Bürgerinformationssystem
Antrag der Verwaltung
Der Kreistag nimmt den Bericht der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis Sachverhalt/Begründung
Der Geschäftsbereich Wald und Forstwirtschaft ist in die Organisation der Landkreisverwaltung als eigenständiges Dezernat III, mit Sitz im Kreishaus eingebunden. In Bopfingen, Ellwangen, Rosenberg, Abtsgmünd, Gschwend und Schwäbisch Gmünd wurden Außenstellen eingerichtet. Diesen flächenmäßig zugeordnet sind 43 Forstreviere, davon sind 40 mit staatlichen Revierleitern besetzt. In Ellenberg (Forst-Außenstelle Ellwangen)und Gschwend werden Ausbildungsstätten für Forstwirt-Auszubildende, in Rosenberg eine Maschinenstation betrieben. Der Personalstand betrug mit Stand Oktober 2006 201 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Davon sind 98 Forstwirte, 17 Forstwirt-Auszubildende, 84 Forstbeamte und Angestellte (entsprechen 74,75 Stellen), 2 Forstanwärter, 1 Forstreferendar. Seit Stichtag Verwaltungsreform (01.01.2005) wurden 6,5 Stellen abgebaut. 2 Mitarbeiter verrichten jeweils zu rd. 30 % ihrer Arbeitszeit Querschnittsaufgaben als Fachkräfte für Arbeitssicherheit in den Geschäftsbereichen, Gesundheit, Verbraucherschutz, Vermessung, Straßenbau, Flurneuordnung, Landwirtschaft, Forst.
Das Forstdezernat richtet seine wirtschaftlichen Aktivitäten an
den Bedürfnissen der Haupt-Kunden, des Kleinprivatwaldes, des
Körperschaftswaldes, des Staatswaldes und der Holzindustrie aus. Der Geschäftsbereich übt die forsttechnische Betriebsleitung und Betriebsplanung, sowie den forstlichen Revierdienst in 40 der 42 Kreisgemeinden gegen Kostenersatz aus. Mit 56 Kirchen- und Stiftungswäldern sowie 91 Privatwäldern existieren Betreuungsverträge. Speziell der Kleinprivatwald wird fallweise, auf Anforderung der Waldbesitzer betreut. Im Jahr 2005 wurden ca. 5500 (= jeder zweite Waldbesitzer) persönliche, kostenlose Beratungsleistungen durch Forstbeamte v.a. im Kleinprivatwald in Anspruch genommen. Die Zusammenarbeit mit den neun Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen im Ostalbkreis (Forstbetriebsgemeinschaften) und den 5 Waldgenossenschaften wurde intensiv und dienstleistungsorientiert praktiziert.
Schwerpunkt der Waldbetreuung durch das Forstdezernat ist naturgemäß die Organisation aller
Betriebsarbeiten, vorrangig aber die
Unterstützung der Holzbereitstellung und –vermarktung. Im Jahr 2005 wurden über das forstliche EDV-System (FOCUS) des
Geschäftsbereichs rd. 500.000 Fm Holz aus allen Waldbesitzarten erfasst und
verarbeitet. Davon wurden im Auftrag der Waldbesitzer ca. 450.000 Fm Stammholz
und Nebensortimente im Gesamtwert von 20 Mio € aktiv vermarktet. 160.000
Fm hiervon stammten allein aus dem Kleinprivatwald. Für 2006 zeichnet sich wiederum ein ähnliches Geschäftsvolumen
ab, allerdings bei einem deutlich belebten Holzmarkt mit einem verbesserten
Preisniveau (derzeit ca. 50 €/Fm, das entspricht einer Preissteigerung
von 10 % gegenüber dem Vorjahr). Für Dienstleistungen im Nicht-Staatswald erlöst der
Geschäftsbereich rd. 450.000 € an Gebühren jährlich. Diese Einnahme wird
allerdings mit der Finanzzuweisung nach dem FAG verrechnet! Unsere Forstdienststellen genießen nach wie vor aufgrund ihrer
Neutralität im Sinne einer besonderen Treuhänderschaft und Professionalität das
Vertrauen der Waldbesitzer. Zudem stellen sie nach allgemeiner Auffassung der
Marktpartner einen unverzichtbaren Baustein bei der Rundholzmobilisierung für
die regionale Sägeindustrie dar. Das „Dienstleistungsangebot aus einer Hand“ für
alle Waldbesitzarten hat bei der intensiven Gemengelage zudem erhebliche
volkswirtschaftliche Vorteile (Synergie-Effekte). Staatswald Der Staatswald ist flächenmäßig der größte Einzel
-„Kunde“ des Forstdezernats. Zusammen mit den beiden
Ausbildungsstätten in Ellwangen und Gschwend liegt hier die Grundlage für die
Beschäftigung von rd. 200 Personen im Ostalbkreis. Die kommunalisierten Waldarbeiter erledigen mit rd. 120.000
produktiven Arbeitsstunden regelmäßig den Großteil des Arbeitsprogramms ( ca.
80 %). Seit 2005 wurden jährlich ca. 1500 Arbeitsstunden in anderen
Landkreisen geleistet. Im Forstwirtschaftsjahr 2005 wurden folgende Betriebsergebnisse
erzielt: Forstliche Betriebsfläche 21.500 ha Holzeinschlag 245.000
Fm (11,37 Fm/ha) Außerplanmäßige Holzanfälle 38 % durch Borkenkäfer und Dürre Durchschnittlicher Holzerlös 45 €/Fm Gesamtbetrieblicher Gewinn 600.000 € (Ausgaben 9,45 Mio €, zu Gunsten des Landeshaushalts Einnahmen 10,05 Mio
€) Trotz der hohen Arbeitsspitze im Verlauf des Sommers, durch die
nennenswerten Borkenkäfer-Anfälle konnten die waldbaulichen Ziele (Pflanzung,
Waldpflege, Waldschutz etc.) im Wesentlichen erfüllt werden. Aufgrund einer äußerst restriktiven Finanzierungspraxis seitens
der Landesforstverwaltung (MLR) geraten mittelfristig die Arbeitsplätze unserer
kreiseigenen Waldarbeiter in Gefahr, bei einer gleichzeitigen, verstärkten
Hinwendung zu Forst-Unternehmern, die im Extremfall aus europaweiten
Ausschreibungen hervorgehen. Hiervon erwartet sich das Land eine
Kostenreduktion. Unternehmer setzen in erheblichem Maße angelernte, ausländische
Waldarbeiter ein. Damit verbunden ist tendenziell eine Minderung der
Arbeitsqualität. Aus strukturellen Gründen und zum Erhalt bewährter Standards
sollte in unserem ländlich geprägten
Landkreis versucht werden, die Zahl der Waldarbeiter stabil zu halten, und die Fluktuation durch
Neueinstellungen zumindest auszugleichen, auch um einer tendenziellen
Überalterung des Personalkörpers mit all ihren negativen Folgewirkungen
entgegen zu wirken. Holzverkauf Rd. 90 % der im Ostalbkreis erzeugten Hölzer werden in einem 50 km-Radius abgesetzt! Nach „außen“ gehen nur rd. 2% der Holzmenge. Dies betrifft hauptsächlich Sondersortimente. Lediglich in Kalamitätsfällen können zur Marktentlastung auch größere Mengen in den Fernabsatz (z.B. Österreich) gelangen.
Der Vollzug des Landeswaldgesetzes ist hoheitliche Aufgabe. Im Rahmen der Forstaufsicht schützt die untere Forstbehörde den Wald vor Schäden und Gefahren und achtet auf die Wahrung der Standards einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft. Besondere Bedeutung erlangt diese Aufgabe immer in Zeiten von Katastrophen, wie Stürmen und Schädlingsplagen. In den Jahren 2005 und 2006 gehörte der Ostalbkreis durchaus zu den Schwerpunktgebieten im Land, was die Käferproblematik betrifft (2005 160.000 Fm, 2006 ca. 120.000 Fm). Auch für das Jahr 2007 ist wiederum mit einem erhöhten Borkenkäferaufkommen zu rechnen. Um eine unkontrollierte Ausbreitung und damit große wirtschaftliche Schäden zu vermeiden, wurde in Abstimmung mit den Forstbetriebsgemeinschaften eine Bekämpfungsstrategie entwickelt. Dazu gehören auch Ordnungsmaßnahmen, bis hin zu forstaufsichtlichen Verfügungen. Diese dienen sowohl zur Eindämmung der Borkenkäferausbreitung, als auch dem Nachbarschutz . Im Vordergrund steht jedoch der Hinweis und das Angebot an die Waldbesitzer, technische Unterstützung durch die kreiseigenen Waldarbeiter zu leisten und qualifizierte Unternehmer zu vermitteln.
Evaluierung der Verwaltungsreform Die Forstverwaltung baden-württembergischer Prägung ist als Einheitsverwaltung ausgestaltet. Das bedeutet, dass die Forstbehörden für alle Waldbesitzarten zuständig sind bzw. für diese in gesetzlichem Auftrag (Landeswaldgesetz) Dienstleistungen erbringen. Die Forstwirtschaft in Baden-Württemberg besitzt ein anerkannt hohes Leistungs- und Qualitätsniveau zum Nutzen für die Gesellschaft sowie v.a. für die Waldbesitzer im ländlichen Raum. Der Ostalbkreis hat sich bei der Wahl seiner inneren forstlichen Organisation den Einheits-Grundsatz zu eigen gemacht und strebt im Interesse seiner Waldbesitzer die Kontinuität der bewährten Strukturen an. Qualifizierung der Mitarbeiter Die Mitarbeiter werden laufend fortgebildet. 2005 und 2006 nahm pro Jahr im Durchschnitt jeder Mitarbeiter an 1 Fortbildung teil. Ein Schwerpunkt der Schulungsaktivitäten stellt regelmäßig die Arbeitssicherheit dar (s.u.). Arbeitssicherheit Waldarbeit gehört nicht nur zu den schwersten, sondern leider auch zu den unfallträchtigsten Tätigkeiten. Selbstverständlich ist bei den trainierten Mitarbeitern des Kreises das Unfall-Risiko geringer als beim durchschnittlichen Privatwald-Besitzer. Glücklicherweise hatten wir keine sehr schweren Unfälle zu beklagen. Dennoch war das Unfallgeschehen im Ostalbkreis vergleichsweise hoch. 2005 38 Unfälle, Ausfallszeit 9,8 Tage/Unfall, Gesamtausfallszeit 2879,8 Arbeitsstunden, 94.000 € Kosten ohne Heilbehandlung 2006 25 Unfälle Die Rettungskette Forst wurde überarbeitet und kreisweit abgeglichen. Nunmehr ist die Rettungsleitstelle jederzeit in der Lage, jeden einzelnen der über150 Rettungspunkte, die flächendeckend über den Landkreis verteilt sind über Flächenkoordinaten eindeutig zu identifizieren und anzusteuern. Unsere Fachkräfte für Arbeitssicherheit unternehmen intensive Bemühungen, das Sicherheitsbewusstsein der Waldarbeiter wachzuhalten. Vor Ort achten kreisweit fünf forstliche Sicherheitsbeauftragte auf die Belange der Arbeitssicherheit im täglichen Betrieb! Das Forstdezernat wird seine Bemühungen auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit weiterhin intensivieren, mit dem Ziel die Unfallzahlen stetig zu reduzieren. Für die Allgemeinheit bietet der Geschäftsbereich Motorsägen-Kurse für Waldbesitzer und Brennholz-Interessenten an. Verwaltungsmodernisierung Im Zuge der Verwaltungsmodernisierung werden die Forstrevierleiter in 2007 mit modernen Kommunikationsmitteln (PC, Mobile Datenerfassungsgeräte, GPS) ausgestattet. Verwaltungsabläufe und Kundenbeziehungen können dadurch optimiert und die Effizienz erhöht werden. Rundholzmobilisierung und Logistik Nach den Erhebungen der Bundeswaldinventur II verbergen sich in den Privatwäldern, speziell im Kleinprivatwald, überproportional große Holzvorräte. Die heimische Holzindustrie ist bei derzeit boomenden Märkten besonders an orts- und zeitnahen Lieferungen interessiert. Die Sägewerkskapazitäten werden derzeit auf breiter Front erweitert. Der Holzmarkt ist im Unterschied zum Agrarmarkt politisch nicht geordnet sondern funktioniert nach wie vor im freien Spiel der Kräfte nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage und wird ausschließlich vom Preis geregelt! Eine strategische Partnerschaft (Verträge mit mehrjähriger Laufzeit usw.) zur Verstetigung der Preise und der Liefer- und Abnahmemengen soll mit regionalen Kunden entwickelt werden. Angesichts aktueller forstpolitischer Entwicklungen (z.B. neue
Fördertatbestände, Kartellrechtsklage des Deutschen Sägewerksverbandes) wird im
Ostalbkreis über eine privatrechtlich organisierte
Holzvermarktungsgesellschaft nachzudenken sein, in die auch der Landkreis
wirksam seine Kompetenz einbringen soll. Erste Überlegungen in diese Richtung
wurden den Vertretern der 9 Forstbetriebsgemeinschaften und der
Realgenossenschaften im Rahmen eines Waldbesitzerforums im Kreishaus am 10.04.
2006 von Herrn Landrat Pavel vorgetragen. Aufgrund
neuester Zusagen des zuständigen Ministers Hauk kann im Ostalbkreis ggf. ein
Pilotprojekt zur Holzmobilisierung mit landesweiter Signalwirkung errichtet
werden. Das Projekt soll mit Mitteln des Ministerium für Ländlichen Raum und
durch die Holzindustrie unterstützt werden. Bereitstellung
nachwachsender Rohstoffe Im Zuge der Klimaveränderung durch globale Erwärmung ist der Aspekt der CO2-neutralen Verbrennung von Biomasse besonders aktuell. Seit einigen Jahren nimmt die Verwendung von Holz sowie von Biomasse aus der Landwirtschaft und der Landschaftspflege als Brenn- und Rohstoff stetig zu. Dies gilt sowohl für den industriellen als auch für den privaten Sektor. Derzeit entstehen vor allem im kommunalen und gewerblichen Bereich große Anlagenkapazitäten, die einen entsprechend hohen Materialbedarf nach sich ziehen. Es ist als regionale Herausforderung anzusehen, v.a. auch aus ökologischen Erwägungen (kurze Wege), diesen Bedarf zu decken, getreu dem Motto „Global denken, lokal handeln“. Entsprechende Materialflüsse können sich sowohl aus den Wäldern, landwirtschaftlichen Kulturen, aus der Landschaftspflege (Hecken etc.) und aus Abfallprodukten aus der Sägeindustrie speisen. Durch gezielte Förderung von Neuaufforstungen und den Betrieb von Energiewäldern kann die Forstwirtschaft über das bereits heute praktizierte Maß hinaus einen wesentlichen Beitrag zur Luftreinhaltung und dem Ersatz fossiler Energieträger leisten. Naturschutz im Wald Durch die Etablierung der europäischen Naturschutzrichtlinie Natura 2000 stehen die Waldbesitzer in besonderem Maße in der Verantwortung und sehen sich Restriktionen ausgesetzt. In seiner Zuständigkeit für Natura 2000-Belange im Wald führt das Forstdezernat die Erheblichkeitsprüfungen durch. Es begleitet die Erstellung der Pflege und Entwicklungspläne und hat die Verträglichkeit mit den wirtschaftlichen Interessen der Waldbesitzer herzustellen. Von 10.500 ha Schutzgebietsfläche im Ostalbkreis (FFH-Gebiete und Vogelschutzgebiete) liegen 60% im Wald! Herausforderung Globale Erwärmung - Klimawandel Die angekündigten
Klimaveränderungen werden sich auf alle Bereiche der Primärproduktion, speziell
auch auf unsere Wälder und die Forstwirtschaft negativ auswirken. Mit einschneidenden ökonomischen
und ökologischen Verlusten ist zu rechnen. Da die Wälder über die reine
Rohstofffunktion hinaus eine Vielzahl von Wohlfahrtswirkungen für die
Bevölkerung erbringen müssen, wird die Bewältigung dieser Erscheinung zur gesamtgesellschaftlichen
Aufgabenstellung. Das durch diverse
Katastrophen erworbene knowhow der Forstverwaltung beim Krisenmanagement muss
weiterentwickelt und den veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden. Den
„Waldwandel“ ökologisch wie auch ökonomisch, im Sinne einer
allgemeinen Umwelt- und Lebensvorsorge, bestmöglich zu gestalten, stellt eine
besondere Herausforderung an die Fachkompetenz, die Motivation und die
Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter für die Zukunft dar.
Erbringung der Effizienzrendite im Zuge der Eingliederung in die Landkreisverwaltung Neben der
konsequenten Einsparung von Personal bei allen relevanten Beschäftigungsgruppen
im Zuge der altersbedingten Fluktuation sollen synergiehaft zu
bewältigende zusätzliche Betätigungsfelder, intern wie extern, akquiriert
werden! Das Forstdezernat sieht aufgrund des hohen Ausbildungsstandards der
Mitarbeiter und seiner Flächenpräsenz die Möglichkeit anderen
Geschäftsbereichen zuzuarbeiten und Kooperationen einzugehen. Aufgrund der in absehbarer Zeit objektiv eintretenden Personalengpässe v.a. im Angestelltenbereich sind mittelfristig organisatorische Umbauten innerhalb des Geschäftsbereichs nötig. Am Grundprinzip der Dezentralität soll festgehalten werden. Finanzierung und Folgekosten
Keine. Anlagen
Keine. SichtvermerkeDezernent __________________________________________________ Reck Dezernat II __________________________________________________ Hubel Landrat __________________________________________________ Pavel |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||