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Antrag der VerwaltungDer Kreistag stimmt dem Projekt im Grundsatz zu. Detailbeschlüsse erfolgen im zuständigen Ausschuss. Sachverhalt/BegründungVgl. auch Kreistagsvorlage Nr. 159/06 v. 21.11.2006 Im Oktober letzten Jahres vereinbarte Herr Landrat Pavel mit Herrn Minister Hauk, MLR, die Durchführung eines Pilotprojektes zur Rundholzmobilisierung im Ostalbkreis. I. Aufgabenstellung- Professionalisierung der Holzvermarktung im Kleinprivatwald - Bildung eines Forstwirtschaftlichen Zusammenschlusses im Ostalbkreis - Rundholzmobilisierung Die Kleinprivatwaldbesitzer sollen mittelfristig in die Lage versetzt werden, planmäßig oder zufällig anfallendes Rundholz in vermarktungsfähigen Angebotsmengen zu bündeln und am Markt zu angemessenen Konditionen zu platzieren. Hierzu sollten Strukturen geschaffen werden, die es erlauben, den anderen Marktpartnern „auf Augenhöhe“ zu begegnen. Es wird die Bildung eines Forstwirtschaftlichen Zusammenschlusses im OAK vorbereitet. Der „Organisationsgrad“ der Waldbesitzer soll erhöht werden. Die heimische Sägeindustrie ist besonders an orts- und zeitnahen, auch zusätzlichen Holzlieferungen stark interessiert. Bestehende Übervorräte im Kleinprivatwald sollen mobilisiert und die Waldbesitzer zu einer nachhaltigen Waldpflege animiert werden. II. RahmenbedingungenVon den im Ostalbkreis vorhandenen rd. 60.000 ha Waldfläche sind 29 % Kleinprivatwald (rd. 17.000 ha). Der Kleinprivatwald teilt sich auf 10.000 Einzeleigentümer auf und befindet sich im Ostalbkreis stets in inniger Gemengelage mit den anderen Waldbesitzarten (Staats- und Körperschaftswald). Die durchschnittliche Flurstücksgröße beträgt 0,5 ha. III.
Akteure - Privatwaldbesitzer - Holzindustrie - Öffentliche Forstverwaltung Bei der Vielzahl der Kleinwaldbesitzer nahm bereits in der Vergangenheit die Anzahl der Ausmärker und Nichtlandwirte stetig zu (Erbgang). Es entstand ein zunehmendes Maß von Distanziertheit gegenüber dem eigenen Wald. Geringer Waldbezug, sowie der Mangel an praktischen Fertigkeiten und technischer Ausrüstung führen dazu, dass eine nachhaltige Waldpflege und Holznutzung unterbleiben. Hohe Anteile unplanmäßiger Zwangsnutzungen (Kalamitätshölzer) und Investitionsbedarf schmälern zusätzlich die Motivation. Diese Entwicklung setzt sich fort. Außerdem neigen Privatwaldbesitzer dazu, Holzvorräte anzusammeln („Sparkassenfunktion des Waldes“). Übervorräte jedoch labilisieren auf Dauer das Waldgefüge und erhöhen das Betriebsrisiko. Bemerkung: Die anderen
Waldbesitzarten wie Großprivatwald, Körperschaftswald und Staatswald schöpfen
ihre Potenziale im Rahmen der regelmäßig zu erstellenden Betriebspläne i.d.R.
nachhaltig aus! Am Holzmarkt agiert der Kleinprivatwald im Vergleich zum Körperschafts- und Staatswald am wenigsten professionell und lehnt sich traditionell an die großen Waldbesitzer an (v.a. Staatswald). Diese Praxis wird derzeit vom Bundeskartellamt wegen Wettbewerbsbedenken in Frage gestellt und die Forderung erhoben, dass mittelfristig der Privatwald zu eigenen Holzverkaufsstrukturen finden soll. Derzeit existieren im Ostalbkreis 9 Forstbetriebsgemeinschaft als Zusammenschlüsse v.a. privater Waldbesitzer. Rd. 25-30% der Waldbesitzer und 50 % der Waldfläche sind dadurch erfasst. Die neuen Erfordernisse am Holzmarkt (s.u.) lassen die existierenden Strukturen als zu kleinzellig und zu wenig eigenständig erscheinen! Die Holzindustrie befindet sich derzeit in einem rasanten Strukturwandel. Die Zahl von derzeit rd. 2000 Sägewerken im Bundesgebiet wird sich bis zum Jahr 2020 auf rd. 500 reduziert haben! Die Gesamteinschnittskapazität nimmt gleichzeitig zu, dementsprechend erhöht sich die Einschnittsleistung auch der einzelnen Sägewerke. Im Ostalbkreis befindet sich die höchste Sägewerkskonzentration europaweit (Einschnittskapazität ca. 3,2 Mio. FM jährlich und steigend). Die Sägewerke legen auf eine regionale Grundversorgung Wert und benötigen aus Rationalisierungsgründen mehr denn je eine professionelle Andienung der Hölzer auch aus dem Privatwald. Die öffentliche Forstverwaltung als Einheitsverwaltung (hier Forstdezernat im Ostalbkreis) nimmt traditionell auch für den Holzverkauf die Rolle des Dienstleisters im Kleinprivatwald ein. Durch diese erfolgreiche „Kooperation“ wird bis heute sichergestellt, dass auch für Privatwaldholz adäquate Holzpreise erzielt werden. Diese Rolle ist mittel- bis langfristig in Frage gestellt durch: - Kartellrechtsspruch - Effizienzrendite im Rahmen der Verwaltungsreform 2005 - Privatrechtliche Organisationsform des Staatswaldes (in politischer Diskussion) Insgesamt ist festzustellen,
dass sich durch die genannten, strukturellen Veränderungen die Gewichte am
Holzmarkt erheblich verschieben werden. Große Sägewerke werden tendenziell an
Gewicht gewinnen, während der Kleinwaldbesitz eher unter Druck geraten wird. IV.
Holzmobilisierung Der Holzzuwachs beträgt in Deutschland (gemäß der zweiten Bundeswaldinventur 2004) rd. 95 Mio. Festmeter pro Jahr , genutzt werden rd. 67 Mio. Fm. Speziell im Kleinprivatwald verbergen sich nach den Erkenntnissen noch überproportional hohe Holzvorräte. Rein rechnerisch könnte bis zu einem Drittel mehr Holz geerntet werden ohne die Regenerationsfähigkeit des Waldes zu gefährden! Diese Aussage trifft im Prinzip auch für den Ostalbkreis zu, wobei durch die katastrophenbedingten Zwangsnutzungen der vergangenen Jahre der relative Übervorrat geringer sein dürfte. Teilweise werden jedoch auch in Privatwäldern im Ostalbkreis Pflegerückstände augenfällig! Die Rundholzmobilisierung soll v.a. wirtschaftliche Anreize für die Waldbesitzer schaffen, im Zuge einer nachhaltigen Waldpflege zusätzliche Holzmengen für die Versorgung der (regionalen) Sägeindustrie bereit zu stellen. Dadurch wird eine Stärkung der
Forstwirtschaft allgemein und der Privatwaldbesitzer im Speziellen erreicht. Darüber hinaus wird die volkswirtschaftlich sinnvolle und ökologisch wünschenswerte Verwendung des nachwachsenden Rohstoffes Holz gefördert. Die Pflege und Erhaltung des Waldes und damit der Kulturlandschaft wird begünstigt. Kommunalpolitisch bedeutet dies für unsere Region unter anderem die Schaffung bzw. der Erhalt von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum, eine zusätzliche Wertschöpfung im nahen Umkreis und die Sicherstellung eines qualifizierten (standortgerechten) Waldumbaus im Zuge des Klimawandels. V.
Stand des Projekts
Projektbeteiligte: Privatwaldbesitzer bzw. Forstbetriebsgemeinschaften im Ostalbkreis Vertreter der regionalen Sägeindustrie Forstdezernat Zusammenarbeit mit: Forstkammer Baden-Württemberg Hochschule für Technik und Wirtschaft , Aalen Externe Organisationsberatung Ministerium für ländlichen Raum Hochschule für Forstwirtschaft, Rottenburg ProjektverlaufDerzeit bearbeiten 4 Arbeitsgruppen in regelmäßigen Sitzungen die Themen „Professionalisierung der Holzvermarktung“, „Stärken-Schwächen-Analyse“, „Rundholzmobilisierung im Kleinprivatwald“ und „Zusammenschluss der Forstbetriebsgemeinschaften im Ostalbkreis“ (siehe Anlage Aufgabenstruktur). In separaten Informationsveranstaltungen werden die am Prozess Beteiligten und Abstimmpartner regelmäßig über den Stand informiert. Zu Beginn des Jahres 2008 soll die Beschlussfassung zur Umsetzung der erarbeiteten Vorschläge erfolgen. Das Forstdezernat wird den Umsetzungsprozess ab 2008 personell unterstützen. Finanzierung und FolgekostenGesamtkosten des Projekts bis zur Beschlussreife (Anfang 2008) ca. 20.000 €. Davon GAK- Förderung ( Gemeinschaftsaufgabe zur Förderung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes) rd. 12.000 €. Restfinanzierung durch die Projektbeteiligten, Privatwaldbesitzer, Sägeindustrie, Landkreis. AnlagenAufgabenstruktur Projekt „Rundholzmobilisierung“ |
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