusammenarbeiten. Darüber hinaus wird das Forstdezernat sein allgemeines Dienstleistungsangebot, hinsichtlich Beratung und Betreuung im Kleinprivatwald aufrechterhalten und vor allem mit seinem Revierdienst auf der Fläche präsent bleiben. Durch das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Waldbesitzern und Forstbeamten und deren Unabhängigkeit von Firmeninteressen wird hierin auch der Schlüssel zur wirksamen Mobilisierung zusätzlicher Holzmengen gesehen. Mit heutigem Stand haben sich 8 von 9 Forstbetriebsgemeinschaften im Ostalbkreis im Rahmen ihrer jährlichen Hauptversammlung eingehend mit der Thematik befasst und ihre Vorstände ermächtigt, die Vereinsgründung weiter voran zu treiben. Es ist davon auszugehen, dass der Gründungsbeschluss im Laufe des März/April 2008 und eine entsprechende, zügige Umsetzung noch im ersten Halbjahr 2008 erfolgen kann. Es bleibt festzustellen, dass das Vorhaben der Professionalisierung der Kleinwaldbesitzer und wirksamen Rundholzmobilisierung nur durch die Erzeugung einer hohen Motivation bei den Waldbesitzern gelingen kann. Um dies sicherzustellen, wird in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für Rohstoffmobilisierung, Rottenburg (Projekt am Steinbeistransferzentrum) ein Kommunikationskonzept erarbeitet. Die Mittel hierfür wurden vom MLR zur Verfügung gestellt. Das Forstdezernat wird im Rahmen der anstehenden Reorganisation des Geschäftsbereichs, durch Bildung eines Arbeitsschwerpunktes die Betreuung der Privatwaldbesitzer vor Ort wirksam intensivieren. Das Projekt ist Pilotprojekt im Sinne der Anforderung des Bundeskartellamtes an die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg und hat landesweiten Beispielcharakter. Finanzierung und FolgekostenDer Finanzbedarf für die Vorbereitung der Vereinsgründung ist durch Mittel des MLR, des Holzabsatzfonds, der Sägeindustrie (im Sinne eines Sponsoring) und durch Eigenmittel der Forstbetriebsgemeinschaften gedeckt. Die laufenden Kosten sollen über öffentliche Fördermittel (GAK) für einen Zeitraum von 10 Jahren und durch Erträge eigener wirtschaftlicher Betätigung der Forstwirtschaftlichen Vereinigung, sowie vorübergehend durch personelle und organisatorische Unterstützung durch den Landkreis gedeckt werden. Anlagen- Finanzierungsplan für die Forstwirtschaftliche Vereinigung - Waldbesitzer-Infoblatt - Satzungsentwurf - Aufgabenstruktur der Arbeitsgruppen
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